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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Mehlfrüchte.
des Weizens verhindert werden kann, hat sich nach den Untersuchungen von Nowacki nicht
bestätigt, indem zur Erntezeit die Menge der eingewanderten Proteinstoffe, von welchen
allein die Glasigkeit der Körner abhängt, nicht mehr verändert wird. Siehe auch die
Zahlenangaben auf Seite 14. Ebenso ist die Ansicht der Landwirthe, daß sich die
Schale oder die äußere Umhüllung des Weizenkornes mit vorschreitender Reife ver-
dickt, unhaltbar.

Je nach der Lage und Witterung wird die Ernte zu sehr verschiedenen Zeiten
vorgenommen.. Im südlichen Ungarn beginnt man schon in der zweiten Hälfte des
Juni. In Mitteldeutschland, Böhmen Mitte Juli, in Norddeutschland Mitte August,
in Gebirgslagen steht noch Ende August der Weizen am Felde. Der Spelz wird
zur selben Zeit wie der Weizen geerntet.

Der Ertrag hängt vorzugsweise von der Bodenbeschaffenheit und der sorgfälti-
gen Cultur ab. Die Höhe desselben wird auf die mannigfaltigste Art angegeben.
Oft begnügt man sich nur mit der Anführung der geernteten Anzahl Mandeln zu
15 Garben. Diese Angabe ist jedoch sehr unsicher, da die Körnerschüttung eines
Mandels, welches überdieß von verschieden schweren (5--15 Kilogr.) Garben auf-
gestellt wird, 0.3--1 Hektoliter betragen kann. Ebenso unbestimmt ist die Angabe
nach dem Vielfachen der angewendeten Saatmenge. In diesem Falle ist es leicht
möglich, daß ein höherer Ertrag einer geringeren Vermehrung des Saatgutes ent-
spricht. Werden z. B. 3.3 Hektoliter per Hektar ausgesäet und 20 Hektoliter ge-
erntet, so entspricht dieß dem sechsfachen Korne; werden anderseits 1.5 Hektoliter
gesäet und 15 Hektoliter geerntet, so entspricht dieß trotz der geringeren Ernte, doch
dem 10fachen Korne. Gleich unzuverläßlich ist die hie und da übliche Angabe der
Erntemenge nach Abzug des Samens. Bei der factisch gleichen Ernte von z. B.
20 Hektoliter kann in diesem Falle die Ernteangabe doch verschieden, z. B. mit
16.7 und 18.5 ausfallen, wenn verschiedene Saatmengen, in unserem Beispiel 3.3
und 1.5 Hektoliter angewendet wurden.

Am sichersten bleibt es daher, die Höhe des Ernteertages nach der erhaltenen
absoluten Körnermenge anzugeben. Auf geringem Weizenboden stellt sich der Ertrag
auf 10--13 Hektoliter, auf mittlerem Weizenboden auf 17--23 Hektoliter, auf
gutem, in reichem Düngungszustande befindlichen Boden auf 25--38 Hektoliter.
Mit Bezug auf die erreichte Höhe der Cultur beträgt der Durchschnittsertrag an
Weizen auf Bauernfeldern 10--12 Hektoliter; in gleicher Lage bei Großgütern
16--20 Hektoliter, in hochcultivirten Ländern selbst 20--27 Hektoliter.

Das Gewicht der geernteten Körner per Hektoliter wechselt nach ihrer Größe
und Glasigkeit, der Samenvarietät, dem Boden und dem Klima. Leichte Waare
wägt 63--65 Kilogr., mittelschwerer Weizen 67--70 Kilogr., schwerer, kleinkörniger
Banaterweizen 73--75 Kilogr. Schwere Weizen erlangen verhältnißmäßig einen
viel höheren Marktpreis als leichtere Weizen.

Neben den Körnern werden per Hektar 1.3--2.6--4.5 Tonnen (a 1000
Kilogr.) Stroh gewonnen. Bei einem mittleren Weizenertrage von 19 Hektoliter
(a 70 Kilogr.) erhält man durchschnittlich 2.6 Tonnen Stroh, oder für je 100

Die Mehlfrüchte.
des Weizens verhindert werden kann, hat ſich nach den Unterſuchungen von Nowacki nicht
beſtätigt, indem zur Erntezeit die Menge der eingewanderten Proteinſtoffe, von welchen
allein die Glaſigkeit der Körner abhängt, nicht mehr verändert wird. Siehe auch die
Zahlenangaben auf Seite 14. Ebenſo iſt die Anſicht der Landwirthe, daß ſich die
Schale oder die äußere Umhüllung des Weizenkornes mit vorſchreitender Reife ver-
dickt, unhaltbar.

