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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.
3. Die Einflüsse auf die Menge und Beschaffenheit der Milch.

Die Fütterung und Pflege des Milchviehes übt erst in zweiter Linie einen Ein-
fluß auf die Menge und Beschaffenheit der Milch aus. Am ehesten wird noch das
Verhältniß der Trockensubstanz zum Wassergehalte in der Milch durch die Fütterung
geändert. Dürftig gefütterte Kühe liefern gegen reichlich gefütterte eine wasserreichere
Milch. Die Sommermilch ist gehaltvoller als die Wintermilch. Nach den Füt-
terungsversuchen von Gustav Kühn (1870--1873 1) tritt durch eine erhöhte Eiweiß-
zufuhr eine Vermehrung des procentischen Fettgehaltes der Milch ein und zwar übte
Palmkernmehl eine größere Wirkung aus, als selbst größere Mengen von Bohnen-
schrot. Ganz entschieden ist der Einfluß der Fütterung auf die Beschaffenheit des
Butterfettes. Im Sommer ist das Butterfett bei Grünfütterung reicher an Olein,
daher von weicherer Beschaffenheit als im Winter bei Trockenfütterung. Bei reich-
licher Strohfütterung wird die Butter fester und verliert an Wohlgeschmack. Raps-
kuchen, Weizenkleie und Hafer verleihen der festen Winterbutter eine weichere Be-
schaffenheit. Uebermäßige Oelkuchenfütterung, Kohlrüben, Schlempefütterung üben
einen nachtheiligen Einfluß auf den Wohlgeschmack. Färbung, Haltbarkeit, Aussehen
der Butter steht gleichfalls im Zusammenhange mit der Fütterung.

Der Gehalt und die Menge der Milch hängt jedoch auch von dem Alter und
der Trächtigkeit der Kühe ab. Im Allgemeinen erhöht sich mit der Abnahme der
Menge, mit der Entfernung von der Zeit des Kalbens, der procentische Gehalt an
Trockensubstanz.

Während der Lactationsdauer, der Zeit von dem Kalben bis zum Versiegen der
Milch, bis das Thier trocken steht, ist die Menge und Beschaffenheit der Milch gleich-
falls Schwankungen ausgesetzt. Im Durchschnitte beträgt die Lactationsdauer 300
Tage, die Zeit des Trockenstehens 6 Wochen. In der ersten Zeit nach dem Kalben
ist die Milchergiebigkeit am größten, dann nimmt sie nicht allmählig, sondern perio-
denweise ab. Nach Fleischmann 2) läßt sich die Bewegung des Milchertrages durch
folgendes Schema veranschaulichen:

I. Periode 28 Tage a 19 Liter, zusammen 530 Liter,
II. " . 75 " a 11--12 " " 888 "
III. " . 197 " a 4-- 5 " " 932 "
Lactationsperiode . 300 " a 7-- 8 " " 2350 "
Dauer des Trockenstehens 65 " 6-- 7 " jährl. Durchschnittsertrag.

Mit dem Voranschreiten der Lactationsperiode scheint sich die Gesammtmenge
der stickstoffhaltigen Milchbestandtheile gegen die stickstofffreien zu steigern. Nach
E. Wolff's 3) Fütterungsversuchen nimmt der procentische Gehalt der Milch an
Trockensubstanz -- eine normale und ausreichende Fütterung vorausgesetzt -- ziem-
lich regelmäßig mit der Entfernung von der Zeit des Kalbens zu.

1) Journal für Landwirthschaft 1874, XXII. Jahrg., S. 168.
2) Dr. W. Fleischmann, Das Molkereiwesen, Braunschweig 1875, S. 62.
3) E. Wolff, Die landw. chem. Vers.-Stat. Hohenheim, Berlin 1870, S. 40.
Beſondere Thierzuchtlehre.
3. Die Einflüſſe auf die Menge und Beſchaffenheit der Milch.

