Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Züchtung.
zwar, daß der Rumpf von 4 Parallelogrammen eingeschlossen wird oder bei dem
normal gebauten Thiere ein Parallelopipedon bildet.

Settegast theilt weiter die Linie A D in 24 Theile. Der 1/24 Theil der Länge
des Thieres dient ihm als Einheit für den Maßstab zur Bestimmung der richtigen
Höhe, Brusttiefe und Breite des Körpers. Bei dem normal gebauten Thiere sollen
auf die Theile von der Bugspitze bis dicht hinter der Schulter A B, vom hintern
oberen Schulterrande bis zur Hüfte B C und von der Hüfte bis zum Sitzbeine C D
je 8 Einheiten entfallen.

Die durch das Parallelopipedon gegebene, harmonische Gestalt oder Grund-
gestalt des Thieres erleidet jedoch je nach den verschiedenen Nutzungszwecken
mannigfaltige Abänderungen in den Maßenverhältnissen. Bei der in Fig. 23 ab-
gebildeten Shorthorn-Kuh übertrifft z. B. das hintere Rechteck C D F E um das
Rechteck D f E g die beiden vorderen Rechtecke, nachdem am Hintertheile das werthvollste
Fleisch abgelagert ist, während gleichzeitig die Höhe der Kruppe e d jene des Wider-
ristes c a übertrifft.

Settegast1) trägt diesen Abweichungen insofern Rechnung, als er für normal
gebaute Thiere je nach den Nutzungszwecken folgende Proportionen angibt:

[Tabelle]

Von manchen Züchtern werden diese Proportionen des normal gebauten
Thierkörpers als nicht stichhaltig anerkannt. Diesen Züchtern ist die Form gewisser
Körperpartien das sicherste Kennzeichen für die Leistungsfähigkeit der auszuwählenden
Zuchtthiere. Der englische und mit diesem der deutsche Züchter bezeichnet diese Formen,
welche die Ausbildung der nutzbaren Organe gewährleisten, mit dem Worte: Points.
Bei der Züchtung nach Points darf jedoch die einseitige Ausbildung der nutzbaren
Körpertheile niemals soweit gehen, daß dadurch andere Körperpartien zurückgesetzt werden,
daß eine Ueberbildung eintritt, die stets die Gesundheit des Thieres in Frage stellt.

1) H. Settegast, Die Thierzucht, 3. Aufl., Breslau 1872, S. 291.

Die Züchtung.
zwar, daß der Rumpf von 4 Parallelogrammen eingeſchloſſen wird oder bei dem
normal gebauten Thiere ein Parallelopipedon bildet.

Settegaſt theilt weiter die Linie A D in 24 Theile. Der 1/24 Theil der Länge
des Thieres dient ihm als Einheit für den Maßſtab zur Beſtimmung der richtigen
Höhe, Bruſttiefe und Breite des Körpers. Bei dem normal gebauten Thiere ſollen
auf die Theile von der Bugſpitze bis dicht hinter der Schulter A B, vom hintern
oberen Schulterrande bis zur Hüfte B C und von der Hüfte bis zum Sitzbeine C D
je 8 Einheiten entfallen.

Die durch das Parallelopipedon gegebene, harmoniſche Geſtalt oder Grund-
geſtalt des Thieres erleidet jedoch je nach den verſchiedenen Nutzungszwecken
mannigfaltige Abänderungen in den Maßenverhältniſſen. Bei der in Fig. 23 ab-
gebildeten Shorthorn-Kuh übertrifft z. B. das hintere Rechteck C D F E um das
Rechteck D f E g die beiden vorderen Rechtecke, nachdem am Hintertheile das werthvollſte
Fleiſch abgelagert iſt, während gleichzeitig die Höhe der Kruppe e d jene des Wider-
riſtes c a übertrifft.

Settegaſt1) trägt dieſen Abweichungen inſofern Rechnung, als er für normal
gebaute Thiere je nach den Nutzungszwecken folgende Proportionen angibt:

[Tabelle]

Von manchen Züchtern werden dieſe Proportionen des normal gebauten
Thierkörpers als nicht ſtichhaltig anerkannt. Dieſen Züchtern iſt die Form gewiſſer
Körperpartien das ſicherſte Kennzeichen für die Leiſtungsfähigkeit der auszuwählenden
Zuchtthiere. Der engliſche und mit dieſem der deutſche Züchter bezeichnet dieſe Formen,
welche die Ausbildung der nutzbaren Organe gewährleiſten, mit dem Worte: Points.
Bei der Züchtung nach Points darf jedoch die einſeitige Ausbildung der nutzbaren
Körpertheile niemals ſoweit gehen, daß dadurch andere Körperpartien zurückgeſetzt werden,
daß eine Ueberbildung eintritt, die ſtets die Geſundheit des Thieres in Frage ſtellt.

