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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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und Restaurants. Daher das Hinausweisen von Damen aus
Berliner Restaurants, wie es während des internationalen
Frauenkongresses solche Empörung erregte. Die Frau ist z. Z.
noch vogelfrei, sobald sie das Haus verläßt. Außerhalb der
Salons konnte sie bisher vom Mann keine Rücksicht erwarten.

Ob wir über solche Unsitten in unserem deutschen Lande,
das so viel Rühmens macht von Frauenehre und von der
Achtung, die der Frau von seiten des Mannes gezollt werde,
wohl allmählich hinauskommen? Ob der Mann sich gewöh-
nen wird, auch der Frau freiere Lebensgestaltung zuzugestehen
und ihr trotzdem mit Achtung zu begegnen? Ob er daran
denken lernen wird, daß auch die Frau Erholung, Ausspan-
nung nötig hat wie er?

Denn in der Möglichkeit freierer Bewegung liegt für die
berufstätige Frau auch die Möglichkeit sich zu ruhen oder
ihren Geist aufzufrischen. Jm Jnteresse ihrer körperlichen und
geistigen Gesundheit möchte ich ihr das wünschen, möchte ferner
unbeschränkte Teilnahme von Frauen an Sport, Rudertouren,
Radtouren, Fuß-Wanderungen u. dgl. befürworten. Auf Reisen
hat man es ja allmählich schon gelernt, die Frau mit Achtung,
mit gleicher Aufmerksamkeit wie den Mann zu behandeln.

Frauenheime können dann weiterhin mancher Frau,
da sich nicht immer eine gleichgestimmte Genossin zu gemein-
samer Lebensführung findet, Ersatz für fehlendes häusliches
Behagen bieten. Denn ein rechter Freund ist ein so seltenes
Geschenk des Himmels wie eine echte, große Liebe. Frauen-
heime sind besonders für die Mädchen mittleren Standes von
Wert, die ohne ein festes Heim den an sie herantretenden
Versuchungen leicht unterliegen.

Denn die Sehnsucht nach Anschluß an andere Menschen
die Sehnsucht heimkehrend ein warmes, herzliches Wort zu

und Restaurants. Daher das Hinausweisen von Damen aus
Berliner Restaurants, wie es während des internationalen
Frauenkongresses solche Empörung erregte. Die Frau ist z. Z.
noch vogelfrei, sobald sie das Haus verläßt. Außerhalb der
Salons konnte sie bisher vom Mann keine Rücksicht erwarten.

Ob wir über solche Unsitten in unserem deutschen Lande,
das so viel Rühmens macht von Frauenehre und von der
Achtung, die der Frau von seiten des Mannes gezollt werde,
wohl allmählich hinauskommen? Ob der Mann sich gewöh-
nen wird, auch der Frau freiere Lebensgestaltung zuzugestehen
und ihr trotzdem mit Achtung zu begegnen? Ob er daran
denken lernen wird, daß auch die Frau Erholung, Ausspan-
nung nötig hat wie er?

Denn in der Möglichkeit freierer Bewegung liegt für die
berufstätige Frau auch die Möglichkeit sich zu ruhen oder
ihren Geist aufzufrischen. Jm Jnteresse ihrer körperlichen und
geistigen Gesundheit möchte ich ihr das wünschen, möchte ferner
unbeschränkte Teilnahme von Frauen an Sport, Rudertouren,
Radtouren, Fuß-Wanderungen u. dgl. befürworten. Auf Reisen
hat man es ja allmählich schon gelernt, die Frau mit Achtung,
mit gleicher Aufmerksamkeit wie den Mann zu behandeln.

Frauenheime können dann weiterhin mancher Frau,
da sich nicht immer eine gleichgestimmte Genossin zu gemein-
samer Lebensführung findet, Ersatz für fehlendes häusliches
Behagen bieten. Denn ein rechter Freund ist ein so seltenes
Geschenk des Himmels wie eine echte, große Liebe. Frauen-
heime sind besonders für die Mädchen mittleren Standes von
Wert, die ohne ein festes Heim den an sie herantretenden
Versuchungen leicht unterliegen.

Denn die Sehnsucht nach Anschluß an andere Menschen
die Sehnsucht heimkehrend ein warmes, herzliches Wort zu

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[237/0247] und Restaurants. Daher das Hinausweisen von Damen aus Berliner Restaurants, wie es während des internationalen Frauenkongresses solche Empörung erregte. Die Frau ist z. Z. noch vogelfrei, sobald sie das Haus verläßt. Außerhalb der Salons konnte sie bisher vom Mann keine Rücksicht erwarten. Ob wir über solche Unsitten in unserem deutschen Lande, das so viel Rühmens macht von Frauenehre und von der Achtung, die der Frau von seiten des Mannes gezollt werde, wohl allmählich hinauskommen? Ob der Mann sich gewöh- nen wird, auch der Frau freiere Lebensgestaltung zuzugestehen und ihr trotzdem mit Achtung zu begegnen? Ob er daran denken lernen wird, daß auch die Frau Erholung, Ausspan- nung nötig hat wie er? Denn in der Möglichkeit freierer Bewegung liegt für die berufstätige Frau auch die Möglichkeit sich zu ruhen oder ihren Geist aufzufrischen. Jm Jnteresse ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit möchte ich ihr das wünschen, möchte ferner unbeschränkte Teilnahme von Frauen an Sport, Rudertouren, Radtouren, Fuß-Wanderungen u. dgl. befürworten. Auf Reisen hat man es ja allmählich schon gelernt, die Frau mit Achtung, mit gleicher Aufmerksamkeit wie den Mann zu behandeln. Frauenheime können dann weiterhin mancher Frau, da sich nicht immer eine gleichgestimmte Genossin zu gemein- samer Lebensführung findet, Ersatz für fehlendes häusliches Behagen bieten. Denn ein rechter Freund ist ein so seltenes Geschenk des Himmels wie eine echte, große Liebe. Frauen- heime sind besonders für die Mädchen mittleren Standes von Wert, die ohne ein festes Heim den an sie herantretenden Versuchungen leicht unterliegen. Denn die Sehnsucht nach Anschluß an andere Menschen die Sehnsucht heimkehrend ein warmes, herzliches Wort zu

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/247>, abgerufen am 28.04.2024.