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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Melioration.
erfolgt nur in sehr geringer Menge 1) durch die Thonwand der Röhren, der größte
Theil dringt durch die Stoßfugen in den Röhrencanal. Die an der Stoßfuge
anliegende Erde wird zunächst entwässert. Die entwässerte Bodenpartie erhält dann
von oben her durch nachdrückendes Wasser stets neue Feuchtigkeit zugeführt. Während
dieses Vorganges bahnt sich das Wasser beim Durchsickern den Weg durch zahlreiche
Klüfte und kleine Rinnsale. Frisch gelegte Drainstränge werden daher bei aus-
reichendem Wassergehalte des Bodens erst dann vollfließen, wenn sich das Wasser
jene Wege durch den Boden gebildet hat. Ist der Boden entwässert, so geben die
Drainzüge erst dann wieder Wasser, wenn sich der Boden neuerdings mit demselben
durch das Steigen des Grundwasserspiegels, durch Regenwasser oder durch Conden-
sirung von Wasserdampf bei plötzlichem Temperaturwechsel versorgt hat.

Je höher die Wasserschichte ist, welche sich über einem Röhrenstrange befindet,
um so schneller wird sie bei dem vermehrten Drucke zum Abfließen gelangen. Ander-
seits wird die Bindigkeit des Bodens diesen Abfluß hemmen. Die Höhe der zu
entwässernden Bodenschichte, das verfügbare Gefälle und die Beschaffenheit des Bodens
werden daher die Art der Aus-
führung der Drainage, besonders
die Tieflage und Entfernung der
Drains, sowie das Röhrenkaliber
bestimmen.

Der Ausführung der
Drainanlage muß die Ausarbeitung
eines genauen Drainirungsplanes,
Fig. 14, vorausgehen. Derselbe
stützt sich bei kleineren Anlagen
auf die genaue Aufnahme des
Terrain-Gefälles nach horizontalen
Linien von allmälig abnehmender
Höhenlage, bei umfangreicheren
Anlagen auf die genaue Erhebung
von Längen- und Querprofilen.
Senkrecht auf die durch das Nivelle-
ment ausgemittelten, horizontalen
Linien d. h. im größten Gefälle
wird nun die Richtung der Saug-
drains eingezeichnet. Bei dieser
Anordnung kann sich die Wirksam-
keit der Drains nach beiden Seiten
erstrecken. Dieselbe wird sich am

[Abbildung] Fig. 14.

Plan eines drainirten Feldes. -- Die den
krummen Horizontallinien beigesetzten Ziffern sind Niveau-
zahlen, welche sich auf die Meereshöhe beziehen. Die geraden,
feinen Linien entsprechen den Saug-, die dicken Linien den
Sammeldrains.

1) Nach den Untersuchungen von Krocker--Proskau läßt eine 0. 31 M. lange, 39.6 Mm.
weite Röhre in 24 Stunden in scharf gebranntem Zustande nur 1.6--3.3 Dekagramm
Wasser durch.

Die Melioration.
erfolgt nur in ſehr geringer Menge 1) durch die Thonwand der Röhren, der größte
Theil dringt durch die Stoßfugen in den Röhrencanal. Die an der Stoßfuge
anliegende Erde wird zunächſt entwäſſert. Die entwäſſerte Bodenpartie erhält dann
von oben her durch nachdrückendes Waſſer ſtets neue Feuchtigkeit zugeführt. Während
dieſes Vorganges bahnt ſich das Waſſer beim Durchſickern den Weg durch zahlreiche
Klüfte und kleine Rinnſale. Friſch gelegte Drainſtränge werden daher bei aus-
reichendem Waſſergehalte des Bodens erſt dann vollfließen, wenn ſich das Waſſer
jene Wege durch den Boden gebildet hat. Iſt der Boden entwäſſert, ſo geben die
Drainzüge erſt dann wieder Waſſer, wenn ſich der Boden neuerdings mit demſelben
durch das Steigen des Grundwaſſerſpiegels, durch Regenwaſſer oder durch Conden-
ſirung von Waſſerdampf bei plötzlichem Temperaturwechſel verſorgt hat.

Je höher die Waſſerſchichte iſt, welche ſich über einem Röhrenſtrange befindet,
um ſo ſchneller wird ſie bei dem vermehrten Drucke zum Abfließen gelangen. Ander-
ſeits wird die Bindigkeit des Bodens dieſen Abfluß hemmen. Die Höhe der zu
entwäſſernden Bodenſchichte, das verfügbare Gefälle und die Beſchaffenheit des Bodens
werden daher die Art der Aus-
führung der Drainage, beſonders
die Tieflage und Entfernung der
Drains, ſowie das Röhrenkaliber
beſtimmen.

