Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Knollen- und Wurzelfrüchte.
Hecheln. Dieselbe wird wie bei dem Leine, nur mit stärker gebauten Geräthen und
Maschinen vorgenommen. Vor dem Schwingen wendet man in der Regel die so-
genannten Hanfreiben an, welche in Hanfgegenden gewöhnlich von den Müllern
in Betrieb erhalten werden.

Der Ertrag an geschwungenem Hanfe wird zu 350--1300 Kilogr. angenommen.
Von 100 Kilogr. geschwungenem Hanfe erhält man 50--60 Kilogr. gehechelten.
100 Kilogr. Rohhanf geben im Durchschnitte 16 Kilogr. gehechelten Hanf.

VIII.
Die Knollen- und Wurzelfrüchte.

Die Knollen- und Wurzelfrüchte werden wegen ihres unterirdischen Stammes
oder wegen ihrer Wurzel gebaut, welche durch die Cultur gegenüber den wildwachsenden
Pflanzen an Umfang und Qualität zunimmt. Diese beiden Pflanzengruppen er-
fordern während des Wachsthumes zur Ausbildung ihres nutzbaren, unterirdischen
Theiles eine sorgfältige Bodenbearbeitung, weshalb sie auch als "Hackfrüchte im engeren
Sinne" bezeichnet werden.

Mehrere Knollen- und Wurzelfrüchte sind menschliche Nahrungsmittel, andere
geben ein werthvolles Viehfutter, andere ein Rohmaterial für mannigfaltige tech-
nische Gewerbe, wieder andere lassen eine Verwendung zu mehreren der genannten
Zwecke zu. Die näheren nutzbaren Bestandtheile der Knollen und Wurzeln sind das
Stärkemehl und der Zucker. In der Kartoffelknolle macht das Stärkemehl oft den
größten Theil der Trockensubstanz aus. Durch die Knollen- und Wurzelgewächse
werden bedeutende Mengen an Futter producirt; viele geben 8.600--11.000 Kilogr.
Trockensubstanz von einem Hektare, unter Umständen, besonders wenn ihr Ertrag
durch Cultur und Düngung gesteigert wird, daher mehr als manche Grün-
futterpflanze. Die Hackfrüchte bilden eine wesentliche Stütze für die Winterfütterung,
obgleich sie kein ganz naturgemäßes Futter sind. Sie enthalten zu wenig Protein-
stoffe. Um vollständig ausgenutzt zu werden, verlangen sie daher einen Zusatz von
Oelkuchen, Körnern und Stroh. Sie vertragen wegen ihres hohen Wassergehaltes
keinen weiten Transport. Ihre Aufbewahrung über den Winter ist aus derselben Ur-
sache mit großen Schwierigkeiten verbunden.

Die Knollen- und Wurzelfrüchte erfordern Tiefcultur, mehrfaches Behacken
und Behäufeln; ihre Cultur ist daher kostspielig. Die Kosten werden jedoch reichlich
durch den Ertrag gedeckt. Da sie viele Arbeit erfordern, eignen sie sich nicht für
menschenleere Gegenden, sondern mehr für dichte Bevölkerung. Großgüter, welche
ihre Cultur aufnehmen, bedürfen einer Vermehrung des Spannviehes. An die
Bodennährstoffe stellen sie hohe Ansprüche, da diese -- wenn sie für technische Gewerbe
als Handelspflanzen gebaut werden -- größtentheils von der Wirthschaft ausgeführt werden.
Die Bodensubstanz wird nur dann erhalten, wenn nur Zucker oder Stärke, deren Bestand-
theile die Pflanzen aus der Luft genommen, ausgeführt werden und die übrigen Ab-
fälle der betreffenden technischen Gewerbe wieder in der Wirthschaft verwendet werden.

Die Knollen- und Wurzelfrüchte.
Hecheln. Dieſelbe wird wie bei dem Leine, nur mit ſtärker gebauten Geräthen und
Maſchinen vorgenommen. Vor dem Schwingen wendet man in der Regel die ſo-
genannten Hanfreiben an, welche in Hanfgegenden gewöhnlich von den Müllern
in Betrieb erhalten werden.