Je nach der Lage und Witterung wird die Ernte zu ſehr verſchiedenen Zeiten
vorgenommen.. Im ſüdlichen Ungarn beginnt man ſchon in der zweiten Hälfte des
Juni. In Mitteldeutſchland, Böhmen Mitte Juli, in Norddeutſchland Mitte Auguſt,
in Gebirgslagen ſteht noch Ende Auguſt der Weizen am Felde. Der Spelz wird
zur ſelben Zeit wie der Weizen geerntet.

Der Ertrag hängt vorzugsweiſe von der Bodenbeſchaffenheit und der ſorgfälti-
gen Cultur ab. Die Höhe deſſelben wird auf die mannigfaltigſte Art angegeben.
Oft begnügt man ſich nur mit der Anführung der geernteten Anzahl Mandeln zu
15 Garben. Dieſe Angabe iſt jedoch ſehr unſicher, da die Körnerſchüttung eines
Mandels, welches überdieß von verſchieden ſchweren (5—15 Kilogr.) Garben auf-
geſtellt wird, 0.3—1 Hektoliter betragen kann. Ebenſo unbeſtimmt iſt die Angabe
nach dem Vielfachen der angewendeten Saatmenge. In dieſem Falle iſt es leicht
möglich, daß ein höherer Ertrag einer geringeren Vermehrung des Saatgutes ent-
ſpricht. Werden z. B. 3.3 Hektoliter per Hektar ausgeſäet und 20 Hektoliter ge-
erntet, ſo entſpricht dieß dem ſechsfachen Korne; werden anderſeits 1.5 Hektoliter
geſäet und 15 Hektoliter geerntet, ſo entſpricht dieß trotz der geringeren Ernte, doch
dem 10fachen Korne. Gleich unzuverläßlich iſt die hie und da übliche Angabe der
Erntemenge nach Abzug des Samens. Bei der factiſch gleichen Ernte von z. B.
20 Hektoliter kann in dieſem Falle die Ernteangabe doch verſchieden, z. B. mit
16.7 und 18.5 ausfallen, wenn verſchiedene Saatmengen, in unſerem Beiſpiel 3.3
und 1.5 Hektoliter angewendet wurden.

Am ſicherſten bleibt es daher, die Höhe des Ernteertages nach der erhaltenen
abſoluten Körnermenge anzugeben. Auf geringem Weizenboden ſtellt ſich der Ertrag
auf 10—13 Hektoliter, auf mittlerem Weizenboden auf 17—23 Hektoliter, auf
gutem, in reichem Düngungszuſtande befindlichen Boden auf 25—38 Hektoliter.
Mit Bezug auf die erreichte Höhe der Cultur beträgt der Durchſchnittsertrag an
Weizen auf Bauernfeldern 10—12 Hektoliter; in gleicher Lage bei Großgütern
16—20 Hektoliter, in hochcultivirten Ländern ſelbſt 20—27 Hektoliter.

Das Gewicht der geernteten Körner per Hektoliter wechſelt nach ihrer Größe
und Glaſigkeit, der Samenvarietät, dem Boden und dem Klima. Leichte Waare
wägt 63—65 Kilogr., mittelſchwerer Weizen 67—70 Kilogr., ſchwerer, kleinkörniger
Banaterweizen 73—75 Kilogr. Schwere Weizen erlangen verhältnißmäßig einen
viel höheren Marktpreis als leichtere Weizen.

