Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. äußere Umhüllung der Rübe die Oberhaut (Periderm), 2. das eigentliche Zellgewebe, 3. dasvon kleinzelligem Gewebe (Markstrahlen) durchsetzte Cambium und weiter 4. in regelmäßi- gem Wechsel Ringe von Zellgewebe und von Holzfasern mit Gefäßen, welche den Blatt- ringen am Kopfe der Wurzel entsprechen. Die Wand der Zellen erleidet allmählig eine Umwandlung, deren erstes Product die aus Pektose bestehende Zwischenzellsubstanz ist. Der Zucker findet sich in größter Menge im Zellgewebe in der Nähe des Cambiums. Morpho- logisch, wenigstens in ihrem oberen Theile, besteht die Rübenwurzel aus dem rübenartig angeschwollenen, hypokotylen Gliede, in welchem durch die Cultur die Entwickelung des Parenchyms zu Ungunsten der Holzbildung gesteigert ist. Nach den Untersuchungen von Nobbe lieferten von den zu einem Knäule verwachsenen Die Blattentwickelung der Rübenpflanze zeigt nach den Messungen von Th. v. Gohren Die in den Blättern erzeugte Stärke verwandelt sich bei den wachsenden Runkelrüben Werden die Rüben zur Samengewinnung ein zweitesmal in das Feld versetzt, so ver- Nach den Vegetationsversuchen von Nobbe, Zöller u. A. wird die Zuckerproduction Beſondere Pflanzenbaulehre. äußere Umhüllung der Rübe die Oberhaut (Periderm), 2. das eigentliche Zellgewebe, 3. dasvon kleinzelligem Gewebe (Markſtrahlen) durchſetzte Cambium und weiter 4. in regelmäßi- gem Wechſel Ringe von Zellgewebe und von Holzfaſern mit Gefäßen, welche den Blatt- ringen am Kopfe der Wurzel entſprechen. Die Wand der Zellen erleidet allmählig eine Umwandlung, deren erſtes Product die aus Pektoſe beſtehende Zwiſchenzellſubſtanz iſt. Der Zucker findet ſich in größter Menge im Zellgewebe in der Nähe des Cambiums. Morpho- logiſch, wenigſtens in ihrem oberen Theile, beſteht die Rübenwurzel aus dem rübenartig angeſchwollenen, hypokotylen Gliede, in welchem durch die Cultur die Entwickelung des Parenchyms zu Ungunſten der Holzbildung geſteigert iſt. Nach den Unterſuchungen von Nobbe lieferten von den zu einem Knäule verwachſenen Die Blattentwickelung der Rübenpflanze zeigt nach den Meſſungen von Th. v. Gohren Die in den Blättern erzeugte Stärke verwandelt ſich bei den wachſenden Runkelrüben Werden die Rüben zur Samengewinnung ein zweitesmal in das Feld verſetzt, ſo ver- Nach den Vegetationsverſuchen von Nobbe, Zöller u. A. wird die Zuckerproduction <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0168" n="154"/><fw place="top" type="header">Beſondere Pflanzenbaulehre.</fw><lb/> äußere Umhüllung der Rübe die Oberhaut <hi rendition="#aq">(Periderm)</hi>, 2. das eigentliche Zellgewebe, 3. das<lb/> von kleinzelligem Gewebe (Markſtrahlen) durchſetzte Cambium und weiter 4. in regelmäßi-<lb/> gem Wechſel Ringe von Zellgewebe und von Holzfaſern mit Gefäßen, welche den Blatt-<lb/> ringen am Kopfe der Wurzel entſprechen. Die Wand der Zellen erleidet allmählig eine<lb/> Umwandlung, deren erſtes Product die aus Pektoſe beſtehende Zwiſchenzellſubſtanz iſt. Der<lb/> Zucker findet ſich in größter Menge im Zellgewebe in der Nähe des Cambiums. 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Wenn auch die Saftmenge<lb/> in der erſten Zeit der Entwickelung größer iſt, als ſpäter, ſo ſteigt doch mit dem ſpec.