Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.hayn, welche ihren Prediger, den Paster Tempelstolz, und ihre Tochter mitbringt. Aus Roseneck aber kömmt der Hr. von Ro- seneck her, und bringt einen jungen Herrn mit, welcher der Frau von Bickenhayn Tochter zum Teufelskinde gemacht hat, wie mein Herr sagt. Es soll ein Magister Philosophi seyn, das ist so viel gesagt, ein andrer Magister, als der Magister gewesen ist, welcher der Kanzel gegen über mit dem langen Barte abgemahlt steht. Cathrine. Was geht mir dein Magisterkram an? meinst du nicht, daß ich was anders als deine Narrenspossen im Kopfe habe? Wann du nur heute Abend alle Hände voll zu thun kriegtest, so sollte dir auch wol an- ders zu Muthe werden. Jch werde mich nicht so zum Bierkruge setzen können, wie du. Peter. Was geht dir mein Trinken an? unsre beyde Pastoren werden es nicht besser ma- chen. Sie werden wohl den Prediger an die Wand henken, und sich als ein paar lu- stige Banerkuechte recht Petermäßig be- trincken. Cathrine. Es läßt aber auch recht andächtig von unserm Herrn, wenn er des Sonntaas die Schenke mit solcher Gewalt in die Hölle jagt, daß man es fast recht eigentlich pol- tern hört, und sich doch in der Woche är- ger betrinkt, als die Schenke am Sonn- tage gethan hat. Peter.
hayn, welche ihren Prediger, den Paſter Tempelſtolz, und ihre Tochter mitbringt. Aus Roſeneck aber koͤmmt der Hr. von Ro- ſeneck her, und bringt einen jungen Herrn mit, welcher der Frau von Bickenhayn Tochter zum Teufelskinde gemacht hat, wie mein Herr ſagt. Es ſoll ein Magiſter Philoſophi ſeyn, das iſt ſo viel geſagt, ein andrer Magiſter, als der Magiſter geweſen iſt, welcher der Kanzel gegen uͤber mit dem langen Barte abgemahlt ſteht. Cathrine. Was geht mir dein Magiſterkram an? meinſt du nicht, daß ich was anders als deine Narrenspoſſen im Kopfe habe? Wann du nur heute Abend alle Haͤnde voll zu thun kriegteſt, ſo ſollte dir auch wol an- ders zu Muthe werden. Jch werde mich nicht ſo zum Bierkruge ſetzen koͤnnen, wie du. Peter. Was geht dir mein Trinken an? unſre beyde Paſtoren werden es nicht beſſer ma- chen. Sie werden wohl den Prediger an die Wand henken, und ſich als ein paar lu- ſtige Banerkuechte recht Petermaͤßig be- trincken. Cathrine. Es laͤßt aber auch recht andaͤchtig von unſerm Herrn, wenn er des Sonntaas die Schenke mit ſolcher Gewalt in die Hoͤlle jagt, daß man es faſt recht eigentlich pol- tern hoͤrt, und ſich doch in der Woche aͤr- ger betrinkt, als die Schenke am Sonn- tage gethan hat. Peter.
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Aus Roſeneck aber koͤmmt der Hr. von Ro-
ſeneck her, und bringt einen jungen Herrn
mit, welcher der Frau von Bickenhayn
Tochter zum Teufelskinde gemacht hat,
wie mein Herr ſagt. Es ſoll ein Magiſter
Philoſophi ſeyn, das iſt ſo viel geſagt, ein
andrer Magiſter, als der Magiſter geweſen
iſt, welcher der Kanzel gegen uͤber mit dem
langen Barte abgemahlt ſteht.
Cathrine. Was geht mir dein Magiſterkram
an? meinſt du nicht, daß ich was anders
als deine Narrenspoſſen im Kopfe habe?
Wann du nur heute Abend alle Haͤnde voll
zu thun kriegteſt, ſo ſollte dir auch wol an-
ders zu Muthe werden. Jch werde mich
nicht ſo zum Bierkruge ſetzen koͤnnen, wie
du.
Peter. Was geht dir mein Trinken an? unſre
beyde Paſtoren werden es nicht beſſer ma-
chen. Sie werden wohl den Prediger an
die Wand henken, und ſich als ein paar lu-
ſtige Banerkuechte recht Petermaͤßig be-
trincken.
Cathrine. Es laͤßt aber auch recht andaͤchtig
von unſerm Herrn, wenn er des Sonntaas
die Schenke mit ſolcher Gewalt in die Hoͤlle
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tern hoͤrt, und ſich doch in der Woche aͤr-
ger betrinkt, als die Schenke am Sonn-
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