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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Schafzucht.
Weide, damit zu jeder Zeit ausreichendes Weidefutter vorhanden ist. Bei einer
mittleren Weidedauer von 7 Monaten können auf 1 Hektar sehr guter Weide 20--28,
auf mittelguter Weide 10--14, auf geringer Weide 1.5--5 Schafe ausreichend ernährt
werden.

Die Dauer der Weide richtet sich vornehmlich nach den klimatischen Verhältnissen.
In milden Lagen wird die Weide schon im März, April, in rauhen erst im Mai
beginnen und Anfang bis Ende November ihr Ende erreichen. Grobwollige, ab-
gehärtete Schafe, Hammel können länger als feinwollige Schafe, Böcke und Mütter
geweidet werden. In milden Lagen wird die Weidedauer 8--9, in rauhen Gegenden
6--7 Monate betragen.

Wie groß die Heerden gemacht werden sollen, richtet sich nach der Beschaffenheit
der Weide. Zu kleine Heerden lohnen nicht die Beistellung eines eigenen Schäfers.
Bei zu großen Heerden ist die Uebersicht erschwert. Meist vereinigt man in eine
Heerde nicht unter 150 und nicht über 500 Stück Schafe. Mutterschafheerden
sollen im Mittel 250--300 Stück zählen. Die einzelnen Geschlechter gibt man
in besonderen Heerden zusammen; entweder bildet man je nach der Größe des
Schafftandes 3 Heerdenabtheilungen: 1. Mutterschafe, 2. Böcke und Hammeln,
3. Lämmer, oder 5 Abtheilungen: 1. Zuchtmütter, 2. Böcke, 3. Hammeln, 4. Gölt-
schafe und 5. Lämmer. Die Lämmer erhalten die nächsten mit dem kürzesten und dichtesten
Grase bewachsenen Weiden zugewiesen, die Böcke und Mütter nahrhafte Weiden, das
Göltvieh trockene, weniger nahrhafte Weiden, die Hammeln die entferntesten, geringsten
Weiden, und die Schlachthammeln und Brackschafe die feuchtesten und üppigsten Weiden.

2. Die Stallfütterung.

Die reine Stallfütterung im Sommer wird selten wirthschaftlich vortheilhaft
sein. Nicht nur daß die Bestellung und Einerntung des Stallfutters kostspieliger als
die Benutzung von natürlicher oder künstlicher Weide ist, trägt die Stallfütterung vom
Rindviehe mehr als vom Schafviehe ein. Die Ausnutzung verschiedener zufälliger
Weiden läßt es schon räthlich erscheinen, die Stallfütterung im Sommer auf das
Nothwendigste einzuschränken. Am ehesten eignet sie sich noch für sehr kleinen und
dabei zerstückten Besitz, welcher die Ausführung eines Weidebetriebes unthunlich
erscheinen läßt. Sprechen günstige Absatzverhältnisse für die Haltung der Schafe,
trotzdem keine natürlichen oder nur feuchte, unverwendbare Weiden vorhanden sind,
und die Futterwüchsigkeit des Bodens die Anlage künstlicher Weiden nicht passend
erscheinen läßt, so wird die Stallfütterung, insbesondere von Mastschafen, am
Platze sein.

Für die Durchführung der Sommerstallfütterung ist es unerläßlich,
daß 6--8 Wochen länger für Winterfutter gesorgt werde, da das Grünfutter später
zur Benutzung gelangt als die Weide und früher aufhört. Die Dauer der Sommer-
stallfütterung kann mit 4--41/2 höchstens 5 Monate angenommen werden. Außerdem
muß für ausreichende Streustrohmengen, für Localitäten zur Aufbewahrung von
Grünfutter-Vorräthen und für luftige, geräumige Stallungen gesorgt werden.

