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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Wiesen.
Rasen oder durch Besamung wieder mit Graswuchs versehen werden. Auf Wässerungs-
wiesen können durch Stauungen Vertiefungen ausgefüllt werden. Maulwurfshaufen
und Ameisenhaufen sollen so bald als möglich mit der Schleife, Dornegge, dem
Wiesenhobel, der Wiesenegge (Band I. S. 137, Fig. 53) oder dem Rechen ver-
zogen werden, da ihre Entfernung nach erfolgter Berasung mühsamer wird. Reste
von vorangegangener Düngung werden mit der Egge gesammelt.

Unkräuter, besonders mit Dornen und Stacheln besetzte, sowie giftige, wie die
Zeitlose (Colchicum auctumnale L.) Jupiter, Wolfsmilcharten (Euphorbiaceen), Disteln etc.
sollen durch Jäten und Ausstechen möglichst entfernt werden. Manche Sumpfpflanzen,
sauere Gräser und Moose werden am sichersten durch Trockenlegung der Wiese ver-
nichtet. Gegen die Ueberhandnahme des Mooses hilft scharfes Uebereggen oder
Bearbeiten mit dem Messerpfluge im Frühjahre, Ueberstreuen von Asche und nach-
heriges Aussäen vorzüglicher Grasarten.

Im Ueberschwemmungsgebiete von Flüssen gelegene Wiesen sind durch Schutz-
dämme vor dem strömenden Wasser zu schützen, während dem rückstauenden Wasser
ungehinderter Zutritt zu verschaffen ist.

Am wirksamsten wird das Wachsthum der Wiesenpflanzen durch eine zeitgemäße
Bewässerung befördert. Um die Bewässerung durchführen zu können, müssen die
Wässerungsanlagen stets im Stande erhalten werden. Zu diesem Zwecke empfiehlt
sich die Anstellung eines eigenen Wiesenwärters, welcher bis zu 50 Hektare zu über-
wachen vermag. Die Gräben und Wässerungsrinnen müssen fleißig, besonders im
Frühjahre und nach dem Schnitte nachgesehen und im Stande erhalten werden.

Je nach dem Zwecke, welchen man durch die Bewässerung erreichen will, wird
man zu verschiedenen Zeiten und in verschiedener Dauer bewässern. Im Falle durch
die Bewässerung eine Düngung erzielt werden soll, wird am stärksten und anhaltend-
sten zu wässern sein, während zur Anfeuchtung oder zum Schutze gegen ungünstige
Witterung geringere Wasserquantitäten erforderlich sind. Die günstigste Zeit zur
Bewässerung, wenn auf die düngende Wirkung gerechnet wird, ist der Herbst. Mit
der Herbstwässerung soll sobald als möglich nach der letzten Grummetmahd begonnen
werden und bis vor dem Eintritte der Fröste damit fortgefahren werden. Ist der
Boden sehr durchlassend, so kann eine Woche hindurch Tag und Nacht gewässert
werden, dann stellt man aber die Wässerung auf einen Tag ein, um den Boden ab-
trocknen zu lassen, bevor von Neuem begonnen wird. Auf sehr gebundenem Boden
und vor dem Winter wässert man durch 2--3 Tage und läßt dann die Wiese einen
Tag abtrocknen. Tritt nach Frostwetter wieder Thauwetter ein, so kann aufs Neue
die Wässerung vorgenommen werden. Je nach der verfügbaren Menge des Wassers
wird man abtheilungsweise vorgehen und dafür sorgen, daß vor dem Frosteintritte
jede Abtheilung Wasser erhalten hat. In warmen Gebieten, wie auf den sogenannten
Winterwiesen der Lombardei, wird die Wässerung über den ganzen Winter fortgesetzt,
um durch das Wasser den Wiesenpflanzen einen Schutz zu gewähren.

Im Frühjahre beginnt man erst wieder mit der Bewässerung, wenn die Frost-
zeit vorüber, etwa im März, in rauhen Lagen oft erst Anfang Mai. Die Frühjahrs-
bewässerung muß mit der größten Sorgfalt durchgeführt werden. Anfänglich wässert

Die Wieſen.
Raſen oder durch Beſamung wieder mit Graswuchs verſehen werden. Auf Wäſſerungs-
wieſen können durch Stauungen Vertiefungen ausgefüllt werden. Maulwurfshaufen
und Ameiſenhaufen ſollen ſo bald als möglich mit der Schleife, Dornegge, dem
Wieſenhobel, der Wieſenegge (Band I. S. 137, Fig. 53) oder dem Rechen ver-
zogen werden, da ihre Entfernung nach erfolgter Beraſung mühſamer wird. Reſte
von vorangegangener Düngung werden mit der Egge geſammelt.

