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Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.

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Vorständen des G.A. Vereins vor. Die Bauleitung übernahm ich selbst. Die ganze Sache war mit grosser Verantwortlichkeit und Mühewaltung für mich verbunden, aber ich wagte mich in Gottes Namen hinein und mit Gottes Hilfe gelang die Durchführung überaus rasch und glücklich.

Der nach meinem fanatischen ehemaligen Freunde in Ensheim fungierende Pfarrer hatte mir einmal gesagt, dass ich in Ensheim doch eigentlich nur zu begraben habe. Ich benützte das Wort zu einem Sporne für die G.A. Vereine, dass sie helfen möchten aus einer sterbenden eine kräftig lebende Gemeinde machen, in der getauft und getraut, Schule gehalten und konfirmiert werde und das Evangelium hell und hoch auf dem Leuchter stehe als Wort des Lebens und Kraft zur Seligkeit.

Die Gaben flossen reichlich. Und als beschlossen war das Jahresfest des pfälz. G.A. Vereins im Jahre 1863 zu St. Ingbert zu feiern, sagte ich dem Bürgermeister, wenn ich einen Bauplatz hätte, müsste bis zu diesem Feste das Bethaus fertig sein. Da wies er auf einen grossen, im Dorfe gelegenen Acker mit der Frage: Gefiele Ihnen dieser Platz?, und auf meine Erwiederung, ein besserer sei nicht zu finden, sprach er ruhig: Der Acker war bisher mein, er gehört von nun an Ihnen für das Bethaus! Durch dieses werthvolle Geschenk war der sofortige Angriff des Baues ermöglicht. Die Arbeit ging im Frühjahr und Sommer energisch vorwärts. Freilich musste ich wenigstens 2 mal wöchentlich den 11 Kilometer langen Weg zur Baustelle machen und dort alle Einzelheiten ordnen, beaufsichtigen und im Gange halten, aber der rüstige Fortgang der Arbeiten gab Freudigkeit.

Den Versuch des Bezirksamtes, dem Bau Einhalt zu gebieten, da ein öffentliches Gebäude ohne behördliche Erlaubnis aufgeführt werden solle, wies ich kalt ab mit der Erklärung, der Bau sei meine Privatsache, was mir vom Presbyterium und vom Bürgermeisteramte bestätigt wurde.

Als kirchliche Nachfeier des G.A. Festes zu St. Ingbert konnte der Betsaal feierlich eingeweiht werden. Alle Festtheilnehmer waren tief ergriffen, das ganze Dorf froh bewegt, ich aber erwiederte einen Toast auf meine Person mit der

Vorständen des G.A. Vereins vor. Die Bauleitung übernahm ich selbst. Die ganze Sache war mit grosser Verantwortlichkeit und Mühewaltung für mich verbunden, aber ich wagte mich in Gottes Namen hinein und mit Gottes Hilfe gelang die Durchführung überaus rasch und glücklich.

Der nach meinem fanatischen ehemaligen Freunde in Ensheim fungierende Pfarrer hatte mir einmal gesagt, dass ich in Ensheim doch eigentlich nur zu begraben habe. Ich benützte das Wort zu einem Sporne für die G.A. Vereine, dass sie helfen möchten aus einer sterbenden eine kräftig lebende Gemeinde machen, in der getauft und getraut, Schule gehalten und konfirmiert werde und das Evangelium hell und hoch auf dem Leuchter stehe als Wort des Lebens und Kraft zur Seligkeit.

Die Gaben flossen reichlich. Und als beschlossen war das Jahresfest des pfälz. G.A. Vereins im Jahre 1863 zu St. Ingbert zu feiern, sagte ich dem Bürgermeister, wenn ich einen Bauplatz hätte, müsste bis zu diesem Feste das Bethaus fertig sein. Da wies er auf einen grossen, im Dorfe gelegenen Acker mit der Frage: Gefiele Ihnen dieser Platz?, und auf meine Erwiederung, ein besserer sei nicht zu finden, sprach er ruhig: Der Acker war bisher mein, er gehört von nun an Ihnen für das Bethaus! Durch dieses werthvolle Geschenk war der sofortige Angriff des Baues ermöglicht. Die Arbeit ging im Frühjahr und Sommer energisch vorwärts. Freilich musste ich wenigstens 2 mal wöchentlich den 11 Kilometer langen Weg zur Baustelle machen und dort alle Einzelheiten ordnen, beaufsichtigen und im Gange halten, aber der rüstige Fortgang der Arbeiten gab Freudigkeit.

