Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.Hölle, und einen Himmel nach seinem Ge- schmacke. Der eine bauet ihn für diese Art Leute, und der andere wieder für eine andre Art, jeder aber bauet die Hölle für seine Feinde, und den Himmel für seine Freunde. Weil aber Herr Tempelstolz, als ein Mann von seinen besten Jahren, ein junges Mägdgen einer alten vorziehet, so hat er die Baukunst seines Himmels und seiner Hölle also eingerichtet, daß sich jener für die jungen Mägdgens, und diese für die al- ten Weiber passet, welche ihn heyrathen wollen. Was ist aber weiter aus ihrem Streite geworden, Frau Conrecktorin? Brigitte. Jch habe ihn darauf vor dem Con- sistorio verklagt, und bringe ihn von dem- selben den gerechten Spruch mit, daß er mich entweder heyrathen, oder abgesetzt werden soll. Peter. Er wird sich gewiß nicht absetzen lassen, und wann sie auch zwey mahl 65 Jahr alt wären. Brigitte. Wie ich aber gehört habe, so soll er auf die Hofnung den Proceß zu gewinnen, sich bereits um ein adeliches Fräulein be- worben haben. Aber nein, sein Spitzbu- benstreich soll ihm nicht gelingen. Nein, nein; er muß mich nun durchaus nehmen. Hr. v. R. Was wird ihnen dies aber helfen. Fran Conrecktorin? was werden sie für gute Tage bey einem gehäßigen Ehemanne haben, sonderlich bey einem Geistlichen? Es giebt
Hoͤlle, und einen Himmel nach ſeinem Ge- ſchmacke. Der eine bauet ihn fuͤr dieſe Art Leute, und der andere wieder fuͤr eine andre Art, jeder aber bauet die Hoͤlle fuͤr ſeine Feinde, und den Himmel fuͤr ſeine Freunde. Weil aber Herr Tempelſtolz, als ein Mann von ſeinen beſten Jahren, ein junges Maͤgdgen einer alten vorziehet, ſo hat er die Baukunſt ſeines Himmels und ſeiner Hoͤlle alſo eingerichtet, daß ſich jener fuͤr die jungen Maͤgdgens, und dieſe fuͤr die al- ten Weiber paſſet, welche ihn heyrathen wollen. Was iſt aber weiter aus ihrem Streite geworden, Frau Conrecktorin? Brigitte. Jch habe ihn darauf vor dem Con- ſiſtorio verklagt, und bringe ihn von dem- ſelben den gerechten Spruch mit, daß er mich entweder heyrathen, oder abgeſetzt werden ſoll. Peter. Er wird ſich gewiß nicht abſetzen laſſen, und wann ſie auch zwey mahl 65 Jahr alt waͤren. Brigitte. Wie ich aber gehoͤrt habe, ſo ſoll er auf die Hofnung den Proceß zu gewinnen, ſich bereits um ein adeliches Fraͤulein be- worben haben. Aber nein, ſein Spitzbu- benſtreich ſoll ihm nicht gelingen. Nein, nein; er muß mich nun durchaus nehmen. Hr. v. R. Was wird ihnen dies aber helfen. Fran Conrecktorin? was werden ſie fuͤr gute Tage bey einem gehaͤßigen Ehemanne haben, ſonderlich bey einem Geiſtlichen? Es giebt
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Hoͤlle, und einen Himmel nach ſeinem Ge-
ſchmacke. Der eine bauet ihn fuͤr dieſe
Art Leute, und der andere wieder fuͤr eine
andre Art, jeder aber bauet die Hoͤlle fuͤr
ſeine Feinde, und den Himmel fuͤr ſeine
Freunde. Weil aber Herr Tempelſtolz,
als ein Mann von ſeinen beſten Jahren, ein
junges Maͤgdgen einer alten vorziehet, ſo hat
er die Baukunſt ſeines Himmels und ſeiner
Hoͤlle alſo eingerichtet, daß ſich jener fuͤr
die jungen Maͤgdgens, und dieſe fuͤr die al-
ten Weiber paſſet, welche ihn heyrathen
wollen. Was iſt aber weiter aus ihrem
Streite geworden, Frau Conrecktorin?
Brigitte. Jch habe ihn darauf vor dem Con-
ſiſtorio verklagt, und bringe ihn von dem-
ſelben den gerechten Spruch mit, daß er
mich entweder heyrathen, oder abgeſetzt
werden ſoll.
Peter. Er wird ſich gewiß nicht abſetzen laſſen,
und wann ſie auch zwey mahl 65 Jahr alt
waͤren.
Brigitte. Wie ich aber gehoͤrt habe, ſo ſoll er
auf die Hofnung den Proceß zu gewinnen,
ſich bereits um ein adeliches Fraͤulein be-
worben haben. Aber nein, ſein Spitzbu-
benſtreich ſoll ihm nicht gelingen. Nein,
nein; er muß mich nun durchaus nehmen.
Hr. v. R. Was wird ihnen dies aber helfen.
Fran Conrecktorin? was werden ſie fuͤr
gute Tage bey einem gehaͤßigen Ehemanne
haben, ſonderlich bey einem Geiſtlichen? Es
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