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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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untergebracht. So wurde berichtet.

Kinderreiche Familien bezahlen, soweit sie überhaupt
Unterkunft finden, doppelte Mietpreise. - Gegen ein Hinaus-
ziehen aufs Land sträuben sich aber trotz solcher Zustände
häufig gerade die Frauen. Sie meinen, das Wirtschaften sei
draußen viel umständlicher. Großstadtvergnügungen stehen
ihnen höher als eine sich gesund entwickelnde Kinderschar. Die
Unruhe, die Nervosität, die Sucht nach Anregung, nach Ab-
wechslung hat gerade unsere Frauenwelt in bedenklicher Weise
ergriffen. Sie tragen Mitschuld an der Flucht vom Lande
hinein in die Städte, sie müssen auch Mithelfer werden bei
einer hoffentlich immer stärker einsetzenden zurückebbenden
Bewegung. Und Mithelfer müssen insbesondere die Frauen
gebildeter Stände werden, wenn es sich um schlimmste Miß-
stände zu beseitigen, um Durchführung einer ernsten Wohnungs-
inspektion
handelt. Weibliche Beamte sind auf diesem Ge-
biete nicht nur sachverständig und scharfsichtig, sie können auch
besser noch als der Mann auf gute Jnstandhaltung der Woh-
nung hinwirken, was sehr wesentlich zur Hebung der Volks-
wohlfahrt beiträgt. Denn sie sind Frauen und verstehen da-
her zu Frauen zu sprechen, sie anzuleiten, ihnen praktische
Winke zu geben. So ist auch hier Frauenhilfe von Wert.

Jch habe - bevor ich nun auf die Aufklärung der
Jugend über geschlechtliche Dinge eingehe
, mit Willen die
Behandlung der Alkohol- und Wohnungsfrage vorausgeschickt.
An diesen drei Punkten - Bekämpfung der Alkohol- und
Wohnungsnot und der Unwissenheit unserer Jugend - glaubt
man zur Bekämpfung der Unsittlichkeit einsetzen zu müssen.
Die Beleuchtung dieser beiden ersten Punkte aber wird die
Forderung erklärlich machen, die Aufklärungsfrage nicht ein-
fach für alle Kinder gleichmäßig, womöglich in der Schule in

untergebracht. So wurde berichtet.

Kinderreiche Familien bezahlen, soweit sie überhaupt
Unterkunft finden, doppelte Mietpreise. – Gegen ein Hinaus-
ziehen aufs Land sträuben sich aber trotz solcher Zustände
häufig gerade die Frauen. Sie meinen, das Wirtschaften sei
draußen viel umständlicher. Großstadtvergnügungen stehen
ihnen höher als eine sich gesund entwickelnde Kinderschar. Die
Unruhe, die Nervosität, die Sucht nach Anregung, nach Ab-
wechslung hat gerade unsere Frauenwelt in bedenklicher Weise
ergriffen. Sie tragen Mitschuld an der Flucht vom Lande
hinein in die Städte, sie müssen auch Mithelfer werden bei
einer hoffentlich immer stärker einsetzenden zurückebbenden
Bewegung. Und Mithelfer müssen insbesondere die Frauen
gebildeter Stände werden, wenn es sich um schlimmste Miß-
stände zu beseitigen, um Durchführung einer ernsten Wohnungs-
inspektion
handelt. Weibliche Beamte sind auf diesem Ge-
biete nicht nur sachverständig und scharfsichtig, sie können auch
besser noch als der Mann auf gute Jnstandhaltung der Woh-
nung hinwirken, was sehr wesentlich zur Hebung der Volks-
wohlfahrt beiträgt. Denn sie sind Frauen und verstehen da-
her zu Frauen zu sprechen, sie anzuleiten, ihnen praktische
Winke zu geben. So ist auch hier Frauenhilfe von Wert.

Jch habe – bevor ich nun auf die Aufklärung der
Jugend über geschlechtliche Dinge eingehe
, mit Willen die
Behandlung der Alkohol- und Wohnungsfrage vorausgeschickt.
An diesen drei Punkten – Bekämpfung der Alkohol- und
Wohnungsnot und der Unwissenheit unserer Jugend – glaubt
man zur Bekämpfung der Unsittlichkeit einsetzen zu müssen.
Die Beleuchtung dieser beiden ersten Punkte aber wird die
Forderung erklärlich machen, die Aufklärungsfrage nicht ein-
fach für alle Kinder gleichmäßig, womöglich in der Schule in

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[180/0190] untergebracht. So wurde berichtet. Kinderreiche Familien bezahlen, soweit sie überhaupt Unterkunft finden, doppelte Mietpreise. – Gegen ein Hinaus- ziehen aufs Land sträuben sich aber trotz solcher Zustände häufig gerade die Frauen. Sie meinen, das Wirtschaften sei draußen viel umständlicher. Großstadtvergnügungen stehen ihnen höher als eine sich gesund entwickelnde Kinderschar. Die Unruhe, die Nervosität, die Sucht nach Anregung, nach Ab- wechslung hat gerade unsere Frauenwelt in bedenklicher Weise ergriffen. Sie tragen Mitschuld an der Flucht vom Lande hinein in die Städte, sie müssen auch Mithelfer werden bei einer hoffentlich immer stärker einsetzenden zurückebbenden Bewegung. Und Mithelfer müssen insbesondere die Frauen gebildeter Stände werden, wenn es sich um schlimmste Miß- stände zu beseitigen, um Durchführung einer ernsten Wohnungs- inspektion handelt. Weibliche Beamte sind auf diesem Ge- biete nicht nur sachverständig und scharfsichtig, sie können auch besser noch als der Mann auf gute Jnstandhaltung der Woh- nung hinwirken, was sehr wesentlich zur Hebung der Volks- wohlfahrt beiträgt. Denn sie sind Frauen und verstehen da- her zu Frauen zu sprechen, sie anzuleiten, ihnen praktische Winke zu geben. So ist auch hier Frauenhilfe von Wert. Jch habe – bevor ich nun auf die Aufklärung der Jugend über geschlechtliche Dinge eingehe, mit Willen die Behandlung der Alkohol- und Wohnungsfrage vorausgeschickt. An diesen drei Punkten – Bekämpfung der Alkohol- und Wohnungsnot und der Unwissenheit unserer Jugend – glaubt man zur Bekämpfung der Unsittlichkeit einsetzen zu müssen. Die Beleuchtung dieser beiden ersten Punkte aber wird die Forderung erklärlich machen, die Aufklärungsfrage nicht ein- fach für alle Kinder gleichmäßig, womöglich in der Schule in

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Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/190>, abgerufen am 25.11.2024.