Benthal empfing das Blatt, überflog die erste Seite und fragte gleichgiltig: Hm! der Verein will das neue Jerusalem aufbauen und beschreibt den Tempel wie eine Art Blockhaus. Was weiter?
Die zweite Seite, wenn ich bitten darf, wo er das Costüm der Gläubigen vorschreibt.
Benthal wendete um und las vom Blatte weg deutsch:
Das Kleid, welches vollkommen dem Innern des heiligen Men¬ schen und seiner reinsten Umgebung entspricht, soll beschaffen sein, wie folgt: die Hosen dürfen nicht zu weit und nicht zu eng sein, -- die Unterhosen verbinde man so mit den Hosen, daß sie frei darin hängen und mit denselben angezogen werden. Jeder wählt sich die Farbe seiner Kleidung nach der Art des Schmutzes seiner Arbeit; zu den Zeiten aber, wo man keine schmutzende Beschäftigung hat, soll man tragen Hosen von glänzendem Hellgelb, einen schneeweißen Rock und einen glänzend gelben oder goldenen Gürtel. Ein goldener Hut, von glän¬ zend hellgelber Farbe ist der beste. Er soll da, wo er am Kopfe an¬ liegt, kleine Luftlöcher haben, welche durch lose Einfassung mit den edelsten Perlen und Steinen, so edel als man sie kaufen kann, ver¬ deckt werden sollen. Die weiblichen Personen, welche von Natur lange Haupthaare tragen, sollen diese zu dem einzig richtigen Zwecke dersel¬ ben, ihren Hals damit zu erwärmen, benützen, und sie auf passende Weise gebunden, um den Hals herumwinden. Die männlichen Per¬ sonen, denen zur Beihilfe ihrer kürzeren Haupthaare auch Bärte ge¬ geben sind, sollen diese nicht hinwegrasiren, denn der Bart ist ein Hauptbestandtheil des männlichen Körpers nach Gottes allmächtigem Willen, und durch wiederholtes Abrasiren desselben verwachsen die Wurzeln dermaßen, daß sie das Gesicht sehr verderben, und es kann auch das Abschneiden des Bartes nur von sehr naturwidrigen Folgen sein. Die im Amte stehenden Lehrer und Aeltesten des Volks sollen auf weißen Pferden reiten, denn die Pflichten ihres Amtes machen sie zur unmittelbarsten Umsicht im hellen Geiste aller Erkenntnisse verbind¬ lich ; weßhalb sich dieses Amt hiebei auch durch die Helle äußern muß. Die Richter sollen auf Pferden von lebhafter braunrother Farbe reiten; denn aus ihrem Amte soll der Eifer einer feurigen Energie sprechen. Die Kassenverwalter sollen auf schwarzen Pferden reiten, so wie die unmittelbarste Aeußerung ihres Amtes sich mit den Bedürfnissen be¬
Benthal empfing das Blatt, überflog die erſte Seite und fragte gleichgiltig: Hm! der Verein will das neue Jeruſalem aufbauen und beſchreibt den Tempel wie eine Art Blockhaus. Was weiter?
Die zweite Seite, wenn ich bitten darf, wo er das Coſtüm der Gläubigen vorſchreibt.