Der Ertrag an geſchwungenem Hanfe wird zu 350—1300 Kilogr. angenommen.
Von 100 Kilogr. geſchwungenem Hanfe erhält man 50—60 Kilogr. gehechelten.
100 Kilogr. Rohhanf geben im Durchſchnitte 16 Kilogr. gehechelten Hanf.

VIII.
Die Knollen- und Wurzelfrüchte.

Die Knollen- und Wurzelfrüchte werden wegen ihres unterirdiſchen Stammes
oder wegen ihrer Wurzel gebaut, welche durch die Cultur gegenüber den wildwachſenden
Pflanzen an Umfang und Qualität zunimmt. Dieſe beiden Pflanzengruppen er-
fordern während des Wachsthumes zur Ausbildung ihres nutzbaren, unterirdiſchen
Theiles eine ſorgfältige Bodenbearbeitung, weshalb ſie auch als „Hackfrüchte im engeren
Sinne“ bezeichnet werden.

Mehrere Knollen- und Wurzelfrüchte ſind menſchliche Nahrungsmittel, andere
geben ein werthvolles Viehfutter, andere ein Rohmaterial für mannigfaltige tech-
niſche Gewerbe, wieder andere laſſen eine Verwendung zu mehreren der genannten
Zwecke zu. Die näheren nutzbaren Beſtandtheile der Knollen und Wurzeln ſind das
Stärkemehl und der Zucker. In der Kartoffelknolle macht das Stärkemehl oft den
größten Theil der Trockenſubſtanz aus. Durch die Knollen- und Wurzelgewächſe
werden bedeutende Mengen an Futter producirt; viele geben 8.600—11.000 Kilogr.
Trockenſubſtanz von einem Hektare, unter Umſtänden, beſonders wenn ihr Ertrag
durch Cultur und Düngung geſteigert wird, daher mehr als manche Grün-
futterpflanze. Die Hackfrüchte bilden eine weſentliche Stütze für die Winterfütterung,
obgleich ſie kein ganz naturgemäßes Futter ſind. Sie enthalten zu wenig Proteïn-
ſtoffe. Um vollſtändig ausgenutzt zu werden, verlangen ſie daher einen Zuſatz von
Oelkuchen, Körnern und Stroh. Sie vertragen wegen ihres hohen Waſſergehaltes
keinen weiten Transport. Ihre Aufbewahrung über den Winter iſt aus derſelben Ur-
ſache mit großen Schwierigkeiten verbunden.

