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Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.

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Frau bis tief in die Nacht mit Gespräch und Musik und ging in der Morgenfrühe wieder Heim, wenn ich nicht noch einen vollen Tag zulegte. Auch mit Superintendent Schirmer und Pfr. Engel in Saarbrücken, wie mit Pfr. König in Sulzbach trat ich in Verbindung. Letzterer, ein tüchtiger Theologe und ganz hervorragender Klavier- und Orgelspieler, war leider sehr launisch und brach unseren Verkehr aus mir unbekannt gebliebenen Gründen plötzlich und vollständig ab, so dass er bei zufälliger Begegnung nicht mehr meinen Gruss erwiederte.

Mit Pfr. König war ich durch die Familie Wagner in Sulzbach bekannt geworden. Mit dieser wie mit der Familie Vopelius daselbst war mein Vater seit Jahren befreundet und ich war mit ihm schon als Knabe nach Sulzbach gekommen und hatte als Gymnasiast öfters frohe Tage dort verlebt. Als Vikar suchte ich sie bald wieder auf schon darum, weil die beiden Glashütten zu Schnappach diesen Familien gehörten. Den Beamten und Arbeitern dieser Hütten gegenüber war mir die Beziehung zu den Hüttenherren werthvoll, denn die Glasmacher, damals eine wohlbezahlte und sich als höhere Arbeiter fühlende, förmliche Kaste, hatten ihre Eigenheiten und waren theilweise schwierig zu behandeln. Der Rückhalt an den Hüttenherren unterstützte mich und grade die Glasmacher wurden nach und nach ein sehr guter und treuer Bestandtheil der Gemeinde.

Den Grubenbeamten und Bergleuten gegenüber hatte ich an dem Bergmeister und späteren Bergrath Sievert eine starke Stütze. Er war der höchste Beamte in St. Ingbert, ein sehr kirchlicher und ernster Mann, der die von seiner verstorbenen Frau ihm hinterlassenen 2 Kinder in Kornthal und bei einem sehr positiven Pfarrer erziehen liess. Gegen mich war er überaus freundlich und sein verständiger Rath hielt mich jungen Mann oft auf dem richtigen Wege. Besonders nahe trat ich dem Direktor der Maschinenfabrik und Kesselschmiede Weyland, der bald in das Presbyterium kam, dessen intelligentestes Mitglied er war. Die Freundschaft zwischen ihm und mir pflanzt sich in unseren Familien fort.

Frau bis tief in die Nacht mit Gespräch und Musik und ging in der Morgenfrühe wieder Heim, wenn ich nicht noch einen vollen Tag zulegte. Auch mit Superintendent Schirmer und Pfr. Engel in Saarbrücken, wie mit Pfr. König in Sulzbach trat ich in Verbindung. Letzterer, ein tüchtiger Theologe und ganz hervorragender Klavier- und Orgelspieler, war leider sehr launisch und brach unseren Verkehr aus mir unbekannt gebliebenen Gründen plötzlich und vollständig ab, so dass er bei zufälliger Begegnung nicht mehr meinen Gruss erwiederte.

Mit Pfr. König war ich durch die Familie Wagner in Sulzbach bekannt geworden. Mit dieser wie mit der Familie Vopelius daselbst war mein Vater seit Jahren befreundet und ich war mit ihm schon als Knabe nach Sulzbach gekommen und hatte als Gymnasiast öfters frohe Tage dort verlebt. Als Vikar suchte ich sie bald wieder auf schon darum, weil die beiden Glashütten zu Schnappach diesen Familien gehörten. Den Beamten und Arbeitern dieser Hütten gegenüber war mir die Beziehung zu den Hüttenherren werthvoll, denn die Glasmacher, damals eine wohlbezahlte und sich als höhere Arbeiter fühlende, förmliche Kaste, hatten ihre Eigenheiten und waren theilweise schwierig zu behandeln. Der Rückhalt an den Hüttenherren unterstützte mich und grade die Glasmacher wurden nach und nach ein sehr guter und treuer Bestandtheil der Gemeinde.

Den Grubenbeamten und Bergleuten gegenüber hatte ich an dem Bergmeister und späteren Bergrath Sievert eine starke Stütze. Er war der höchste Beamte in St. Ingbert, ein sehr kirchlicher und ernster Mann, der die von seiner verstorbenen Frau ihm hinterlassenen 2 Kinder in Kornthal und bei einem sehr positiven Pfarrer erziehen liess. Gegen mich war er überaus freundlich und sein verständiger Rath hielt mich jungen Mann oft auf dem richtigen Wege. Besonders nahe trat ich dem Direktor der Maschinenfabrik und Kesselschmiede Weyland, der bald in das Presbyterium kam, dessen intelligentestes Mitglied er war. Die Freundschaft zwischen ihm und mir pflanzt sich in unseren Familien fort.

