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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
[Abbildung] Fig. 69.

Kümmel (Carum carvi
L.
) nach Nobbe -- a Theil-
frucht n. Gr.; b sich lösende
Doppelfruchtvergr. a Frucht-
säulchen, b Theilfrucht,
g Narbenpolster; c Längs-
schnitt durch die Theilfrucht.:
a Eiweißkörper, b Embryo; d
vrgr. Embryo: a Würzelchen, b
Keimblätter, g Endknöspchen;
e Querschnitt durch die vergr.
Theilfrucht: a Fruchthülle,
b Samenhülle, g Hauptrippe,
d Endosperm, e Embryo.

[Abbildung] Fig. 70.

Kümmelpfeifer (Haemy-
lis daucella Hb.
). -- 1 vergr.
Raupe, 2 Falter, schwach ver-
größert, 3 Puppe im geöffneten
Stengel: b abgestreifter Puppen-
balg, f Flugloch, d Deckelchen.

haltigem, tiefgründigem Lehmboden am besten gedeiht, so
kommt er doch auf fast allen Bodenarten fort. Als Vor-
früchte bewähren sich am besten gedüngte Hackfrüchte. Die
Bestellung erfolgt entweder durch die Pflanzung oder die
Saat unter einer Ueberfrucht. Im ersteren Falle werden
die Samen möglichst früh im Samenbeet ausgesäet und
die Pflanzen gegen Ende Juni 30 Ctm. im Quadrate ver-
pflanzt; im letzteren Falle werden sie Ende April oder auch
schon im Herbste unter Sommergerste gesäet oder quer über
Raps oder Winterweizen auf 30 Ctm. gedrillt. Die Saat,
zu welcher per Hektar 9--15 Kilogramm erforderlich find,
soll so früh vorgenommen werden, daß der Kümmel noch vor
Winter aufgeht.

Die Frühjahrspflanzung oder Saat wird über Sommer
fleißig behackt. Das Kraut schneidet man vor Winter zum
Verfüttern ab. Geerntet wird dann erst im Juni des
nächsten Jahres.

Der gedrillte Kümmel wird nach Aberntung der
Oberfrucht mit der Pferdehacke oder der Hacke gereinigt.
Im nächsten Frühjahre wird das Hacken vor der Ernte
wiederholt. Vom Ungeziefer hat der Kümmel verhältniß-
mäßig wenig zu leiden. Am verderblichsten wird die
Kümmelschabe der Kümmelpfeifer (Haemylis daucella Hb.),
Fig. 70, welcher die Dolden zur Blüthenzeit umspinnt
und die Samenbildung verhindert. Die Ernte wird mit der
Sichel dann vorgenommen, wenn die meisten Körner einen
braunen Schein zeigen. Bei reiferem Kümmel gehen zu-
viele Körner durch Ausfallen verloren. Die mit der
Sichel abgeschnittenen oder ausgezogenen Stengel werden
in kleinen, (16 Ctm.) dicken Bunden zum Trockenen auf-
gestellt und gleich am Felde oder in der Scheune aus-
gedroschen. Der Ertrag erreicht auf 1 Hektar 1200 bis
2400 Kilogramm, die Stroherträge belaufen sich auf 2
bis 3 Tonnen.

4. Der Fenchel, der Anis und der Koriander.

Diese drei Doldenpflanzen, von welchen der Fenchel 3--4 Jahre aushält und
jedes zweite Jahr blüht, während der Anis und Koriander nur einjährige Pflanzen
sind, werden wie der Kümmel als Hackfrüchte, jedoch nur hie und da im Größeren
cultivirt. Wir begnügen uns daher bei diesen drei Gewürzpflanzen mit der Angabe
der Saat- und Erntemengen.


Beſondere Pflanzenbaulehre.
[Abbildung] Fig. 69.

Kümmel (Carum carvi
L.
) ⚇ nach Nobbe — a Theil-
frucht n. Gr.; b ſich löſende
Doppelfruchtvergr. α Frucht-
ſäulchen, β Theilfrucht,
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ſchnitt durch die Theilfrucht.:
α Eiweißkörper, β Embryo; d
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Keimblätter, γ Endknöspchen;
e Querſchnitt durch die vergr.
Theilfrucht: α Fruchthülle,
β Samenhülle, γ Hauptrippe,
δ Endoſperm, ε Embryo.

[Abbildung] Fig. 70.

Kümmelpfeifer (Haemy-
lis daucella Hb.
). — 1 vergr.
Raupe, 2 Falter, ſchwach ver-
größert, 3 Puppe im geöffneten
Stengel: b abgeſtreifter Puppen-
balg, f Flugloch, d Deckelchen.

haltigem, tiefgründigem Lehmboden am beſten gedeiht, ſo
kommt er doch auf faſt allen Bodenarten fort. Als Vor-
früchte bewähren ſich am beſten gedüngte Hackfrüchte. Die
Beſtellung erfolgt entweder durch die Pflanzung oder die
Saat unter einer Ueberfrucht. Im erſteren Falle werden
die Samen möglichſt früh im Samenbeet ausgeſäet und
die Pflanzen gegen Ende Juni 30 Ctm. im Quadrate ver-
pflanzt; im letzteren Falle werden ſie Ende April oder auch
ſchon im Herbſte unter Sommergerſte geſäet oder quer über
Raps oder Winterweizen auf 30 Ctm. gedrillt. Die Saat,
zu welcher per Hektar 9—15 Kilogramm erforderlich find,
ſoll ſo früh vorgenommen werden, daß der Kümmel noch vor
Winter aufgeht.

