Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

in den allerältesten Zeiten.
Angst zu befreyen, muß ich ihnen sagen, daß ein Comet,
wenn man dadurch einen brennenden Weltkörper versteht,
nichts anders als ein Fixstern, aber ein Fixstern von ei-
ner besondern Art sey, indem er sich von denen Fixsternen
nicht nur dadurch unterscheidet, daß er einen Schwanz hat,
sondern auch daß er sich nach Art der Planeten dergestalt
bewegt, daß seine um die Sonne beschriebenen Flächen
denen Zeiten seiner Bewegungen proportional sind. Ob
nun aber unsere Erde ein gleiches Schicksal erfahren habe,
und ehemals ein brennender Körper gewesen sey, soll un-
ten mit mehrern untersucht werden.

§. 20.

Thomas Burnet, ein gelehrter Engelländer hat uns
in seinem Buche, welches er unter den Titel Theoria telluris
sacra
herausgegeben, die Geschichte der Erde bey ihrem Ur-
sprunge erzehlt. Laßt uns sehen, ob er dieselbe mit einer un-
partheyischen Feder entworfen habe. Er hat ohne von den
Ursprung der ganzen Welt zu handeln, welche seiner Mei-
nung nach, lange vor der von Mose erzälten Schöpfung
gemacht worden, sich blos auf die Bildung unserer Erde
eingeschränkt. Er meinet, daß dieselbe aus einen Chaos
oder verworrenen Hauffen von allerhand Körpern auf fol-
gende Weise entstanden sey. Die erste Veränderung die
vorgegangen wäre, hätte darin bestanden, daß sich die
schwersten und gröbsten Theile gegen den Mittelpunct der
Erde gesenkt, daselbst sie mehr und mehr zusammen ge-
druckt worden, und stufenweise verhärtet wäre. Der Ue-
berrest der Masse, der oben geschwommen, habe sich gleich-
fals aus dem Grunde der Schwere in zwey besondere Ar-
ten flüßiger Materien abgetheilet, indem die leichtesten
und wirksamsten Theilgen sich nach und nach von den übri-
gen losgearbeitet, aufwärts gestiegen, und die Luft
hervorgebracht, dahingegen die andern gröbern auf
der Erdfläche zurücke geblieben, und das Wasser ausge-

macht
C 4

in den alleraͤlteſten Zeiten.
Angſt zu befreyen, muß ich ihnen ſagen, daß ein Comet,
wenn man dadurch einen brennenden Weltkoͤrper verſteht,
nichts anders als ein Fixſtern, aber ein Fixſtern von ei-
ner beſondern Art ſey, indem er ſich von denen Fixſternen
nicht nur dadurch unterſcheidet, daß er einen Schwanz hat,
ſondern auch daß er ſich nach Art der Planeten dergeſtalt
bewegt, daß ſeine um die Sonne beſchriebenen Flaͤchen
denen Zeiten ſeiner Bewegungen proportional ſind. Ob
nun aber unſere Erde ein gleiches Schickſal erfahren habe,
und ehemals ein brennender Koͤrper geweſen ſey, ſoll un-
ten mit mehrern unterſucht werden.

§. 20.

Thomas Burnet, ein gelehrter Engellaͤnder hat uns
in ſeinem Buche, welches er unter den Titel Theoria telluris
ſacra
herausgegeben, die Geſchichte der Erde bey ihrem Ur-
ſprunge erzehlt. Laßt uns ſehen, ob er dieſelbe mit einer un-
partheyiſchen Feder entworfen habe. Er hat ohne von den
Urſprung der ganzen Welt zu handeln, welche ſeiner Mei-
nung nach, lange vor der von Moſe erzaͤlten Schoͤpfung
gemacht worden, ſich blos auf die Bildung unſerer Erde
eingeſchraͤnkt. Er meinet, daß dieſelbe aus einen Chaos
oder verworrenen Hauffen von allerhand Koͤrpern auf fol-
gende Weiſe entſtanden ſey. Die erſte Veraͤnderung die
vorgegangen waͤre, haͤtte darin beſtanden, daß ſich die
ſchwerſten und groͤbſten Theile gegen den Mittelpunct der
Erde geſenkt, daſelbſt ſie mehr und mehr zuſammen ge-
druckt worden, und ſtufenweiſe verhaͤrtet waͤre. Der Ue-
berreſt der Maſſe, der oben geſchwommen, habe ſich gleich-
fals aus dem Grunde der Schwere in zwey beſondere Ar-
ten fluͤßiger Materien abgetheilet, indem die leichteſten
und wirkſamſten Theilgen ſich nach und nach von den uͤbri-
gen losgearbeitet, aufwaͤrts geſtiegen, und die Luft
hervorgebracht, dahingegen die andern groͤbern auf
der Erdflaͤche zuruͤcke geblieben, und das Waſſer ausge-

