Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.

Bild:
<< vorherige Seite


(zu Muffeln) Nun! nun! Herr Confra-
ter, ich werde doch wohl wissen, was ich
mit ihr werde machen müssen, wann sie
meine Frau seyn wird.
Muffel. Jch meyn es so böse nicht, Herr Col-
lege. Kommen sie hinein, ich habe mich
ganz durstig gesungen, und der Abendsegen
wird ihren Hals auch trucken gemacht ha-
ben, wir wollen eins drauf trinken. (zu den
Fremden)
Wollen sie nicht mit uns ein
wenig hinein gehen?
Tempelst. Jch trinke mit, Herr Confrater,
kommen sie, kommen sie!
Herr v. R. Jch will auch mit hinein gehen,
Herr Wahrmund wird ganz allein drinnen
seyn.
(Muffel, Tempelstolz, und Herr
v. R. gehen ab.)
Siebenter Auftritt.
Frau von Birkenhayn, Fräulein
Wilhelmine.
Fr. v. B. Nun Wilhelmine, weil wir beyde
allein seyn, so frag ich dich auf dein Ge-
wissen; hast du nicht schon deine Religion
verläugnet, und bist zu der philosophischen
Secte übergegangen? Verschweige mir
nichts. Hast du nicht Gott, deine Eltern,
und die Brüste, die dich gesogen haben, ver-
schwören müssen? (weint) ach du armes
Schaaf! ach deine verlohrne Seele!
Fräul.
E 4


(zu Muffeln) Nun! nun! Herr Confra-
ter, ich werde doch wohl wiſſen, was ich
mit ihr werde machen muͤſſen, wann ſie
meine Frau ſeyn wird.
Muffel. Jch meyn es ſo boͤſe nicht, Herr Col-
lege. Kommen ſie hinein, ich habe mich
ganz durſtig geſungen, und der Abendſegen
wird ihren Hals auch trucken gemacht ha-
ben, wir wollen eins drauf trinken. (zu den
Fremden)
Wollen ſie nicht mit uns ein
wenig hinein gehen?
Tempelſt. Jch trinke mit, Herr Confrater,
kommen ſie, kommen ſie!
Herr v. R. Jch will auch mit hinein gehen,
Herr Wahrmund wird ganz allein drinnen
ſeyn.
(Muffel, Tempelſtolz, und Herr
v. R. gehen ab.)
Siebenter Auftritt.
Frau von Birkenhayn, Fraͤulein
Wilhelmine.
Fr. v. B. Nun Wilhelmine, weil wir beyde
allein ſeyn, ſo frag ich dich auf dein Ge-
wiſſen; haſt du nicht ſchon deine Religion
verlaͤugnet, und biſt zu der philoſophiſchen
Secte uͤbergegangen? Verſchweige mir
nichts. Haſt du nicht Gott, deine Eltern,
und die Bruͤſte, die dich geſogen haben, ver-
ſchwoͤren muͤſſen? (weint) ach du armes
Schaaf! ach deine verlohrne Seele!
Fraͤul.
E 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#TEM">
            <p><pb facs="#f0075" n="71"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><stage>(zu Muffeln)</stage> Nun! nun! Herr Confra-<lb/>
ter, ich werde doch wohl wi&#x017F;&#x017F;en, was ich<lb/>
mit ihr werde machen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wann &#x017F;ie<lb/>
meine Frau &#x017F;eyn wird.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MUF">
            <speaker>Muffel.</speaker>
            <p>Jch meyn es &#x017F;o bo&#x0364;&#x017F;e nicht, Herr Col-<lb/>
lege. Kommen &#x017F;ie hinein, ich habe mich<lb/>
ganz dur&#x017F;tig ge&#x017F;ungen, und der Abend&#x017F;egen<lb/>
wird ihren Hals auch trucken gemacht ha-<lb/>
ben, wir wollen eins drauf trinken. <stage>(zu den<lb/>
Fremden)</stage> Wollen &#x017F;ie nicht mit uns ein<lb/>
wenig hinein gehen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEM">
            <speaker>Tempel&#x017F;t.</speaker>
            <p>Jch trinke mit, Herr Confrater,<lb/>
kommen &#x017F;ie, kommen &#x017F;ie!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HVR">
            <speaker>Herr v. R.</speaker>
            <p>Jch will auch mit hinein gehen,<lb/>
Herr Wahrmund wird ganz allein drinnen<lb/>
&#x017F;eyn.</p>
            <stage>(Muffel, Tempel&#x017F;tolz, und Herr<lb/>
v. R. gehen ab.)</stage>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siebenter Auftritt.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Frau von Birkenhayn, Fra&#x0364;ulein<lb/>
Wilhelmine.</hi> </hi> </stage><lb/>
          <sp who="#FVB">
            <speaker>Fr. v. B.</speaker>
            <p>Nun Wilhelmine, weil wir beyde<lb/>
allein &#x017F;eyn, &#x017F;o frag ich dich auf dein Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en; ha&#x017F;t du nicht &#x017F;chon deine Religion<lb/>
verla&#x0364;ugnet, und bi&#x017F;t zu der philo&#x017F;ophi&#x017F;chen<lb/>
Secte u&#x0364;bergegangen? Ver&#x017F;chweige mir<lb/>
nichts. Ha&#x017F;t du nicht Gott, deine Eltern,<lb/>
und die Bru&#x0364;&#x017F;te, die dich ge&#x017F;ogen haben, ver-<lb/>
&#x017F;chwo&#x0364;ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en? <stage>(weint)</stage> ach du armes<lb/>
Schaaf! ach deine verlohrne Seele!</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">E 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ul.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0075] (zu Muffeln) Nun! nun! Herr Confra- ter, ich werde doch wohl wiſſen, was ich mit ihr werde machen muͤſſen, wann ſie meine Frau ſeyn wird. Muffel. Jch meyn es ſo boͤſe nicht, Herr Col- lege. Kommen ſie hinein, ich habe mich ganz durſtig geſungen, und der Abendſegen wird ihren Hals auch trucken gemacht ha- ben, wir wollen eins drauf trinken. (zu den Fremden) Wollen ſie nicht mit uns ein wenig hinein gehen? Tempelſt. Jch trinke mit, Herr Confrater, kommen ſie, kommen ſie! Herr v. R. Jch will auch mit hinein gehen, Herr Wahrmund wird ganz allein drinnen ſeyn. (Muffel, Tempelſtolz, und Herr v. R. gehen ab.) Siebenter Auftritt. Frau von Birkenhayn, Fraͤulein Wilhelmine. Fr. v. B. Nun Wilhelmine, weil wir beyde allein ſeyn, ſo frag ich dich auf dein Ge- wiſſen; haſt du nicht ſchon deine Religion verlaͤugnet, und biſt zu der philoſophiſchen Secte uͤbergegangen? Verſchweige mir nichts. Haſt du nicht Gott, deine Eltern, und die Bruͤſte, die dich geſogen haben, ver- ſchwoͤren muͤſſen? (weint) ach du armes Schaaf! ach deine verlohrne Seele! Fraͤul. E 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/75
Zitationshilfe: Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/75>, abgerufen am 18.12.2024.