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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Geflügelzucht.
einander ausbringen. Die brütenden Hennen sind mit Futter und Wasser reichlich
zu versorgen.

Die Brutzeit dauert gewöhnlich 21 Tage, sie schwankt zwischen 191/2--22
Tagen. Das ausgewachsene Küchlein befreit sich stets selbst von seiner Schale. Die
Henne bleibt dabei unthätig.

Da es oft schwer hält, die er-
forderliche Zahl von Bruthennen oder
Glucken aufzubringen, hat man seine
Zuflucht zum künstlichen Ausbrüten
genommen. Die Hauptschwierigkeit bei
den Brutmaschinen bleibt die Ein-
haltung einer stets gleichmäßigen Brut-
wärme von 40°C. Die bekannte-
sten Eierbrutmaschinen oder Incuba-
toren sind jene von Carbonnier,
Krantz, Freiherr von Oefele, der Hydro-
Incubator nach Cantelo's System etc.

Am ersten Tage nach dem Aus-
schlüpfen bedürfen die Küchlein keiner
Nahrung, da sie sich noch von dem
aufgesaugten Dotter nähren. Nach
24 Stunden picken die Küchlein be-

[Abbildung] Fig. 199.

Hühnernest.

reits an einem warmen Orte aufgestreute, fein gehackte, hartgekochte Eier, gemischt mit
Brotkrumen oder gestampfter Hirse, auf. Dieses Futter reicht man ihnen in den
ersten 5--6 Tagen am zweckmäßigsten in einem Käfig (Zuchtkasten von Gerard),
welcher aus einem Behälter für die Mutter und einem von ersterem durch Stangen
abgetrennten Käfig für die Küchlein besteht. Bei schöner Witterung läßt man sie
dann mit der Henne ins Freie, wo sie nach und nach unter Führung der Henne
das Futter, wie Würmer, Ameisen, Gras, gehacktes Fleisch, Körner etc. von selbst
aufsuchen. Nach 3--4 Wochen laufen sie mit den übrigen älteren Hennen herum, um
sich am Hofe und der Düngerstätte und von vorgelegtem Futter, wie Hafer, Gerste, Buch-
weizen, Mais, Hirse, gekochten Kartoffeln, Gras, Salat, Schlacht- und Küchenabfällen
zu ernähren. Ueberdies streut man den Hühnern gerne zerstoßene Eierschalen, grob
zerdrückten Mauerkalk auf, nachdem sie des Kalkes zur Bildung der Eischale bedürfen.

Nächst dem Futter soll noch für stets frisches Wasser gesorgt werden, welches
in eigenen Trinkgeschirren vorzusetzen ist, um ein Durchnässen der Federn hintanzu-
halten. Außerdem ist für einen trockenen, mehr warmen als kalten, rein gehaltenen
Aufenthalt, Hühnerstall, zu sorgen.

Sehr häufig vereinigt man die Stallungen für verschiedenes Geflügel in einem
gemeinschaftlichen Federviehhause. Zu ebener Erde werden die Gänse, Enten und
Puter, darüber die Hühner und in der obersten Etage die Tauben untergebracht.
Letztere werden jedoch meist von einem besonderen Taubenhause (Taubenschlag) auf-

Die Geflügelzucht.
einander ausbringen. Die brütenden Hennen ſind mit Futter und Waſſer reichlich
zu verſorgen.

Die Brutzeit dauert gewöhnlich 21 Tage, ſie ſchwankt zwiſchen 19½—22
Tagen. Das ausgewachſene Küchlein befreit ſich ſtets ſelbſt von ſeiner Schale. Die
Henne bleibt dabei unthätig.

Da es oft ſchwer hält, die er-
forderliche Zahl von Bruthennen oder
Glucken aufzubringen, hat man ſeine
Zuflucht zum künſtlichen Ausbrüten
genommen. Die Hauptſchwierigkeit bei
den Brutmaſchinen bleibt die Ein-
haltung einer ſtets gleichmäßigen Brut-
wärme von 40°C. Die bekannte-
ſten Eierbrutmaſchinen oder Incuba-
toren ſind jene von Carbonnier,
Krantz, Freiherr von Oefele, der Hydro-
Incubator nach Cantelo’s Syſtem ꝛc.

Am erſten Tage nach dem Aus-
ſchlüpfen bedürfen die Küchlein keiner
Nahrung, da ſie ſich noch von dem
aufgeſaugten Dotter nähren. Nach
24 Stunden picken die Küchlein be-

[Abbildung] Fig. 199.