Die Knollen- und Wurzelfrüchte erfordern Tiefcultur, mehrfaches Behacken
und Behäufeln; ihre Cultur iſt daher koſtſpielig. Die Koſten werden jedoch reichlich
durch den Ertrag gedeckt. Da ſie viele Arbeit erfordern, eignen ſie ſich nicht für
menſchenleere Gegenden, ſondern mehr für dichte Bevölkerung. Großgüter, welche
ihre Cultur aufnehmen, bedürfen einer Vermehrung des Spannviehes. An die
Bodennährſtoffe ſtellen ſie hohe Anſprüche, da dieſe — wenn ſie für techniſche Gewerbe
als Handelspflanzen gebaut werden — größtentheils von der Wirthſchaft ausgeführt werden.
Die Bodenſubſtanz wird nur dann erhalten, wenn nur Zucker oder Stärke, deren Beſtand-
theile die Pflanzen aus der Luft genommen, ausgeführt werden und die übrigen Ab-
fälle der betreffenden techniſchen Gewerbe wieder in der Wirthſchaft verwendet werden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0147" n="133"/><fw place="top" type="header">Die Knollen- und Wurzelfrüchte.</fw><lb/>
Hecheln. Die&#x017F;elbe wird wie bei dem Leine, nur mit &#x017F;tärker gebauten Geräthen und<lb/>
Ma&#x017F;chinen vorgenommen. Vor dem Schwingen wendet man in der Regel die &#x017F;o-<lb/>
genannten Hanfreiben an, welche in Hanfgegenden gewöhnlich von den Müllern<lb/>
in Betrieb erhalten werden.</p><lb/>
              <p>Der Ertrag an ge&#x017F;chwungenem Hanfe wird zu 350&#x2014;1300 Kilogr. angenommen.<lb/>
Von 100 Kilogr. ge&#x017F;chwungenem Hanfe erhält man 50&#x2014;60 Kilogr. gehechelten.<lb/>
100 Kilogr. Rohhanf geben im Durch&#x017F;chnitte 16 Kilogr. gehechelten Hanf.</p>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">VIII.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Die Knollen- und Wurzelfrüchte.</hi> </head><lb/>
          <p>Die Knollen- und Wurzelfrüchte werden wegen ihres unterirdi&#x017F;chen Stammes<lb/>
oder wegen ihrer Wurzel gebaut, welche durch die Cultur gegenüber den wildwach&#x017F;enden<lb/>
Pflanzen an Umfang und Qualität zunimmt. Die&#x017F;e beiden Pflanzengruppen er-<lb/>
fordern während des Wachsthumes zur Ausbildung ihres nutzbaren, unterirdi&#x017F;chen<lb/>
Theiles eine &#x017F;orgfältige Bodenbearbeitung, weshalb &#x017F;ie auch als &#x201E;Hackfrüchte im engeren<lb/>
Sinne&#x201C; bezeichnet werden.</p><lb/>
          <p>Mehrere Knollen- und Wurzelfrüchte &#x017F;ind men&#x017F;chliche Nahrungsmittel, andere<lb/>
geben ein werthvolles Viehfutter, andere ein Rohmaterial für mannigfaltige tech-<lb/>
ni&#x017F;che Gewerbe, wieder andere la&#x017F;&#x017F;en eine Verwendung zu mehreren der genannten<lb/>
Zwecke zu. Die näheren nutzbaren Be&#x017F;tandtheile der Knollen und Wurzeln &#x017F;ind das<lb/>
Stärkemehl und der Zucker. In der Kartoffelknolle macht das Stärkemehl oft den<lb/>
größten Theil der Trocken&#x017F;ub&#x017F;tanz aus. Durch die Knollen- und Wurzelgewäch&#x017F;e<lb/>
werden bedeutende Mengen an Futter producirt; viele geben 8.600&#x2014;11.000 Kilogr.<lb/>
Trocken&#x017F;ub&#x017F;tanz von einem Hektare, unter Um&#x017F;tänden, be&#x017F;onders wenn ihr Ertrag<lb/>
durch Cultur und Düngung ge&#x017F;teigert wird, daher mehr als manche Grün-<lb/>
futterpflanze. Die Hackfrüchte bilden eine we&#x017F;entliche Stütze für die Winterfütterung,<lb/>
obgleich &#x017F;ie kein ganz naturgemäßes Futter &#x017F;ind. Sie enthalten zu wenig Proteïn-<lb/>
&#x017F;toffe. Um voll&#x017F;tändig ausgenutzt zu werden, verlangen &#x017F;ie daher einen Zu&#x017F;atz von<lb/>
Oelkuchen, Körnern und Stroh. Sie vertragen wegen ihres hohen Wa&#x017F;&#x017F;ergehaltes<lb/>
keinen weiten Transport. Ihre Aufbewahrung über den Winter i&#x017F;t aus der&#x017F;elben Ur-<lb/>
&#x017F;ache mit großen Schwierigkeiten verbunden.</p><lb/>
          <p>Die Knollen- und Wurzelfrüchte erfordern Tiefcultur, mehrfaches Behacken<lb/>
und Behäufeln; ihre Cultur i&#x017F;t daher ko&#x017F;t&#x017F;pielig. Die Ko&#x017F;ten werden jedoch reichlich<lb/>
