Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Offizieren, alle auf einen Augenblick selbst den bezaubernden Gegenstand ihrer ersten Flammen vergessend, die schäumenden Champagnerbecher auf das Wohl des Königs, des Vaterlandes, ihrer Flagge, ihres Chefs und ihres Standes, in ihren jugendlichen Augen des ersten in der Welt. Ohne sich von der nahen Tanzmusik irre machen zu lassen, stimmten sie des unsterblichen Ewald vaterländisches Lied an, und des ernsteren Woldemar hellklingende Altstimme drang selbst in die Ohren der Tanzenden, als er froh begeistert die geweihten Worte sang: Der Dänen Weg zu Ruhm und Macht, Schwarzdunkles Meer! Nimm auf den Freund, der froh der Schlacht, Kühn der Gefahr entgegenlacht, So stolz, wie du des Sturmes Macht, Schwarzdunkles Meer! Und führ ihn rasch durch Kampf und Spiel Und Sieg bis an des Grabes Ziel Einher. Mit wo möglich noch stolzerem Selbstgefühl traten nun die Jünglinge glühend in den Saal und mischten sich in die munteren Reihen, jedoch deuteten ihre unter sich winkenden Blicke auf eine geheime Abrede, und kaum war auch der Ball, zur bestimmten frühen Morgenstunde beendigt, kaum hatte Jeder seine Schöne an den wartenden Wagen begleitet, als ein kleiner Kreis von Offizieren, alle auf einen Augenblick selbst den bezaubernden Gegenstand ihrer ersten Flammen vergessend, die schäumenden Champagnerbecher auf das Wohl des Königs, des Vaterlandes, ihrer Flagge, ihres Chefs und ihres Standes, in ihren jugendlichen Augen des ersten in der Welt. Ohne sich von der nahen Tanzmusik irre machen zu lassen, stimmten sie des unsterblichen Ewald vaterländisches Lied an, und des ernsteren Woldemar hellklingende Altstimme drang selbst in die Ohren der Tanzenden, als er froh begeistert die geweihten Worte sang: Der Dänen Weg zu Ruhm und Macht, Schwarzdunkles Meer! Nimm auf den Freund, der froh der Schlacht, Kühn der Gefahr entgegenlacht, So stolz, wie du des Sturmes Macht, Schwarzdunkles Meer! Und führ ihn rasch durch Kampf und Spiel Und Sieg bis an des Grabes Ziel Einher. Mit wo möglich noch stolzerem Selbstgefühl traten nun die Jünglinge glühend in den Saal und mischten sich in die munteren Reihen, jedoch deuteten ihre unter sich winkenden Blicke auf eine geheime Abrede, und kaum war auch der Ball, zur bestimmten frühen Morgenstunde beendigt, kaum hatte Jeder seine Schöne an den wartenden Wagen begleitet, als ein kleiner Kreis von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020"/> Offizieren, alle auf einen Augenblick selbst den bezaubernden Gegenstand ihrer ersten Flammen vergessend, die schäumenden Champagnerbecher auf das Wohl des Königs, des Vaterlandes, ihrer Flagge, ihres Chefs und ihres Standes, in ihren jugendlichen Augen des ersten in der Welt. Ohne sich von der nahen Tanzmusik irre machen zu lassen, stimmten sie des unsterblichen Ewald vaterländisches Lied an, und des ernsteren Woldemar hellklingende Altstimme drang selbst in die Ohren der Tanzenden, als er froh begeistert die geweihten Worte sang:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Der Dänen Weg zu Ruhm und Macht,</l> <l>Schwarzdunkles Meer!</l> <l>Nimm auf den Freund, der froh der Schlacht,</l> <l>Kühn der Gefahr entgegenlacht,</l> <l>So stolz, wie du des Sturmes Macht,</l> <l>Schwarzdunkles Meer!</l> <l>Und führ ihn rasch durch Kampf und Spiel</l> <l>Und Sieg bis an des Grabes Ziel</l> <l>Einher.</l> </lg> <p>Mit wo möglich noch stolzerem Selbstgefühl traten nun die Jünglinge glühend in den Saal und mischten sich in die munteren Reihen, jedoch deuteten ihre unter sich winkenden Blicke auf eine geheime Abrede, und kaum war auch der Ball, zur bestimmten frühen Morgenstunde beendigt, kaum hatte Jeder seine Schöne an den wartenden Wagen begleitet, als ein kleiner Kreis von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
Offizieren, alle auf einen Augenblick selbst den bezaubernden Gegenstand ihrer ersten Flammen vergessend, die schäumenden Champagnerbecher auf das Wohl des Königs, des Vaterlandes, ihrer Flagge, ihres Chefs und ihres Standes, in ihren jugendlichen Augen des ersten in der Welt. Ohne sich von der nahen Tanzmusik irre machen zu lassen, stimmten sie des unsterblichen Ewald vaterländisches Lied an, und des ernsteren Woldemar hellklingende Altstimme drang selbst in die Ohren der Tanzenden, als er froh begeistert die geweihten Worte sang:
Der Dänen Weg zu Ruhm und Macht, Schwarzdunkles Meer! Nimm auf den Freund, der froh der Schlacht, Kühn der Gefahr entgegenlacht, So stolz, wie du des Sturmes Macht, Schwarzdunkles Meer! Und führ ihn rasch durch Kampf und Spiel Und Sieg bis an des Grabes Ziel Einher.
Mit wo möglich noch stolzerem Selbstgefühl traten nun die Jünglinge glühend in den Saal und mischten sich in die munteren Reihen, jedoch deuteten ihre unter sich winkenden Blicke auf eine geheime Abrede, und kaum war auch der Ball, zur bestimmten frühen Morgenstunde beendigt, kaum hatte Jeder seine Schöne an den wartenden Wagen begleitet, als ein kleiner Kreis von
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Zitationshilfe: | Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/20>, abgerufen am 16.07.2024. |