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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Schweinezucht.

3. Die Schweineracen der Donaufürstenthümer. Dieselben sind
zumeist kleine, dunkelborstige Schweineracen, die wegen ihrer langsamen Entwickelung
gegen die serbischen Schweine zurückstehen und gewöhnlich unter der Bezeichnung
"Moldauer Schweine" zusammengefaßt werden. Noch geringeren Zuchtwerth besitzen
die in der Türkei verbreiteten natolischen und albanesischen Schweine. Dasselbe gilt
von dem russischen und kleinen polnischen Landschweine. Letzteres ist schon vielfach
mit dem großohrigen Schweine gekreuzt.

2. Die romanischen Schweineracen.

Das romanische Schwein findet sich im südlichen Italien, im südlichen Frank-
reich, auf der pyrenäischen Halbinsel und in einigen Theilen der Schweiz. Diese
meist kleinen, 100 Kilogr. schweren Schweine besitzen gerundete Formen. Flachrippige
und karpfenrückige Thiere gehören zu den Seltenheiten. Der breite Rücken ist gerad-
linig, das Kreuz abschüssig, die Beine sind kurz. Der Kopf ist kurz, die Stirn ge-
runzelt, über den Augen stehen Falten. Die schwach mit Borsten besetzte Haut ist
gewöhnlich schwarz, dunkelaschgrau gefärbt, zuweilen kommen auch feuerrothe Thiere
vor. Sie entwickeln sich ziemlich rasch und verwerthen ihr Futter sehr gut. Zum
Theile lieferten sie Zuchtmateriale für neuere englische Schweineracen. Zu den be-
kannteren Schlägen des romanischen Schweines zählen das portugiesische Schwein,
das französische Perigord-Schwein, das Schwein in der Umgegend von Bologna und
Neapel.

3. Die kurzohrigen Schweineracen.

Die kurzohrigen Schweineracen besitzen gegenüber der nächsten Racengruppe nach
vorne geneigte oder aufwärts gerichtete, kleine Ohren, kurzen, vollen Leib und nach
aufwärts gebogenen Rücken, sogenannten Karpfenrücken. Ihr Kopf ist kurz und
breit, die Beine mäßig hoch. Die Unterschiede zwischen dem kurz- und großohrigen
Schweine sind keinesfalls bedeutend, weshalb sie von Rohde nicht besonders unter-
schieden werden. Die Verbreitung dieser mittelschweren, raschwüchsigen Schweine er
streckt sich vorzugsweise über das südliche und mittlere Deutschland. Als bemerkenswerthe
Schläge sind anzuführen: Das baierische Schwein, welches im Vordertheile
strohgelb, im Hintertheile rothbraun bis schwarz gefärbt ist, sich durch Größe,
Fruchtbarkeit und Mastfähigkeit auszeichnet. Aehnliche weiß und roth gefärbte
Schweine finden sich in den südlichen Theilen Böhmens, in Oberösterreich und in
Württemberg. Das württembergische Schwein ist vielfach veredelt worden durch
das Düsselthaler Schwein, welches aus einer Kreuzung des chinesischen oder
portugiesischen Schweines mit einem Landschweine entstanden ist und ausgemästet ein
Gewicht bis zu 300 Kilogr. erreicht. Das mährische, auch Karpfenschwein ge-
nannt, scheint aus einer Kreuzung des kurzohrigen Landschweines mit dem kraus-
haarigen, polnischen Schweine hervorgegangen zu sein.

Die Schweinezucht.

3. Die Schweineracen der Donaufürſtenthümer. Dieſelben ſind
zumeiſt kleine, dunkelborſtige Schweineracen, die wegen ihrer langſamen Entwickelung
gegen die ſerbiſchen Schweine zurückſtehen und gewöhnlich unter der Bezeichnung
„Moldauer Schweine“ zuſammengefaßt werden. Noch geringeren Zuchtwerth beſitzen
die in der Türkei verbreiteten natoliſchen und albaneſiſchen Schweine. Daſſelbe gilt
von dem ruſſiſchen und kleinen polniſchen Landſchweine. Letzteres iſt ſchon vielfach
mit dem großohrigen Schweine gekreuzt.

2. Die romaniſchen Schweineracen.

Das romaniſche Schwein findet ſich im ſüdlichen Italien, im ſüdlichen Frank-
reich, auf der pyrenäiſchen Halbinſel und in einigen Theilen der Schweiz. Dieſe
meiſt kleinen, 100 Kilogr. ſchweren Schweine beſitzen gerundete Formen. Flachrippige
und karpfenrückige Thiere gehören zu den Seltenheiten. Der breite Rücken iſt gerad-
linig, das Kreuz abſchüſſig, die Beine ſind kurz. Der Kopf iſt kurz, die Stirn ge-
runzelt, über den Augen ſtehen Falten. Die ſchwach mit Borſten beſetzte Haut iſt
gewöhnlich ſchwarz, dunkelaſchgrau gefärbt, zuweilen kommen auch feuerrothe Thiere
vor. Sie entwickeln ſich ziemlich raſch und verwerthen ihr Futter ſehr gut. Zum
Theile lieferten ſie Zuchtmateriale für neuere engliſche Schweineracen. Zu den be-
kannteren Schlägen des romaniſchen Schweines zählen das portugieſiſche Schwein,
das franzöſiſche Perigord-Schwein, das Schwein in der Umgegend von Bologna und
Neapel.

