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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855.

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Scene veränderte sich im Nu. Der Matador, den wir zuvor beschrie¬
ben -- Howland nannten ihn die Seinigen -- schwang sich in Einem
Satze von der Leiter, seine Compagnie machte Front gegen jene Straße,
die Zuschauer drängten sich dichter zusammen, Alles deutete darauf hin,
daß man diesem Zusammentreffen der beiden Compagnien wie der
eigentlichen Handlung des Dramas entgegen sah. Der Recke Howland
trat vor und rief: Willkommen, meine Herren von der achten! Die
prompteste Compagnie zwischen den Polen, das ist ein Faktum! He,
meine Freunde, brenne einer von euch einen Schwefelfaden an, die
Herren von der achten wollen löschen. -- Ich rathe, Mr. Howland, Euer
verehrlicher Kopf ist selbst ein brennendes Rumfäßchen; daran wäre
zu löschen genug, rief der Capitän der Verspotteten, und seine Com¬
pagnie schrie das Schlagwort sogleich im Chorus nach. Löscht ihn!
löscht ihn! löscht das brennende Spritlager von James Howland und
Compagnie! Und augenblicklich kam aus der Spritze der Achter ein
Wasserstrahl dahergerauscht, und schoß mit einer solchen Heftigkeit an
Howland's Kopf, daß es den mächtigen Körper fast zu Boden riß.
Der Bursche gebärdete sich wie toll und commandirte mit einer Sten¬
torstimme: An die Pumpe! Seine Compagnie schöpfte, zielte und
schleuderte der achten eine wüthende Decharge zu. Die Mannschaften
beider Partheien bombardirten sich mit dem äußersten Eifer aus ihren
Spritzen. Ihre Wasserstrahlen rauschten im Bogen bald über bald
unter einander hin, bald begegneten sie sich im Kernschuß und prallten
gegen einander, daß der ganz Schwall zischend zerspritzte, und rings
im Zuschauerkreis die kostbaren Toiletten der Damen einnäßte, welche
mit lautem Gekreisch auseinanderstoben und doch immer von Neuem
sich zudrängten, indeß die Männer mit Händen und Füßen applau¬
dirten und hochjauchzende Zurufe erschallen ließen, um die tollen Kämpfer
noch mehr zu entflammen. Inzwischen ging der achten Compagnie ihr
mitgebrachter Wasservorrath aus; sie war nun an den Brunnen des
Ortes angewiesen, welchen aber ihre Gegner im Besitz hatten. Es
galt einen Kampf darum. Entschlossen schoben sie ihre elegante Spritze
vor, entschlossen stellte sich Howland mit den Seinigen um den Brun¬
nen. Beide Parteien, naß wie Taucherenten, scheinen gleichwohl, den
Schmiedekohlen gleich, nur angefeuchtet um desto lichter zu brennen.
Roth von Kampfeshitze und überfließender Begier ihr Blut zu kühlen,

Scene veränderte ſich im Nu. Der Matador, den wir zuvor beſchrie¬
ben — Howland nannten ihn die Seinigen — ſchwang ſich in Einem
Satze von der Leiter, ſeine Compagnie machte Front gegen jene Straße,
die Zuſchauer drängten ſich dichter zuſammen, Alles deutete darauf hin,
daß man dieſem Zuſammentreffen der beiden Compagnien wie der
eigentlichen Handlung des Dramas entgegen ſah. Der Recke Howland
trat vor und rief: Willkommen, meine Herren von der achten! Die
prompteſte Compagnie zwiſchen den Polen, das iſt ein Faktum! He,
meine Freunde, brenne einer von euch einen Schwefelfaden an, die
Herren von der achten wollen löſchen. — Ich rathe, Mr. Howland, Euer
verehrlicher Kopf iſt ſelbſt ein brennendes Rumfäßchen; daran wäre
zu löſchen genug, rief der Capitän der Verſpotteten, und ſeine Com¬
pagnie ſchrie das Schlagwort ſogleich im Chorus nach. Löſcht ihn!
löſcht ihn! löſcht das brennende Spritlager von James Howland und
Compagnie! Und augenblicklich kam aus der Spritze der Achter ein
Waſſerſtrahl dahergerauſcht, und ſchoß mit einer ſolchen Heftigkeit an
Howland's Kopf, daß es den mächtigen Körper faſt zu Boden riß.
Der Burſche gebärdete ſich wie toll und commandirte mit einer Sten¬
torſtimme: An die Pumpe! Seine Compagnie ſchöpfte, zielte und
ſchleuderte der achten eine wüthende Decharge zu. Die Mannſchaften
beider Partheien bombardirten ſich mit dem äußerſten Eifer aus ihren
Spritzen. Ihre Waſſerſtrahlen rauſchten im Bogen bald über bald
unter einander hin, bald begegneten ſie ſich im Kernſchuß und prallten
gegen einander, daß der ganz Schwall ziſchend zerſpritzte, und rings
im Zuſchauerkreis die koſtbaren Toiletten der Damen einnäßte, welche
mit lautem Gekreiſch auseinanderſtoben und doch immer von Neuem
ſich zudrängten, indeß die Männer mit Händen und Füßen applau¬
dirten und hochjauchzende Zurufe erſchallen ließen, um die tollen Kämpfer
noch mehr zu entflammen. Inzwiſchen ging der achten Compagnie ihr
mitgebrachter Waſſervorrath aus; ſie war nun an den Brunnen des
Ortes angewieſen, welchen aber ihre Gegner im Beſitz hatten. Es
galt einen Kampf darum. Entſchloſſen ſchoben ſie ihre elegante Spritze
vor, entſchloſſen ſtellte ſich Howland mit den Seinigen um den Brun¬
nen. Beide Parteien, naß wie Taucherenten, ſcheinen gleichwohl, den
Schmiedekohlen gleich, nur angefeuchtet um deſto lichter zu brennen.
Roth von Kampfeshitze und überfließender Begier ihr Blut zu kühlen,

