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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
Steinkohlen geben könne, ohngeachtet kein Zufluß der
Luft vorhanden ist. Der ehrwürdige Pater Castel sucht
dieses in seiner Schrift von der Schwere aus den Gese-
tzen der Bewegung zu beweisen. Denn er sagt: man
solle sich eine kleine Klugel einbilden, welche den Mittel-
punct der Erde umgäbe. Diese Kugel würde von der
über ihr stehenden dicken Rinde gedruckt, und weil die
Gegenwürkung der Würkung allemal gleich wäre, so mü-
ste sie gegen die Erdenrinde zurück drücken, welches ohne
eine Bemühung sich auszudehnen nicht geschehen könnte.
Weil ferner nur alsdenn bey dem Drucke die einander ent-
gegengesetzten Kräfte gleich wären; wenn sich die Massen
umgekehrt wie die Geschwindigkeiten verhielten: so müste
sich die Geschwindigkeit, mit welcher sich diese Centralku-
gel auszudehnen suchte, zu der Geschwindigkeit, mit wel-
cher die Erde auf dieselbe drückte, verhalten: wie die
Masse der Erde zu der Masse der Centralkugel. Da
nun die Masse der Erden unendliche mal grösser wäre als
die Kugel in den Mittelpuncte derselben, so müste die Ge-
schwindigkeit, mit welcher sich die Materie in der Erde
auszudehnen suchte, unendliche mal grösser seyn, als die
Geschwindigkeit aller irdischen Körper, welche gegen die-
selbe drucken. Eine Bemühung aber sich mit einer un-
endlichen Geschwindigkeit auszudehnen, müste nothwendig
eine Entzündung hervorbringen. Aber dieser letzte Satz
ist eben derjenige, welchen man nicht einräumen kan.
Denn ohnerachtet die Wärme die Körper ausdehnet, so
folgt doch gar nicht, daß ein Körper, welcher sich aus-
dehnet, deswegen warm seyn müsse, weil sonsten die
Wärme die einzige Ursache der Elasticität würde genennt
werden müssen, welches doch mit der Erfahrung nicht über-
einstimmet, welche uns lehret, daß die Elasticität der
Luft nicht allein durch die Wärme, sondern auch durch das
Zusammendrücken vermehret werden könne. Ich ge-
schweige, daß die Materie in dem Mittelpuncte der Erde,

wenn

Geſchichte der Erde
Steinkohlen geben koͤnne, ohngeachtet kein Zufluß der
Luft vorhanden iſt. Der ehrwuͤrdige Pater Caſtel ſucht
dieſes in ſeiner Schrift von der Schwere aus den Geſe-
tzen der Bewegung zu beweiſen. Denn er ſagt: man
ſolle ſich eine kleine Klugel einbilden, welche den Mittel-
punct der Erde umgaͤbe. Dieſe Kugel wuͤrde von der
uͤber ihr ſtehenden dicken Rinde gedruckt, und weil die
Gegenwuͤrkung der Wuͤrkung allemal gleich waͤre, ſo muͤ-
ſte ſie gegen die Erdenrinde zuruͤck druͤcken, welches ohne
eine Bemuͤhung ſich auszudehnen nicht geſchehen koͤnnte.
Weil ferner nur alsdenn bey dem Drucke die einander ent-
gegengeſetzten Kraͤfte gleich waͤren; wenn ſich die Maſſen
umgekehrt wie die Geſchwindigkeiten verhielten: ſo muͤſte
ſich die Geſchwindigkeit, mit welcher ſich dieſe Centralku-
gel auszudehnen ſuchte, zu der Geſchwindigkeit, mit wel-
cher die Erde auf dieſelbe druͤckte, verhalten: wie die
Maſſe der Erde zu der Maſſe der Centralkugel. Da
nun die Maſſe der Erden unendliche mal groͤſſer waͤre als
die Kugel in den Mittelpuncte derſelben, ſo muͤſte die Ge-
ſchwindigkeit, mit welcher ſich die Materie in der Erde
auszudehnen ſuchte, unendliche mal groͤſſer ſeyn, als die
Geſchwindigkeit aller irdiſchen Koͤrper, welche gegen die-
ſelbe drucken. Eine Bemuͤhung aber ſich mit einer un-
endlichen Geſchwindigkeit auszudehnen, muͤſte nothwendig
eine Entzuͤndung hervorbringen. Aber dieſer letzte Satz
iſt eben derjenige, welchen man nicht einraͤumen kan.
Denn ohnerachtet die Waͤrme die Koͤrper ausdehnet, ſo
folgt doch gar nicht, daß ein Koͤrper, welcher ſich aus-
dehnet, deswegen warm ſeyn muͤſſe, weil ſonſten die
Waͤrme die einzige Urſache der Elaſticitaͤt wuͤrde genennt
werden muͤſſen, welches doch mit der Erfahrung nicht uͤber-
einſtimmet, welche uns lehret, daß die Elaſticitaͤt der
Luft nicht allein durch die Waͤrme, ſondern auch durch das
Zuſammendruͤcken vermehret werden koͤnne. Ich ge-
ſchweige, daß die Materie in dem Mittelpuncte der Erde,