macht
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0047" n="39"/><fw place="top" type="header">in den allera&#x0364;lte&#x017F;ten Zeiten.</fw><lb/>
Ang&#x017F;t zu befreyen, muß ich ihnen &#x017F;agen, daß ein Comet,<lb/>
wenn man dadurch einen brennenden Weltko&#x0364;rper ver&#x017F;teht,<lb/>
nichts anders als ein Fix&#x017F;tern, aber ein Fix&#x017F;tern von ei-<lb/>
ner be&#x017F;ondern Art &#x017F;ey, indem er &#x017F;ich von denen Fix&#x017F;ternen<lb/>
nicht nur dadurch unter&#x017F;cheidet, daß er einen Schwanz hat,<lb/>
&#x017F;ondern auch daß er &#x017F;ich nach Art der Planeten derge&#x017F;talt<lb/>
bewegt, daß &#x017F;eine um die Sonne be&#x017F;chriebenen Fla&#x0364;chen<lb/>
denen Zeiten &#x017F;einer Bewegungen proportional &#x017F;ind. Ob<lb/>
nun aber un&#x017F;ere Erde ein gleiches Schick&#x017F;al erfahren habe,<lb/>
und ehemals ein brennender Ko&#x0364;rper gewe&#x017F;en &#x017F;ey, &#x017F;oll un-<lb/>
ten mit mehrern unter&#x017F;ucht werden.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 20.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Thomas Burnet,</hi> ein gelehrter Engella&#x0364;nder hat uns<lb/>
in &#x017F;einem Buche, welches er unter den Titel <hi rendition="#aq">Theoria telluris<lb/>
&#x017F;acra</hi> herausgegeben, die Ge&#x017F;chichte der Erde bey ihrem Ur-<lb/>
&#x017F;prunge erzehlt. Laßt uns &#x017F;ehen, ob er die&#x017F;elbe mit einer un-<lb/>
partheyi&#x017F;chen Feder entworfen habe. Er hat ohne von den<lb/>
Ur&#x017F;prung der ganzen Welt zu handeln, welche &#x017F;einer Mei-<lb/>
nung nach, lange vor der von <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;e</hi> erza&#x0364;lten Scho&#x0364;pfung<lb/>
gemacht worden, &#x017F;ich blos auf die Bildung un&#x017F;erer Erde<lb/>
einge&#x017F;chra&#x0364;nkt. Er meinet, daß die&#x017F;elbe aus einen <hi rendition="#fr">Chaos</hi><lb/>
oder verworrenen Hauffen von allerhand Ko&#x0364;rpern auf fol-<lb/>
gende Wei&#x017F;e ent&#x017F;tanden &#x017F;ey. Die er&#x017F;te Vera&#x0364;nderung die<lb/>
vorgegangen wa&#x0364;re, ha&#x0364;tte darin be&#x017F;tanden, daß &#x017F;ich die<lb/>
&#x017F;chwer&#x017F;ten und gro&#x0364;b&#x017F;ten Theile gegen den Mittelpunct der<lb/>
Erde ge&#x017F;enkt, da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ie mehr und mehr zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
druckt worden, und &#x017F;tufenwei&#x017F;e verha&#x0364;rtet wa&#x0364;re. Der Ue-<lb/>
berre&#x017F;t der Ma&#x017F;&#x017F;e, der oben ge&#x017F;chwommen, habe &#x017F;ich gleich-<lb/>
fals aus dem Grunde der Schwere in zwey be&#x017F;ondere Ar-<lb/>
ten flu&#x0364;ßiger Materien abgetheilet, indem die leichte&#x017F;ten<lb/>
und wirk&#x017F;am&#x017F;ten Theilgen &#x017F;ich nach und nach von den u&#x0364;bri-<lb/>
gen losgearbeitet, aufwa&#x0364;rts ge&#x017F;tiegen, und die Luft<lb/>
hervorgebracht, dahingegen die andern gro&#x0364;bern auf<lb/>
der Erdfla&#x0364;che zuru&#x0364;cke geblieben, und das Wa&#x017F;&#x017F;er ausge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">macht</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0047] in den alleraͤlteſten Zeiten. Angſt zu befreyen, muß ich ihnen ſagen, daß ein Comet, wenn man dadurch einen brennenden Weltkoͤrper verſteht, nichts anders als ein Fixſtern, aber ein Fixſtern von ei- ner beſondern Art ſey, indem er ſich von denen Fixſternen nicht nur dadurch unterſcheidet, daß er einen Schwanz hat, ſondern auch daß er ſich nach Art der Planeten dergeſtalt bewegt, daß ſeine um die Sonne beſchriebenen Flaͤchen denen Zeiten ſeiner Bewegungen proportional ſind. Ob nun aber unſere Erde ein gleiches Schickſal erfahren habe, und ehemals ein brennender Koͤrper geweſen ſey, ſoll un- ten mit mehrern unterſucht werden. §. 20. Thomas Burnet, ein gelehrter Engellaͤnder hat uns in ſeinem Buche, welches er unter den Titel Theoria telluris ſacra herausgegeben, die Geſchichte der Erde bey ihrem Ur- ſprunge erzehlt. Laßt uns ſehen, ob er dieſelbe mit einer un- partheyiſchen Feder entworfen habe. Er hat ohne von den Urſprung der ganzen Welt zu handeln, welche ſeiner Mei- nung nach, lange vor der von Moſe erzaͤlten Schoͤpfung gemacht worden, ſich blos auf die Bildung unſerer Erde eingeſchraͤnkt. Er meinet, daß dieſelbe aus einen Chaos oder verworrenen Hauffen von allerhand Koͤrpern auf fol- gende Weiſe entſtanden ſey. Die erſte Veraͤnderung die vorgegangen waͤre, haͤtte darin beſtanden, daß ſich die ſchwerſten und groͤbſten Theile gegen den Mittelpunct der Erde geſenkt, daſelbſt ſie mehr und mehr zuſammen ge- druckt worden, und ſtufenweiſe verhaͤrtet waͤre. Der Ue- berreſt der Maſſe, der oben geſchwommen, habe ſich gleich- fals aus dem Grunde der Schwere in zwey beſondere Ar- ten fluͤßiger Materien abgetheilet, indem die leichteſten und wirkſamſten Theilgen ſich nach und nach von den uͤbri- gen losgearbeitet, aufwaͤrts geſtiegen, und die Luft hervorgebracht, dahingegen die andern groͤbern auf der Erdflaͤche zuruͤcke geblieben, und das Waſſer ausge- macht C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/47
Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/47>, abgerufen am 25.11.2024.