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Frau bis tief in die Nacht mit Gespräch und Musik und ging in der Morgenfrühe wieder Heim, wenn ich nicht noch einen vollen Tag zulegte. Auch mit Superintendent Schirmer und Pfr. Engel in Saarbrücken, wie mit Pfr. König in Sulzbach trat ich in Verbindung. Letzterer, ein tüchtiger Theologe und ganz hervorragender Klavier- und Orgelspieler, war leider sehr launisch und brach unseren Verkehr aus mir unbekannt gebliebenen Gründen plötzlich und vollständig ab, so dass er bei zufälliger Begegnung nicht mehr meinen Gruss erwiederte.</p>
        <p>Mit Pfr. König war ich durch die Familie Wagner in Sulzbach bekannt geworden. Mit dieser wie mit der Familie Vopelius daselbst war mein Vater seit Jahren befreundet und ich war mit ihm schon als Knabe nach Sulzbach gekommen und hatte als Gymnasiast öfters frohe Tage dort verlebt. Als Vikar suchte ich sie bald wieder auf schon darum, weil die beiden Glashütten zu Schnappach diesen Familien gehörten. Den Beamten und Arbeitern dieser Hütten gegenüber war mir die Beziehung zu den Hüttenherren werthvoll, denn die Glasmacher, damals eine wohlbezahlte und sich als höhere Arbeiter fühlende, förmliche Kaste, hatten ihre Eigenheiten und waren theilweise schwierig zu behandeln. Der Rückhalt an den Hüttenherren unterstützte mich und grade die Glasmacher wurden nach und nach ein sehr guter und treuer Bestandtheil der Gemeinde.</p>
        <p>Den Grubenbeamten und Bergleuten gegenüber hatte ich an dem Bergmeister und späteren Bergrath Sievert eine starke Stütze. Er war der höchste Beamte in St. Ingbert, ein sehr kirchlicher und ernster Mann, der die von seiner verstorbenen Frau ihm hinterlassenen 2 Kinder in Kornthal und bei einem sehr positiven Pfarrer erziehen liess. Gegen mich war er überaus freundlich und sein verständiger Rath hielt mich jungen Mann oft auf dem richtigen Wege. Besonders nahe trat ich dem Direktor der Maschinenfabrik und Kesselschmiede Weyland, der bald in das Presbyterium kam, dessen intelligentestes Mitglied er war. Die Freundschaft zwischen ihm und mir pflanzt sich in unseren Familien fort.
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[54/0054] Frau bis tief in die Nacht mit Gespräch und Musik und ging in der Morgenfrühe wieder Heim, wenn ich nicht noch einen vollen Tag zulegte. Auch mit Superintendent Schirmer und Pfr. Engel in Saarbrücken, wie mit Pfr. König in Sulzbach trat ich in Verbindung. Letzterer, ein tüchtiger Theologe und ganz hervorragender Klavier- und Orgelspieler, war leider sehr launisch und brach unseren Verkehr aus mir unbekannt gebliebenen Gründen plötzlich und vollständig ab, so dass er bei zufälliger Begegnung nicht mehr meinen Gruss erwiederte. Mit Pfr. König war ich durch die Familie Wagner in Sulzbach bekannt geworden. Mit dieser wie mit der Familie Vopelius daselbst war mein Vater seit Jahren befreundet und ich war mit ihm schon als Knabe nach Sulzbach gekommen und hatte als Gymnasiast öfters frohe Tage dort verlebt. Als Vikar suchte ich sie bald wieder auf schon darum, weil die beiden Glashütten zu Schnappach diesen Familien gehörten. Den Beamten und Arbeitern dieser Hütten gegenüber war mir die Beziehung zu den Hüttenherren werthvoll, denn die Glasmacher, damals eine wohlbezahlte und sich als höhere Arbeiter fühlende, förmliche Kaste, hatten ihre Eigenheiten und waren theilweise schwierig zu behandeln. Der Rückhalt an den Hüttenherren unterstützte mich und grade die Glasmacher wurden nach und nach ein sehr guter und treuer Bestandtheil der Gemeinde. Den Grubenbeamten und Bergleuten gegenüber hatte ich an dem Bergmeister und späteren Bergrath Sievert eine starke Stütze. Er war der höchste Beamte in St. Ingbert, ein sehr kirchlicher und ernster Mann, der die von seiner verstorbenen Frau ihm hinterlassenen 2 Kinder in Kornthal und bei einem sehr positiven Pfarrer erziehen liess. Gegen mich war er überaus freundlich und sein verständiger Rath hielt mich jungen Mann oft auf dem richtigen Wege. Besonders nahe trat ich dem Direktor der Maschinenfabrik und Kesselschmiede Weyland, der bald in das Presbyterium kam, dessen intelligentestes Mitglied er war. Die Freundschaft zwischen ihm und mir pflanzt sich in unseren Familien fort.

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Zitationshilfe: Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krieger_lebenserinnerungen_1907/54>, abgerufen am 27.04.2024.