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Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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der Teufel dort brauen! dachte ich, mit Respect zu sagen, bei mir und schlich seitwärts ein Felsenstück hinauf, von dem ich den Herrn Lieutenant und Alle zusammen beobachten konnte, ohne jedoch die hochdeutsche Sprache zu verstehen, die sie unter sich redeten. Aber es war nun auch hell geworden, und ich merkte wohl aus den Geberden, wo es hinauswollte, denn ich bin nicht dumm. Da wurden endlich die Säbel gezogen, und das Gefecht begann; allein mein Lieutenant stand da, blaß wie ein Todter, und bewegte sich nicht von der Stelle. Es zuckte mir in allen Gliedern, herunterzustürzen, ihm den Säbel zu entreißen und an Seine Stelle zu treten, Herr Lieutenant, als der Zweite auf Ihn eindrang. Aber unser einer darf ja nicht muffen. Da fiel der Andere und mit ihm meinem Lieutenant ein Stein vom Herzen. Er stürzte eilig hinzu, wie der Küchenjunge, wenn der Brei gar ist, und ich kehrte wie dumm zurück, denn ich hatte gesehen, was ich nicht gedacht. Da sah ich wohl ein, daß es übel ist, zu denken, wo man Respect haben soll.

Du sollst ja auch nicht denken, das weißt du einmal, rief Holger entschlossen; aber mir sagen magst du, ob ich, ob des Königs Rock dir werth ist?

Wie mein Leben! versetzte Mads innig.

Und die Ehre der Dänenflagge?

meine Seligkeit!

Und wenn du nun einen Hallunken sähest, der ihr einen Makel anhängen wollte?

der Teufel dort brauen! dachte ich, mit Respect zu sagen, bei mir und schlich seitwärts ein Felsenstück hinauf, von dem ich den Herrn Lieutenant und Alle zusammen beobachten konnte, ohne jedoch die hochdeutsche Sprache zu verstehen, die sie unter sich redeten. Aber es war nun auch hell geworden, und ich merkte wohl aus den Geberden, wo es hinauswollte, denn ich bin nicht dumm. Da wurden endlich die Säbel gezogen, und das Gefecht begann; allein mein Lieutenant stand da, blaß wie ein Todter, und bewegte sich nicht von der Stelle. Es zuckte mir in allen Gliedern, herunterzustürzen, ihm den Säbel zu entreißen und an Seine Stelle zu treten, Herr Lieutenant, als der Zweite auf Ihn eindrang. Aber unser einer darf ja nicht muffen. Da fiel der Andere und mit ihm meinem Lieutenant ein Stein vom Herzen. Er stürzte eilig hinzu, wie der Küchenjunge, wenn der Brei gar ist, und ich kehrte wie dumm zurück, denn ich hatte gesehen, was ich nicht gedacht. Da sah ich wohl ein, daß es übel ist, zu denken, wo man Respect haben soll.

Du sollst ja auch nicht denken, das weißt du einmal, rief Holger entschlossen; aber mir sagen magst du, ob ich, ob des Königs Rock dir werth ist?

Wie mein Leben! versetzte Mads innig.

Und die Ehre der Dänenflagge?

meine Seligkeit!

Und wenn du nun einen Hallunken sähest, der ihr einen Makel anhängen wollte?

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[0070] der Teufel dort brauen! dachte ich, mit Respect zu sagen, bei mir und schlich seitwärts ein Felsenstück hinauf, von dem ich den Herrn Lieutenant und Alle zusammen beobachten konnte, ohne jedoch die hochdeutsche Sprache zu verstehen, die sie unter sich redeten. Aber es war nun auch hell geworden, und ich merkte wohl aus den Geberden, wo es hinauswollte, denn ich bin nicht dumm. Da wurden endlich die Säbel gezogen, und das Gefecht begann; allein mein Lieutenant stand da, blaß wie ein Todter, und bewegte sich nicht von der Stelle. Es zuckte mir in allen Gliedern, herunterzustürzen, ihm den Säbel zu entreißen und an Seine Stelle zu treten, Herr Lieutenant, als der Zweite auf Ihn eindrang. Aber unser einer darf ja nicht muffen. Da fiel der Andere und mit ihm meinem Lieutenant ein Stein vom Herzen. Er stürzte eilig hinzu, wie der Küchenjunge, wenn der Brei gar ist, und ich kehrte wie dumm zurück, denn ich hatte gesehen, was ich nicht gedacht. Da sah ich wohl ein, daß es übel ist, zu denken, wo man Respect haben soll. Du sollst ja auch nicht denken, das weißt du einmal, rief Holger entschlossen; aber mir sagen magst du, ob ich, ob des Königs Rock dir werth ist? Wie mein Leben! versetzte Mads innig. Und die Ehre der Dänenflagge? meine Seligkeit! Und wenn du nun einen Hallunken sähest, der ihr einen Makel anhängen wollte?

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:52:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:52:36Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/70>, abgerufen am 06.05.2024.