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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.
Vewerthung finden. Letztere werden entweder für den eigenen Bedarf aufgezogen
oder an Andere verkauft. Bei eigener Aufzucht erreicht man, gegenüber dem An-
kaufe seines Bedarfes an Läuferschweinen, daß man die Beschaffenheit seines Materiales
genau kennt. Der Verkauf von Zuchtferkeln gewährt oft einen beträchtlichen Gewinn,
vorausgesetzt, daß dazu eine vortheilhafte, nachhaltige Absatzgelegenheit vor-
handen ist, und nicht allzu große Preisschwankungen vorkommen. Letztere sind oft
bedeutend, da das Schwein, entsprechend einer erhöhten Nachfrage, eine schnelle Vermeh-
rung zuläßt. Fehlen dann plötzlich die Abnehmer, so bleibt nur übrig die Nachzucht
mit 2 -- 3 Wochen als Spanferkeln zu verkaufen.

Bei der Einhaltung dieser Betriebsweise hat man besonders auf die Wahl jener
Race zu sehen, welche in der betreffenden Gegend am meisten begehrt wird. Die
Ernährung und Haltung der Zuchtschweine muß mit großer Sorgfalt durchgeführt
werden, da ein sachgemäßes Vorgehen in dieser Richtung die Erwerbung eines gewissen
Renommees, wesentlich erleichtert. In Betreff des guten Rufes wird es geboten sein,
in der Gesundheitspflege nichts zu verabsäumen, um die Mortalität der Ferkeln auf
ein möglichst geringes Procent herabzubringen.

Der Zeitpunkt des Zulassens bei Zuchtferkelverkauf richtet sich nach der Zeit, in
welcher der größte Begehr, der lohnendste Absatz stattfindet. Meistens läßt man
zweimal im Jahre im Frühjahre und Herbste bei Weideernährung wohl auch nur
einmal im Herbste ferkeln. Bei zweimaligem Wurfe sollen durchschnittlich 12 -- 15
Ferkeln, bei einmaligem Wurfe 6 -- 8 Ferkeln aufgebracht werden.

2. Die Läuferschweinehaltung.

Bei der Läufer- oder Faselschweinehaltung verschafft man sich, entweder aus der
eigenen Nachzucht oder von Anderen, 2 -- 3 Monate alte Schweine, welche dann mit
dem vorhandenen Futtermaterialien bis zu einem Alter von 1/2 -- 1 Jahr genährt
werden, um sie schließlich zur Mastung zu verkaufen. Diese Art der Schweinehal-
tung kommt am häufigsten in solchen Wirthschaften vor, welche vorübergehend, wie
z. B. bei nur im Winter in Betrieb stehenden Brantweinbrennereien, Schweinefutter zur
Verfügung haben und welche bei einer zahlreichen Bevölkerung ausreichenden Absatz
der aufgezogenen Schweine zur Mästung in Haushaltungen besitzen.

3. Die Mastung.

Die Mastung des Schweines wird entweder im Kleinen in Haushaltungen oder
bei genügenden Futterquantitäten im Großen in Maststallungen durchgeführt. Die
Verwerthung des Fleisches und Fettes bildet die Hauptnutzung des Schweines. Die
Auswahl der Mastthiere unter großen oder kleinen Racen und die Durchführung der
Mast richtet sich nach der Gelegenheit des Ankaufes ungemästeter Schweine, dem
vorhandenen Futter und den Absatzverhältnissen. Die Größe der Thiere hat auf
den Erfolg der Mastung nur geringen Einfluß, man muß sich in dieser Beziehung
nach dem Begehre richten. Bei der Auswahl der Race ist besonders die Art der

Beſondere Thierzuchtlehre.
Vewerthung finden. Letztere werden entweder für den eigenen Bedarf aufgezogen
oder an Andere verkauft. Bei eigener Aufzucht erreicht man, gegenüber dem An-
kaufe ſeines Bedarfes an Läuferſchweinen, daß man die Beſchaffenheit ſeines Materiales
genau kennt. Der Verkauf von Zuchtferkeln gewährt oft einen beträchtlichen Gewinn,
vorausgeſetzt, daß dazu eine vortheilhafte, nachhaltige Abſatzgelegenheit vor-
handen iſt, und nicht allzu große Preisſchwankungen vorkommen. Letztere ſind oft
bedeutend, da das Schwein, entſprechend einer erhöhten Nachfrage, eine ſchnelle Vermeh-
rung zuläßt. Fehlen dann plötzlich die Abnehmer, ſo bleibt nur übrig die Nachzucht
mit 2 — 3 Wochen als Spanferkeln zu verkaufen.

Bei der Einhaltung dieſer Betriebsweiſe hat man beſonders auf die Wahl jener
Race zu ſehen, welche in der betreffenden Gegend am meiſten begehrt wird. Die
Ernährung und Haltung der Zuchtſchweine muß mit großer Sorgfalt durchgeführt
werden, da ein ſachgemäßes Vorgehen in dieſer Richtung die Erwerbung eines gewiſſen
Renommées, weſentlich erleichtert. In Betreff des guten Rufes wird es geboten ſein,
in der Geſundheitspflege nichts zu verabſäumen, um die Mortalität der Ferkeln auf
ein möglichſt geringes Procent herabzubringen.

Der Zeitpunkt des Zulaſſens bei Zuchtferkelverkauf richtet ſich nach der Zeit, in
welcher der größte Begehr, der lohnendſte Abſatz ſtattfindet. Meiſtens läßt man
zweimal im Jahre im Frühjahre und Herbſte bei Weideernährung wohl auch nur
einmal im Herbſte ferkeln. Bei zweimaligem Wurfe ſollen durchſchnittlich 12 — 15
Ferkeln, bei einmaligem Wurfe 6 — 8 Ferkeln aufgebracht werden.

