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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
[Abbildung] Fig. 68.

Chinesischer Oelrettig (Ra-
phanus chinensis L.
) Sun u. nach Nobbe.
-- a Gliederschote (nat. Gr.); b dieselbe
längs halbirt; c u. d Same; e Oberhaut-
Fragment des Samens, stark ver-
größert; f senkrechter Samendurchschnitt
mit riemig gefaltetem Embryo.

ein Hektar 40--50 Liter, gedrillt 20--30 Liter
Samen. Am empfindlichsten schaden, wie den meisten
Kreuzblüthlern, die Erdflöhe. Der Körnerertrag er-
reicht unter günstigen Verhältnissen 20 Hektoliter
a 64 Kilogramm.

Die Sonnenblume, Sonnenrose (Helian-
thus annuus L.
) Sun, eine peruanische Pflanze, zeichnet
sich durch ihren 0.6--2.5 Meter hohen Wuchs und
den bekannten, bis zu 35 Ctm. im Durchmesser
großen, scheibenförmigen Fruchtstand aus. Die
weißen bis dunkelschwarzen, eiförmigen oder gestreiften
Samen geben ein vorzügliches (15--40 %) Speise-
Oel; der Stengel ein gutes Brennmaterial. Im
Großen werden die Sonnenblumen vorzüglich in
Südrußland gebaut. Doch gedeihen sie im dichten
Stande weniger gut als wie eingesprengt als
Zwischenfrucht auf Mais- und Kartoffelfeldern oder als Einfassung von Feldparcellen.
Sie gedeiht auf jedem Boden, selbst auf trockenem Sandboden. Vor der Saat im
April wird das Feld auf 80--100 Ctm. Entfernung marquirt und in der Reihe
alle 60 Ctm. einige Samenkörner in den Boden gesteckt. Auf ein Hektar entfällt
eine Saatmenge von 10--12 Kilogramm. Während des Wachsthumes werden die
Zwischenräume nach Bedarf behackt und die Pflanzen schließlich angehäufelt. Hervor-
kommende Seitentriebe werden bis auf drei bis vier Samenköpfe weggebrochen. Nach
Woronin 1) beeinträchtigt in Rußland der Sonnenrosenrost (Puccinia Helianthi
Schweinitz
) die Ausbildung der Samen. Unter den Insecten wird sie von der
Raupe der Mangoldeule (Phlogophora meticulosa) heimgesucht. Der Same,
welchem die Vögel sehr nachstellen, wird selten vor dem October reif, weshalb
bei ausgedehntem Anbaue das Trockenen und Ausbringen derselben aus den einzeln
abgeschnittenen Fruchtständen manche Schwierigkeiten bereitet. An Samen gewinnt man
von einem Hektare 17--22 Hektoliter a 45 Kilogramm, an Stengeln, welche für
sich abgehackt oder abgeschnitten werden, 3.5--4.3 Tonnen.

Die Madie, ölgebende Madie, Oelmadie (Madia sativa Molin) Sun, stammt aus
Chili, woselbst sie wegen ihrer ölhaltigen (35 %) Samen gebaut wird. In Europa,
besonders in Württemberg, wurde sie nur versuchsweise cultivirt, jedoch bald wieder
aufgegeben, nachdem ihre Samen zu ungleich reifen. Die Pflanze wird in 108
Vegetationstagen 0.5--0.6 Meter hoch; ihre Blätter, zwischen welchen der gelb-
blumige Kopf halbverborgen steht, sind dicht mit Drüsenhaaren bedeckt. Sie gedeiht
auf lehmigen und sandigen Bodenarten besser als auf stark gebundenen Böden. Sie
verlangt jedoch wegen ihrer 0.15--0.25 Meter langen Pfahlwurzel entsprechende
Tiefgründigkeit des Bodens. Im April, Mai säet man breitwürfig 23--35 Kilogr., gedrillt

1) Botanische Zeitung 1872, S. 678.

Beſondere Pflanzenbaulehre.
[Abbildung] Fig. 68.