Die Fütterung und Pflege des Milchviehes übt erſt in zweiter Linie einen Ein-
fluß auf die Menge und Beſchaffenheit der Milch aus. Am eheſten wird noch das
Verhältniß der Trockenſubſtanz zum Waſſergehalte in der Milch durch die Fütterung
geändert. Dürftig gefütterte Kühe liefern gegen reichlich gefütterte eine waſſerreichere
Milch. Die Sommermilch iſt gehaltvoller als die Wintermilch. Nach den Füt-
terungsverſuchen von Guſtav Kühn (1870—1873 1) tritt durch eine erhöhte Eiweiß-
zufuhr eine Vermehrung des procentiſchen Fettgehaltes der Milch ein und zwar übte
Palmkernmehl eine größere Wirkung aus, als ſelbſt größere Mengen von Bohnen-
ſchrot. Ganz entſchieden iſt der Einfluß der Fütterung auf die Beſchaffenheit des
Butterfettes. Im Sommer iſt das Butterfett bei Grünfütterung reicher an Oleïn,
daher von weicherer Beſchaffenheit als im Winter bei Trockenfütterung. Bei reich-
licher Strohfütterung wird die Butter feſter und verliert an Wohlgeſchmack. Raps-
kuchen, Weizenkleie und Hafer verleihen der feſten Winterbutter eine weichere Be-
ſchaffenheit. Uebermäßige Oelkuchenfütterung, Kohlrüben, Schlempefütterung üben
einen nachtheiligen Einfluß auf den Wohlgeſchmack. Färbung, Haltbarkeit, Ausſehen
der Butter ſteht gleichfalls im Zuſammenhange mit der Fütterung.

Der Gehalt und die Menge der Milch hängt jedoch auch von dem Alter und
der Trächtigkeit der Kühe ab. Im Allgemeinen erhöht ſich mit der Abnahme der
Menge, mit der Entfernung von der Zeit des Kalbens, der procentiſche Gehalt an
Trockenſubſtanz.

Während der Lactationsdauer, der Zeit von dem Kalben bis zum Verſiegen der
Milch, bis das Thier trocken ſteht, iſt die Menge und Beſchaffenheit der Milch gleich-
falls Schwankungen ausgeſetzt. Im Durchſchnitte beträgt die Lactationsdauer 300
Tage, die Zeit des Trockenſtehens 6 Wochen. In der erſten Zeit nach dem Kalben
iſt die Milchergiebigkeit am größten, dann nimmt ſie nicht allmählig, ſondern perio-
denweiſe ab. Nach Fleiſchmann 2) läßt ſich die Bewegung des Milchertrages durch
folgendes Schema veranſchaulichen:

I. Periode 28 Tage à 19 Liter, zuſammen 530 Liter,
II. „ . 75 „ à 11—12 „ „ 888 „
III. „ . 197 „ à 4— 5 „ „ 932 „
Lactationsperiode . 300 „ à 7— 8 „ „ 2350 „
Dauer des Trockenſtehens 65 „ 6— 7 „ jährl. Durchſchnittsertrag.

Mit dem Voranſchreiten der Lactationsperiode ſcheint ſich die Geſammtmenge
der ſtickſtoffhaltigen Milchbeſtandtheile gegen die ſtickſtofffreien zu ſteigern. Nach
E. Wolff’s 3) Fütterungsverſuchen nimmt der procentiſche Gehalt der Milch an
Trockenſubſtanz — eine normale und ausreichende Fütterung vorausgeſetzt — ziem-
lich regelmäßig mit der Entfernung von der Zeit des Kalbens zu.

