Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Besondere Thierzuchtlehre. im geschrotenen Zustande, besonders der Mais, die Erbsen, die Bohnen, die Baum-früchte etc. zu gelten. Von weit geringerem Erfolge sind Haferschrot und Kleie. Der ausschließlichen Verwendung der Körner steht meist ihr hoher Preis entgegen. Gewöhnlich werden sie deshalb nur als Beifutter gegen Ende der Mast zu gedämpften Kartoffeln, Wurzelwerk, Brantweinschlempe etc. verabreicht. Oelkuchen finden bei der Schweine- mastung nur eine untergeordnete Verwendung. Besondere Beachtung verdient das eiweißreiche (73 %) Fleischmehl (Preis 24 Mark per 50 Kilogr.), welches bei der Bereitung des Liebig'schen Fleischextractes als Rückstand verbleibt. Bei in Deutschland ausgeführten Fütterungsversuchen 1) bewirkten 1 Kilogr. Fleisch- Im Verlaufe der Mastung lassen sich drei Perioden unterscheiden. In der Die Mast wird sich am vortheilhaftesten herausstellen, je schneller sie vollendet Das Nährstoffverhältniß in der Futternorm soll sich mit dem Fortschreiten des 1) Oesterr. landw. Wochenbl. 1875. S. 207.
Beſondere Thierzuchtlehre. im geſchrotenen Zuſtande, beſonders der Mais, die Erbſen, die Bohnen, die Baum-früchte ꝛc. zu gelten. Von weit geringerem Erfolge ſind Haferſchrot und Kleie. Der ausſchließlichen Verwendung der Körner ſteht meiſt ihr hoher Preis entgegen. Gewöhnlich werden ſie deshalb nur als Beifutter gegen Ende der Maſt zu gedämpften Kartoffeln, Wurzelwerk, Brantweinſchlempe ꝛc. verabreicht. Oelkuchen finden bei der Schweine- maſtung nur eine untergeordnete Verwendung. Beſondere Beachtung verdient das eiweißreiche (73 %) Fleiſchmehl (Preis 24 Mark per 50 Kilogr.), welches bei der Bereitung des Liebig’ſchen Fleiſchextractes als Rückſtand verbleibt. Bei in Deutſchland ausgeführten Fütterungsverſuchen 1) bewirkten 1 Kilogr. Fleiſch- Im Verlaufe der Maſtung laſſen ſich drei Perioden unterſcheiden. In der Die Maſt wird ſich am vortheilhafteſten herausſtellen, je ſchneller ſie vollendet Das Nährſtoffverhältniß in der Futternorm ſoll ſich mit dem Fortſchreiten des 1) Oeſterr. landw. Wochenbl. 1875. S. 207.
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Beſondere Thierzuchtlehre.
im geſchrotenen Zuſtande, beſonders der Mais, die Erbſen, die Bohnen, die Baum-
früchte ꝛc. zu gelten. Von weit geringerem Erfolge ſind Haferſchrot und Kleie. Der
ausſchließlichen Verwendung der Körner ſteht meiſt ihr hoher Preis entgegen. Gewöhnlich
werden ſie deshalb nur als Beifutter gegen Ende der Maſt zu gedämpften Kartoffeln,
Wurzelwerk, Brantweinſchlempe ꝛc. verabreicht. Oelkuchen finden bei der Schweine-
maſtung nur eine untergeordnete Verwendung. Beſondere Beachtung verdient das
eiweißreiche (73 %) Fleiſchmehl (Preis 24 Mark per 50 Kilogr.), welches bei der
Bereitung des Liebig’ſchen Fleiſchextractes als Rückſtand verbleibt.
Bei in Deutſchland ausgeführten Fütterungsverſuchen 1) bewirkten 1 Kilogr. Fleiſch-
mehl 1 — 1¼ Kilogr. Körpergewichtszunahme. Dieſe Verſuche ließen weiteres erſehen, daß
die Kartoffel als Beifutter zum Fleiſchmehl vollkommen genügen, alſo keinerlei Körnerfrucht
beanſprucht wird, und daß es ferner möglich iſt, eine beträchtliche Fleiſchmehlmenge, z. B.
einem 25 — 50 Kilogr. ſchweren Schweine 0.5 Kilogr. Fleiſchmehl, nebſt 0.5 Kilogr. Kartoffel,
als Tagesration beizubringen. Für die Schnellmäſtung iſt es jedoch gewinnbringender 0.3
bis 0.5 Kilogr. Fleiſchmehl neben 7 — 11 Kilogr. Kartoffel für 100 Kilogr. Körpergewicht zu
verfüttern. Dieſem Futter iſt Kochſalz und gepulverte Kreide beizumengen.
Im Verlaufe der Maſtung laſſen ſich drei Perioden unterſcheiden. In der
erſten Periode tritt eine auffallend ſchnelle Gewichtszunahme ein, welche durch die
vermehrte Entwickelung von Zellgewebe bei gleichzeitiger vollkommener Ausbildung der
übrigen thieriſchen Organe begründet iſt. Im zweiten Stadium füllen ſich die Zellen
des Fettgewebes mit Fett, welches, da es leichter im Gewichte als das Fleiſch, keine ſo
auffällige Gewichtsvermehrung veranlaßt. In dem letzten Stadium wird der Speck
feſt und kernig und tritt unter gleichzeitiger Abſchwächung des Nervenlebens eine förm-
liche Verfettung der Organe ein. In dieſem Stadium unterliegen die Schweine am
leichteſten den verſchiedenartigſten krankhaften Zufällen. Haben die Schweine einen
gewiſſen Grad des Fettanſatzes erreicht, ſo läßt ihre Freßluſt nach. Dieſelbe kann
dann nur mehr durch concentrirtere Futtermittel, wie Körner, Mais, Erbſen, Sau-
bohnen ꝛc., wieder angeregt werden. Das Schwein hört auf an Körpergewicht zuzu-
nehmen, es wird ſelbſt leichter; es iſt nun ausgemäſtet und reif zum Schlachten.
Die Maſt wird ſich am vortheilhafteſten herausſtellen, je ſchneller ſie vollendet
iſt, weshalb man ſchon halbfette Schweine aufſtellen ſoll. Je nach Alter, Race,
Ernährungszuſtand und Individualität wird die Dauer der Maſt ſehr verſchieden
ſein. Gewöhnlich rechnet man für die erſte Maſtperiode 6 — 8 Wochen, für die
zweite 3 — 5 Wochen und für die dritte 3 Wochen. Bei gutem Maſtfutter werden
ſomit die Schweine in 8 Wochen ziemlich fett. Im Uebrigen rechnet man 8 — 12
Wochen als eine angemeſſene Maſtdauer und 16 — 18 Wochen für eine volle
Speckmaſt.
Das Nährſtoffverhältniß in der Futternorm ſoll ſich mit dem Fortſchreiten des
Maſtungszuſtandes des Thieres nach und nach etwas erweitern, indem ſich weitere
1) Oeſterr. landw. Wochenbl. 1875. S. 207.
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