2. Die Läuferſchweinehaltung.

Bei der Läufer- oder Faſelſchweinehaltung verſchafft man ſich, entweder aus der
eigenen Nachzucht oder von Anderen, 2 — 3 Monate alte Schweine, welche dann mit
dem vorhandenen Futtermaterialien bis zu einem Alter von ½ — 1 Jahr genährt
werden, um ſie ſchließlich zur Maſtung zu verkaufen. Dieſe Art der Schweinehal-
tung kommt am häufigſten in ſolchen Wirthſchaften vor, welche vorübergehend, wie
z. B. bei nur im Winter in Betrieb ſtehenden Brantweinbrennereien, Schweinefutter zur
Verfügung haben und welche bei einer zahlreichen Bevölkerung ausreichenden Abſatz
der aufgezogenen Schweine zur Mäſtung in Haushaltungen beſitzen.

3. Die Maſtung.

Die Maſtung des Schweines wird entweder im Kleinen in Haushaltungen oder
bei genügenden Futterquantitäten im Großen in Maſtſtallungen durchgeführt. Die
Verwerthung des Fleiſches und Fettes bildet die Hauptnutzung des Schweines. Die
Auswahl der Maſtthiere unter großen oder kleinen Racen und die Durchführung der
Maſt richtet ſich nach der Gelegenheit des Ankaufes ungemäſteter Schweine, dem
vorhandenen Futter und den Abſatzverhältniſſen. Die Größe der Thiere hat auf
den Erfolg der Maſtung nur geringen Einfluß, man muß ſich in dieſer Beziehung
nach dem Begehre richten. Bei der Auswahl der Race iſt beſonders die Art der

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[288/0304] Beſondere Thierzuchtlehre. Vewerthung finden. Letztere werden entweder für den eigenen Bedarf aufgezogen oder an Andere verkauft. Bei eigener Aufzucht erreicht man, gegenüber dem An- kaufe ſeines Bedarfes an Läuferſchweinen, daß man die Beſchaffenheit ſeines Materiales genau kennt. Der Verkauf von Zuchtferkeln gewährt oft einen beträchtlichen Gewinn, vorausgeſetzt, daß dazu eine vortheilhafte, nachhaltige Abſatzgelegenheit vor- handen iſt, und nicht allzu große Preisſchwankungen vorkommen. Letztere ſind oft bedeutend, da das Schwein, entſprechend einer erhöhten Nachfrage, eine ſchnelle Vermeh- rung zuläßt. Fehlen dann plötzlich die Abnehmer, ſo bleibt nur übrig die Nachzucht mit 2 — 3 Wochen als Spanferkeln zu verkaufen. Bei der Einhaltung dieſer Betriebsweiſe hat man beſonders auf die Wahl jener Race zu ſehen, welche in der betreffenden Gegend am meiſten begehrt wird. Die Ernährung und Haltung der Zuchtſchweine muß mit großer Sorgfalt durchgeführt werden, da ein ſachgemäßes Vorgehen in dieſer Richtung die Erwerbung eines gewiſſen Renommées, weſentlich erleichtert. In Betreff des guten Rufes wird es geboten ſein, in der Geſundheitspflege nichts zu verabſäumen, um die Mortalität der Ferkeln auf ein möglichſt geringes Procent herabzubringen. Der Zeitpunkt des Zulaſſens bei Zuchtferkelverkauf richtet ſich nach der Zeit, in welcher der größte Begehr, der lohnendſte Abſatz ſtattfindet. Meiſtens läßt man zweimal im Jahre im Frühjahre und Herbſte bei Weideernährung wohl auch nur einmal im Herbſte ferkeln. Bei zweimaligem Wurfe ſollen durchſchnittlich 12 — 15 Ferkeln, bei einmaligem Wurfe 6 — 8 Ferkeln aufgebracht werden. 2. Die Läuferſchweinehaltung. Bei der Läufer- oder Faſelſchweinehaltung verſchafft man ſich, entweder aus der eigenen Nachzucht oder von Anderen, 2 — 3 Monate alte Schweine, welche dann mit dem vorhandenen Futtermaterialien bis zu einem Alter von ½ — 1 Jahr genährt werden, um ſie ſchließlich zur Maſtung zu verkaufen. Dieſe Art der Schweinehal- tung kommt am häufigſten in ſolchen Wirthſchaften vor, welche vorübergehend, wie z. B. bei nur im Winter in Betrieb ſtehenden Brantweinbrennereien, Schweinefutter zur Verfügung haben und welche bei einer zahlreichen Bevölkerung ausreichenden Abſatz der aufgezogenen Schweine zur Mäſtung in Haushaltungen beſitzen. 3. Die Maſtung. Die Maſtung des Schweines wird entweder im Kleinen in Haushaltungen oder bei genügenden Futterquantitäten im Großen in Maſtſtallungen durchgeführt. Die Verwerthung des Fleiſches und Fettes bildet die Hauptnutzung des Schweines. Die Auswahl der Maſtthiere unter großen oder kleinen Racen und die Durchführung der Maſt richtet ſich nach der Gelegenheit des Ankaufes ungemäſteter Schweine, dem vorhandenen Futter und den Abſatzverhältniſſen. Die Größe der Thiere hat auf den Erfolg der Maſtung nur geringen Einfluß, man muß ſich in dieſer Beziehung nach dem Begehre richten. Bei der Auswahl der Race iſt beſonders die Art der

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/304>, abgerufen am 24.11.2024.