Neben den Körnern werden per Hektar 1.3—2.6—4.5 Tonnen (à 1000
Kilogr.) Stroh gewonnen. Bei einem mittleren Weizenertrage von 19 Hektoliter
(à 70 Kilogr.) erhält man durchſchnittlich 2.6 Tonnen Stroh, oder für je 100

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[25/0039] Die Mehlfrüchte. des Weizens verhindert werden kann, hat ſich nach den Unterſuchungen von Nowacki nicht beſtätigt, indem zur Erntezeit die Menge der eingewanderten Proteinſtoffe, von welchen allein die Glaſigkeit der Körner abhängt, nicht mehr verändert wird. Siehe auch die Zahlenangaben auf Seite 14. Ebenſo iſt die Anſicht der Landwirthe, daß ſich die Schale oder die äußere Umhüllung des Weizenkornes mit vorſchreitender Reife ver- dickt, unhaltbar. Je nach der Lage und Witterung wird die Ernte zu ſehr verſchiedenen Zeiten vorgenommen.. Im ſüdlichen Ungarn beginnt man ſchon in der zweiten Hälfte des Juni. In Mitteldeutſchland, Böhmen Mitte Juli, in Norddeutſchland Mitte Auguſt, in Gebirgslagen ſteht noch Ende Auguſt der Weizen am Felde. Der Spelz wird zur ſelben Zeit wie der Weizen geerntet. Der Ertrag hängt vorzugsweiſe von der Bodenbeſchaffenheit und der ſorgfälti- gen Cultur ab. Die Höhe deſſelben wird auf die mannigfaltigſte Art angegeben. Oft begnügt man ſich nur mit der Anführung der geernteten Anzahl Mandeln zu 15 Garben. Dieſe Angabe iſt jedoch ſehr unſicher, da die Körnerſchüttung eines Mandels, welches überdieß von verſchieden ſchweren (5—15 Kilogr.) Garben auf- geſtellt wird, 0.3—1 Hektoliter betragen kann. Ebenſo unbeſtimmt iſt die Angabe nach dem Vielfachen der angewendeten Saatmenge. In dieſem Falle iſt es leicht möglich, daß ein höherer Ertrag einer geringeren Vermehrung des Saatgutes ent- ſpricht. Werden z. B. 3.3 Hektoliter per Hektar ausgeſäet und 20 Hektoliter ge- erntet, ſo entſpricht dieß dem ſechsfachen Korne; werden anderſeits 1.5 Hektoliter geſäet und 15 Hektoliter geerntet, ſo entſpricht dieß trotz der geringeren Ernte, doch dem 10fachen Korne. Gleich unzuverläßlich iſt die hie und da übliche Angabe der Erntemenge nach Abzug des Samens. Bei der factiſch gleichen Ernte von z. B. 20 Hektoliter kann in dieſem Falle die Ernteangabe doch verſchieden, z. B. mit 16.7 und 18.5 ausfallen, wenn verſchiedene Saatmengen, in unſerem Beiſpiel 3.3 und 1.5 Hektoliter angewendet wurden. Am ſicherſten bleibt es daher, die Höhe des Ernteertages nach der erhaltenen abſoluten Körnermenge anzugeben. Auf geringem Weizenboden ſtellt ſich der Ertrag auf 10—13 Hektoliter, auf mittlerem Weizenboden auf 17—23 Hektoliter, auf gutem, in reichem Düngungszuſtande befindlichen Boden auf 25—38 Hektoliter. Mit Bezug auf die erreichte Höhe der Cultur beträgt der Durchſchnittsertrag an Weizen auf Bauernfeldern 10—12 Hektoliter; in gleicher Lage bei Großgütern 16—20 Hektoliter, in hochcultivirten Ländern ſelbſt 20—27 Hektoliter. Das Gewicht der geernteten Körner per Hektoliter wechſelt nach ihrer Größe und Glaſigkeit, der Samenvarietät, dem Boden und dem Klima. Leichte Waare wägt 63—65 Kilogr., mittelſchwerer Weizen 67—70 Kilogr., ſchwerer, kleinkörniger Banaterweizen 73—75 Kilogr. Schwere Weizen erlangen verhältnißmäßig einen viel höheren Marktpreis als leichtere Weizen. Neben den Körnern werden per Hektar 1.3—2.6—4.5 Tonnen (à 1000 Kilogr.) Stroh gewonnen. Bei einem mittleren Weizenertrage von 19 Hektoliter (à 70 Kilogr.) erhält man durchſchnittlich 2.6 Tonnen Stroh, oder für je 100

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/39>, abgerufen am 24.11.2024.