1) Journal für Landwirthſchaft 1874, XXII. Jahrg., S. 168.
2) Dr. W. Fleiſchmann, Das Molkereiweſen, Braunſchweig 1875, S. 62.
3) E. Wolff, Die landw. chem. Verſ.-Stat. Hohenheim, Berlin 1870, S. 40.
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[136/0152] Beſondere Thierzuchtlehre. 3. Die Einflüſſe auf die Menge und Beſchaffenheit der Milch. Die Fütterung und Pflege des Milchviehes übt erſt in zweiter Linie einen Ein- fluß auf die Menge und Beſchaffenheit der Milch aus. Am eheſten wird noch das Verhältniß der Trockenſubſtanz zum Waſſergehalte in der Milch durch die Fütterung geändert. Dürftig gefütterte Kühe liefern gegen reichlich gefütterte eine waſſerreichere Milch. Die Sommermilch iſt gehaltvoller als die Wintermilch. Nach den Füt- terungsverſuchen von Guſtav Kühn (1870—1873 1) tritt durch eine erhöhte Eiweiß- zufuhr eine Vermehrung des procentiſchen Fettgehaltes der Milch ein und zwar übte Palmkernmehl eine größere Wirkung aus, als ſelbſt größere Mengen von Bohnen- ſchrot. Ganz entſchieden iſt der Einfluß der Fütterung auf die Beſchaffenheit des Butterfettes. Im Sommer iſt das Butterfett bei Grünfütterung reicher an Oleïn, daher von weicherer Beſchaffenheit als im Winter bei Trockenfütterung. Bei reich- licher Strohfütterung wird die Butter feſter und verliert an Wohlgeſchmack. Raps- kuchen, Weizenkleie und Hafer verleihen der feſten Winterbutter eine weichere Be- ſchaffenheit. Uebermäßige Oelkuchenfütterung, Kohlrüben, Schlempefütterung üben einen nachtheiligen Einfluß auf den Wohlgeſchmack. Färbung, Haltbarkeit, Ausſehen der Butter ſteht gleichfalls im Zuſammenhange mit der Fütterung. Der Gehalt und die Menge der Milch hängt jedoch auch von dem Alter und der Trächtigkeit der Kühe ab. Im Allgemeinen erhöht ſich mit der Abnahme der Menge, mit der Entfernung von der Zeit des Kalbens, der procentiſche Gehalt an Trockenſubſtanz. Während der Lactationsdauer, der Zeit von dem Kalben bis zum Verſiegen der Milch, bis das Thier trocken ſteht, iſt die Menge und Beſchaffenheit der Milch gleich- falls Schwankungen ausgeſetzt. Im Durchſchnitte beträgt die Lactationsdauer 300 Tage, die Zeit des Trockenſtehens 6 Wochen. In der erſten Zeit nach dem Kalben iſt die Milchergiebigkeit am größten, dann nimmt ſie nicht allmählig, ſondern perio- denweiſe ab. Nach Fleiſchmann 2) läßt ſich die Bewegung des Milchertrages durch folgendes Schema veranſchaulichen: I. Periode 28 Tage à 19 Liter, zuſammen 530 Liter, II. „ . 75 „ à 11—12 „ „ 888 „ III. „ . 197 „ à 4— 5 „ „ 932 „ Lactationsperiode . 300 „ à 7— 8 „ „ 2350 „ Dauer des Trockenſtehens 65 „ 6— 7 „ jährl. Durchſchnittsertrag. Mit dem Voranſchreiten der Lactationsperiode ſcheint ſich die Geſammtmenge der ſtickſtoffhaltigen Milchbeſtandtheile gegen die ſtickſtofffreien zu ſteigern. Nach E. Wolff’s 3) Fütterungsverſuchen nimmt der procentiſche Gehalt der Milch an Trockenſubſtanz — eine normale und ausreichende Fütterung vorausgeſetzt — ziem- lich regelmäßig mit der Entfernung von der Zeit des Kalbens zu. 1) Journal für Landwirthſchaft 1874, XXII. Jahrg., S. 168. 2) Dr. W. Fleiſchmann, Das Molkereiweſen, Braunſchweig 1875, S. 62. 3) E. Wolff, Die landw. chem. Verſ.-Stat. Hohenheim, Berlin 1870, S. 40.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/152>, abgerufen am 28.11.2024.