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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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und lauschte eine Weile den gleichmäßigen Schlägen der Ramme,
deren dumpfer Knall von der Spree herübertönte. Hier
arbeitete man auch des Nachts bei Fackelschein, um die Pfähle
ins Wasser zu treiben, auf denen das Fundament der Via¬
dukte ruhen sollte.

Bis in den Winter hinein hielt die Geschäftsstille an,
so daß der Verlust, den Timpe in diesem Jahre trug, für
seine Verhältnisse ein geradezu unersetzlicher war. Um diese
Zeit stellte sich Deppler, der längst abgesprungene Kunde, bei
ihm wieder ein. Der Meister war nicht wenig erstaunt,
freute sich dann aber aufrichtig über den Besuch. Schien
doch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die solide Arbeit
wieder zu Ehren kommen und die abtrünnigen Abnehmer
nach und nach zu ihm zurückkehren würden. Der Gedanke
des Meisters an eine große Bestellung schwand aber bald.
Deppler kam im Auftrage eines Andern, eines Amerikaners,
der ein Modell angefertigt haben wollte. Timpe konnte das
Anliegen nicht gut abschlagen, um so weniger, da Deppler
durchblicken ließ, es gäbe vielleicht etwas zu verdienen, wenn
Timpe die Arbeit gut ausführe und der Artikel sich nicht zu
theuer stelle.

Als Timpe den Auftrag in Arbeit nehmen wollte, fiel
ihm ein, daß er vor Jahren ähnliche Formen gedreht habe,
wie die Zeichnung aufwies. Er suchte also unter seinen zahl¬
reichen Modellen. Bei dieser Gelegenheit machte er die Ent¬
deckung, daß ein Theil der besten und werthvollsten fehlte.
Er traute erst seinen Augen nicht, glaubte an einen Irrthum
und durchsuchte die ganze Arbeitsstube; rückte mit Hülfe
eines Lehrlings Tische und Kasten von der Wand, vergebens
-- die vermißten Holztheile fanden sich nicht. Selbst die

und lauſchte eine Weile den gleichmäßigen Schlägen der Ramme,
deren dumpfer Knall von der Spree herübertönte. Hier
arbeitete man auch des Nachts bei Fackelſchein, um die Pfähle
ins Waſſer zu treiben, auf denen das Fundament der Via¬
dukte ruhen ſollte.

Bis in den Winter hinein hielt die Geſchäftsſtille an,
ſo daß der Verluſt, den Timpe in dieſem Jahre trug, für
ſeine Verhältniſſe ein geradezu unerſetzlicher war. Um dieſe
Zeit ſtellte ſich Deppler, der längſt abgeſprungene Kunde, bei
ihm wieder ein. Der Meiſter war nicht wenig erſtaunt,
freute ſich dann aber aufrichtig über den Beſuch. Schien
doch die Möglichkeit nicht ausgeſchloſſen, daß die ſolide Arbeit
wieder zu Ehren kommen und die abtrünnigen Abnehmer
nach und nach zu ihm zurückkehren würden. Der Gedanke
des Meiſters an eine große Beſtellung ſchwand aber bald.
Deppler kam im Auftrage eines Andern, eines Amerikaners,
der ein Modell angefertigt haben wollte. Timpe konnte das
Anliegen nicht gut abſchlagen, um ſo weniger, da Deppler
durchblicken ließ, es gäbe vielleicht etwas zu verdienen, wenn
Timpe die Arbeit gut ausführe und der Artikel ſich nicht zu
theuer ſtelle.

Als Timpe den Auftrag in Arbeit nehmen wollte, fiel
ihm ein, daß er vor Jahren ähnliche Formen gedreht habe,
wie die Zeichnung aufwies. Er ſuchte alſo unter ſeinen zahl¬
reichen Modellen. Bei dieſer Gelegenheit machte er die Ent¬
deckung, daß ein Theil der beſten und werthvollſten fehlte.
Er traute erſt ſeinen Augen nicht, glaubte an einen Irrthum
und durchſuchte die ganze Arbeitsſtube; rückte mit Hülfe
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[178/0190] und lauſchte eine Weile den gleichmäßigen Schlägen der Ramme, deren dumpfer Knall von der Spree herübertönte. Hier arbeitete man auch des Nachts bei Fackelſchein, um die Pfähle ins Waſſer zu treiben, auf denen das Fundament der Via¬ dukte ruhen ſollte. Bis in den Winter hinein hielt die Geſchäftsſtille an, ſo daß der Verluſt, den Timpe in dieſem Jahre trug, für ſeine Verhältniſſe ein geradezu unerſetzlicher war. Um dieſe Zeit ſtellte ſich Deppler, der längſt abgeſprungene Kunde, bei ihm wieder ein. Der Meiſter war nicht wenig erſtaunt, freute ſich dann aber aufrichtig über den Beſuch. Schien doch die Möglichkeit nicht ausgeſchloſſen, daß die ſolide Arbeit wieder zu Ehren kommen und die abtrünnigen Abnehmer nach und nach zu ihm zurückkehren würden. Der Gedanke des Meiſters an eine große Beſtellung ſchwand aber bald. Deppler kam im Auftrage eines Andern, eines Amerikaners, der ein Modell angefertigt haben wollte. Timpe konnte das Anliegen nicht gut abſchlagen, um ſo weniger, da Deppler durchblicken ließ, es gäbe vielleicht etwas zu verdienen, wenn Timpe die Arbeit gut ausführe und der Artikel ſich nicht zu theuer ſtelle. Als Timpe den Auftrag in Arbeit nehmen wollte, fiel ihm ein, daß er vor Jahren ähnliche Formen gedreht habe, wie die Zeichnung aufwies. Er ſuchte alſo unter ſeinen zahl¬ reichen Modellen. Bei dieſer Gelegenheit machte er die Ent¬ deckung, daß ein Theil der beſten und werthvollſten fehlte. Er traute erſt ſeinen Augen nicht, glaubte an einen Irrthum und durchſuchte die ganze Arbeitsſtube; rückte mit Hülfe eines Lehrlings Tiſche und Kaſten von der Wand, vergebens — die vermißten Holztheile fanden ſich nicht. Selbſt die

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/190>, abgerufen am 23.11.2024.