3. Die kurzohrigen Schweineracen.

Die kurzohrigen Schweineracen beſitzen gegenüber der nächſten Racengruppe nach
vorne geneigte oder aufwärts gerichtete, kleine Ohren, kurzen, vollen Leib und nach
aufwärts gebogenen Rücken, ſogenannten Karpfenrücken. Ihr Kopf iſt kurz und
breit, die Beine mäßig hoch. Die Unterſchiede zwiſchen dem kurz- und großohrigen
Schweine ſind keinesfalls bedeutend, weshalb ſie von Rohde nicht beſonders unter-
ſchieden werden. Die Verbreitung dieſer mittelſchweren, raſchwüchſigen Schweine er
ſtreckt ſich vorzugsweiſe über das ſüdliche und mittlere Deutſchland. Als bemerkenswerthe
Schläge ſind anzuführen: Das baieriſche Schwein, welches im Vordertheile
ſtrohgelb, im Hintertheile rothbraun bis ſchwarz gefärbt iſt, ſich durch Größe,
Fruchtbarkeit und Maſtfähigkeit auszeichnet. Aehnliche weiß und roth gefärbte
Schweine finden ſich in den ſüdlichen Theilen Böhmens, in Oberöſterreich und in
Württemberg. Das württembergiſche Schwein iſt vielfach veredelt worden durch
das Düſſelthaler Schwein, welches aus einer Kreuzung des chineſiſchen oder
portugieſiſchen Schweines mit einem Landſchweine entſtanden iſt und ausgemäſtet ein
Gewicht bis zu 300 Kilogr. erreicht. Das mähriſche, auch Karpfenſchwein ge-
nannt, ſcheint aus einer Kreuzung des kurzohrigen Landſchweines mit dem kraus-
haarigen, polniſchen Schweine hervorgegangen zu ſein.

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[271/0287] Die Schweinezucht. 3. Die Schweineracen der Donaufürſtenthümer. Dieſelben ſind zumeiſt kleine, dunkelborſtige Schweineracen, die wegen ihrer langſamen Entwickelung gegen die ſerbiſchen Schweine zurückſtehen und gewöhnlich unter der Bezeichnung „Moldauer Schweine“ zuſammengefaßt werden. Noch geringeren Zuchtwerth beſitzen die in der Türkei verbreiteten natoliſchen und albaneſiſchen Schweine. Daſſelbe gilt von dem ruſſiſchen und kleinen polniſchen Landſchweine. Letzteres iſt ſchon vielfach mit dem großohrigen Schweine gekreuzt. 2. Die romaniſchen Schweineracen. Das romaniſche Schwein findet ſich im ſüdlichen Italien, im ſüdlichen Frank- reich, auf der pyrenäiſchen Halbinſel und in einigen Theilen der Schweiz. Dieſe meiſt kleinen, 100 Kilogr. ſchweren Schweine beſitzen gerundete Formen. Flachrippige und karpfenrückige Thiere gehören zu den Seltenheiten. Der breite Rücken iſt gerad- linig, das Kreuz abſchüſſig, die Beine ſind kurz. Der Kopf iſt kurz, die Stirn ge- runzelt, über den Augen ſtehen Falten. Die ſchwach mit Borſten beſetzte Haut iſt gewöhnlich ſchwarz, dunkelaſchgrau gefärbt, zuweilen kommen auch feuerrothe Thiere vor. Sie entwickeln ſich ziemlich raſch und verwerthen ihr Futter ſehr gut. Zum Theile lieferten ſie Zuchtmateriale für neuere engliſche Schweineracen. Zu den be- kannteren Schlägen des romaniſchen Schweines zählen das portugieſiſche Schwein, das franzöſiſche Perigord-Schwein, das Schwein in der Umgegend von Bologna und Neapel. 3. Die kurzohrigen Schweineracen. Die kurzohrigen Schweineracen beſitzen gegenüber der nächſten Racengruppe nach vorne geneigte oder aufwärts gerichtete, kleine Ohren, kurzen, vollen Leib und nach aufwärts gebogenen Rücken, ſogenannten Karpfenrücken. Ihr Kopf iſt kurz und breit, die Beine mäßig hoch. Die Unterſchiede zwiſchen dem kurz- und großohrigen Schweine ſind keinesfalls bedeutend, weshalb ſie von Rohde nicht beſonders unter- ſchieden werden. Die Verbreitung dieſer mittelſchweren, raſchwüchſigen Schweine er ſtreckt ſich vorzugsweiſe über das ſüdliche und mittlere Deutſchland. Als bemerkenswerthe Schläge ſind anzuführen: Das baieriſche Schwein, welches im Vordertheile ſtrohgelb, im Hintertheile rothbraun bis ſchwarz gefärbt iſt, ſich durch Größe, Fruchtbarkeit und Maſtfähigkeit auszeichnet. Aehnliche weiß und roth gefärbte Schweine finden ſich in den ſüdlichen Theilen Böhmens, in Oberöſterreich und in Württemberg. Das württembergiſche Schwein iſt vielfach veredelt worden durch das Düſſelthaler Schwein, welches aus einer Kreuzung des chineſiſchen oder portugieſiſchen Schweines mit einem Landſchweine entſtanden iſt und ausgemäſtet ein Gewicht bis zu 300 Kilogr. erreicht. Das mähriſche, auch Karpfenſchwein ge- nannt, ſcheint aus einer Kreuzung des kurzohrigen Landſchweines mit dem kraus- haarigen, polniſchen Schweine hervorgegangen zu ſein.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/287>, abgerufen am 24.11.2024.