Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.zu einer Zeit, wo Holger seine Freude, endlich mit dem Feinde zusammentreffen zu können, gern jedem Ohr mitgetheilt hätte, fiel wie zerschmolzenes Blei versengend auf seine Seele. Dunkles Vorgefühl eines großen Unheils, das er sich vergebens deutlich zu machen suchte, ergriff ihn so, daß er Alles um sich vergaß. Da hörte er auf einmal Madsens Stimme, die unten im Raume die bekannten Worte herauftönen ließ: Und führ' ihn rasch durch Kampf und Spiel Und Sieg bis an des Grabes Ziel Einher! Er horchte auf; das niedergedämpfte muthige Feuer in seinem Herzen loderte hoch auf, und wie ein Blitz fiel ein kühner Gedanke in seine Seele, den er begierig ergriff und weiter ausbildete. Es war als vereinten sich die Wehmuth seines Freundes, die Stimme des Dieners, eben so metallvoll, als da sie ihm jenen Bericht ablegte, die Aeußerungen des Chefs der Fregatte, ja John's eigene Worte denselben Morgen, um einen kühnen Entschluß in ihm zu reifen. Es sei! sagte er auf einmal entschlossen. Er muß sich selbst verspäten! Von diesem Augenblick war er gelassen, ruhig, gesprächig; neuer Eifer und Umsicht machten ihn wieder ganz zu sich selbst; aber seine Haltung blieb streng und ernst. Zur bestimmten Zeit kamen die beurlaubten Leute zu einer Zeit, wo Holger seine Freude, endlich mit dem Feinde zusammentreffen zu können, gern jedem Ohr mitgetheilt hätte, fiel wie zerschmolzenes Blei versengend auf seine Seele. Dunkles Vorgefühl eines großen Unheils, das er sich vergebens deutlich zu machen suchte, ergriff ihn so, daß er Alles um sich vergaß. Da hörte er auf einmal Madsens Stimme, die unten im Raume die bekannten Worte herauftönen ließ: Und führ' ihn rasch durch Kampf und Spiel Und Sieg bis an des Grabes Ziel Einher! Er horchte auf; das niedergedämpfte muthige Feuer in seinem Herzen loderte hoch auf, und wie ein Blitz fiel ein kühner Gedanke in seine Seele, den er begierig ergriff und weiter ausbildete. Es war als vereinten sich die Wehmuth seines Freundes, die Stimme des Dieners, eben so metallvoll, als da sie ihm jenen Bericht ablegte, die Aeußerungen des Chefs der Fregatte, ja John's eigene Worte denselben Morgen, um einen kühnen Entschluß in ihm zu reifen. Es sei! sagte er auf einmal entschlossen. Er muß sich selbst verspäten! Von diesem Augenblick war er gelassen, ruhig, gesprächig; neuer Eifer und Umsicht machten ihn wieder ganz zu sich selbst; aber seine Haltung blieb streng und ernst. Zur bestimmten Zeit kamen die beurlaubten Leute <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0081"/> zu einer Zeit, wo Holger seine Freude, endlich mit dem Feinde zusammentreffen zu können, gern jedem Ohr mitgetheilt hätte, fiel wie zerschmolzenes Blei versengend auf seine Seele. Dunkles Vorgefühl eines großen Unheils, das er sich vergebens deutlich zu machen suchte, ergriff ihn so, daß er Alles um sich vergaß. Da hörte er auf einmal Madsens Stimme, die unten im Raume die bekannten Worte herauftönen ließ:</p><lb/> <lg> <l>Und führ' ihn rasch durch Kampf und Spiel</l> <l>Und Sieg bis an des Grabes Ziel</l> <l>Einher!</l> </lg> <p>Er horchte auf; das niedergedämpfte muthige Feuer in seinem Herzen loderte hoch auf, und wie ein Blitz fiel ein kühner Gedanke in seine Seele, den er begierig ergriff und weiter ausbildete. Es war als vereinten sich die Wehmuth seines Freundes, die Stimme des Dieners, eben so metallvoll, als da sie ihm jenen Bericht ablegte, die Aeußerungen des Chefs der Fregatte, ja John's eigene Worte denselben Morgen, um einen kühnen Entschluß in ihm zu reifen. Es sei! sagte er auf einmal entschlossen. Er muß sich selbst verspäten!</p><lb/> <p>Von diesem Augenblick war er gelassen, ruhig, gesprächig; neuer Eifer und Umsicht machten ihn wieder ganz zu sich selbst; aber seine Haltung blieb streng und ernst.</p><lb/> <p>Zur bestimmten Zeit kamen die beurlaubten Leute<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0081]
zu einer Zeit, wo Holger seine Freude, endlich mit dem Feinde zusammentreffen zu können, gern jedem Ohr mitgetheilt hätte, fiel wie zerschmolzenes Blei versengend auf seine Seele. Dunkles Vorgefühl eines großen Unheils, das er sich vergebens deutlich zu machen suchte, ergriff ihn so, daß er Alles um sich vergaß. Da hörte er auf einmal Madsens Stimme, die unten im Raume die bekannten Worte herauftönen ließ:
Und führ' ihn rasch durch Kampf und Spiel Und Sieg bis an des Grabes Ziel Einher!
Er horchte auf; das niedergedämpfte muthige Feuer in seinem Herzen loderte hoch auf, und wie ein Blitz fiel ein kühner Gedanke in seine Seele, den er begierig ergriff und weiter ausbildete. Es war als vereinten sich die Wehmuth seines Freundes, die Stimme des Dieners, eben so metallvoll, als da sie ihm jenen Bericht ablegte, die Aeußerungen des Chefs der Fregatte, ja John's eigene Worte denselben Morgen, um einen kühnen Entschluß in ihm zu reifen. Es sei! sagte er auf einmal entschlossen. Er muß sich selbst verspäten!
Von diesem Augenblick war er gelassen, ruhig, gesprächig; neuer Eifer und Umsicht machten ihn wieder ganz zu sich selbst; aber seine Haltung blieb streng und ernst.
Zur bestimmten Zeit kamen die beurlaubten Leute
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/81 |
Zitationshilfe: | Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/81>, abgerufen am 18.07.2024. |