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[42/0060] Scene veränderte ſich im Nu. Der Matador, den wir zuvor beſchrie¬ ben — Howland nannten ihn die Seinigen — ſchwang ſich in Einem Satze von der Leiter, ſeine Compagnie machte Front gegen jene Straße, die Zuſchauer drängten ſich dichter zuſammen, Alles deutete darauf hin, daß man dieſem Zuſammentreffen der beiden Compagnien wie der eigentlichen Handlung des Dramas entgegen ſah. Der Recke Howland trat vor und rief: Willkommen, meine Herren von der achten! Die prompteſte Compagnie zwiſchen den Polen, das iſt ein Faktum! He, meine Freunde, brenne einer von euch einen Schwefelfaden an, die Herren von der achten wollen löſchen. — Ich rathe, Mr. Howland, Euer verehrlicher Kopf iſt ſelbſt ein brennendes Rumfäßchen; daran wäre zu löſchen genug, rief der Capitän der Verſpotteten, und ſeine Com¬ pagnie ſchrie das Schlagwort ſogleich im Chorus nach. Löſcht ihn! löſcht ihn! löſcht das brennende Spritlager von James Howland und Compagnie! Und augenblicklich kam aus der Spritze der Achter ein Waſſerſtrahl dahergerauſcht, und ſchoß mit einer ſolchen Heftigkeit an Howland's Kopf, daß es den mächtigen Körper faſt zu Boden riß. Der Burſche gebärdete ſich wie toll und commandirte mit einer Sten¬ torſtimme: An die Pumpe! Seine Compagnie ſchöpfte, zielte und ſchleuderte der achten eine wüthende Decharge zu. Die Mannſchaften beider Partheien bombardirten ſich mit dem äußerſten Eifer aus ihren Spritzen. Ihre Waſſerſtrahlen rauſchten im Bogen bald über bald unter einander hin, bald begegneten ſie ſich im Kernſchuß und prallten gegen einander, daß der ganz Schwall ziſchend zerſpritzte, und rings im Zuſchauerkreis die koſtbaren Toiletten der Damen einnäßte, welche mit lautem Gekreiſch auseinanderſtoben und doch immer von Neuem ſich zudrängten, indeß die Männer mit Händen und Füßen applau¬ dirten und hochjauchzende Zurufe erſchallen ließen, um die tollen Kämpfer noch mehr zu entflammen. Inzwiſchen ging der achten Compagnie ihr mitgebrachter Waſſervorrath aus; ſie war nun an den Brunnen des Ortes angewieſen, welchen aber ihre Gegner im Beſitz hatten. Es galt einen Kampf darum. Entſchloſſen ſchoben ſie ihre elegante Spritze vor, entſchloſſen ſtellte ſich Howland mit den Seinigen um den Brun¬ nen. Beide Parteien, naß wie Taucherenten, ſcheinen gleichwohl, den Schmiedekohlen gleich, nur angefeuchtet um deſto lichter zu brennen. Roth von Kampfeshitze und überfließender Begier ihr Blut zu kühlen,

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Zitationshilfe: Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/60>, abgerufen am 27.11.2024.