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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Rindviehzucht.
Feine Hörner. Kuhhässige Beinstellung. Gleich tauglich für Zug, Mast und Milch-
nutzung. Durch Kreuzung mit Holländer- und Schwyzer Stieren entstand der Rosen-
steiner Stamm
. Weiße Farbe mit feinem, weichem, glänzendem Haare und dünner
Haut. Kuhgewicht 700 Kilogr. Milchertrag 2800--3400 Liter. d. Das Oden-
wälder Vieh
.

Bei allen vorerwähnten Schlägen sind im Laufe der Zeit mehrfache Kreuzungen
mit Schweizer- und auch Niederungsvieh vorgenommen worden, welche eine weitgehende
Variation des ursprünglichen Typus herbeiführten und zur Bildung neuer verschieden
bezeichneter Stämme Veranlassung gaben.

E. Die englischen Rindviehracen.

Von der früheren Eintheilung der englischen Rindviehracen nach dem zweifel-
haften Kennzeichen der Hörner in 1. langhornige (Mittel-England und Irland ver-
breitet, Niederungsracen), 2. mittelhornige (Gebirgsracen), 3. kurzhornige (ursprüng-
lich in der Grafschaft York und Durham heimisch, jetzt über ganz Großbritannien
verbreitet), 4. ungehornte Racen (Nord-England und Schottland) und 5. Alderney-
Race (Canalinseln), ist man seither zurückgekommen, nur den Kurzhornigen (Short-
horns) ist ihre Bezeichnung geblieben. Gegenwärtig kennt und züchtet man in Eng-
land nach Dr. W. v. Hamm 1) folgende nach der Größe ihrer Verbreitung geordnete
Rindviehracen: Shorthorn, Hereford, Devon, Inselvieh, Sussex, Norfolk und Suffolk;
außerdem noch schottische Racen und verschiedene Kreuzungen (Cross-breed). Wir
gruppiren die englischen Rindviehracen in folgender Weise: 1. die Shorthornrace,
2. die übrigen britischen Racen.

1. Die Shorthorn-Race.

Die älteren kurzhornigen Racen zeigten viele Uebereinstimmung mit den Nie-
derungsracen, zählen daher zur Primigenius-Gruppe. Sie lieferten das Material zu
der berühmten New-Durham- oder hochgezogenen Kurzhorn- (Shorthorn)- Race, welche
als höchster Triumph der Rindviehzüchtung angesehen wird. Diese Culturrace ver-
dankt ihre Entstehung den Schülern Bakewell's, den Brüdern Colling in Darlington,
welche im Jahre 1775 mit ihrer Gründung begannen. Der erreichte Züchtungs-
zweck besteht bei dieser Culturrace in Frühreife (1jährige Thiere erreichen ein Gewicht
von 700--800 Kilogr.), Mastfähigkeit und Milchergiebigkeit, die Zugfähigkeit blieb
unberücksichtigt. Die Racenkennzeichen variiren sehr. Als charakteristisch gilt die
Form des Rumpfes, Fig. 57, s. S. 108, welcher bei der großen Tafelbreite der
Hüften und Schultern die Gestalt eines Langwürfels annimmt, gegen dessen mächtige
Entwickelung die Größe des Kopfes und der Beine als wenig nutzbare Körpertheile

1) Die englischen Viehracen auf der Ausstellung zu Bedford 1874, Oesterr. landw.
Wochenbl. 1875, S. 388. Im Nachstehenden benutzen wir theilweise diese Abhandlung.

Die Rindviehzucht.
Feine Hörner. Kuhhäſſige Beinſtellung. Gleich tauglich für Zug, Maſt und Milch-
nutzung. Durch Kreuzung mit Holländer- und Schwyzer Stieren entſtand der Roſen-
ſteiner Stamm
. Weiße Farbe mit feinem, weichem, glänzendem Haare und dünner
Haut. Kuhgewicht 700 Kilogr. Milchertrag 2800—3400 Liter. d. Das Oden-
wälder Vieh
.

Bei allen vorerwähnten Schlägen ſind im Laufe der Zeit mehrfache Kreuzungen
mit Schweizer- und auch Niederungsvieh vorgenommen worden, welche eine weitgehende
Variation des urſprünglichen Typus herbeiführten und zur Bildung neuer verſchieden
bezeichneter Stämme Veranlaſſung gaben.

E. Die engliſchen Rindviehracen.

Von der früheren Eintheilung der engliſchen Rindviehracen nach dem zweifel-
haften Kennzeichen der Hörner in 1. langhornige (Mittel-England und Irland ver-
breitet, Niederungsracen), 2. mittelhornige (Gebirgsracen), 3. kurzhornige (urſprüng-
lich in der Grafſchaft York und Durham heimiſch, jetzt über ganz Großbritannien
verbreitet), 4. ungehornte Racen (Nord-England und Schottland) und 5. Alderney-
Race (Canalinſeln), iſt man ſeither zurückgekommen, nur den Kurzhornigen (Short-
horns) iſt ihre Bezeichnung geblieben. Gegenwärtig kennt und züchtet man in Eng-
land nach Dr. W. v. Hamm 1) folgende nach der Größe ihrer Verbreitung geordnete
Rindviehracen: Shorthorn, Hereford, Devon, Inſelvieh, Suſſex, Norfolk und Suffolk;
außerdem noch ſchottiſche Racen und verſchiedene Kreuzungen (Cross-breed). Wir
gruppiren die engliſchen Rindviehracen in folgender Weiſe: 1. die Shorthornrace,
2. die übrigen britiſchen Racen.