1) H. Settegaſt, Die Thierzucht, 3. Aufl., Breslau 1872, S. 291.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0057" n="41"/><fw place="top" type="header">Die Züchtung.</fw><lb/>
zwar, daß der Rumpf von 4 Parallelogrammen einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wird oder bei dem<lb/>
normal gebauten Thiere ein Parallelopipedon bildet.</p><lb/>
                <p>Settega&#x017F;t theilt weiter die Linie <hi rendition="#aq">A D</hi> in 24 Theile. Der 1/24 Theil der Länge<lb/>
des Thieres dient ihm als Einheit für den Maß&#x017F;tab zur Be&#x017F;timmung der richtigen<lb/>
Höhe, Bru&#x017F;ttiefe und Breite des Körpers. Bei dem normal gebauten Thiere &#x017F;ollen<lb/>
auf die Theile von der Bug&#x017F;pitze bis dicht hinter der Schulter <hi rendition="#aq">A B</hi>, vom hintern<lb/>
oberen Schulterrande bis zur Hüfte <hi rendition="#aq">B C</hi> und von der Hüfte bis zum Sitzbeine <hi rendition="#aq">C D</hi><lb/>
je 8 Einheiten entfallen.</p><lb/>
                <p>Die durch das Parallelopipedon gegebene, harmoni&#x017F;che Ge&#x017F;talt oder Grund-<lb/>
ge&#x017F;talt des Thieres erleidet jedoch je nach den ver&#x017F;chiedenen Nutzungszwecken<lb/>
mannigfaltige Abänderungen in den Maßenverhältni&#x017F;&#x017F;en. Bei der in Fig. 23 ab-<lb/>
gebildeten Shorthorn-Kuh übertrifft z. B. das hintere Rechteck <hi rendition="#aq">C D F E</hi> um das<lb/>
Rechteck <hi rendition="#aq">D f E g</hi> die beiden vorderen Rechtecke, nachdem am Hintertheile das werthvoll&#x017F;te<lb/>
Flei&#x017F;ch abgelagert i&#x017F;t, während gleichzeitig die Höhe der Kruppe <hi rendition="#aq">e d</hi> jene des Wider-<lb/>
ri&#x017F;tes <hi rendition="#aq">c a</hi> übertrifft.</p><lb/>
                <p>Settega&#x017F;t<note place="foot" n="1)">H. Settega&#x017F;t, Die Thierzucht, 3. Aufl., Breslau 1872, S. 291.</note> trägt die&#x017F;en Abweichungen in&#x017F;ofern Rechnung, als er für normal<lb/>
gebaute Thiere je nach den Nutzungszwecken folgende Proportionen angibt:</p><lb/>
                <table>
                  <row>
                    <cell/>
                  </row>
                </table>
                <p>Von manchen Züchtern werden die&#x017F;e Proportionen des normal gebauten<lb/>
Thierkörpers als nicht &#x017F;tichhaltig anerkannt. Die&#x017F;en Züchtern i&#x017F;t die Form gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Körperpartien das &#x017F;icher&#x017F;te Kennzeichen für die Lei&#x017F;tungsfähigkeit der auszuwählenden<lb/>
Zuchtthiere. Der engli&#x017F;che und mit die&#x017F;em der deut&#x017F;che Züchter bezeichnet die&#x017F;e Formen,<lb/>
welche die Ausbildung der nutzbaren Organe gewährlei&#x017F;ten, mit dem Worte: <hi rendition="#g">Points</hi>.<lb/>
Bei der Züchtung nach Points darf jedoch die ein&#x017F;eitige Ausbildung der nutzbaren<lb/>
Körpertheile niemals &#x017F;oweit gehen, daß dadurch andere Körperpartien zurückge&#x017F;etzt werden,<lb/>
daß eine Ueberbildung eintritt, die &#x017F;tets die Ge&#x017F;undheit des Thieres in Frage &#x017F;tellt.</p>
              </div>
            </div><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0057] Die Züchtung. zwar, daß der Rumpf von 4 Parallelogrammen eingeſchloſſen wird oder bei dem normal gebauten Thiere ein Parallelopipedon bildet. Settegaſt theilt weiter die Linie A D in 24 Theile. Der 1/24 Theil der Länge des Thieres dient ihm als Einheit für den Maßſtab zur Beſtimmung der richtigen Höhe, Bruſttiefe und Breite des Körpers. Bei dem normal gebauten Thiere ſollen auf die Theile von der Bugſpitze bis dicht hinter der Schulter A B, vom hintern oberen Schulterrande bis zur Hüfte B C und von der Hüfte bis zum Sitzbeine C D je 8 Einheiten entfallen. Die durch das Parallelopipedon gegebene, harmoniſche Geſtalt oder Grund- geſtalt des Thieres erleidet jedoch je nach den verſchiedenen Nutzungszwecken mannigfaltige Abänderungen in den Maßenverhältniſſen. Bei der in Fig. 23 ab- gebildeten Shorthorn-Kuh übertrifft z. B. das hintere Rechteck C D F E um das Rechteck D f E g die beiden vorderen Rechtecke, nachdem am Hintertheile das werthvollſte Fleiſch abgelagert iſt, während gleichzeitig die Höhe der Kruppe e d jene des Wider- riſtes c a übertrifft. Settegaſt 1) trägt dieſen Abweichungen inſofern Rechnung, als er für normal gebaute Thiere je nach den Nutzungszwecken folgende Proportionen angibt: Von manchen Züchtern werden dieſe Proportionen des normal gebauten Thierkörpers als nicht ſtichhaltig anerkannt. Dieſen Züchtern iſt die Form gewiſſer Körperpartien das ſicherſte Kennzeichen für die Leiſtungsfähigkeit der auszuwählenden Zuchtthiere. Der engliſche und mit dieſem der deutſche Züchter bezeichnet dieſe Formen, welche die Ausbildung der nutzbaren Organe gewährleiſten, mit dem Worte: Points. Bei der Züchtung nach Points darf jedoch die einſeitige Ausbildung der nutzbaren Körpertheile niemals ſoweit gehen, daß dadurch andere Körperpartien zurückgeſetzt werden, daß eine Ueberbildung eintritt, die ſtets die Geſundheit des Thieres in Frage ſtellt. 1) H. Settegaſt, Die Thierzucht, 3. Aufl., Breslau 1872, S. 291.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/57
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/57>, abgerufen am 17.09.2024.