Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

Bild:
<< vorherige Seite

tigen Gerätschaften von Dorf zu Dorf wandert, überall sechs-
wöchentlichen Aufenthalt nehmend, um die Mädchen der um-
liegenden Ortschaften im Kochen zu unterweisen. Der Wert
dieser Wanderkurse wird noch erhöht, wenn die Lehrerin, wie
wir das hie und da finden, auch Flickunterricht mit erteilt
und eine Wanderbibliothek mit sich führt, durch die sie
noch weitere Anregung zu geben, auf die Gedankenwelt der
Schülerinnen und ihrer Eltern mit einzuwirken vermag.

Ziel der Frauenbewegung auf dem hier behandelten Ge-
biet ist also, unser obligatorisches Fach- und Fortbildungs-
schulwesen dahin ausgebaut zu sehen, daß eine möglichst große
Zahl erwerbstätiger Mädchen Berufsausbildung bekommt,
soweit obligatorische, in der Zeit beschränkte Fachklassen sie
zu geben vermögen und daß außerdem möglichst ausnahms-
los die Mädchen unseres Volkes zu hauswirtschaftlicher Aus-
bildung herangezogen werden - sei es durch hauswirtschaft-
lichen Unterricht in der obersten Schulklasse oder durch Fort-
bildungsschulzwang, sei es - was ja am nachhaltigsten wirken
würde -durch beide Unterrichtsarten an einander ange-
schlossen. Die volkswirtschaftliche Wichtigkeit solcher Forde-
rungen braucht nach allem Vorausgeschickten nicht nochmals
betont zu werden.

Von entscheidender Bedeutung aber für den Erfolg un-
seres Fortbildungsschulwesens - soweit es die Mädchen be-
trifft - wird es sein, daß tüchtige Frauen an diesen Schulen
unterrichten, Frauen, die ihre Aufgabe voll erfassen und Einfluß
zu gewinnen verstehen auf die weibliche Jugend unseres Volkes,
einen Einfluß, der neben der selbstverständlich nie zu entbehren-
den Mitarbeit des Mannes aber nur dann zu rechter Geltung
kommen wird, wenn die Fortbildungsschullehrerin in jeder
Beziehung gut vorbereitet an ihre Aufgabe herantritt. Je

tigen Gerätschaften von Dorf zu Dorf wandert, überall sechs-
wöchentlichen Aufenthalt nehmend, um die Mädchen der um-
liegenden Ortschaften im Kochen zu unterweisen. Der Wert
dieser Wanderkurse wird noch erhöht, wenn die Lehrerin, wie
wir das hie und da finden, auch Flickunterricht mit erteilt
und eine Wanderbibliothek mit sich führt, durch die sie
noch weitere Anregung zu geben, auf die Gedankenwelt der
Schülerinnen und ihrer Eltern mit einzuwirken vermag.

Ziel der Frauenbewegung auf dem hier behandelten Ge-
biet ist also, unser obligatorisches Fach- und Fortbildungs-
schulwesen dahin ausgebaut zu sehen, daß eine möglichst große
Zahl erwerbstätiger Mädchen Berufsausbildung bekommt,
soweit obligatorische, in der Zeit beschränkte Fachklassen sie
zu geben vermögen und daß außerdem möglichst ausnahms-
los die Mädchen unseres Volkes zu hauswirtschaftlicher Aus-
bildung herangezogen werden – sei es durch hauswirtschaft-
lichen Unterricht in der obersten Schulklasse oder durch Fort-
bildungsschulzwang, sei es – was ja am nachhaltigsten wirken
würde –durch beide Unterrichtsarten an einander ange-
schlossen. Die volkswirtschaftliche Wichtigkeit solcher Forde-
rungen braucht nach allem Vorausgeschickten nicht nochmals
betont zu werden.

Von entscheidender Bedeutung aber für den Erfolg un-
seres Fortbildungsschulwesens – soweit es die Mädchen be-
trifft – wird es sein, daß tüchtige Frauen an diesen Schulen
unterrichten, Frauen, die ihre Aufgabe voll erfassen und Einfluß
zu gewinnen verstehen auf die weibliche Jugend unseres Volkes,
einen Einfluß, der neben der selbstverständlich nie zu entbehren-
den Mitarbeit des Mannes aber nur dann zu rechter Geltung
kommen wird, wenn die Fortbildungsschullehrerin in jeder
Beziehung gut vorbereitet an ihre Aufgabe herantritt. Je

