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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.

Blaue Farbestoffe liefernde Stengel und Blätter:

Cruciferen: Waid (Isatis tinctoria L.).

Polygoneen: Färberknöterich (Polygonum tinctorium Lour.).

Rothe und gelbe Farbestoffe liefernde Wurzel:

Stellateen: Krapp (Rubia tinctorum L.).

1. Die Malve.
[Abbildung] Fig. 73.

Malve (Althea rosea L.).

Von der schwarzen Malve (Althea rosea var.
nigra L.)
Sun werden die Blüthen zum Rothfärben
von Wein verwendet. Die Pflanze treibt, wie die
als Garten- und Apothekergewächs gebaute Stock-
oder Pappelrose, erst im zweiten Jahre ihre 2.5
bis 4 Meter hohen Stengel, an deren Spitze sich
die bis 10 Ctm. im Durchmesser großen, an kur-
zen Stielen sitzenden Blüthen, Fig. 73, bilden.
Nach Anbauversuchen im Kleinen von Dr. Hanna-
mann und Dr. Stengel 1) liefert die schwarze Malve
auf einem durchlassenden, guten, lehmfreien Sand-
boden in nicht zu starker Düngkraft die höchsten
Erträge. Auf strengem Thonboden gingen viele
Pflanzen ein. Nassen Boden, resp. undurchlassenden Untergrund verträgt die Malve
nicht. Die Samen werden im Frühjahre, um Johannis, 5--8 Ctm. im Quadrat
in den Boden gesetzt oder erst auf ein Gartenbeet gebracht, von wo aus die Pflanzen
auf das freie Feld versetzt werden. Im ersten Jahre beschränkt sich die Cultur auf
das Behacken der Pflanzenzwischenräume. In neuerer Zeit droht der Malvenrost
(Puccinia Malvacearum) 2) den Malvenculturen verderblich zu werden. Im zweiten
Jahre zeigen sich Mitte Juli die ersten Blüthen, welche, sobald sie vollständig auf-
geblüht sind, nach und nach abgepflückt werden. Das Trocknen der Blüthen muß
mit großer Vorsicht geschehen, da sie sich, sobald sie in hohen Haufen zu liegen
kommen, leicht verhärten und in Folge der dann eintretenden Gährung und Schimmel-
bildung leicht verderben.

Der Ertrag schwankte auf kleineren Versuchsparcellen, umgerechnet auf 1 Hektar,
zwischen 140--400--780 Kilogramm Blüthen im Werthe von 40 Mark (20 fl.)
per 100 Kilogramm.

2. Der Saflor.

Der Saflor, die Färbedistel, das Bürstenkraut, der falsche Safran (Carthamus
tinctorius L.)
Sun, eine 70 Ctm. hohe, aus Ostindien stammende, einjährige Pflanze
mit zahlreichen, dornig gezahnten, pergamentartigen, glänzenden Blättern, wird vor-
zugsweise wegen seiner anfangs tief-safrangelben, später mennigrothen Blumenblätter
angebaut. Die im Juli und August mit einem Messer abgenommenen und sorg-

1) Agrilculturchem. Centralblatt 1874, S. 63.
2) C. Wilhelm. Der Malvenrost, ein neuer Pflanzenfeind. Oest. landw. Wchbl. 1875, S. 209.
Beſondere Pflanzenbaulehre.

Blaue Farbeſtoffe liefernde Stengel und Blätter:

Cruciferen: Waid (Isatis tinctoria L.).

Polygoneen: Färberknöterich (Polygonum tinctorium Lour.).

Rothe und gelbe Farbeſtoffe liefernde Wurzel:

Stellateen: Krapp (Rubia tinctorum L.).

1. Die Malve.
[Abbildung] Fig. 73.

Malve (Althea rosea L.).

Von der ſchwarzen Malve (Althea rosea var.
nigra L.)
☉ werden die Blüthen zum Rothfärben
von Wein verwendet. Die Pflanze treibt, wie die
als Garten- und Apothekergewächs gebaute Stock-
oder Pappelroſe, erſt im zweiten Jahre ihre 2.5
bis 4 Meter hohen Stengel, an deren Spitze ſich
die bis 10 Ctm. im Durchmeſſer großen, an kur-
zen Stielen ſitzenden Blüthen, Fig. 73, bilden.
Nach Anbauverſuchen im Kleinen von Dr. Hanna-
mann und Dr. Stengel 1) liefert die ſchwarze Malve
auf einem durchlaſſenden, guten, lehmfreien Sand-
boden in nicht zu ſtarker Düngkraft die höchſten
Erträge. Auf ſtrengem Thonboden gingen viele
Pflanzen ein. Naſſen Boden, reſp. undurchlaſſenden Untergrund verträgt die Malve
nicht. Die Samen werden im Frühjahre, um Johannis, 5—8 Ctm. im Quadrat
in den Boden geſetzt oder erſt auf ein Gartenbeet gebracht, von wo aus die Pflanzen
auf das freie Feld verſetzt werden. Im erſten Jahre beſchränkt ſich die Cultur auf
das Behacken der Pflanzenzwiſchenräume. In neuerer Zeit droht der Malvenroſt
(Puccinia Malvacearum) 2) den Malvenculturen verderblich zu werden. Im zweiten
Jahre zeigen ſich Mitte Juli die erſten Blüthen, welche, ſobald ſie vollſtändig auf-
geblüht ſind, nach und nach abgepflückt werden. Das Trocknen der Blüthen muß
mit großer Vorſicht geſchehen, da ſie ſich, ſobald ſie in hohen Haufen zu liegen
kommen, leicht verhärten und in Folge der dann eintretenden Gährung und Schimmel-
bildung leicht verderben.