Die Schafzucht.
Weide, damit zu jeder Zeit ausreichendes Weidefutter vorhanden iſt. Bei einer
mittleren Weidedauer von 7 Monaten können auf 1 Hektar ſehr guter Weide 20—28,
auf mittelguter Weide 10—14, auf geringer Weide 1.5—5 Schafe ausreichend ernährt
werden.

Die Dauer der Weide richtet ſich vornehmlich nach den klimatiſchen Verhältniſſen.
In milden Lagen wird die Weide ſchon im März, April, in rauhen erſt im Mai
beginnen und Anfang bis Ende November ihr Ende erreichen. Grobwollige, ab-
gehärtete Schafe, Hammel können länger als feinwollige Schafe, Böcke und Mütter
geweidet werden. In milden Lagen wird die Weidedauer 8—9, in rauhen Gegenden
6—7 Monate betragen.

Wie groß die Heerden gemacht werden ſollen, richtet ſich nach der Beſchaffenheit
der Weide. Zu kleine Heerden lohnen nicht die Beiſtellung eines eigenen Schäfers.
Bei zu großen Heerden iſt die Ueberſicht erſchwert. Meiſt vereinigt man in eine
Heerde nicht unter 150 und nicht über 500 Stück Schafe. Mutterſchafheerden
ſollen im Mittel 250—300 Stück zählen. Die einzelnen Geſchlechter gibt man
in beſonderen Heerden zuſammen; entweder bildet man je nach der Größe des
Schafftandes 3 Heerdenabtheilungen: 1. Mutterſchafe, 2. Böcke und Hammeln,
3. Lämmer, oder 5 Abtheilungen: 1. Zuchtmütter, 2. Böcke, 3. Hammeln, 4. Gölt-
ſchafe und 5. Lämmer. Die Lämmer erhalten die nächſten mit dem kürzeſten und dichteſten
Graſe bewachſenen Weiden zugewieſen, die Böcke und Mütter nahrhafte Weiden, das
Göltvieh trockene, weniger nahrhafte Weiden, die Hammeln die entfernteſten, geringſten
Weiden, und die Schlachthammeln und Brackſchafe die feuchteſten und üppigſten Weiden.

2. Die Stallfütterung.

Die reine Stallfütterung im Sommer wird ſelten wirthſchaftlich vortheilhaft
ſein. Nicht nur daß die Beſtellung und Einerntung des Stallfutters koſtſpieliger als
die Benutzung von natürlicher oder künſtlicher Weide iſt, trägt die Stallfütterung vom
Rindviehe mehr als vom Schafviehe ein. Die Ausnutzung verſchiedener zufälliger
Weiden läßt es ſchon räthlich erſcheinen, die Stallfütterung im Sommer auf das
Nothwendigſte einzuſchränken. Am eheſten eignet ſie ſich noch für ſehr kleinen und
dabei zerſtückten Beſitz, welcher die Ausführung eines Weidebetriebes unthunlich
erſcheinen läßt. Sprechen günſtige Abſatzverhältniſſe für die Haltung der Schafe,
trotzdem keine natürlichen oder nur feuchte, unverwendbare Weiden vorhanden ſind,
und die Futterwüchſigkeit des Bodens die Anlage künſtlicher Weiden nicht paſſend
erſcheinen läßt, ſo wird die Stallfütterung, insbeſondere von Maſtſchafen, am
Platze ſein.

Für die Durchführung der Sommerſtallfütterung iſt es unerläßlich,
daß 6—8 Wochen länger für Winterfutter geſorgt werde, da das Grünfutter ſpäter
zur Benutzung gelangt als die Weide und früher aufhört. Die Dauer der Sommer-
ſtallfütterung kann mit 4—4½ höchſtens 5 Monate angenommen werden. Außerdem
muß für ausreichende Streuſtrohmengen, für Localitäten zur Aufbewahrung von
Grünfutter-Vorräthen und für luftige, geräumige Stallungen geſorgt werden.