Die Frühjahrspflanzung oder Saat wird über Sommer
fleißig behackt. Das Kraut ſchneidet man vor Winter zum
Verfüttern ab. Geerntet wird dann erſt im Juni des
nächſten Jahres.

Der gedrillte Kümmel wird nach Aberntung der
Oberfrucht mit der Pferdehacke oder der Hacke gereinigt.
Im nächſten Frühjahre wird das Hacken vor der Ernte
wiederholt. Vom Ungeziefer hat der Kümmel verhältniß-
mäßig wenig zu leiden. Am verderblichſten wird die
Kümmelſchabe der Kümmelpfeifer (Haemylis daucella Hb.),
Fig. 70, welcher die Dolden zur Blüthenzeit umſpinnt
und die Samenbildung verhindert. Die Ernte wird mit der
Sichel dann vorgenommen, wenn die meiſten Körner einen
braunen Schein zeigen. Bei reiferem Kümmel gehen zu-
viele Körner durch Ausfallen verloren. Die mit der
Sichel abgeſchnittenen oder ausgezogenen Stengel werden
in kleinen, (16 Ctm.) dicken Bunden zum Trockenen auf-
geſtellt und gleich am Felde oder in der Scheune aus-
gedroſchen. Der Ertrag erreicht auf 1 Hektar 1200 bis
2400 Kilogramm, die Stroherträge belaufen ſich auf 2
bis 3 Tonnen.

4. Der Fenchel, der Anis und der Koriander.

Dieſe drei Doldenpflanzen, von welchen der Fenchel 3—4 Jahre aushält und
jedes zweite Jahr blüht, während der Anis und Koriander nur einjährige Pflanzen
ſind, werden wie der Kümmel als Hackfrüchte, jedoch nur hie und da im Größeren
cultivirt. Wir begnügen uns daher bei dieſen drei Gewürzpflanzen mit der Angabe
der Saat- und Erntemengen.


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[96/0110] Beſondere Pflanzenbaulehre. [Abbildung Fig. 69. Kümmel (Carum carvi L.) ⚇ nach Nobbe — a Theil- frucht n. Gr.; b ſich löſende Doppelfruchtvergr. α Frucht- ſäulchen, β Theilfrucht, γ Narbenpolſter; c Längs- ſchnitt durch die Theilfrucht.: α Eiweißkörper, β Embryo; d vrgr. Embryo: α Würzelchen, β Keimblätter, γ Endknöspchen; e Querſchnitt durch die vergr. Theilfrucht: α Fruchthülle, β Samenhülle, γ Hauptrippe, δ Endoſperm, ε Embryo.] [Abbildung Fig. 70. Kümmelpfeifer (Haemy- lis daucella Hb.). — 1 vergr. Raupe, 2 Falter, ſchwach ver- größert, 3 Puppe im geöffneten Stengel: b abgeſtreifter Puppen- balg, f Flugloch, d Deckelchen.] haltigem, tiefgründigem Lehmboden am beſten gedeiht, ſo kommt er doch auf faſt allen Bodenarten fort. Als Vor- früchte bewähren ſich am beſten gedüngte Hackfrüchte. Die Beſtellung erfolgt entweder durch die Pflanzung oder die Saat unter einer Ueberfrucht. Im erſteren Falle werden die Samen möglichſt früh im Samenbeet ausgeſäet und die Pflanzen gegen Ende Juni 30 Ctm. im Quadrate ver- pflanzt; im letzteren Falle werden ſie Ende April oder auch ſchon im Herbſte unter Sommergerſte geſäet oder quer über Raps oder Winterweizen auf 30 Ctm. gedrillt. Die Saat, zu welcher per Hektar 9—15 Kilogramm erforderlich find, ſoll ſo früh vorgenommen werden, daß der Kümmel noch vor Winter aufgeht. Die Frühjahrspflanzung oder Saat wird über Sommer fleißig behackt. Das Kraut ſchneidet man vor Winter zum Verfüttern ab. Geerntet wird dann erſt im Juni des nächſten Jahres. Der gedrillte Kümmel wird nach Aberntung der Oberfrucht mit der Pferdehacke oder der Hacke gereinigt. Im nächſten Frühjahre wird das Hacken vor der Ernte wiederholt. Vom Ungeziefer hat der Kümmel verhältniß- mäßig wenig zu leiden. Am verderblichſten wird die Kümmelſchabe der Kümmelpfeifer (Haemylis daucella Hb.), Fig. 70, welcher die Dolden zur Blüthenzeit umſpinnt und die Samenbildung verhindert. Die Ernte wird mit der Sichel dann vorgenommen, wenn die meiſten Körner einen braunen Schein zeigen. Bei reiferem Kümmel gehen zu- viele Körner durch Ausfallen verloren. Die mit der Sichel abgeſchnittenen oder ausgezogenen Stengel werden in kleinen, (16 Ctm.) dicken Bunden zum Trockenen auf- geſtellt und gleich am Felde oder in der Scheune aus- gedroſchen. Der Ertrag erreicht auf 1 Hektar 1200 bis 2400 Kilogramm, die Stroherträge belaufen ſich auf 2 bis 3 Tonnen. 4. Der Fenchel, der Anis und der Koriander. Dieſe drei Doldenpflanzen, von welchen der Fenchel 3—4 Jahre aushält und jedes zweite Jahr blüht, während der Anis und Koriander nur einjährige Pflanzen ſind, werden wie der Kümmel als Hackfrüchte, jedoch nur hie und da im Größeren cultivirt. Wir begnügen uns daher bei dieſen drei Gewürzpflanzen mit der Angabe der Saat- und Erntemengen.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/110>, abgerufen am 26.11.2024.