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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.
F. Die französischen Rindviehracen.

In Nordfrankreich findet sich wie in Belgien, als dessen hervorragendste Rind-
viehschläge die Limburger und Ardenner zu bezeichnen sind, größtentheils Niederungs-
vieh (Bos primigenius), wie die rothbraune flandrische Race, welche sich durch
Milchergiebigkeit (2500--3000 Liter) auszeichnet, und die schwerere normännische
Race. Von letzterer werden 2 Unterracen unterschieden: die braunscheckige, schwarz-
striemige, sehr mastfähige Race von Cotentin, deren gemästete Ochsen ein Gewicht
bis zu 1500--1900 Kilogr. erreichen und die feiner gebaute, rothbraune, milchreiche
Race von Auge. Außerdem findet sich in Nordfrankreich die kleine, weiß- und
schwarzscheckige, milchreiche Bretagner Race, welche durch besondere Niedlichkeit
der Körperformen auffällt.

Im mittleren und südlichen Theile von Frankreich ist meistentheils Gebirgsvieh
der Brachyceros-Gruppe verbreitet. Von denselben sind zu erwähnen: 1. die Race
von Limousin
, eine zugtaugliche und mastfähige, gelb bis fahlbraun gefärbte
Rinderrace; 2. die Race von Garonne. Vorzüglichstes Arbeitsvieh. Gelblich-
grau bis braungrau. 3. Die Gascogner Race. Fahlgrau, dachsgrau, ähnlich
den Algäuern. Zug- und masttauglich. 4. Die Racen von Landes und
der Pyrenäen. Kleines Gebirgsvieh. 5. Die Race von Aubrac und
Salers.

Außer den Genannten kommen im östlichen Theile von Frankreich gemischte Racen
vor, von welchen besondere Erwähnung verdienen die kleine Race von Camargue,
welche mit der podolischen verwandt sein soll und die weiße Race von Charolais,
die als die vorzüglichste Mastrace Frankreichs anzusehen und selbst den besseren
Shorthorns gleichzustellen ist. Gegenüber den letzteren hat diese Race den Vorzug,
daß sie, wenn auch weniger vollkommen in der Form, keine so großen Ansprüche an
Fütterung, Haltung und Pflege stellt.

3. Die Züchtung.

Bei der Rindviehzucht kommen zu beachten: 1. der Züchtungszweck, 2. die Aus-
wahl der Racen, 3. die Auswahl der Zuchtthiere, 4. die Ausführung der Zucht
und 5. die Aufzucht.

1. Der Züchtungszweck.

Die Rindviehzucht kann je nach den Absatz- und wirthschaftlichen Verhältnissen
einer Gegend folgende Ziele anstreben, welche sich nach der Höhe des erreichbaren
Nutzens, wie folgt, ordnen:

1. die Nutzung durch Zuchtviehverkauf,
2. die Milchnutzung in erster Linie, die Zug- und Mastnutzung in zweiter Linie,
Beſondere Thierzuchtlehre.
F. Die franzöſiſchen Rindviehracen.

In Nordfrankreich findet ſich wie in Belgien, als deſſen hervorragendſte Rind-
viehſchläge die Limburger und Ardenner zu bezeichnen ſind, größtentheils Niederungs-
vieh (Bos primigenius), wie die rothbraune flandriſche Race, welche ſich durch
Milchergiebigkeit (2500—3000 Liter) auszeichnet, und die ſchwerere normänniſche
Race. Von letzterer werden 2 Unterracen unterſchieden: die braunſcheckige, ſchwarz-
ſtriemige, ſehr maſtfähige Race von Cotentin, deren gemäſtete Ochſen ein Gewicht
bis zu 1500—1900 Kilogr. erreichen und die feiner gebaute, rothbraune, milchreiche
Race von Auge. Außerdem findet ſich in Nordfrankreich die kleine, weiß- und
ſchwarzſcheckige, milchreiche Bretagner Race, welche durch beſondere Niedlichkeit
der Körperformen auffällt.

Im mittleren und ſüdlichen Theile von Frankreich iſt meiſtentheils Gebirgsvieh
der Brachyceros-Gruppe verbreitet. Von denſelben ſind zu erwähnen: 1. die Race
von Limouſin
, eine zugtaugliche und maſtfähige, gelb bis fahlbraun gefärbte
Rinderrace; 2. die Race von Garonne. Vorzüglichſtes Arbeitsvieh. Gelblich-
grau bis braungrau. 3. Die Gascogner Race. Fahlgrau, dachsgrau, ähnlich
den Algäuern. Zug- und maſttauglich. 4. Die Racen von Landes und
der Pyrenäen. Kleines Gebirgsvieh. 5. Die Race von Aubrac und
Salers.

