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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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ginnen, in dem folgende Stellen laut wurden: ". . . Das
wäre eine Blamage für mich, wenn er einen Anderen gewählt
haben sollte . . . Ja, ja -- es standen im Lokale noch Leute
mit Stimmzetteln . . . Hm, hm . . . ich traue es ihm schon
zu. Diese alten Leute sind unberechenbar; sie gleichen einem
alten Rocke: man kann ihn wenden, wie man will, neu wird
er doch nicht . . . Und was seine Rede anbetrifft, so glaube
ich's schon: es war der ganze Groll, der sich bei ihm
angesammelt hatte und der zum Vorschein kam. Er
wollte einmal zeigen, wohin das führen könne, wenn
alle verarmten Handwerker so dächten wie er . . .
Aber nein, er hat doch gelogen! So spricht man nur
aus Ueberzeugung, wie er geredet hat . . . Aber es ist
Furcht, Feigheit . . . das dumme Gewissen, das er sich macht
. . . Ja, wenn er mich wirklich getäuscht, was thue ich denn
hier noch? . . . Mag er in sein Unglück laufen. Es giebt
Leute, denen nicht zu helfen ist."

Und der Altgeselle nahm das Stück Holz, das er so¬
eben ergriffen hatte, um es in die Drehbank zu spannen,
und schleuderte es weit von sich. Dann band er die Schürze
ab und griff nach Stock und Hut. Als er sein Arbeitszeug
zusammengebunden hatte und fertig zum Gehen war, klopfte
er leise an die Thür der Stube, in der seine Schwester sich
aufhielt.

"Es ist jetzt Alles aus zwischen mir und ihm", rief er
ihr zu. "Keine Macht der Erde wird mich mehr zu ihm
zurückbringen. Sieh zu, daß Du Dich mit ihm auseinander¬
setzen kannst, und dann gehe ebenfalls. Ich will ihn nicht
mehr sprechen, aber sage ihm, daß er mir großes Weh be¬
reitet hat und daß ich ihn in Gedanken immer lieb behalten

ginnen, in dem folgende Stellen laut wurden: „. . . Das
wäre eine Blamage für mich, wenn er einen Anderen gewählt
haben ſollte . . . Ja, ja — es ſtanden im Lokale noch Leute
mit Stimmzetteln . . . Hm, hm . . . ich traue es ihm ſchon
zu. Dieſe alten Leute ſind unberechenbar; ſie gleichen einem
alten Rocke: man kann ihn wenden, wie man will, neu wird
er doch nicht . . . Und was ſeine Rede anbetrifft, ſo glaube
ich's ſchon: es war der ganze Groll, der ſich bei ihm
angeſammelt hatte und der zum Vorſchein kam. Er
wollte einmal zeigen, wohin das führen könne, wenn
alle verarmten Handwerker ſo dächten wie er . . .
Aber nein, er hat doch gelogen! So ſpricht man nur
aus Ueberzeugung, wie er geredet hat . . . Aber es iſt
Furcht, Feigheit . . . das dumme Gewiſſen, das er ſich macht
. . . Ja, wenn er mich wirklich getäuſcht, was thue ich denn
hier noch? . . . Mag er in ſein Unglück laufen. Es giebt
Leute, denen nicht zu helfen iſt.“

Und der Altgeſelle nahm das Stück Holz, das er ſo¬
eben ergriffen hatte, um es in die Drehbank zu ſpannen,
und ſchleuderte es weit von ſich. Dann band er die Schürze
ab und griff nach Stock und Hut. Als er ſein Arbeitszeug
zuſammengebunden hatte und fertig zum Gehen war, klopfte
er leiſe an die Thür der Stube, in der ſeine Schweſter ſich
aufhielt.

„Es iſt jetzt Alles aus zwiſchen mir und ihm“, rief er
ihr zu. „Keine Macht der Erde wird mich mehr zu ihm
zurückbringen. Sieh zu, daß Du Dich mit ihm auseinander¬
ſetzen kannſt, und dann gehe ebenfalls. Ich will ihn nicht
mehr ſprechen, aber ſage ihm, daß er mir großes Weh be¬
reitet hat und daß ich ihn in Gedanken immer lieb behalten

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[309/0321] ginnen, in dem folgende Stellen laut wurden: „. . . Das wäre eine Blamage für mich, wenn er einen Anderen gewählt haben ſollte . . . Ja, ja — es ſtanden im Lokale noch Leute mit Stimmzetteln . . . Hm, hm . . . ich traue es ihm ſchon zu. Dieſe alten Leute ſind unberechenbar; ſie gleichen einem alten Rocke: man kann ihn wenden, wie man will, neu wird er doch nicht . . . Und was ſeine Rede anbetrifft, ſo glaube ich's ſchon: es war der ganze Groll, der ſich bei ihm angeſammelt hatte und der zum Vorſchein kam. Er wollte einmal zeigen, wohin das führen könne, wenn alle verarmten Handwerker ſo dächten wie er . . . Aber nein, er hat doch gelogen! So ſpricht man nur aus Ueberzeugung, wie er geredet hat . . . Aber es iſt Furcht, Feigheit . . . das dumme Gewiſſen, das er ſich macht . . . Ja, wenn er mich wirklich getäuſcht, was thue ich denn hier noch? . . . Mag er in ſein Unglück laufen. Es giebt Leute, denen nicht zu helfen iſt.“ Und der Altgeſelle nahm das Stück Holz, das er ſo¬ eben ergriffen hatte, um es in die Drehbank zu ſpannen, und ſchleuderte es weit von ſich. Dann band er die Schürze ab und griff nach Stock und Hut. Als er ſein Arbeitszeug zuſammengebunden hatte und fertig zum Gehen war, klopfte er leiſe an die Thür der Stube, in der ſeine Schweſter ſich aufhielt. „Es iſt jetzt Alles aus zwiſchen mir und ihm“, rief er ihr zu. „Keine Macht der Erde wird mich mehr zu ihm zurückbringen. Sieh zu, daß Du Dich mit ihm auseinander¬ ſetzen kannſt, und dann gehe ebenfalls. Ich will ihn nicht mehr ſprechen, aber ſage ihm, daß er mir großes Weh be¬ reitet hat und daß ich ihn in Gedanken immer lieb behalten

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/321>, abgerufen am 22.11.2024.