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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.
Lunge), welches gewöhnlich in Procenten vom Lebendgewichte ermittelt wird. Die
Ausschlachtung gibt für je 100 Kilogr. Lebendgewicht bei

ungenügend fetten Schafen 45--48 % Fleisch, 3.5--4 % Talg und 7 % Haut mit Wolle,
halbfetten " 49--51 % " 5--6 % " " 6.5 " " "
fetten " 52--53 % " 6.5--7.5 % " " 6 " " "
sehr fetten " 54--56 % " 8--9 % " " 6 " " "
englischen Fleisch " 57--62 % " 9.5--10 % " " 5.5 " " "

Die tägliche Zunahme bei der Mastung beträgt per Stück 0.08--0.13 Kilogr.,
per 100 Kilogr. Futtertrockensubstanz unter mittleren Verhältnissen 7--7.5 Kilogr.,
unter günstigen Verhältnissen 8--9 Kilogr.

4. Die Milchnutzung.

Die Benutzung der Schafe durch Gewinnung der Milch findet meist nur in Gebirgen
bei grobwolligen Racen zur Verwerthung von sonst unbenutzbaren Alpenweiden statt.
Die Schafmilch besitzt eine gelblich weiße Farbe, ihr specifisches Gewicht schwankt
zwischen 1.035 und 1.041. Ihre chemische Zusammensetzung beträgt annähernd 1)

Wasser ... 83.0 %
Fett .... 5.3 %
Käsestoff ... 4.6 %
Milchzucker .. 4.6 %
Eiweiß ... 1.7 %
Aschensalze .. 0.8 %

Die Lactationsdauer beträgt kaum 4 Monate. Die Lämmer setzt man so bald als
thunlich ab, um mehr Milch zu gewinnen. Die Mutterschafe werden zu Anfang
täglich dreimal, gegen Ende der Lactation nur zweimal, Früh und Abends, gemolken.
Der Milchertrag stellt sich im Jahre auf 25--60--140 Liter oder im Tage auf
0.16 Liter oder 0.17 Kilogr. per Schaf.

Die gewonnene Milch wird entweder durch directen Verkauf oder durch Er-
zeugung von Schafkäse (Brindse, Bryndsa) verwerthet. In den Karparthen wird
bei der Käsebereitung nach J. Hansel 2) in folgender Weise vorgegangen: Die in
einem etwa 1.5 Hectoliter haltenden Kübel befindliche Milch wird durch wiederholtes
Erwärmen kleiner Quantitäten im Kessel beständig auf einer Temperatur von un-
gefähr 25°C. zu erhalten gesucht. Durch Beimischung von Lab, von welchem man
auf 7 Liter Milch 17.5 Gramm rechnet, wird die Gerinnung der Milch herbei-
geführt. Mit dem Erwärmen wird dann unter beständigem Rühren so lange fortgefahren,
bis sich aller Käse vollständig ausgeschieden hat. Nun bindet der Käser ein reines
leinenes Tuch vor, knüpft die beiden freien Enden an den Kübel und rafft knieend die

1) Fleischmann, Das Molkereiwesen, Braunschweig 1875, S. 88.
2) Oesterr. landw. Wochenbl. 1875, S. 316.

Beſondere Thierzuchtlehre.
Lunge), welches gewöhnlich in Procenten vom Lebendgewichte ermittelt wird. Die
Ausſchlachtung gibt für je 100 Kilogr. Lebendgewicht bei

ungenügend fetten Schafen 45—48 % Fleiſch, 3.5—4 % Talg und 7 % Haut mit Wolle,
halbfetten „ 49—51 % „ 5—6 % „ „ 6.5 „ „ „
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ſehr fetten „ 54—56 % „ 8—9 % „ „ 6 „ „ „
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Die tägliche Zunahme bei der Maſtung beträgt per Stück 0.08—0.13 Kilogr.,
per 100 Kilogr. Futtertrockenſubſtanz unter mittleren Verhältniſſen 7—7.5 Kilogr.,
unter günſtigen Verhältniſſen 8—9 Kilogr.

4. Die Milchnutzung.

Die Benutzung der Schafe durch Gewinnung der Milch findet meiſt nur in Gebirgen
bei grobwolligen Racen zur Verwerthung von ſonſt unbenutzbaren Alpenweiden ſtatt.
Die Schafmilch beſitzt eine gelblich weiße Farbe, ihr ſpecifiſches Gewicht ſchwankt
zwiſchen 1.035 und 1.041. Ihre chemiſche Zuſammenſetzung beträgt annähernd 1)

Waſſer ... 83.0 %
Fett .... 5.3 %
Käſeſtoff ... 4.6 %
Milchzucker .. 4.6 %
Eiweiß ... 1.7 %
Aſchenſalze .. 0.8 %

Die Lactationsdauer beträgt kaum 4 Monate. Die Lämmer ſetzt man ſo bald als
thunlich ab, um mehr Milch zu gewinnen. Die Mutterſchafe werden zu Anfang
täglich dreimal, gegen Ende der Lactation nur zweimal, Früh und Abends, gemolken.
Der Milchertrag ſtellt ſich im Jahre auf 25—60—140 Liter oder im Tage auf
0.16 Liter oder 0.17 Kilogr. per Schaf.