Unkräuter, beſonders mit Dornen und Stacheln beſetzte, ſowie giftige, wie die
Zeitloſe (Colchicum auctumnale L.) ♃, Wolfsmilcharten (Euphorbiaceen), Diſteln ꝛc.
ſollen durch Jäten und Ausſtechen möglichſt entfernt werden. Manche Sumpfpflanzen,
ſauere Gräſer und Mooſe werden am ſicherſten durch Trockenlegung der Wieſe ver-
nichtet. Gegen die Ueberhandnahme des Mooſes hilft ſcharfes Uebereggen oder
Bearbeiten mit dem Meſſerpfluge im Frühjahre, Ueberſtreuen von Aſche und nach-
heriges Ausſäen vorzüglicher Grasarten.

Im Ueberſchwemmungsgebiete von Flüſſen gelegene Wieſen ſind durch Schutz-
dämme vor dem ſtrömenden Waſſer zu ſchützen, während dem rückſtauenden Waſſer
ungehinderter Zutritt zu verſchaffen iſt.

Am wirkſamſten wird das Wachsthum der Wieſenpflanzen durch eine zeitgemäße
Bewäſſerung befördert. Um die Bewäſſerung durchführen zu können, müſſen die
Wäſſerungsanlagen ſtets im Stande erhalten werden. Zu dieſem Zwecke empfiehlt
ſich die Anſtellung eines eigenen Wieſenwärters, welcher bis zu 50 Hektare zu über-
wachen vermag. Die Gräben und Wäſſerungsrinnen müſſen fleißig, beſonders im
Frühjahre und nach dem Schnitte nachgeſehen und im Stande erhalten werden.

Je nach dem Zwecke, welchen man durch die Bewäſſerung erreichen will, wird
man zu verſchiedenen Zeiten und in verſchiedener Dauer bewäſſern. Im Falle durch
die Bewäſſerung eine Düngung erzielt werden ſoll, wird am ſtärkſten und anhaltend-
ſten zu wäſſern ſein, während zur Anfeuchtung oder zum Schutze gegen ungünſtige
Witterung geringere Waſſerquantitäten erforderlich ſind. Die günſtigſte Zeit zur
Bewäſſerung, wenn auf die düngende Wirkung gerechnet wird, iſt der Herbſt. Mit
der Herbſtwäſſerung ſoll ſobald als möglich nach der letzten Grummetmahd begonnen
werden und bis vor dem Eintritte der Fröſte damit fortgefahren werden. Iſt der
Boden ſehr durchlaſſend, ſo kann eine Woche hindurch Tag und Nacht gewäſſert
werden, dann ſtellt man aber die Wäſſerung auf einen Tag ein, um den Boden ab-
trocknen zu laſſen, bevor von Neuem begonnen wird. Auf ſehr gebundenem Boden
und vor dem Winter wäſſert man durch 2—3 Tage und läßt dann die Wieſe einen
Tag abtrocknen. Tritt nach Froſtwetter wieder Thauwetter ein, ſo kann aufs Neue
die Wäſſerung vorgenommen werden. Je nach der verfügbaren Menge des Waſſers
wird man abtheilungsweiſe vorgehen und dafür ſorgen, daß vor dem Froſteintritte
jede Abtheilung Waſſer erhalten hat. In warmen Gebieten, wie auf den ſogenannten
Winterwieſen der Lombardei, wird die Wäſſerung über den ganzen Winter fortgeſetzt,
um durch das Waſſer den Wieſenpflanzen einen Schutz zu gewähren.