Benthal wendete um und las vom Blatte weg deutſch:
Das Kleid, welches vollkommen dem Innern des heiligen Men¬ ſchen und ſeiner reinſten Umgebung entſpricht, ſoll beſchaffen ſein, wie folgt: die Hoſen dürfen nicht zu weit und nicht zu eng ſein, — die Unterhoſen verbinde man ſo mit den Hoſen, daß ſie frei darin hängen und mit denſelben angezogen werden. Jeder wählt ſich die Farbe ſeiner Kleidung nach der Art des Schmutzes ſeiner Arbeit; zu den Zeiten aber, wo man keine ſchmutzende Beſchäftigung hat, ſoll man tragen Hoſen von glänzendem Hellgelb, einen ſchneeweißen Rock und einen glänzend gelben oder goldenen Gürtel. Ein goldener Hut, von glän¬ zend hellgelber Farbe iſt der beſte. Er ſoll da, wo er am Kopfe an¬ liegt, kleine Luftlöcher haben, welche durch loſe Einfaſſung mit den edelſten Perlen und Steinen, ſo edel als man ſie kaufen kann, ver¬ deckt werden ſollen. Die weiblichen Perſonen, welche von Natur lange Haupthaare tragen, ſollen dieſe zu dem einzig richtigen Zwecke derſel¬ ben, ihren Hals damit zu erwärmen, benützen, und ſie auf paſſende Weiſe gebunden, um den Hals herumwinden. Die männlichen Per¬ ſonen, denen zur Beihilfe ihrer kürzeren Haupthaare auch Bärte ge¬ geben ſind, ſollen dieſe nicht hinwegraſiren, denn der Bart iſt ein Hauptbeſtandtheil des männlichen Körpers nach Gottes allmächtigem Willen, und durch wiederholtes Abraſiren deſſelben verwachſen die Wurzeln dermaßen, daß ſie das Geſicht ſehr verderben, und es kann auch das Abſchneiden des Bartes nur von ſehr naturwidrigen Folgen ſein. Die im Amte ſtehenden Lehrer und Aelteſten des Volks ſollen auf weißen Pferden reiten, denn die Pflichten ihres Amtes machen ſie zur unmittelbarſten Umſicht im hellen Geiſte aller Erkenntniſſe verbind¬ lich ; weßhalb ſich dieſes Amt hiebei auch durch die Helle äußern muß. Die Richter ſollen auf Pferden von lebhafter braunrother Farbe reiten; denn aus ihrem Amte ſoll der Eifer einer feurigen Energie ſprechen. Die Kaſſenverwalter ſollen auf ſchwarzen Pferden reiten, ſo wie die unmittelbarſte Aeußerung ihres Amtes ſich mit den Bedürfniſſen be¬
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Benthal empfing das Blatt, überflog die erſte Seite und fragte
gleichgiltig: Hm! der Verein will das neue Jeruſalem aufbauen und
beſchreibt den Tempel wie eine Art Blockhaus. Was weiter?
Die zweite Seite, wenn ich bitten darf, wo er das Coſtüm der
Gläubigen vorſchreibt.
Benthal wendete um und las vom Blatte weg deutſch:
Das Kleid, welches vollkommen dem Innern des heiligen Men¬
ſchen und ſeiner reinſten Umgebung entſpricht, ſoll beſchaffen ſein, wie
folgt: die Hoſen dürfen nicht zu weit und nicht zu eng ſein, — die
Unterhoſen verbinde man ſo mit den Hoſen, daß ſie frei darin hängen
und mit denſelben angezogen werden. Jeder wählt ſich die Farbe ſeiner
Kleidung nach der Art des Schmutzes ſeiner Arbeit; zu den Zeiten
aber, wo man keine ſchmutzende Beſchäftigung hat, ſoll man tragen
Hoſen von glänzendem Hellgelb, einen ſchneeweißen Rock und einen
glänzend gelben oder goldenen Gürtel. Ein goldener Hut, von glän¬
zend hellgelber Farbe iſt der beſte. Er ſoll da, wo er am Kopfe an¬
liegt, kleine Luftlöcher haben, welche durch loſe Einfaſſung mit den
edelſten Perlen und Steinen, ſo edel als man ſie kaufen kann, ver¬
deckt werden ſollen. Die weiblichen Perſonen, welche von Natur lange
Haupthaare tragen, ſollen dieſe zu dem einzig richtigen Zwecke derſel¬
ben, ihren Hals damit zu erwärmen, benützen, und ſie auf paſſende
Weiſe gebunden, um den Hals herumwinden. Die männlichen Per¬
ſonen, denen zur Beihilfe ihrer kürzeren Haupthaare auch Bärte ge¬
geben ſind, ſollen dieſe nicht hinwegraſiren, denn der Bart iſt ein
Hauptbeſtandtheil des männlichen Körpers nach Gottes allmächtigem
Willen, und durch wiederholtes Abraſiren deſſelben verwachſen die
Wurzeln dermaßen, daß ſie das Geſicht ſehr verderben, und es kann
auch das Abſchneiden des Bartes nur von ſehr naturwidrigen Folgen
ſein. Die im Amte ſtehenden Lehrer und Aelteſten des Volks ſollen
auf weißen Pferden reiten, denn die Pflichten ihres Amtes machen ſie
zur unmittelbarſten Umſicht im hellen Geiſte aller Erkenntniſſe verbind¬
lich ; weßhalb ſich dieſes Amt hiebei auch durch die Helle äußern muß.
Die Richter ſollen auf Pferden von lebhafter braunrother Farbe reiten;
denn aus ihrem Amte ſoll der Eifer einer feurigen Energie ſprechen.
Die Kaſſenverwalter ſollen auf ſchwarzen Pferden reiten, ſo wie die
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/134>, abgerufen am 25.11.2024.
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