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0028" n="18"/>
tigen Gerätschaften von Dorf zu Dorf wandert, überall sechs-<lb/>
wöchentlichen Aufenthalt nehmend, um die Mädchen der um-<lb/>
liegenden Ortschaften im Kochen zu unterweisen. Der Wert<lb/>
dieser Wanderkurse wird noch erhöht, wenn die Lehrerin, wie<lb/>
wir das hie und da finden, auch Flickunterricht mit erteilt<lb/>
und <hi rendition="#g">eine Wanderbibliothek</hi> mit sich führt, durch die sie<lb/>
noch weitere Anregung zu geben, auf die Gedankenwelt der<lb/>
Schülerinnen und ihrer Eltern mit einzuwirken vermag.</p><lb/>
        <p>Ziel der Frauenbewegung auf dem hier behandelten Ge-<lb/>
biet ist also, unser obligatorisches Fach- und Fortbildungs-<lb/>
schulwesen dahin ausgebaut zu sehen, daß eine möglichst große<lb/>
Zahl erwerbstätiger Mädchen <hi rendition="#g">Berufs</hi>ausbildung bekommt,<lb/>
soweit obligatorische, in der Zeit beschränkte Fachklassen sie<lb/>
zu geben vermögen und daß außerdem möglichst ausnahms-<lb/>
los die Mädchen unseres Volkes zu hauswirtschaftlicher Aus-<lb/>
bildung herangezogen werden &#x2013; sei es durch hauswirtschaft-<lb/>
lichen Unterricht in der obersten Schulklasse oder durch Fort-<lb/>
bildungsschulzwang, sei es &#x2013; was ja am nachhaltigsten wirken<lb/>
würde &#x2013;durch beide Unterrichtsarten an einander ange-<lb/>
schlossen. Die volkswirtschaftliche Wichtigkeit solcher Forde-<lb/>
rungen braucht nach allem Vorausgeschickten nicht nochmals<lb/>
betont zu werden.</p><lb/>
        <p>Von entscheidender Bedeutung aber für den Erfolg un-<lb/>
seres Fortbildungsschulwesens &#x2013; soweit es die Mädchen be-<lb/>
trifft &#x2013; wird es sein, daß tüchtige <hi rendition="#g">Frauen</hi> an diesen Schulen<lb/>
unterrichten, Frauen, die ihre Aufgabe voll erfassen und Einfluß<lb/>
zu gewinnen verstehen auf die weibliche Jugend unseres Volkes,<lb/>
einen Einfluß, der neben der selbstverständlich nie zu entbehren-<lb/>
den Mitarbeit des Mannes aber nur dann zu rechter Geltung<lb/>
kommen wird, wenn die Fortbildungsschullehrerin in jeder<lb/>
Beziehung gut vorbereitet an ihre Aufgabe herantritt. Je<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0028] tigen Gerätschaften von Dorf zu Dorf wandert, überall sechs- wöchentlichen Aufenthalt nehmend, um die Mädchen der um- liegenden Ortschaften im Kochen zu unterweisen. Der Wert dieser Wanderkurse wird noch erhöht, wenn die Lehrerin, wie wir das hie und da finden, auch Flickunterricht mit erteilt und eine Wanderbibliothek mit sich führt, durch die sie noch weitere Anregung zu geben, auf die Gedankenwelt der Schülerinnen und ihrer Eltern mit einzuwirken vermag. Ziel der Frauenbewegung auf dem hier behandelten Ge- biet ist also, unser obligatorisches Fach- und Fortbildungs- schulwesen dahin ausgebaut zu sehen, daß eine möglichst große Zahl erwerbstätiger Mädchen Berufsausbildung bekommt, soweit obligatorische, in der Zeit beschränkte Fachklassen sie zu geben vermögen und daß außerdem möglichst ausnahms- los die Mädchen unseres Volkes zu hauswirtschaftlicher Aus- bildung herangezogen werden – sei es durch hauswirtschaft- lichen Unterricht in der obersten Schulklasse oder durch Fort- bildungsschulzwang, sei es – was ja am nachhaltigsten wirken würde –durch beide Unterrichtsarten an einander ange- schlossen. Die volkswirtschaftliche Wichtigkeit solcher Forde- rungen braucht nach allem Vorausgeschickten nicht nochmals betont zu werden. Von entscheidender Bedeutung aber für den Erfolg un- seres Fortbildungsschulwesens – soweit es die Mädchen be- trifft – wird es sein, daß tüchtige Frauen an diesen Schulen unterrichten, Frauen, die ihre Aufgabe voll erfassen und Einfluß zu gewinnen verstehen auf die weibliche Jugend unseres Volkes, einen Einfluß, der neben der selbstverständlich nie zu entbehren- den Mitarbeit des Mannes aber nur dann zu rechter Geltung kommen wird, wenn die Fortbildungsschullehrerin in jeder Beziehung gut vorbereitet an ihre Aufgabe herantritt. Je

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat. (2015-08-06T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: wie Vorlage; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/28
Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/28>, abgerufen am 27.11.2024.