Der Ertrag ſchwankte auf kleineren Verſuchsparcellen, umgerechnet auf 1 Hektar,
zwiſchen 140—400—780 Kilogramm Blüthen im Werthe von 40 Mark (20 fl.)
per 100 Kilogramm.

2. Der Saflor.

Der Saflor, die Färbediſtel, das Bürſtenkraut, der falſche Safran (Carthamus
tinctorius L.)
☉, eine 70 Ctm. hohe, aus Oſtindien ſtammende, einjährige Pflanze
mit zahlreichen, dornig gezahnten, pergamentartigen, glänzenden Blättern, wird vor-
zugsweiſe wegen ſeiner anfangs tief-ſafrangelben, ſpäter mennigrothen Blumenblätter
angebaut. Die im Juli und Auguſt mit einem Meſſer abgenommenen und ſorg-

1) Agrilculturchem. Centralblatt 1874, S. 63.
2) C. Wilhelm. Der Malvenroſt, ein neuer Pflanzenfeind. Oeſt. landw. Wchbl. 1875, S. 209.
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[106/0120] Beſondere Pflanzenbaulehre. Blaue Farbeſtoffe liefernde Stengel und Blätter: Cruciferen: Waid (Isatis tinctoria L.). Polygoneen: Färberknöterich (Polygonum tinctorium Lour.). Rothe und gelbe Farbeſtoffe liefernde Wurzel: Stellateen: Krapp (Rubia tinctorum L.). 1. Die Malve. [Abbildung Fig. 73. Malve (Althea rosea L.). ] Von der ſchwarzen Malve (Althea rosea var. nigra L.) ☉ werden die Blüthen zum Rothfärben von Wein verwendet. Die Pflanze treibt, wie die als Garten- und Apothekergewächs gebaute Stock- oder Pappelroſe, erſt im zweiten Jahre ihre 2.5 bis 4 Meter hohen Stengel, an deren Spitze ſich die bis 10 Ctm. im Durchmeſſer großen, an kur- zen Stielen ſitzenden Blüthen, Fig. 73, bilden. Nach Anbauverſuchen im Kleinen von Dr. Hanna- mann und Dr. Stengel 1) liefert die ſchwarze Malve auf einem durchlaſſenden, guten, lehmfreien Sand- boden in nicht zu ſtarker Düngkraft die höchſten Erträge. Auf ſtrengem Thonboden gingen viele Pflanzen ein. Naſſen Boden, reſp. undurchlaſſenden Untergrund verträgt die Malve nicht. Die Samen werden im Frühjahre, um Johannis, 5—8 Ctm. im Quadrat in den Boden geſetzt oder erſt auf ein Gartenbeet gebracht, von wo aus die Pflanzen auf das freie Feld verſetzt werden. Im erſten Jahre beſchränkt ſich die Cultur auf das Behacken der Pflanzenzwiſchenräume. In neuerer Zeit droht der Malvenroſt (Puccinia Malvacearum) 2) den Malvenculturen verderblich zu werden. Im zweiten Jahre zeigen ſich Mitte Juli die erſten Blüthen, welche, ſobald ſie vollſtändig auf- geblüht ſind, nach und nach abgepflückt werden. Das Trocknen der Blüthen muß mit großer Vorſicht geſchehen, da ſie ſich, ſobald ſie in hohen Haufen zu liegen kommen, leicht verhärten und in Folge der dann eintretenden Gährung und Schimmel- bildung leicht verderben. Der Ertrag ſchwankte auf kleineren Verſuchsparcellen, umgerechnet auf 1 Hektar, zwiſchen 140—400—780 Kilogramm Blüthen im Werthe von 40 Mark (20 fl.) per 100 Kilogramm. 2. Der Saflor. Der Saflor, die Färbediſtel, das Bürſtenkraut, der falſche Safran (Carthamus tinctorius L.) ☉, eine 70 Ctm. hohe, aus Oſtindien ſtammende, einjährige Pflanze mit zahlreichen, dornig gezahnten, pergamentartigen, glänzenden Blättern, wird vor- zugsweiſe wegen ſeiner anfangs tief-ſafrangelben, ſpäter mennigrothen Blumenblätter angebaut. Die im Juli und Auguſt mit einem Meſſer abgenommenen und ſorg- 1) Agrilculturchem. Centralblatt 1874, S. 63. 2) C. Wilhelm. Der Malvenroſt, ein neuer Pflanzenfeind. Oeſt. landw. Wchbl. 1875, S. 209.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/120>, abgerufen am 24.11.2024.