Chineſiſcher Oelrettig (Ra-
phanus chinensis L.
) ☉ u. ⚇ nach Nobbe.
a Gliederſchote (nat. Gr.); b dieſelbe
längs halbirt; c u. d Same; e Oberhaut-
Fragment des Samens, ſtark ver-
größert; f ſenkrechter Samendurchſchnitt
mit riemig gefaltetem Embryo.

ein Hektar 40—50 Liter, gedrillt 20—30 Liter
Samen. Am empfindlichſten ſchaden, wie den meiſten
Kreuzblüthlern, die Erdflöhe. Der Körnerertrag er-
reicht unter günſtigen Verhältniſſen 20 Hektoliter
à 64 Kilogramm.

Die Sonnenblume, Sonnenroſe (Helian-
thus annuus L.
) ☉, eine peruaniſche Pflanze, zeichnet
ſich durch ihren 0.6—2.5 Meter hohen Wuchs und
den bekannten, bis zu 35 Ctm. im Durchmeſſer
großen, ſcheibenförmigen Fruchtſtand aus. Die
weißen bis dunkelſchwarzen, eiförmigen oder geſtreiften
Samen geben ein vorzügliches (15—40 %) Speiſe-
Oel; der Stengel ein gutes Brennmaterial. Im
Großen werden die Sonnenblumen vorzüglich in
Südrußland gebaut. Doch gedeihen ſie im dichten
Stande weniger gut als wie eingeſprengt als
Zwiſchenfrucht auf Mais- und Kartoffelfeldern oder als Einfaſſung von Feldparcellen.
Sie gedeiht auf jedem Boden, ſelbſt auf trockenem Sandboden. Vor der Saat im
April wird das Feld auf 80—100 Ctm. Entfernung marquirt und in der Reihe
alle 60 Ctm. einige Samenkörner in den Boden geſteckt. Auf ein Hektar entfällt
eine Saatmenge von 10—12 Kilogramm. Während des Wachsthumes werden die
Zwiſchenräume nach Bedarf behackt und die Pflanzen ſchließlich angehäufelt. Hervor-
kommende Seitentriebe werden bis auf drei bis vier Samenköpfe weggebrochen. Nach
Woronin 1) beeinträchtigt in Rußland der Sonnenroſenroſt (Puccinia Helianthi
Schweinitz
) die Ausbildung der Samen. Unter den Inſecten wird ſie von der
Raupe der Mangoldeule (Phlogophora meticulosa) heimgeſucht. Der Same,
welchem die Vögel ſehr nachſtellen, wird ſelten vor dem October reif, weshalb
bei ausgedehntem Anbaue das Trockenen und Ausbringen derſelben aus den einzeln
abgeſchnittenen Fruchtſtänden manche Schwierigkeiten bereitet. An Samen gewinnt man
von einem Hektare 17—22 Hektoliter à 45 Kilogramm, an Stengeln, welche für
ſich abgehackt oder abgeſchnitten werden, 3.5—4.3 Tonnen.

Die Madie, ölgebende Madie, Oelmadie (Madia sativa Molin) ☉, ſtammt aus
Chili, woſelbſt ſie wegen ihrer ölhaltigen (35 %) Samen gebaut wird. In Europa,
beſonders in Württemberg, wurde ſie nur verſuchsweiſe cultivirt, jedoch bald wieder
aufgegeben, nachdem ihre Samen zu ungleich reifen. Die Pflanze wird in 108
Vegetationstagen 0.5—0.6 Meter hoch; ihre Blätter, zwiſchen welchen der gelb-
blumige Kopf halbverborgen ſteht, ſind dicht mit Drüſenhaaren bedeckt. Sie gedeiht
auf lehmigen und ſandigen Bodenarten beſſer als auf ſtark gebundenen Böden. Sie
verlangt jedoch wegen ihrer 0.15—0.25 Meter langen Pfahlwurzel entſprechende
Tiefgründigkeit des Bodens. Im April, Mai ſäet man breitwürfig 23—35 Kilogr., gedrillt

