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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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eigenen Lager nicht überwinden, könnten wir nicht für
das reine, selbstlose Wollen der Mit-uns-Strebenden
in sicherer Zuversicht die Hand ins Feuer legen
(auch
wenn wir Jrrtum und Uebereifer und Fehlgehen gelten lassen
müssen), wir wären schlecht geeignet, an einer Vered-
lung, einer Aufwärtsentwicklung unseres Volkes mit-
zuarbeiten
. Wie kann der der Welt Frieden verkünden,
der den Frieden im eigenen Herzen nicht kennt? Und doch sind
wir alle einig darin, daß es das edelste Ziel der Frauenbe-
wegung ist, der Welt mehr Frieden und Freude, mehr Wärme
und Sonnenschein zu geben.

Nicht als Befreiungskampf allein dürfen wir die Frauen-
bewegung fassen. Dann wäre ihre Bedeutung nur eine be-
schränkte. Wir müssen uns vielmehr klar machen: Wenn auch
den Frauen alle Berufswege erschlossen, alle Bildungsanstal-
ten geöffnet sein werden, wenn ihnen auch gleiches Recht ward
mit dem Manne auf allen Gebieten, damit ist die Aufgabe
der Frauenbewegung nicht gelöst. Jmmer weiter, so hoffen
wir, werden die auf dem Boden der Frauenbewegung ste-
henden Frauen zu einmütigem Streben vereint bleiben, um
gemeinsam mit den Besten der Männer den Kampf auf-
zunehmen gegen alles, was niedrig ist und gemein, geeignet,
die Art zu verderben. Den Kampf gegen Lüge und Ver-
brechen und Schuld, gegen Armut und Krankheit und Not.

Jn solchem Streben werden die Anhängerinnen der Frauen-
bewegung mehr und mehr auch die Frauen an ihrer Seite
finden, die an dem Kampf um geistige und wirtschaftliche Be-
freiung der Frau, weil sie seinen Wert für die Höherentwick-
lung unseres Volkes nicht erkannten, garnicht oder nur zö-
gernd und halb teilnahmen. Jn solchem Ziele werden sich die
aus paritätischem Boden stehenden Frauenvereine zusammen-

eigenen Lager nicht überwinden, könnten wir nicht für
das reine, selbstlose Wollen der Mit-uns-Strebenden
in sicherer Zuversicht die Hand ins Feuer legen
(auch
wenn wir Jrrtum und Uebereifer und Fehlgehen gelten lassen
müssen), wir wären schlecht geeignet, an einer Vered-
lung, einer Aufwärtsentwicklung unseres Volkes mit-
zuarbeiten
. Wie kann der der Welt Frieden verkünden,
der den Frieden im eigenen Herzen nicht kennt? Und doch sind
wir alle einig darin, daß es das edelste Ziel der Frauenbe-
wegung ist, der Welt mehr Frieden und Freude, mehr Wärme
und Sonnenschein zu geben.

Nicht als Befreiungskampf allein dürfen wir die Frauen-
bewegung fassen. Dann wäre ihre Bedeutung nur eine be-
schränkte. Wir müssen uns vielmehr klar machen: Wenn auch
den Frauen alle Berufswege erschlossen, alle Bildungsanstal-
ten geöffnet sein werden, wenn ihnen auch gleiches Recht ward
mit dem Manne auf allen Gebieten, damit ist die Aufgabe
der Frauenbewegung nicht gelöst. Jmmer weiter, so hoffen
wir, werden die auf dem Boden der Frauenbewegung ste-
henden Frauen zu einmütigem Streben vereint bleiben, um
gemeinsam mit den Besten der Männer den Kampf auf-
zunehmen gegen alles, was niedrig ist und gemein, geeignet,
die Art zu verderben. Den Kampf gegen Lüge und Ver-
brechen und Schuld, gegen Armut und Krankheit und Not.

Jn solchem Streben werden die Anhängerinnen der Frauen-
bewegung mehr und mehr auch die Frauen an ihrer Seite
finden, die an dem Kampf um geistige und wirtschaftliche Be-
freiung der Frau, weil sie seinen Wert für die Höherentwick-
lung unseres Volkes nicht erkannten, garnicht oder nur zö-
gernd und halb teilnahmen. Jn solchem Ziele werden sich die
aus paritätischem Boden stehenden Frauenvereine zusammen-

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[112/0122] eigenen Lager nicht überwinden, könnten wir nicht für das reine, selbstlose Wollen der Mit-uns-Strebenden in sicherer Zuversicht die Hand ins Feuer legen (auch wenn wir Jrrtum und Uebereifer und Fehlgehen gelten lassen müssen), wir wären schlecht geeignet, an einer Vered- lung, einer Aufwärtsentwicklung unseres Volkes mit- zuarbeiten. Wie kann der der Welt Frieden verkünden, der den Frieden im eigenen Herzen nicht kennt? Und doch sind wir alle einig darin, daß es das edelste Ziel der Frauenbe- wegung ist, der Welt mehr Frieden und Freude, mehr Wärme und Sonnenschein zu geben. Nicht als Befreiungskampf allein dürfen wir die Frauen- bewegung fassen. Dann wäre ihre Bedeutung nur eine be- schränkte. Wir müssen uns vielmehr klar machen: Wenn auch den Frauen alle Berufswege erschlossen, alle Bildungsanstal- ten geöffnet sein werden, wenn ihnen auch gleiches Recht ward mit dem Manne auf allen Gebieten, damit ist die Aufgabe der Frauenbewegung nicht gelöst. Jmmer weiter, so hoffen wir, werden die auf dem Boden der Frauenbewegung ste- henden Frauen zu einmütigem Streben vereint bleiben, um gemeinsam mit den Besten der Männer den Kampf auf- zunehmen gegen alles, was niedrig ist und gemein, geeignet, die Art zu verderben. Den Kampf gegen Lüge und Ver- brechen und Schuld, gegen Armut und Krankheit und Not. Jn solchem Streben werden die Anhängerinnen der Frauen- bewegung mehr und mehr auch die Frauen an ihrer Seite finden, die an dem Kampf um geistige und wirtschaftliche Be- freiung der Frau, weil sie seinen Wert für die Höherentwick- lung unseres Volkes nicht erkannten, garnicht oder nur zö- gernd und halb teilnahmen. Jn solchem Ziele werden sich die aus paritätischem Boden stehenden Frauenvereine zusammen-

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/122>, abgerufen am 08.05.2024.