Hühnerneſt.

reits an einem warmen Orte aufgeſtreute, fein gehackte, hartgekochte Eier, gemiſcht mit
Brotkrumen oder geſtampfter Hirſe, auf. Dieſes Futter reicht man ihnen in den
erſten 5—6 Tagen am zweckmäßigſten in einem Käfig (Zuchtkaſten von Gerard),
welcher aus einem Behälter für die Mutter und einem von erſterem durch Stangen
abgetrennten Käfig für die Küchlein beſteht. Bei ſchöner Witterung läßt man ſie
dann mit der Henne ins Freie, wo ſie nach und nach unter Führung der Henne
das Futter, wie Würmer, Ameiſen, Gras, gehacktes Fleiſch, Körner ꝛc. von ſelbſt
aufſuchen. Nach 3—4 Wochen laufen ſie mit den übrigen älteren Hennen herum, um
ſich am Hofe und der Düngerſtätte und von vorgelegtem Futter, wie Hafer, Gerſte, Buch-
weizen, Mais, Hirſe, gekochten Kartoffeln, Gras, Salat, Schlacht- und Küchenabfällen
zu ernähren. Ueberdies ſtreut man den Hühnern gerne zerſtoßene Eierſchalen, grob
zerdrückten Mauerkalk auf, nachdem ſie des Kalkes zur Bildung der Eiſchale bedürfen.

Nächſt dem Futter ſoll noch für ſtets friſches Waſſer geſorgt werden, welches
in eigenen Trinkgeſchirren vorzuſetzen iſt, um ein Durchnäſſen der Federn hintanzu-
halten. Außerdem iſt für einen trockenen, mehr warmen als kalten, rein gehaltenen
Aufenthalt, Hühnerſtall, zu ſorgen.

Sehr häufig vereinigt man die Stallungen für verſchiedenes Geflügel in einem
gemeinſchaftlichen Federviehhauſe. Zu ebener Erde werden die Gänſe, Enten und
Puter, darüber die Hühner und in der oberſten Etage die Tauben untergebracht.
Letztere werden jedoch meiſt von einem beſonderen Taubenhauſe (Taubenſchlag) auf-

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[301/0317] Die Geflügelzucht. einander ausbringen. Die brütenden Hennen ſind mit Futter und Waſſer reichlich zu verſorgen. Die Brutzeit dauert gewöhnlich 21 Tage, ſie ſchwankt zwiſchen 19½—22 Tagen. Das ausgewachſene Küchlein befreit ſich ſtets ſelbſt von ſeiner Schale. Die Henne bleibt dabei unthätig. Da es oft ſchwer hält, die er- forderliche Zahl von Bruthennen oder Glucken aufzubringen, hat man ſeine Zuflucht zum künſtlichen Ausbrüten genommen. Die Hauptſchwierigkeit bei den Brutmaſchinen bleibt die Ein- haltung einer ſtets gleichmäßigen Brut- wärme von 40°C. Die bekannte- ſten Eierbrutmaſchinen oder Incuba- toren ſind jene von Carbonnier, Krantz, Freiherr von Oefele, der Hydro- Incubator nach Cantelo’s Syſtem ꝛc. Am erſten Tage nach dem Aus- ſchlüpfen bedürfen die Küchlein keiner Nahrung, da ſie ſich noch von dem aufgeſaugten Dotter nähren. Nach 24 Stunden picken die Küchlein be- [Abbildung Fig. 199. Hühnerneſt.] reits an einem warmen Orte aufgeſtreute, fein gehackte, hartgekochte Eier, gemiſcht mit Brotkrumen oder geſtampfter Hirſe, auf. Dieſes Futter reicht man ihnen in den erſten 5—6 Tagen am zweckmäßigſten in einem Käfig (Zuchtkaſten von Gerard), welcher aus einem Behälter für die Mutter und einem von erſterem durch Stangen abgetrennten Käfig für die Küchlein beſteht. Bei ſchöner Witterung läßt man ſie dann mit der Henne ins Freie, wo ſie nach und nach unter Führung der Henne das Futter, wie Würmer, Ameiſen, Gras, gehacktes Fleiſch, Körner ꝛc. von ſelbſt aufſuchen. Nach 3—4 Wochen laufen ſie mit den übrigen älteren Hennen herum, um ſich am Hofe und der Düngerſtätte und von vorgelegtem Futter, wie Hafer, Gerſte, Buch- weizen, Mais, Hirſe, gekochten Kartoffeln, Gras, Salat, Schlacht- und Küchenabfällen zu ernähren. Ueberdies ſtreut man den Hühnern gerne zerſtoßene Eierſchalen, grob zerdrückten Mauerkalk auf, nachdem ſie des Kalkes zur Bildung der Eiſchale bedürfen. Nächſt dem Futter ſoll noch für ſtets friſches Waſſer geſorgt werden, welches in eigenen Trinkgeſchirren vorzuſetzen iſt, um ein Durchnäſſen der Federn hintanzu- halten. Außerdem iſt für einen trockenen, mehr warmen als kalten, rein gehaltenen Aufenthalt, Hühnerſtall, zu ſorgen. Sehr häufig vereinigt man die Stallungen für verſchiedenes Geflügel in einem gemeinſchaftlichen Federviehhauſe. Zu ebener Erde werden die Gänſe, Enten und Puter, darüber die Hühner und in der oberſten Etage die Tauben untergebracht. Letztere werden jedoch meiſt von einem beſonderen Taubenhauſe (Taubenſchlag) auf-

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/317>, abgerufen am 26.11.2024.