1) Botaniſche Zeitung 1872, S. 678.
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[92/0106] Beſondere Pflanzenbaulehre. [Abbildung Fig. 68. Chineſiſcher Oelrettig (Ra- phanus chinensis L.) ☉ u. ⚇ nach Nobbe. — a Gliederſchote (nat. Gr.); b dieſelbe längs halbirt; c u. d Same; e Oberhaut- Fragment des Samens, ſtark ver- größert; f ſenkrechter Samendurchſchnitt mit riemig gefaltetem Embryo.] ein Hektar 40—50 Liter, gedrillt 20—30 Liter Samen. Am empfindlichſten ſchaden, wie den meiſten Kreuzblüthlern, die Erdflöhe. Der Körnerertrag er- reicht unter günſtigen Verhältniſſen 20 Hektoliter à 64 Kilogramm. Die Sonnenblume, Sonnenroſe (Helian- thus annuus L.) ☉, eine peruaniſche Pflanze, zeichnet ſich durch ihren 0.6—2.5 Meter hohen Wuchs und den bekannten, bis zu 35 Ctm. im Durchmeſſer großen, ſcheibenförmigen Fruchtſtand aus. Die weißen bis dunkelſchwarzen, eiförmigen oder geſtreiften Samen geben ein vorzügliches (15—40 %) Speiſe- Oel; der Stengel ein gutes Brennmaterial. Im Großen werden die Sonnenblumen vorzüglich in Südrußland gebaut. Doch gedeihen ſie im dichten Stande weniger gut als wie eingeſprengt als Zwiſchenfrucht auf Mais- und Kartoffelfeldern oder als Einfaſſung von Feldparcellen. Sie gedeiht auf jedem Boden, ſelbſt auf trockenem Sandboden. Vor der Saat im April wird das Feld auf 80—100 Ctm. Entfernung marquirt und in der Reihe alle 60 Ctm. einige Samenkörner in den Boden geſteckt. Auf ein Hektar entfällt eine Saatmenge von 10—12 Kilogramm. Während des Wachsthumes werden die Zwiſchenräume nach Bedarf behackt und die Pflanzen ſchließlich angehäufelt. Hervor- kommende Seitentriebe werden bis auf drei bis vier Samenköpfe weggebrochen. Nach Woronin 1) beeinträchtigt in Rußland der Sonnenroſenroſt (Puccinia Helianthi Schweinitz) die Ausbildung der Samen. Unter den Inſecten wird ſie von der Raupe der Mangoldeule (Phlogophora meticulosa) heimgeſucht. Der Same, welchem die Vögel ſehr nachſtellen, wird ſelten vor dem October reif, weshalb bei ausgedehntem Anbaue das Trockenen und Ausbringen derſelben aus den einzeln abgeſchnittenen Fruchtſtänden manche Schwierigkeiten bereitet. An Samen gewinnt man von einem Hektare 17—22 Hektoliter à 45 Kilogramm, an Stengeln, welche für ſich abgehackt oder abgeſchnitten werden, 3.5—4.3 Tonnen. Die Madie, ölgebende Madie, Oelmadie (Madia sativa Molin) ☉, ſtammt aus Chili, woſelbſt ſie wegen ihrer ölhaltigen (35 %) Samen gebaut wird. In Europa, beſonders in Württemberg, wurde ſie nur verſuchsweiſe cultivirt, jedoch bald wieder aufgegeben, nachdem ihre Samen zu ungleich reifen. Die Pflanze wird in 108 Vegetationstagen 0.5—0.6 Meter hoch; ihre Blätter, zwiſchen welchen der gelb- blumige Kopf halbverborgen ſteht, ſind dicht mit Drüſenhaaren bedeckt. Sie gedeiht auf lehmigen und ſandigen Bodenarten beſſer als auf ſtark gebundenen Böden. Sie verlangt jedoch wegen ihrer 0.15—0.25 Meter langen Pfahlwurzel entſprechende Tiefgründigkeit des Bodens. Im April, Mai ſäet man breitwürfig 23—35 Kilogr., gedrillt 1) Botaniſche Zeitung 1872, S. 678.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/106>, abgerufen am 25.11.2024.