Innern für einen der vortrefflichsten Menschen erklärt, den die Erde jemals getragen hat.
". . . Das soll hier noch anders werden, viel gro߬ artiger, Timpe, verlassen Sie sich darauf! . . . Diese spie߬ bürgerliche Gesellschaft muß man sich vom Halse schaffen. Das kommt nur her, um zu essen und zu trinken, und die Nase in alle Ecken und Winkel zu stecken. Sie besitzen etwas Gentlemanartiges, Sie werden mich verstehen . . . Meine Frau ist leider zu gut und zu schwach, um diese Leute ab¬ zuschütteln; aber ich werde es thun. Was haben wir über¬ haupt von der ganzen Sippschaft? Der Eine kommt her um seinen faulen Wein an den Mann zu bringen, der Andere möchte die Hypothek nicht gekündigt sehen, und der Dritte moquirt sich im Stillen über die schlechten Oelbilder an der Wand . . . Die Leute kenne ich . . . Wenn ich den Wein heute so überreich fließen lasse, so hat das seinen guten Grund: Ich will aufräumen mit der Sorte, die nach dem Korken schmeckt . . . Wenn meine Fabrik fertig ist, dann sollen Sie einmal sehen, was für Menschen ich zu dem Feste einladen werde. Das muß Chic und Noblesse besitzen. Man muß von den Leuten etwas profitiren, durch sie empor¬ kommen, sie ausnutzen, denn umsonst ist der Tod. Gebe ich tausend Thaler aus, so müssen sie mir das Dreifache bringen . . ."
Er war ordentlich in Feuer gekommen, machte eine Pause, während welcher ihm Franz seine Zustimmung zu Theil werden ließ, und fuhr dann fort:
"Halten Sie sich nur recht brav, lieber Timpe, nehmen Sie nur meine Interessen wahr, dann sollen Sie sehen, was Sie an mir haben . . . Wenn Sie dem Mädel, der Emma,
Innern für einen der vortrefflichſten Menſchen erklärt, den die Erde jemals getragen hat.
„. . . Das ſoll hier noch anders werden, viel gro߬ artiger, Timpe, verlaſſen Sie ſich darauf! . . . Dieſe ſpie߬ bürgerliche Geſellſchaft muß man ſich vom Halſe ſchaffen. Das kommt nur her, um zu eſſen und zu trinken, und die Naſe in alle Ecken und Winkel zu ſtecken. Sie beſitzen etwas Gentlemanartiges, Sie werden mich verſtehen . . . Meine Frau iſt leider zu gut und zu ſchwach, um dieſe Leute ab¬ zuſchütteln; aber ich werde es thun. Was haben wir über¬ haupt von der ganzen Sippſchaft? Der Eine kommt her um ſeinen faulen Wein an den Mann zu bringen, der Andere möchte die Hypothek nicht gekündigt ſehen, und der Dritte moquirt ſich im Stillen über die ſchlechten Oelbilder an der Wand . . . Die Leute kenne ich . . . Wenn ich den Wein heute ſo überreich fließen laſſe, ſo hat das ſeinen guten Grund: Ich will aufräumen mit der Sorte, die nach dem Korken ſchmeckt . . . Wenn meine Fabrik fertig iſt, dann ſollen Sie einmal ſehen, was für Menſchen ich zu dem Feſte einladen werde. Das muß Chic und Nobleſſe beſitzen. Man muß von den Leuten etwas profitiren, durch ſie empor¬ kommen, ſie ausnutzen, denn umſonſt iſt der Tod. Gebe ich tauſend Thaler aus, ſo müſſen ſie mir das Dreifache bringen . . .“
Er war ordentlich in Feuer gekommen, machte eine Pauſe, während welcher ihm Franz ſeine Zuſtimmung zu Theil werden ließ, und fuhr dann fort:
„Halten Sie ſich nur recht brav, lieber Timpe, nehmen Sie nur meine Intereſſen wahr, dann ſollen Sie ſehen, was Sie an mir haben . . . Wenn Sie dem Mädel, der Emma,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0134"n="122"/>
Innern für einen der vortrefflichſten Menſchen erklärt, den<lb/>
die Erde jemals getragen hat.</p><lb/><p>„. . . Das ſoll hier noch anders werden, viel gro߬<lb/>
