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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.

Die Verheerungen der Rapsfeinde treten gewöhnlich um so empfindlicher auf,
je vereinzelter der Raps cultivirt wird. Wirksame Hilfsmittel gegen dieselben sind
nur wenige bekannt; die Erdflöhe werden durch Aufstreuen von Asche, Kalk oder
Guano auf die jungen Saaten, wenn nicht vertilgt, so doch vertrieben.

5. Die Ernte.

Zur Zeit der Ernte muß das Reifen des Rapses sorgfältig beobachtet werden,
um nicht den richtigen Zeitpunkt für das Abbringen zu versäumen. Am frühzeitig-
sten, in der Halb- oder Vorreife, etwa in der zweiten Hälfte des Juni, muß der
Raps geerntet werden, wenn derselbe bei Tag mit der Mähemaschine geschnitten
werden soll. Man wähle dabei jenen Moment, in welchem das Grün des
ganzen Feldes einem röthlichgelben Schimmer gewichen ist. Schneidet man
mit der Sense, so wird gemäht, wenn sich die Körner der untersten Schoten zu
bräunen beginnen und der Gesammtanblick des Rapsfeldes bereits einen gelblichen
Schimmer zeigt. Bei dem Schnitte mit der Sichel und bei ausreichender Arbeitskraft
kann der Raps am weitesten in der Reife vorgeschritten sein, ehe derselbe geerntet
wird. Man nimmt dann die Ernte vorsichtshalber in den Nacht- und Morgen-
stunden vor, zu welcher Zeit der Raps zäher ist und weniger leicht ausfällt.
In diesem Falle wird die Rapsernte erst Anfang Juli vorgenommen. Die Ernte
des Sommerrapses tritt im August oder September ein.

[Abbildung] Fig. 64.

Rapskasten.

Bei sicherer Witterung wird der
Raps in Gelege, in welchen er schnell
nachreift, auf das Feld gegeben. Bei un-
sicherer Witterung ist das Aufstellen des,
in kleinen Garben gebundenen, Rapses in
Puppen oder das Aufsetzen in 2--2.5
Meter hohe, kegelförmige Haufen, Fig. 64,
Kasten,1) in welchen die Schoten nach
Innen gelegt werden, vorzuziehen. Die
Kasten bieten gegenüber den Puppen den Vortheil, daß in denselben die Schoten
weniger aufspringen. Ist der Raps auf die eine oder andere Art getrocknet, so wird
derselbe mit möglichster Vorsicht aufgeladen. Stehen die Puppen oder Kasten in
Reihen, so wird zwischen denselben und dem anfahrenden, mit einem Tuch bedeckten
Wagen eine Leinwandplache ausgebreitet, auf welcher die Puppen etc. umgestürzt und
von hier aus aufgeladen werden. Entfernter stehende Kasten können mit zwei Stan-
gen durchstochen werden und so, mit wenig Verlust, zur Plache getragen werden.

Das Ausbringen der Körner aus den Schoten geht leicht vor sich. Der Raps
wird häufig noch ausgetreten; reinere Arbeit liefert jedoch das Ausdreschen mit der
Hand oder der Maschine. Bei dem Maschinendrusche ist die Trommel möglichst weit
von dem Dreschkorbe zu stellen oder eine eigene mit weniger Schlagleisten versehene

1) Siehe auch Band I. S. 270.
Beſondere Pflanzenbaulehre.

Die Verheerungen der Rapsfeinde treten gewöhnlich um ſo empfindlicher auf,
je vereinzelter der Raps cultivirt wird. Wirkſame Hilfsmittel gegen dieſelben ſind
nur wenige bekannt; die Erdflöhe werden durch Aufſtreuen von Aſche, Kalk oder
Guano auf die jungen Saaten, wenn nicht vertilgt, ſo doch vertrieben.

5. Die Ernte.

Zur Zeit der Ernte muß das Reifen des Rapſes ſorgfältig beobachtet werden,
um nicht den richtigen Zeitpunkt für das Abbringen zu verſäumen. Am frühzeitig-
ſten, in der Halb- oder Vorreife, etwa in der zweiten Hälfte des Juni, muß der
Raps geerntet werden, wenn derſelbe bei Tag mit der Mähemaſchine geſchnitten
werden ſoll. Man wähle dabei jenen Moment, in welchem das Grün des
ganzen Feldes einem röthlichgelben Schimmer gewichen iſt. Schneidet man
mit der Senſe, ſo wird gemäht, wenn ſich die Körner der unterſten Schoten zu
bräunen beginnen und der Geſammtanblick des Rapsfeldes bereits einen gelblichen
Schimmer zeigt. Bei dem Schnitte mit der Sichel und bei ausreichender Arbeitskraft
kann der Raps am weiteſten in der Reife vorgeſchritten ſein, ehe derſelbe geerntet
wird. Man nimmt dann die Ernte vorſichtshalber in den Nacht- und Morgen-
ſtunden vor, zu welcher Zeit der Raps zäher iſt und weniger leicht ausfällt.
In dieſem Falle wird die Rapsernte erſt Anfang Juli vorgenommen. Die Ernte
des Sommerrapſes tritt im Auguſt oder September ein.

[Abbildung] Fig. 64.