<lb/> Gewichte der Zuckergehalt der Säfte, während der Gehalt an Nichtzucker (Aſche und orga-<lb/> niſche Subſtanzen) ſowie auch an Stickſtoff ſtetig fällt. Der Werthquotient (Zucker + Nicht-<lb/> zucker: Zucker = 100: <hi rendition="#aq">X)</hi> nimmt daher in demſelben Verhältniſſe mit der vorſchreitenden<lb/> Entwickelung zu. Die kleineren, ¾—1 Kilogramm ſchweren Rüben beſitzen zur Zeit der<lb/> Ernte im Herbſte im Allgemeinen ein etwas größeres ſpec. Gewicht und einen größeren<lb/> Zuckergehalt. Rückſichtlich des äußeren Typus fand M<hi rendition="#aq">é</hi>hais <hi rendition="#aq">(Compt. rend. LXVI</hi>. 556),<lb/> daß Rüben, deren einzelne Nebenwurzeln angeſchwollen waren, im Durchſchnitte 15.08 %<lb/> Zucker zeigten, während mit feinen Nebenwurzeln verſehene Rüben nur 11.13 % enthielten. Kugel-<lb/> förmige, und ſehr raſchwüchſige Rüben enthielten im Durchſchnitte weniger Zucker als ſpindel-<lb/> förmige langſam wachſende. Die Farbe der Rüben ſcheint in keinem Zuſammenhange mit<lb/> dem Zuckergehalte zu ſtehen.</p><lb/> <p>Werden die Rüben zur Samengewinnung ein zweitesmal in das Feld verſetzt, ſo ver-<lb/> lieren ſie nach Corenwinder <hi rendition="#aq">(Journal d’agric. prat. XXX. II</hi>, 585) während der erſten<lb/> Entwickelung der Blattknospen etwas Zucker, ſpäterhin bleibt der Zuckergehalt ſtationär.<lb/> Erſt wenn die Samen erſcheinen, vermindert ſich der Zuckergehalt raſch, ſo zwar, daß er<lb/> bei der Reife der Samen vollſtändig aufgezehrt iſt. Abnorme, im erſten Jahre geſchoßte<lb/> Rüben enthalten jedoch auch noch nach der Samenreife beträchtliche Mengen (9.58—13.38 %)<lb/> Zucker, jedoch viel weniger als normal gewachſene, nicht geſchoßte Rüben.</p><lb/> <p>Nach den Vegetationsverſuchen von Nobbe, Zöller u. 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Beſondere Pflanzenbaulehre.
äußere Umhüllung der Rübe die Oberhaut (Periderm), 2. das eigentliche Zellgewebe, 3. das
von kleinzelligem Gewebe (Markſtrahlen) durchſetzte Cambium und weiter 4. in regelmäßi-
gem Wechſel Ringe von Zellgewebe und von Holzfaſern mit Gefäßen, welche den Blatt-
ringen am Kopfe der Wurzel entſprechen. Die Wand der Zellen erleidet allmählig eine
Umwandlung, deren erſtes Product die aus Pektoſe beſtehende Zwiſchenzellſubſtanz iſt. Der
Zucker findet ſich in größter Menge im Zellgewebe in der Nähe des Cambiums. Morpho-
logiſch, wenigſtens in ihrem oberen Theile, beſteht die Rübenwurzel aus dem rübenartig
angeſchwollenen, hypokotylen Gliede, in welchem durch die Cultur die Entwickelung des
Parenchyms zu Ungunſten der Holzbildung geſteigert iſt.
Nach den Unterſuchungen von Nobbe lieferten von den zu einem Knäule verwachſenen
5—6 Blüthen im Durchſchnitte nur 2⅓ je 1 Samen, von dieſen keimten im Durchſchnitte
59,6 % (45.0—82.4 %). Gewöhnlich erwartet man von einem Knäule 3 Keimpflanzen, während
die Mehrzahl nach Nobbe nur 1 und 2 hervorbringen. Der Same bleibt durch 4 bis
6 Jahre keimfähig. In 1 Kilogramm Runkelſamen ſind durchſchnittlich 46.570 Frucht-
knäule mit ungefähr 68,000 keimfähigen Samen enthalten. Dieſelben keimen erſt bei einer
Temperatur von 9.4°C.