1. Die Shorthorn-Race.

Die älteren kurzhornigen Racen zeigten viele Uebereinſtimmung mit den Nie-
derungsracen, zählen daher zur Primigenius-Gruppe. Sie lieferten das Material zu
der berühmten New-Durham- oder hochgezogenen Kurzhorn- (Shorthorn)- Race, welche
als höchſter Triumph der Rindviehzüchtung angeſehen wird. Dieſe Culturrace ver-
dankt ihre Entſtehung den Schülern Bakewell’s, den Brüdern Colling in Darlington,
welche im Jahre 1775 mit ihrer Gründung begannen. Der erreichte Züchtungs-
zweck beſteht bei dieſer Culturrace in Frühreife (1jährige Thiere erreichen ein Gewicht
von 700—800 Kilogr.), Maſtfähigkeit und Milchergiebigkeit, die Zugfähigkeit blieb
unberückſichtigt. Die Racenkennzeichen variiren ſehr. Als charakteriſtiſch gilt die
Form des Rumpfes, Fig. 57, ſ. S. 108, welcher bei der großen Tafelbreite der
Hüften und Schultern die Geſtalt eines Langwürfels annimmt, gegen deſſen mächtige
Entwickelung die Größe des Kopfes und der Beine als wenig nutzbare Körpertheile

1) Die engliſchen Viehracen auf der Ausſtellung zu Bedford 1874, Oeſterr. landw.
Wochenbl. 1875, S. 388. Im Nachſtehenden benutzen wir theilweiſe dieſe Abhandlung.
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[107/0123] Die Rindviehzucht. Feine Hörner. Kuhhäſſige Beinſtellung. Gleich tauglich für Zug, Maſt und Milch- nutzung. Durch Kreuzung mit Holländer- und Schwyzer Stieren entſtand der Roſen- ſteiner Stamm. Weiße Farbe mit feinem, weichem, glänzendem Haare und dünner Haut. Kuhgewicht 700 Kilogr. Milchertrag 2800—3400 Liter. d. Das Oden- wälder Vieh. Bei allen vorerwähnten Schlägen ſind im Laufe der Zeit mehrfache Kreuzungen mit Schweizer- und auch Niederungsvieh vorgenommen worden, welche eine weitgehende Variation des urſprünglichen Typus herbeiführten und zur Bildung neuer verſchieden bezeichneter Stämme Veranlaſſung gaben. E. Die engliſchen Rindviehracen. Von der früheren Eintheilung der engliſchen Rindviehracen nach dem zweifel- haften Kennzeichen der Hörner in 1. langhornige (Mittel-England und Irland ver- breitet, Niederungsracen), 2. mittelhornige (Gebirgsracen), 3. kurzhornige (urſprüng- lich in der Grafſchaft York und Durham heimiſch, jetzt über ganz Großbritannien verbreitet), 4. ungehornte Racen (Nord-England und Schottland) und 5. Alderney- Race (Canalinſeln), iſt man ſeither zurückgekommen, nur den Kurzhornigen (Short- horns) iſt ihre Bezeichnung geblieben. Gegenwärtig kennt und züchtet man in Eng- land nach Dr. W. v. Hamm 1) folgende nach der Größe ihrer Verbreitung geordnete Rindviehracen: Shorthorn, Hereford, Devon, Inſelvieh, Suſſex, Norfolk und Suffolk; außerdem noch ſchottiſche Racen und verſchiedene Kreuzungen (Cross-breed). Wir gruppiren die engliſchen Rindviehracen in folgender Weiſe: 1. die Shorthornrace, 2. die übrigen britiſchen Racen. 1. Die Shorthorn-Race. Die älteren kurzhornigen Racen zeigten viele Uebereinſtimmung mit den Nie- derungsracen, zählen daher zur Primigenius-Gruppe. Sie lieferten das Material zu der berühmten New-Durham- oder hochgezogenen Kurzhorn- (Shorthorn)- Race, welche als höchſter Triumph der Rindviehzüchtung angeſehen wird. Dieſe Culturrace ver- dankt ihre Entſtehung den Schülern Bakewell’s, den Brüdern Colling in Darlington, welche im Jahre 1775 mit ihrer Gründung begannen. Der erreichte Züchtungs- zweck beſteht bei dieſer Culturrace in Frühreife (1jährige Thiere erreichen ein Gewicht von 700—800 Kilogr.), Maſtfähigkeit und Milchergiebigkeit, die Zugfähigkeit blieb unberückſichtigt. Die Racenkennzeichen variiren ſehr. Als charakteriſtiſch gilt die Form des Rumpfes, Fig. 57, ſ. S. 108, welcher bei der großen Tafelbreite der Hüften und Schultern die Geſtalt eines Langwürfels annimmt, gegen deſſen mächtige Entwickelung die Größe des Kopfes und der Beine als wenig nutzbare Körpertheile 1) Die engliſchen Viehracen auf der Ausſtellung zu Bedford 1874, Oeſterr. landw. Wochenbl. 1875, S. 388. Im Nachſtehenden benutzen wir theilweiſe dieſe Abhandlung.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/123>, abgerufen am 26.11.2024.