Außer den Genannten kommen im öſtlichen Theile von Frankreich gemiſchte Racen
vor, von welchen beſondere Erwähnung verdienen die kleine Race von Camargue,
welche mit der podoliſchen verwandt ſein ſoll und die weiße Race von Charolais,
die als die vorzüglichſte Maſtrace Frankreichs anzuſehen und ſelbſt den beſſeren
Shorthorns gleichzuſtellen iſt. Gegenüber den letzteren hat dieſe Race den Vorzug,
daß ſie, wenn auch weniger vollkommen in der Form, keine ſo großen Anſprüche an
Fütterung, Haltung und Pflege ſtellt.

3. Die Züchtung.

Bei der Rindviehzucht kommen zu beachten: 1. der Züchtungszweck, 2. die Aus-
wahl der Racen, 3. die Auswahl der Zuchtthiere, 4. die Ausführung der Zucht
und 5. die Aufzucht.

1. Der Züchtungszweck.

Die Rindviehzucht kann je nach den Abſatz- und wirthſchaftlichen Verhältniſſen
einer Gegend folgende Ziele anſtreben, welche ſich nach der Höhe des erreichbaren
Nutzens, wie folgt, ordnen:

1. die Nutzung durch Zuchtviehverkauf,
2. die Milchnutzung in erſter Linie, die Zug- und Maſtnutzung in zweiter Linie,
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[112/0128] Beſondere Thierzuchtlehre. F. Die franzöſiſchen Rindviehracen. In Nordfrankreich findet ſich wie in Belgien, als deſſen hervorragendſte Rind- viehſchläge die Limburger und Ardenner zu bezeichnen ſind, größtentheils Niederungs- vieh (Bos primigenius), wie die rothbraune flandriſche Race, welche ſich durch Milchergiebigkeit (2500—3000 Liter) auszeichnet, und die ſchwerere normänniſche Race. Von letzterer werden 2 Unterracen unterſchieden: die braunſcheckige, ſchwarz- ſtriemige, ſehr maſtfähige Race von Cotentin, deren gemäſtete Ochſen ein Gewicht bis zu 1500—1900 Kilogr. erreichen und die feiner gebaute, rothbraune, milchreiche Race von Auge. Außerdem findet ſich in Nordfrankreich die kleine, weiß- und ſchwarzſcheckige, milchreiche Bretagner Race, welche durch beſondere Niedlichkeit der Körperformen auffällt. Im mittleren und ſüdlichen Theile von Frankreich iſt meiſtentheils Gebirgsvieh der Brachyceros-Gruppe verbreitet. Von denſelben ſind zu erwähnen: 1. die Race von Limouſin, eine zugtaugliche und maſtfähige, gelb bis fahlbraun gefärbte Rinderrace; 2. die Race von Garonne. Vorzüglichſtes Arbeitsvieh. Gelblich- grau bis braungrau. 3. Die Gascogner Race. Fahlgrau, dachsgrau, ähnlich den Algäuern. Zug- und maſttauglich. 4. Die Racen von Landes und der Pyrenäen. Kleines Gebirgsvieh. 5. Die Race von Aubrac und Salers. Außer den Genannten kommen im öſtlichen Theile von Frankreich gemiſchte Racen vor, von welchen beſondere Erwähnung verdienen die kleine Race von Camargue, welche mit der podoliſchen verwandt ſein ſoll und die weiße Race von Charolais, die als die vorzüglichſte Maſtrace Frankreichs anzuſehen und ſelbſt den beſſeren Shorthorns gleichzuſtellen iſt. Gegenüber den letzteren hat dieſe Race den Vorzug, daß ſie, wenn auch weniger vollkommen in der Form, keine ſo großen Anſprüche an Fütterung, Haltung und Pflege ſtellt. 3. Die Züchtung. Bei der Rindviehzucht kommen zu beachten: 1. der Züchtungszweck, 2. die Aus- wahl der Racen, 3. die Auswahl der Zuchtthiere, 4. die Ausführung der Zucht und 5. die Aufzucht. 1. Der Züchtungszweck. Die Rindviehzucht kann je nach den Abſatz- und wirthſchaftlichen Verhältniſſen einer Gegend folgende Ziele anſtreben, welche ſich nach der Höhe des erreichbaren Nutzens, wie folgt, ordnen: 1. die Nutzung durch Zuchtviehverkauf, 2. die Milchnutzung in erſter Linie, die Zug- und Maſtnutzung in zweiter Linie,

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/128>, abgerufen am 26.11.2024.