artiger, Timpe, verlaſſen Sie ſich darauf! . . . Dieſe ſpie߬<lb/>
bürgerliche Geſellſchaft muß man ſich vom Halſe ſchaffen.<lb/>
Das kommt nur her, um zu eſſen und zu trinken, und die<lb/>
Naſe in alle Ecken und Winkel zu ſtecken. <hirendition="#g">Sie</hi> beſitzen etwas<lb/>
Gentlemanartiges, Sie werden mich verſtehen . . . Meine<lb/>
Frau iſt leider zu gut und zu ſchwach, um dieſe <choice><sic>Lente</sic><corr>Leute</corr></choice> ab¬<lb/>
zuſchütteln; aber <hirendition="#g">ich</hi> werde es thun. Was haben wir über¬<lb/>
haupt von der ganzen Sippſchaft? Der Eine kommt her<lb/>
um ſeinen faulen Wein an den Mann zu bringen, der Andere<lb/>
möchte die Hypothek nicht gekündigt ſehen, und der Dritte<lb/>
moquirt ſich im Stillen über die ſchlechten Oelbilder an der<lb/>
Wand . . . Die Leute kenne ich . . . Wenn ich den Wein<lb/>
heute ſo überreich fließen laſſe, ſo hat das ſeinen guten<lb/>
Grund: Ich will aufräumen mit der Sorte, die nach<lb/>
dem Korken ſchmeckt . . . Wenn meine Fabrik fertig iſt,<lb/>
dann ſollen Sie einmal ſehen, was für Menſchen ich zu dem<lb/>
Feſte einladen werde. Das muß Chic und Nobleſſe beſitzen.<lb/>
Man muß von den Leuten etwas profitiren, durch ſie empor¬<lb/>
kommen, ſie ausnutzen, denn umſonſt iſt der Tod. Gebe<lb/><hirendition="#g">ich</hi> tauſend Thaler aus, ſo müſſen ſie mir das Dreifache<lb/>
bringen . . .“</p><lb/><p>Er war ordentlich in Feuer gekommen, machte eine<lb/>
Pauſe, während welcher ihm Franz ſeine Zuſtimmung zu<lb/>
Theil werden ließ, und fuhr dann fort:</p><lb/><p>„Halten Sie ſich nur recht brav, lieber Timpe, nehmen<lb/>
Sie nur meine Intereſſen wahr, dann ſollen Sie ſehen, was<lb/>
Sie an mir haben . . . Wenn Sie dem Mädel, der Emma,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[122/0134]
Innern für einen der vortrefflichſten Menſchen erklärt, den
die Erde jemals getragen hat.
„. . . Das ſoll hier noch anders werden, viel gro߬
artiger, Timpe, verlaſſen Sie ſich darauf! . . . Dieſe ſpie߬
bürgerliche Geſellſchaft muß man ſich vom Halſe ſchaffen.
Das kommt nur her, um zu eſſen und zu trinken, und die
Naſe in alle Ecken und Winkel zu ſtecken. Sie beſitzen etwas
Gentlemanartiges, Sie werden mich verſtehen . . . Meine
Frau iſt leider zu gut und zu ſchwach, um dieſe Leute ab¬
zuſchütteln; aber ich werde es thun. Was haben wir über¬
haupt von der ganzen Sippſchaft? Der Eine kommt her
um ſeinen faulen Wein an den Mann zu bringen, der Andere
möchte die Hypothek nicht gekündigt ſehen, und der Dritte
moquirt ſich im Stillen über die ſchlechten Oelbilder an der
Wand . . . Die Leute kenne ich . . . Wenn ich den Wein
heute ſo überreich fließen laſſe, ſo hat das ſeinen guten
Grund: Ich will aufräumen mit der Sorte, die nach
dem Korken ſchmeckt . . . Wenn meine Fabrik fertig iſt,
dann ſollen Sie einmal ſehen, was für Menſchen ich zu dem
Feſte einladen werde. Das muß Chic und Nobleſſe beſitzen.
Man muß von den Leuten etwas profitiren, durch ſie empor¬
kommen, ſie ausnutzen, denn umſonſt iſt der Tod. Gebe
ich tauſend Thaler aus, ſo müſſen ſie mir das Dreifache
bringen . . .“
Er war ordentlich in Feuer gekommen, machte eine
Pauſe, während welcher ihm Franz ſeine Zuſtimmung zu
Theil werden ließ, und fuhr dann fort:
„Halten Sie ſich nur recht brav, lieber Timpe, nehmen
Sie nur meine Intereſſen wahr, dann ſollen Sie ſehen, was
Sie an mir haben . . . Wenn Sie dem Mädel, der Emma,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/134>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.