Der Ausführung der
Drainanlage muß die Ausarbeitung
eines genauen Drainirungsplanes,
Fig. 14, vorausgehen. Derſelbe
ſtützt ſich bei kleineren Anlagen
auf die genaue Aufnahme des
Terrain-Gefälles nach horizontalen
Linien von allmälig abnehmender
Höhenlage, bei umfangreicheren
Anlagen auf die genaue Erhebung
von Längen- und Querprofilen.
Senkrecht auf die durch das Nivelle-
ment ausgemittelten, horizontalen
Linien d. h. im größten Gefälle
wird nun die Richtung der Saug-
drains eingezeichnet. Bei dieſer
Anordnung kann ſich die Wirkſam-
keit der Drains nach beiden Seiten
erſtrecken. Dieſelbe wird ſich am

[Abbildung] Fig. 14.

Plan eines drainirten Feldes. — Die den
krummen Horizontallinien beigeſetzten Ziffern ſind Niveau-
zahlen, welche ſich auf die Meereshöhe beziehen. Die geraden,
feinen Linien entſprechen den Saug-, die dicken Linien den
Sammeldrains.

1) Nach den Unterſuchungen von Krocker—Proskau läßt eine 0. 31 M. lange, 39.6 Mm.
weite Röhre in 24 Stunden in ſcharf gebranntem Zuſtande nur 1.6—3.3 Dekagramm
Waſſer durch.
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[75/0093] Die Melioration. erfolgt nur in ſehr geringer Menge 1) durch die Thonwand der Röhren, der größte Theil dringt durch die Stoßfugen in den Röhrencanal. Die an der Stoßfuge anliegende Erde wird zunächſt entwäſſert. Die entwäſſerte Bodenpartie erhält dann von oben her durch nachdrückendes Waſſer ſtets neue Feuchtigkeit zugeführt. Während dieſes Vorganges bahnt ſich das Waſſer beim Durchſickern den Weg durch zahlreiche Klüfte und kleine Rinnſale. Friſch gelegte Drainſtränge werden daher bei aus- reichendem Waſſergehalte des Bodens erſt dann vollfließen, wenn ſich das Waſſer jene Wege durch den Boden gebildet hat. Iſt der Boden entwäſſert, ſo geben die Drainzüge erſt dann wieder Waſſer, wenn ſich der Boden neuerdings mit demſelben durch das Steigen des Grundwaſſerſpiegels, durch Regenwaſſer oder durch Conden- ſirung von Waſſerdampf bei plötzlichem Temperaturwechſel verſorgt hat. Je höher die Waſſerſchichte iſt, welche ſich über einem Röhrenſtrange befindet, um ſo ſchneller wird ſie bei dem vermehrten Drucke zum Abfließen gelangen. Ander- ſeits wird die Bindigkeit des Bodens dieſen Abfluß hemmen. Die Höhe der zu entwäſſernden Bodenſchichte, das verfügbare Gefälle und die Beſchaffenheit des Bodens werden daher die Art der Aus- führung der Drainage, beſonders die Tieflage und Entfernung der Drains, ſowie das Röhrenkaliber beſtimmen. Der Ausführung der Drainanlage muß die Ausarbeitung eines genauen Drainirungsplanes, Fig. 14, vorausgehen. Derſelbe ſtützt ſich bei kleineren Anlagen auf die genaue Aufnahme des Terrain-Gefälles nach horizontalen Linien von allmälig abnehmender Höhenlage, bei umfangreicheren Anlagen auf die genaue Erhebung von Längen- und Querprofilen. Senkrecht auf die durch das Nivelle- ment ausgemittelten, horizontalen Linien d. h. im größten Gefälle wird nun die Richtung der Saug- drains eingezeichnet. Bei dieſer Anordnung kann ſich die Wirkſam- keit der Drains nach beiden Seiten erſtrecken. Dieſelbe wird ſich am [Abbildung Fig. 14. Plan eines drainirten Feldes. — Die den krummen Horizontallinien beigeſetzten Ziffern ſind Niveau- zahlen, welche ſich auf die Meereshöhe beziehen. Die geraden, feinen Linien entſprechen den Saug-, die dicken Linien den Sammeldrains.] 1) Nach den Unterſuchungen von Krocker—Proskau läßt eine 0. 31 M. lange, 39.6 Mm. weite Röhre in 24 Stunden in ſcharf gebranntem Zuſtande nur 1.6—3.3 Dekagramm Waſſer durch.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/93>, abgerufen am 22.11.2024.