Den Versuch des Bezirksamtes, dem Bau Einhalt zu gebieten, da ein öffentliches Gebäude ohne behördliche Erlaubnis aufgeführt werden solle, wies ich kalt ab mit der Erklärung, der Bau sei meine Privatsache, was mir vom Presbyterium und vom Bürgermeisteramte bestätigt wurde.

Als kirchliche Nachfeier des G.A. Festes zu St. Ingbert konnte der Betsaal feierlich eingeweiht werden. Alle Festtheilnehmer waren tief ergriffen, das ganze Dorf froh bewegt, ich aber erwiederte einen Toast auf meine Person mit der

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Vorständen des G.A. Vereins vor. Die Bauleitung übernahm ich selbst. Die ganze Sache war mit grosser Verantwortlichkeit und Mühewaltung für mich verbunden, aber ich wagte mich in Gottes Namen hinein und mit Gottes Hilfe gelang die Durchführung überaus rasch und glücklich.</p>
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[84/0084] Vorständen des G.A. Vereins vor. Die Bauleitung übernahm ich selbst. Die ganze Sache war mit grosser Verantwortlichkeit und Mühewaltung für mich verbunden, aber ich wagte mich in Gottes Namen hinein und mit Gottes Hilfe gelang die Durchführung überaus rasch und glücklich. Der nach meinem fanatischen ehemaligen Freunde in Ensheim fungierende Pfarrer hatte mir einmal gesagt, dass ich in Ensheim doch eigentlich nur zu begraben habe. Ich benützte das Wort zu einem Sporne für die G.A. Vereine, dass sie helfen möchten aus einer sterbenden eine kräftig lebende Gemeinde machen, in der getauft und getraut, Schule gehalten und konfirmiert werde und das Evangelium hell und hoch auf dem Leuchter stehe als Wort des Lebens und Kraft zur Seligkeit. Die Gaben flossen reichlich. Und als beschlossen war das Jahresfest des pfälz. G.A. Vereins im Jahre 1863 zu St. Ingbert zu feiern, sagte ich dem Bürgermeister, wenn ich einen Bauplatz hätte, müsste bis zu diesem Feste das Bethaus fertig sein. Da wies er auf einen grossen, im Dorfe gelegenen Acker mit der Frage: Gefiele Ihnen dieser Platz?, und auf meine Erwiederung, ein besserer sei nicht zu finden, sprach er ruhig: Der Acker war bisher mein, er gehört von nun an Ihnen für das Bethaus! Durch dieses werthvolle Geschenk war der sofortige Angriff des Baues ermöglicht. Die Arbeit ging im Frühjahr und Sommer energisch vorwärts. Freilich musste ich wenigstens 2 mal wöchentlich den 11 Kilometer langen Weg zur Baustelle machen und dort alle Einzelheiten ordnen, beaufsichtigen und im Gange halten, aber der rüstige Fortgang der Arbeiten gab Freudigkeit. Den Versuch des Bezirksamtes, dem Bau Einhalt zu gebieten, da ein öffentliches Gebäude ohne behördliche Erlaubnis aufgeführt werden solle, wies ich kalt ab mit der Erklärung, der Bau sei meine Privatsache, was mir vom Presbyterium und vom Bürgermeisteramte bestätigt wurde. Als kirchliche Nachfeier des G.A. Festes zu St. Ingbert konnte der Betsaal feierlich eingeweiht werden. Alle Festtheilnehmer waren tief ergriffen, das ganze Dorf froh bewegt, ich aber erwiederte einen Toast auf meine Person mit der

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Zitationshilfe: Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krieger_lebenserinnerungen_1907/84>, abgerufen am 28.04.2024.