Rapskaſten.

Bei ſicherer Witterung wird der
Raps in Gelege, in welchen er ſchnell
nachreift, auf das Feld gegeben. Bei un-
ſicherer Witterung iſt das Aufſtellen des,
in kleinen Garben gebundenen, Rapſes in
Puppen oder das Aufſetzen in 2—2.5
Meter hohe, kegelförmige Haufen, Fig. 64,
Kaſten,1) in welchen die Schoten nach
Innen gelegt werden, vorzuziehen. Die
Kaſten bieten gegenüber den Puppen den Vortheil, daß in denſelben die Schoten
weniger aufſpringen. Iſt der Raps auf die eine oder andere Art getrocknet, ſo wird
derſelbe mit möglichſter Vorſicht aufgeladen. Stehen die Puppen oder Kaſten in
Reihen, ſo wird zwiſchen denſelben und dem anfahrenden, mit einem Tuch bedeckten
Wagen eine Leinwandplache ausgebreitet, auf welcher die Puppen ꝛc. umgeſtürzt und
von hier aus aufgeladen werden. Entfernter ſtehende Kaſten können mit zwei Stan-
gen durchſtochen werden und ſo, mit wenig Verluſt, zur Plache getragen werden.

Das Ausbringen der Körner aus den Schoten geht leicht vor ſich. Der Raps
wird häufig noch ausgetreten; reinere Arbeit liefert jedoch das Ausdreſchen mit der
Hand oder der Maſchine. Bei dem Maſchinendruſche iſt die Trommel möglichſt weit
von dem Dreſchkorbe zu ſtellen oder eine eigene mit weniger Schlagleiſten verſehene

1) Siehe auch Band I. S. 270.
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[86/0100] Beſondere Pflanzenbaulehre. Die Verheerungen der Rapsfeinde treten gewöhnlich um ſo empfindlicher auf, je vereinzelter der Raps cultivirt wird. Wirkſame Hilfsmittel gegen dieſelben ſind nur wenige bekannt; die Erdflöhe werden durch Aufſtreuen von Aſche, Kalk oder Guano auf die jungen Saaten, wenn nicht vertilgt, ſo doch vertrieben. 5. Die Ernte. Zur Zeit der Ernte muß das Reifen des Rapſes ſorgfältig beobachtet werden, um nicht den richtigen Zeitpunkt für das Abbringen zu verſäumen. Am frühzeitig- ſten, in der Halb- oder Vorreife, etwa in der zweiten Hälfte des Juni, muß der Raps geerntet werden, wenn derſelbe bei Tag mit der Mähemaſchine geſchnitten werden ſoll. Man wähle dabei jenen Moment, in welchem das Grün des ganzen Feldes einem röthlichgelben Schimmer gewichen iſt. Schneidet man mit der Senſe, ſo wird gemäht, wenn ſich die Körner der unterſten Schoten zu bräunen beginnen und der Geſammtanblick des Rapsfeldes bereits einen gelblichen Schimmer zeigt. Bei dem Schnitte mit der Sichel und bei ausreichender Arbeitskraft kann der Raps am weiteſten in der Reife vorgeſchritten ſein, ehe derſelbe geerntet wird. Man nimmt dann die Ernte vorſichtshalber in den Nacht- und Morgen- ſtunden vor, zu welcher Zeit der Raps zäher iſt und weniger leicht ausfällt. In dieſem Falle wird die Rapsernte erſt Anfang Juli vorgenommen. Die Ernte des Sommerrapſes tritt im Auguſt oder September ein. [Abbildung Fig. 64. Rapskaſten. ] Bei ſicherer Witterung wird der Raps in Gelege, in welchen er ſchnell nachreift, auf das Feld gegeben. Bei un- ſicherer Witterung iſt das Aufſtellen des, in kleinen Garben gebundenen, Rapſes in Puppen oder das Aufſetzen in 2—2.5 Meter hohe, kegelförmige Haufen, Fig. 64, Kaſten, 1) in welchen die Schoten nach Innen gelegt werden, vorzuziehen. Die Kaſten bieten gegenüber den Puppen den Vortheil, daß in denſelben die Schoten weniger aufſpringen. Iſt der Raps auf die eine oder andere Art getrocknet, ſo wird derſelbe mit möglichſter Vorſicht aufgeladen. Stehen die Puppen oder Kaſten in Reihen, ſo wird zwiſchen denſelben und dem anfahrenden, mit einem Tuch bedeckten Wagen eine Leinwandplache ausgebreitet, auf welcher die Puppen ꝛc. umgeſtürzt und von hier aus aufgeladen werden. Entfernter ſtehende Kaſten können mit zwei Stan- gen durchſtochen werden und ſo, mit wenig Verluſt, zur Plache getragen werden. Das Ausbringen der Körner aus den Schoten geht leicht vor ſich. Der Raps wird häufig noch ausgetreten; reinere Arbeit liefert jedoch das Ausdreſchen mit der Hand oder der Maſchine. Bei dem Maſchinendruſche iſt die Trommel möglichſt weit von dem Dreſchkorbe zu ſtellen oder eine eigene mit weniger Schlagleiſten verſehene 1) Siehe auch Band I. S. 270.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/100>, abgerufen am 25.11.2024.