Im Frühjahre beginnt man erſt wieder mit der Bewäſſerung, wenn die Froſt-
zeit vorüber, etwa im März, in rauhen Lagen oft erſt Anfang Mai. Die Frühjahrs-
bewäſſerung muß mit der größten Sorgfalt durchgeführt werden. Anfänglich wäſſert

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[249/0263] Die Wieſen. Raſen oder durch Beſamung wieder mit Graswuchs verſehen werden. Auf Wäſſerungs- wieſen können durch Stauungen Vertiefungen ausgefüllt werden. Maulwurfshaufen und Ameiſenhaufen ſollen ſo bald als möglich mit der Schleife, Dornegge, dem Wieſenhobel, der Wieſenegge (Band I. S. 137, Fig. 53) oder dem Rechen ver- zogen werden, da ihre Entfernung nach erfolgter Beraſung mühſamer wird. Reſte von vorangegangener Düngung werden mit der Egge geſammelt. Unkräuter, beſonders mit Dornen und Stacheln beſetzte, ſowie giftige, wie die Zeitloſe (Colchicum auctumnale L.) ♃, Wolfsmilcharten (Euphorbiaceen), Diſteln ꝛc. ſollen durch Jäten und Ausſtechen möglichſt entfernt werden. Manche Sumpfpflanzen, ſauere Gräſer und Mooſe werden am ſicherſten durch Trockenlegung der Wieſe ver- nichtet. Gegen die Ueberhandnahme des Mooſes hilft ſcharfes Uebereggen oder Bearbeiten mit dem Meſſerpfluge im Frühjahre, Ueberſtreuen von Aſche und nach- heriges Ausſäen vorzüglicher Grasarten. Im Ueberſchwemmungsgebiete von Flüſſen gelegene Wieſen ſind durch Schutz- dämme vor dem ſtrömenden Waſſer zu ſchützen, während dem rückſtauenden Waſſer ungehinderter Zutritt zu verſchaffen iſt. Am wirkſamſten wird das Wachsthum der Wieſenpflanzen durch eine zeitgemäße Bewäſſerung befördert. Um die Bewäſſerung durchführen zu können, müſſen die Wäſſerungsanlagen ſtets im Stande erhalten werden. Zu dieſem Zwecke empfiehlt ſich die Anſtellung eines eigenen Wieſenwärters, welcher bis zu 50 Hektare zu über- wachen vermag. Die Gräben und Wäſſerungsrinnen müſſen fleißig, beſonders im Frühjahre und nach dem Schnitte nachgeſehen und im Stande erhalten werden. Je nach dem Zwecke, welchen man durch die Bewäſſerung erreichen will, wird man zu verſchiedenen Zeiten und in verſchiedener Dauer bewäſſern. Im Falle durch die Bewäſſerung eine Düngung erzielt werden ſoll, wird am ſtärkſten und anhaltend- ſten zu wäſſern ſein, während zur Anfeuchtung oder zum Schutze gegen ungünſtige Witterung geringere Waſſerquantitäten erforderlich ſind. Die günſtigſte Zeit zur Bewäſſerung, wenn auf die düngende Wirkung gerechnet wird, iſt der Herbſt. Mit der Herbſtwäſſerung ſoll ſobald als möglich nach der letzten Grummetmahd begonnen werden und bis vor dem Eintritte der Fröſte damit fortgefahren werden. Iſt der Boden ſehr durchlaſſend, ſo kann eine Woche hindurch Tag und Nacht gewäſſert werden, dann ſtellt man aber die Wäſſerung auf einen Tag ein, um den Boden ab- trocknen zu laſſen, bevor von Neuem begonnen wird. Auf ſehr gebundenem Boden und vor dem Winter wäſſert man durch 2—3 Tage und läßt dann die Wieſe einen Tag abtrocknen. Tritt nach Froſtwetter wieder Thauwetter ein, ſo kann aufs Neue die Wäſſerung vorgenommen werden. Je nach der verfügbaren Menge des Waſſers wird man abtheilungsweiſe vorgehen und dafür ſorgen, daß vor dem Froſteintritte jede Abtheilung Waſſer erhalten hat. In warmen Gebieten, wie auf den ſogenannten Winterwieſen der Lombardei, wird die Wäſſerung über den ganzen Winter fortgeſetzt, um durch das Waſſer den Wieſenpflanzen einen Schutz zu gewähren. Im Frühjahre beginnt man erſt wieder mit der Bewäſſerung, wenn die Froſt- zeit vorüber, etwa im März, in rauhen Lagen oft erſt Anfang Mai. Die Frühjahrs- bewäſſerung muß mit der größten Sorgfalt durchgeführt werden. Anfänglich wäſſert

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/263>, abgerufen am 22.11.2024.