durch den Ertrag gedeckt. Da &#x017F;ie viele Arbeit erfordern, eignen &#x017F;ie &#x017F;ich nicht für<lb/>
men&#x017F;chenleere Gegenden, &#x017F;ondern mehr für dichte Bevölkerung. Großgüter, welche<lb/>
ihre Cultur aufnehmen, bedürfen einer Vermehrung des Spannviehes. An die<lb/>
Bodennähr&#x017F;toffe &#x017F;tellen &#x017F;ie hohe An&#x017F;prüche, da die&#x017F;e &#x2014; wenn &#x017F;ie für techni&#x017F;che Gewerbe<lb/>
als Handelspflanzen gebaut werden &#x2014; größtentheils von der Wirth&#x017F;chaft ausgeführt werden.<lb/>
Die Boden&#x017F;ub&#x017F;tanz wird nur dann erhalten, wenn nur Zucker oder Stärke, deren Be&#x017F;tand-<lb/>
theile die Pflanzen aus der Luft genommen, ausgeführt werden und die übrigen Ab-<lb/>
fälle der betreffenden techni&#x017F;chen Gewerbe wieder in der Wirth&#x017F;chaft verwendet werden.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0147] Die Knollen- und Wurzelfrüchte. Hecheln. Dieſelbe wird wie bei dem Leine, nur mit ſtärker gebauten Geräthen und Maſchinen vorgenommen. Vor dem Schwingen wendet man in der Regel die ſo- genannten Hanfreiben an, welche in Hanfgegenden gewöhnlich von den Müllern in Betrieb erhalten werden. Der Ertrag an geſchwungenem Hanfe wird zu 350—1300 Kilogr. angenommen. Von 100 Kilogr. geſchwungenem Hanfe erhält man 50—60 Kilogr. gehechelten. 100 Kilogr. Rohhanf geben im Durchſchnitte 16 Kilogr. gehechelten Hanf. VIII. Die Knollen- und Wurzelfrüchte. Die Knollen- und Wurzelfrüchte werden wegen ihres unterirdiſchen Stammes oder wegen ihrer Wurzel gebaut, welche durch die Cultur gegenüber den wildwachſenden Pflanzen an Umfang und Qualität zunimmt. Dieſe beiden Pflanzengruppen er- fordern während des Wachsthumes zur Ausbildung ihres nutzbaren, unterirdiſchen Theiles eine ſorgfältige Bodenbearbeitung, weshalb ſie auch als „Hackfrüchte im engeren Sinne“ bezeichnet werden. Mehrere Knollen- und Wurzelfrüchte ſind menſchliche Nahrungsmittel, andere geben ein werthvolles Viehfutter, andere ein Rohmaterial für mannigfaltige tech- niſche Gewerbe, wieder andere laſſen eine Verwendung zu mehreren der genannten Zwecke zu. Die näheren nutzbaren Beſtandtheile der Knollen und Wurzeln ſind das Stärkemehl und der Zucker. In der Kartoffelknolle macht das Stärkemehl oft den größten Theil der Trockenſubſtanz aus. Durch die Knollen- und Wurzelgewächſe werden bedeutende Mengen an Futter producirt; viele geben 8.600—11.000 Kilogr. Trockenſubſtanz von einem Hektare, unter Umſtänden, beſonders wenn ihr Ertrag durch Cultur und Düngung geſteigert wird, daher mehr als manche Grün- futterpflanze. Die Hackfrüchte bilden eine weſentliche Stütze für die Winterfütterung, obgleich ſie kein ganz naturgemäßes Futter ſind. Sie enthalten zu wenig Proteïn- ſtoffe. Um vollſtändig ausgenutzt zu werden, verlangen ſie daher einen Zuſatz von Oelkuchen, Körnern und Stroh. Sie vertragen wegen ihres hohen Waſſergehaltes keinen weiten Transport. Ihre Aufbewahrung über den Winter iſt aus derſelben Ur- ſache mit großen Schwierigkeiten verbunden. Die Knollen- und Wurzelfrüchte erfordern Tiefcultur, mehrfaches Behacken und Behäufeln; ihre Cultur iſt daher koſtſpielig. Die Koſten werden jedoch reichlich durch den Ertrag gedeckt. Da ſie viele Arbeit erfordern, eignen ſie ſich nicht für menſchenleere Gegenden, ſondern mehr für dichte Bevölkerung. Großgüter, welche ihre Cultur aufnehmen, bedürfen einer Vermehrung des Spannviehes. An die Bodennährſtoffe ſtellen ſie hohe Anſprüche, da dieſe — wenn ſie für techniſche Gewerbe als Handelspflanzen gebaut werden — größtentheils von der Wirthſchaft ausgeführt werden. Die Bodenſubſtanz wird nur dann erhalten, wenn nur Zucker oder Stärke, deren Beſtand- theile die Pflanzen aus der Luft genommen, ausgeführt werden und die übrigen Ab- fälle der betreffenden techniſchen Gewerbe wieder in der Wirthſchaft verwendet werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/147
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/147>, abgerufen am 22.11.2024.