Die gewonnene Milch wird entweder durch directen Verkauf oder durch Er-
zeugung von Schafkäſe (Brindſe, Bryndſa) verwerthet. In den Karparthen wird
bei der Käſebereitung nach J. Hanſel 2) in folgender Weiſe vorgegangen: Die in
einem etwa 1.5 Hectoliter haltenden Kübel befindliche Milch wird durch wiederholtes
Erwärmen kleiner Quantitäten im Keſſel beſtändig auf einer Temperatur von un-
gefähr 25°C. zu erhalten geſucht. Durch Beimiſchung von Lab, von welchem man
auf 7 Liter Milch 17.5 Gramm rechnet, wird die Gerinnung der Milch herbei-
geführt. Mit dem Erwärmen wird dann unter beſtändigem Rühren ſo lange fortgefahren,
bis ſich aller Käſe vollſtändig ausgeſchieden hat. Nun bindet der Käſer ein reines
leinenes Tuch vor, knüpft die beiden freien Enden an den Kübel und rafft knieend die

1) Fleiſchmann, Das Molkereiweſen, Braunſchweig 1875, S. 88.
2) Oeſterr. landw. Wochenbl. 1875, S. 316.
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[222/0238] Beſondere Thierzuchtlehre. Lunge), welches gewöhnlich in Procenten vom Lebendgewichte ermittelt wird. Die Ausſchlachtung gibt für je 100 Kilogr. Lebendgewicht bei ungenügend fetten Schafen 45—48 % Fleiſch, 3.5—4 % Talg und 7 % Haut mit Wolle, halbfetten „ 49—51 % „ 5—6 % „ „ 6.5 „ „ „ fetten „ 52—53 % „ 6.5—7.5 % „ „ 6 „ „ „ ſehr fetten „ 54—56 % „ 8—9 % „ „ 6 „ „ „ engliſchen Fleiſch „ 57—62 % „ 9.5—10 % „ „ 5.5 „ „ „ Die tägliche Zunahme bei der Maſtung beträgt per Stück 0.08—0.13 Kilogr., per 100 Kilogr. Futtertrockenſubſtanz unter mittleren Verhältniſſen 7—7.5 Kilogr., unter günſtigen Verhältniſſen 8—9 Kilogr. 4. Die Milchnutzung. Die Benutzung der Schafe durch Gewinnung der Milch findet meiſt nur in Gebirgen bei grobwolligen Racen zur Verwerthung von ſonſt unbenutzbaren Alpenweiden ſtatt. Die Schafmilch beſitzt eine gelblich weiße Farbe, ihr ſpecifiſches Gewicht ſchwankt zwiſchen 1.035 und 1.041. Ihre chemiſche Zuſammenſetzung beträgt annähernd 1) Waſſer ... 83.0 % Fett .... 5.3 % Käſeſtoff ... 4.6 % Milchzucker .. 4.6 % Eiweiß ... 1.7 % Aſchenſalze .. 0.8 % Die Lactationsdauer beträgt kaum 4 Monate. Die Lämmer ſetzt man ſo bald als thunlich ab, um mehr Milch zu gewinnen. Die Mutterſchafe werden zu Anfang täglich dreimal, gegen Ende der Lactation nur zweimal, Früh und Abends, gemolken. Der Milchertrag ſtellt ſich im Jahre auf 25—60—140 Liter oder im Tage auf 0.16 Liter oder 0.17 Kilogr. per Schaf. Die gewonnene Milch wird entweder durch directen Verkauf oder durch Er- zeugung von Schafkäſe (Brindſe, Bryndſa) verwerthet. In den Karparthen wird bei der Käſebereitung nach J. Hanſel 2) in folgender Weiſe vorgegangen: Die in einem etwa 1.5 Hectoliter haltenden Kübel befindliche Milch wird durch wiederholtes Erwärmen kleiner Quantitäten im Keſſel beſtändig auf einer Temperatur von un- gefähr 25°C. zu erhalten geſucht. Durch Beimiſchung von Lab, von welchem man auf 7 Liter Milch 17.5 Gramm rechnet, wird die Gerinnung der Milch herbei- geführt. Mit dem Erwärmen wird dann unter beſtändigem Rühren ſo lange fortgefahren, bis ſich aller Käſe vollſtändig ausgeſchieden hat. Nun bindet der Käſer ein reines leinenes Tuch vor, knüpft die beiden freien Enden an den Kübel und rafft knieend die 1) Fleiſchmann, Das Molkereiweſen, Braunſchweig 1875, S. 88. 2) Oeſterr. landw. Wochenbl. 1875, S. 316.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/238>, abgerufen am 24.11.2024.