Die Blattentwickelung der Rübenpflanze zeigt nach den Meſſungen von Th. v. Gohren
(Landw. Verſ. Stat. IX, 298) gegenüber den anderen Culturpflanzen die größte Flächen-
ausdehnung, ſie beträgt per Pflanze 14,044 Qu.-Ctm. Dagegen beſitzt bei dem weiten
Wachsraume die mit Rübe beſtandene Fläche, abgeſehen von den Kartoffeln, die geringſte
Geſammtoberfläche der Blätter.
Die in den Blättern erzeugte Stärke verwandelt ſich bei den wachſenden Runkelrüben
in den Blattſtielen in Glycoſe, aus welcher in der anſchwellenden Wurzelknolle kryſtalliſir-
barer Rohrzucker entſteht. Im Allgemeinen nimmt nach C. Scheibler (Ztſchr. d. V. ſ. d.
Zuckerrübeninduſtrie XVII. 625) das ſpecifiſche Gewicht der Rüben (1.0209—1.0673) ſowohl,
als das der Säfte (1.0518—1.0841) während der Vegetation zu, nur anhaltendes Regen-
wetter veranlaßt eine vorübergehende Abnahme der Dichtigkeit. Wenn auch die Saftmenge
in der erſten Zeit der Entwickelung größer iſt, als ſpäter, ſo ſteigt doch mit dem ſpec.
Gewichte der Zuckergehalt der Säfte, während der Gehalt an Nichtzucker (Aſche und orga-
niſche Subſtanzen) ſowie auch an Stickſtoff ſtetig fällt. Der Werthquotient (Zucker + Nicht-
zucker: Zucker = 100: X) nimmt daher in demſelben Verhältniſſe mit der vorſchreitenden
Entwickelung zu. Die kleineren, ¾—1 Kilogramm ſchweren Rüben beſitzen zur Zeit der
Ernte im Herbſte im Allgemeinen ein etwas größeres ſpec. Gewicht und einen größeren
Zuckergehalt. Rückſichtlich des äußeren Typus fand Méhais (Compt. rend. LXVI. 556),
daß Rüben, deren einzelne Nebenwurzeln angeſchwollen waren, im Durchſchnitte 15.08 %
Zucker zeigten, während mit feinen Nebenwurzeln verſehene Rüben nur 11.13 % enthielten. Kugel-
förmige, und ſehr raſchwüchſige Rüben enthielten im Durchſchnitte weniger Zucker als ſpindel-
förmige langſam wachſende. Die Farbe der Rüben ſcheint in keinem Zuſammenhange mit
dem Zuckergehalte zu ſtehen.
Werden die Rüben zur Samengewinnung ein zweitesmal in das Feld verſetzt, ſo ver-
lieren ſie nach Corenwinder (Journal d’agric. prat. XXX. II, 585) während der erſten
Entwickelung der Blattknospen etwas Zucker, ſpäterhin bleibt der Zuckergehalt ſtationär.
Erſt wenn die Samen erſcheinen, vermindert ſich der Zuckergehalt raſch, ſo zwar, daß er
bei der Reife der Samen vollſtändig aufgezehrt iſt. Abnorme, im erſten Jahre geſchoßte
Rüben enthalten jedoch auch noch nach der Samenreife beträchtliche Mengen (9.58—13.38 %)
Zucker, jedoch viel weniger als normal gewachſene, nicht geſchoßte Rüben.
Nach den Vegetationsverſuchen von Nobbe, Zöller u. A. wird die Zuckerproduction
und der Zuckergehalt der Rübe durch Düngung mit Kali in Verbindung mit Phosphor-
ſäure vermehrt. Ammoniakverbindungen und Kochſalz führen eine überwiegende Blatt-
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