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[162/0176] Geſchichte der Erde Steinkohlen geben koͤnne, ohngeachtet kein Zufluß der Luft vorhanden iſt. Der ehrwuͤrdige Pater Caſtel ſucht dieſes in ſeiner Schrift von der Schwere aus den Geſe- tzen der Bewegung zu beweiſen. Denn er ſagt: man ſolle ſich eine kleine Klugel einbilden, welche den Mittel- punct der Erde umgaͤbe. Dieſe Kugel wuͤrde von der uͤber ihr ſtehenden dicken Rinde gedruckt, und weil die Gegenwuͤrkung der Wuͤrkung allemal gleich waͤre, ſo muͤ- ſte ſie gegen die Erdenrinde zuruͤck druͤcken, welches ohne eine Bemuͤhung ſich auszudehnen nicht geſchehen koͤnnte. Weil ferner nur alsdenn bey dem Drucke die einander ent- gegengeſetzten Kraͤfte gleich waͤren; wenn ſich die Maſſen umgekehrt wie die Geſchwindigkeiten verhielten: ſo muͤſte ſich die Geſchwindigkeit, mit welcher ſich dieſe Centralku- gel auszudehnen ſuchte, zu der Geſchwindigkeit, mit wel- cher die Erde auf dieſelbe druͤckte, verhalten: wie die Maſſe der Erde zu der Maſſe der Centralkugel. Da nun die Maſſe der Erden unendliche mal groͤſſer waͤre als die Kugel in den Mittelpuncte derſelben, ſo muͤſte die Ge- ſchwindigkeit, mit welcher ſich die Materie in der Erde auszudehnen ſuchte, unendliche mal groͤſſer ſeyn, als die Geſchwindigkeit aller irdiſchen Koͤrper, welche gegen die- ſelbe drucken. Eine Bemuͤhung aber ſich mit einer un- endlichen Geſchwindigkeit auszudehnen, muͤſte nothwendig eine Entzuͤndung hervorbringen. Aber dieſer letzte Satz iſt eben derjenige, welchen man nicht einraͤumen kan. Denn ohnerachtet die Waͤrme die Koͤrper ausdehnet, ſo folgt doch gar nicht, daß ein Koͤrper, welcher ſich aus- dehnet, deswegen warm ſeyn muͤſſe, weil ſonſten die Waͤrme die einzige Urſache der Elaſticitaͤt wuͤrde genennt werden muͤſſen, welches doch mit der Erfahrung nicht uͤber- einſtimmet, welche uns lehret, daß die Elaſticitaͤt der Luft nicht allein durch die Waͤrme, ſondern auch durch das Zuſammendruͤcken vermehret werden koͤnne. Ich ge- ſchweige, daß die Materie in dem Mittelpuncte der Erde, wenn

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/176>, abgerufen am 22.11.2024.