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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
nigsten in hiesigen Gegenden in der That anfangen kälter
zu werden, lehret uns nicht nur die eigene Empfindung,
sondern es versichern auch die Haußhälter, daß das Ge-
dräite später als sonsten reif werde. Der gemeine Mann
bildet sich deswegen wohl gar ein die Erde habe sich ver-
dreht, aber sowol die Bewegung als der scheinbare Dia-
meter der Sonne, welches beydes noch eben so, wie vor-
mals befunden wird, beweisen das Gegentheil. Ist aber
die Ursache dieser Veränderung nicht in der Sonne anzu-
treffen, so wird man sie ohnfehlbar in der Erde suchen müs-
sen. Es thut mir sehr leid, daß ich mich genöthiget sehe
einen Unglückspropheten abzugeben, und gleichwol kan
ich es nicht ändern. Denn wenn die Erde fortfähret ihre
Wärme zu verlieren, so kan es wohl nicht fehlen, es müs-
sen die kalten und temperirten Gegenden derselben nach
Verlauf mehrerer Jahre eine viel kältere Witterung, zu-
gleich aber auch eine grössere Unfruchtbarkeit als jetzo er-
leiden, welches Elend dadurch noch grösser werden muß,
daß in einen sehr grossen Theile von Deutschland vielmehr
Holz jährlich verbrannt wird, als wieder zuwachsen kan.
Wir wollen uns bey einer so betrübten Vorstellung nicht
aufhalten, welche macht, daß man ganz eiskalt wird, son-
dern wir wollen zu unsern Erdbeben zurück kehren, um
uns wieder zu erwärmen.

§. 90.

Ich glaube ein ehemaliges allgemeines Erdbeben wo
nicht völlig erwiesen, doch sehr wahrscheinlich gemacht zu
haben. So vieles sich auch daraus begreifen läst, so ist es
doch nicht hinreichend die gegenwärtige Beschaffenheit der
Erde völlig daraus herzuleiten, sondern es muß ausser
der Ueberschwemmung und dem Erdbeben noch eine dritte
Hauptveränderung mit der Erde vorgegangen seyn, wel-
che auf diese beyden ersten gefolget ist. Dieses lehret
uns das Steigen und Fallen des Schieferflötzes, welches

öfters

Geſchichte der Erde
nigſten in hieſigen Gegenden in der That anfangen kaͤlter
zu werden, lehret uns nicht nur die eigene Empfindung,
ſondern es verſichern auch die Haußhaͤlter, daß das Ge-
draͤite ſpaͤter als ſonſten reif werde. Der gemeine Mann
bildet ſich deswegen wohl gar ein die Erde habe ſich ver-
dreht, aber ſowol die Bewegung als der ſcheinbare Dia-
meter der Sonne, welches beydes noch eben ſo, wie vor-
mals befunden wird, beweiſen das Gegentheil. Iſt aber
die Urſache dieſer Veraͤnderung nicht in der Sonne anzu-
treffen, ſo wird man ſie ohnfehlbar in der Erde ſuchen muͤſ-
ſen. Es thut mir ſehr leid, daß ich mich genoͤthiget ſehe
einen Ungluͤckspropheten abzugeben, und gleichwol kan
ich es nicht aͤndern. Denn wenn die Erde fortfaͤhret ihre
Waͤrme zu verlieren, ſo kan es wohl nicht fehlen, es muͤſ-
ſen die kalten und temperirten Gegenden derſelben nach
Verlauf mehrerer Jahre eine viel kaͤltere Witterung, zu-
gleich aber auch eine groͤſſere Unfruchtbarkeit als jetzo er-
leiden, welches Elend dadurch noch groͤſſer werden muß,
daß in einen ſehr groſſen Theile von Deutſchland vielmehr
Holz jaͤhrlich verbrannt wird, als wieder zuwachſen kan.
Wir wollen uns bey einer ſo betruͤbten Vorſtellung nicht
aufhalten, welche macht, daß man ganz eiskalt wird, ſon-
dern wir wollen zu unſern Erdbeben zuruͤck kehren, um
uns wieder zu erwaͤrmen.

§. 90.

Ich glaube ein ehemaliges allgemeines Erdbeben wo
nicht voͤllig erwieſen, doch ſehr wahrſcheinlich gemacht zu
haben. So vieles ſich auch daraus begreifen laͤſt, ſo iſt es
doch nicht hinreichend die gegenwaͤrtige Beſchaffenheit der
Erde voͤllig daraus herzuleiten, ſondern es muß auſſer
der Ueberſchwemmung und dem Erdbeben noch eine dritte
Hauptveraͤnderung mit der Erde vorgegangen ſeyn, wel-
che auf dieſe beyden erſten gefolget iſt. Dieſes lehret
uns das Steigen und Fallen des Schieferfloͤtzes, welches

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[164/0178] Geſchichte der Erde nigſten in hieſigen Gegenden in der That anfangen kaͤlter zu werden, lehret uns nicht nur die eigene Empfindung, ſondern es verſichern auch die Haußhaͤlter, daß das Ge- draͤite ſpaͤter als ſonſten reif werde. Der gemeine Mann bildet ſich deswegen wohl gar ein die Erde habe ſich ver- dreht, aber ſowol die Bewegung als der ſcheinbare Dia- meter der Sonne, welches beydes noch eben ſo, wie vor- mals befunden wird, beweiſen das Gegentheil. Iſt aber die Urſache dieſer Veraͤnderung nicht in der Sonne anzu- treffen, ſo wird man ſie ohnfehlbar in der Erde ſuchen muͤſ- ſen. Es thut mir ſehr leid, daß ich mich genoͤthiget ſehe einen Ungluͤckspropheten abzugeben, und gleichwol kan ich es nicht aͤndern. Denn wenn die Erde fortfaͤhret ihre Waͤrme zu verlieren, ſo kan es wohl nicht fehlen, es muͤſ- ſen die kalten und temperirten Gegenden derſelben nach Verlauf mehrerer Jahre eine viel kaͤltere Witterung, zu- gleich aber auch eine groͤſſere Unfruchtbarkeit als jetzo er- leiden, welches Elend dadurch noch groͤſſer werden muß, daß in einen ſehr groſſen Theile von Deutſchland vielmehr Holz jaͤhrlich verbrannt wird, als wieder zuwachſen kan. Wir wollen uns bey einer ſo betruͤbten Vorſtellung nicht aufhalten, welche macht, daß man ganz eiskalt wird, ſon- dern wir wollen zu unſern Erdbeben zuruͤck kehren, um uns wieder zu erwaͤrmen. §. 90. Ich glaube ein ehemaliges allgemeines Erdbeben wo nicht voͤllig erwieſen, doch ſehr wahrſcheinlich gemacht zu haben. So vieles ſich auch daraus begreifen laͤſt, ſo iſt es doch nicht hinreichend die gegenwaͤrtige Beſchaffenheit der Erde voͤllig daraus herzuleiten, ſondern es muß auſſer der Ueberſchwemmung und dem Erdbeben noch eine dritte Hauptveraͤnderung mit der Erde vorgegangen ſeyn, wel- che auf dieſe beyden erſten gefolget iſt. Dieſes lehret uns das Steigen und Fallen des Schieferfloͤtzes, welches oͤfters

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/178>, abgerufen am 22.11.2024.