Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.Geschichte der Erde woraus denn Teiche entstanden, denn die grossen Welt-meere sollen erst in der Sündfluth ihren Ursprung genom- men haben. Weil ferner die Sonne durch die von Dün- sten gereinigte Luft aufs Land geschienen, so wären Pflan- zen und Kräuter aus der Erde hervorgewachsen. Jm vierten Jahre soll die Luft ganz heiter und klar geworden seyn. Jm fünften und sechsten Jahre aber wären Thie- re und Menschen hervorgebracht worden. §. 24. Mir kömmt es so vor, als wenn dieser gelehrte Mann Ein solcher stürzet sich ins Zweifels tiefen See Drinn ihn der Bücher Meng noch etwas oben hält, Jhn kühn und dreiste macht, wenn er sichs unter- nimmt, Und auf der Welt Weisheit geschwollnen Blasen schwimmt. Um nun aber das Lehrgebäute des Herrn Whistons der
Geſchichte der Erde woraus denn Teiche entſtanden, denn die groſſen Welt-meere ſollen erſt in der Suͤndfluth ihren Urſprung genom- men haben. Weil ferner die Sonne durch die von Duͤn- ſten gereinigte Luft aufs Land geſchienen, ſo waͤren Pflan- zen und Kraͤuter aus der Erde hervorgewachſen. Jm vierten Jahre ſoll die Luft ganz heiter und klar geworden ſeyn. Jm fuͤnften und ſechſten Jahre aber waͤren Thie- re und Menſchen hervorgebracht worden. §. 24. Mir koͤmmt es ſo vor, als wenn dieſer gelehrte Mann Ein ſolcher ſtuͤrzet ſich ins Zweifels tiefen See Drinn ihn der Buͤcher Meng noch etwas oben haͤlt, Jhn kuͤhn und dreiſte macht, wenn er ſichs unter- nimmt, Und auf der Welt Weisheit geſchwollnen Blaſen ſchwimmt. Um nun aber das Lehrgebaͤute des Herrn Whiſtons der
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Geſchichte der Erde
woraus denn Teiche entſtanden, denn die groſſen Welt-
meere ſollen erſt in der Suͤndfluth ihren Urſprung genom-
men haben. Weil ferner die Sonne durch die von Duͤn-
ſten gereinigte Luft aufs Land geſchienen, ſo waͤren Pflan-
zen und Kraͤuter aus der Erde hervorgewachſen. Jm
vierten Jahre ſoll die Luft ganz heiter und klar geworden
ſeyn. Jm fuͤnften und ſechſten Jahre aber waͤren Thie-
re und Menſchen hervorgebracht worden.
§. 24.
Mir koͤmmt es ſo vor, als wenn dieſer gelehrte Mann
zu wenig Vorurtheile gehabt haͤtte. Ein Ungluͤck, wel-
chem die Gelehrten nicht ſelten unterworfen ſind, denn ſie
alle beyzubehalten iſt unvernuͤnftig, ſie aber alle abzuſchaf-
fen, iſt gefaͤhrlich.
Ein ſolcher ſtuͤrzet ſich ins Zweifels tiefen See
Drinn ihn der Buͤcher Meng noch etwas oben
haͤlt,
Jhn kuͤhn und dreiſte macht, wenn er ſichs unter-
nimmt,
Und auf der Welt Weisheit geſchwollnen Blaſen
ſchwimmt.
Um nun aber das Lehrgebaͤute des Herrn Whiſtons
vernuͤnftig zu beurtheilen, werde ich meinen Leſern vor-
her etwas von denen Cometen erzehlen muͤſſen, indem
unſer Weltweiſer nicht nur die Schoͤpfung, ſondern auch
die Suͤndfluth von einen Cometen herleitet. Was man
durch einen Cometen verſtehe, habe ich nicht noͤthig weit-
laͤuftig zu zeigen, da wir erſt vor kurzer Zeit das Ver-
gnuͤgen gehabt haben, einen ſehr groſſen Cometen zu
ſehen. Jch bediene mich dieſes Ausdrucks, weil es ſeit
dem Jahre 1680. bey allen vernuͤnftigen aus der Mode
gekommen iſt, vor Schrecken vor einen Cometen das
Fieber zu bekommen. Der ſorgfaͤltigen Obſervationen
und muͤhſamen Rechnungen, welche die Naturkuͤndiger
der
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