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[207/0223] Die Schafzucht. Weide, damit zu jeder Zeit ausreichendes Weidefutter vorhanden iſt. Bei einer mittleren Weidedauer von 7 Monaten können auf 1 Hektar ſehr guter Weide 20—28, auf mittelguter Weide 10—14, auf geringer Weide 1.5—5 Schafe ausreichend ernährt werden. Die Dauer der Weide richtet ſich vornehmlich nach den klimatiſchen Verhältniſſen. In milden Lagen wird die Weide ſchon im März, April, in rauhen erſt im Mai beginnen und Anfang bis Ende November ihr Ende erreichen. Grobwollige, ab- gehärtete Schafe, Hammel können länger als feinwollige Schafe, Böcke und Mütter geweidet werden. In milden Lagen wird die Weidedauer 8—9, in rauhen Gegenden 6—7 Monate betragen. Wie groß die Heerden gemacht werden ſollen, richtet ſich nach der Beſchaffenheit der Weide. Zu kleine Heerden lohnen nicht die Beiſtellung eines eigenen Schäfers. Bei zu großen Heerden iſt die Ueberſicht erſchwert. Meiſt vereinigt man in eine Heerde nicht unter 150 und nicht über 500 Stück Schafe. Mutterſchafheerden ſollen im Mittel 250—300 Stück zählen. Die einzelnen Geſchlechter gibt man in beſonderen Heerden zuſammen; entweder bildet man je nach der Größe des Schafftandes 3 Heerdenabtheilungen: 1. Mutterſchafe, 2. Böcke und Hammeln, 3. Lämmer, oder 5 Abtheilungen: 1. Zuchtmütter, 2. Böcke, 3. Hammeln, 4. Gölt- ſchafe und 5. Lämmer. Die Lämmer erhalten die nächſten mit dem kürzeſten und dichteſten Graſe bewachſenen Weiden zugewieſen, die Böcke und Mütter nahrhafte Weiden, das Göltvieh trockene, weniger nahrhafte Weiden, die Hammeln die entfernteſten, geringſten Weiden, und die Schlachthammeln und Brackſchafe die feuchteſten und üppigſten Weiden. 2. Die Stallfütterung. Die reine Stallfütterung im Sommer wird ſelten wirthſchaftlich vortheilhaft ſein. Nicht nur daß die Beſtellung und Einerntung des Stallfutters koſtſpieliger als die Benutzung von natürlicher oder künſtlicher Weide iſt, trägt die Stallfütterung vom Rindviehe mehr als vom Schafviehe ein. Die Ausnutzung verſchiedener zufälliger Weiden läßt es ſchon räthlich erſcheinen, die Stallfütterung im Sommer auf das Nothwendigſte einzuſchränken. Am eheſten eignet ſie ſich noch für ſehr kleinen und dabei zerſtückten Beſitz, welcher die Ausführung eines Weidebetriebes unthunlich erſcheinen läßt. Sprechen günſtige Abſatzverhältniſſe für die Haltung der Schafe, trotzdem keine natürlichen oder nur feuchte, unverwendbare Weiden vorhanden ſind, und die Futterwüchſigkeit des Bodens die Anlage künſtlicher Weiden nicht paſſend erſcheinen läßt, ſo wird die Stallfütterung, insbeſondere von Maſtſchafen, am Platze ſein. Für die Durchführung der Sommerſtallfütterung iſt es unerläßlich, daß 6—8 Wochen länger für Winterfutter geſorgt werde, da das Grünfutter ſpäter zur Benutzung gelangt als die Weide und früher aufhört. Die Dauer der Sommer- ſtallfütterung kann mit 4—4½ höchſtens 5 Monate angenommen werden. Außerdem muß für ausreichende Streuſtrohmengen, für Localitäten zur Aufbewahrung von Grünfutter-Vorräthen und für luftige, geräumige Stallungen geſorgt werden.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/223>, abgerufen am 22.11.2024.