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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Ernte.
getrocknet dasselbe ist; erst später kann man es ohne Gefahr in 0.3--0.6 M. hohe
Haufen aufschichten. Um das frische Getreide dünn genug aufschütten zu können und um
überdies noch genügend Raum zum Umschaufeln zu erhalten, hat man für jeden zu
erntenden Hectoliter 0.325 Quadratmeter gedielten Schüttbodenraum zu rechnen.

Um das Dumpfigwerden des Getreides zu verhüten muß dasselbe besonders in
feuchten Gegenden gleich nach dem Aufschütten auf den Speicher täglich umgeschaufelt
werden. Späterhin wird nach Bedarf diese Arbeit etwa nur alle zwei Wochen aus-
geführt. In jedem Falle hat man die Getreidehaufen öfters zu untersuchen, um durch
rechtzeitiges Umschaufeln ein Warmwerden derselben zu verhüten. Bei feucht ein-
gebrachtem Getreide oder bei Raps wird man die Haufen luftiger erhalten, wenn man
die Spreu mit den Körnern auf den Boden bringt.

Neben den Speichern verdienen auch die ober- oder unterirdisch angelegten Silos
einige Beachtung. Dieselben bestehen aus flaschenförmigen, ausgemauerten oder bei
undurchlässigem Boden auch ohne Ausmauerung angelegten Gruben, welche nachdem
sie mit gut ausgetrocknetem Getreide bis an den Hals gefüllt durch aufgelegte Balken
und aufgeschütteter, dann festgestampfter Erde vor dem Luftzutritte abgeschlossen wer-
den. Vor dem Gebrauche des Silos brennt man denselben mit Stroh aus und
umgiebt die Wände kurz vor dem Einfüllen des Getreides, falls keine Ausmauerung
vorhanden, mit trockenem Strohe. Ein 50 Cubikmeter großer Silo vermag 500
Hectoliter Körner zu fassen. Hat man das Getreide möglichst trocken in den Silo
eingebracht, so hält es sich ganz vortrefflich und ist überdies am sichersten gegen Feuer
geschützt. In lockerem Boden und
bei Silo ohne Ausmauerung können
jedoch leicht Mäuse und durch deren
Gänge Regenwasser eindringen.

Bei größeren zur Aufbewah-
rung gelangenden Getreidemassen
kommen, besonders in neuerer Zeit
in Ungarn, an Stelle der Schütt-
böden, Getreidethürme von
Sinclair, Devaux etc. und ähnliche
Gebäude zur Verwendung, welche
mit Vorrichtungen versehen sind, die
das Lüften und Umwenden des Ge-
treides auf ebenso einfache als billige
Weise ohne Umschaufeln erzielen
lassen. Bei den vielfach bewährten
John Sinclair'schen Getreide-
thürmen, Fig. 123, wird das Getreide

[Abbildung] Fig. 123.

Getreidethurm von J. Sinclair. (S. d. Text.)

durch eine Winde f und die Thüren a in das obere Stockwerk geschafft und durch die
Oeffnungen g in das Gebäude entleert. Das ganze Gebäude durchziehen kreuz und
quer dachförmig aufgestellte Holzrinnen r, welche der Luft durch die mit Draht

Die Ernte.
getrocknet daſſelbe iſt; erſt ſpäter kann man es ohne Gefahr in 0.3—0.6 M. hohe
Haufen aufſchichten. Um das friſche Getreide dünn genug aufſchütten zu können und um
überdies noch genügend Raum zum Umſchaufeln zu erhalten, hat man für jeden zu
erntenden Hectoliter 0.325 Quadratmeter gedielten Schüttbodenraum zu rechnen.

Um das Dumpfigwerden des Getreides zu verhüten muß daſſelbe beſonders in
feuchten Gegenden gleich nach dem Aufſchütten auf den Speicher täglich umgeſchaufelt
werden. Späterhin wird nach Bedarf dieſe Arbeit etwa nur alle zwei Wochen aus-
geführt. In jedem Falle hat man die Getreidehaufen öfters zu unterſuchen, um durch
rechtzeitiges Umſchaufeln ein Warmwerden derſelben zu verhüten. Bei feucht ein-
gebrachtem Getreide oder bei Raps wird man die Haufen luftiger erhalten, wenn man
die Spreu mit den Körnern auf den Boden bringt.

Neben den Speichern verdienen auch die ober- oder unterirdiſch angelegten Silos
einige Beachtung. Dieſelben beſtehen aus flaſchenförmigen, ausgemauerten oder bei
undurchläſſigem Boden auch ohne Ausmauerung angelegten Gruben, welche nachdem
ſie mit gut ausgetrocknetem Getreide bis an den Hals gefüllt durch aufgelegte Balken
und aufgeſchütteter, dann feſtgeſtampfter Erde vor dem Luftzutritte abgeſchloſſen wer-
den. Vor dem Gebrauche des Silos brennt man denſelben mit Stroh aus und
umgiebt die Wände kurz vor dem Einfüllen des Getreides, falls keine Ausmauerung
vorhanden, mit trockenem Strohe. Ein 50 Cubikmeter großer Silo vermag 500
Hectoliter Körner zu faſſen. Hat man das Getreide möglichſt trocken in den Silo
eingebracht, ſo hält es ſich ganz vortrefflich und iſt überdies am ſicherſten gegen Feuer
geſchützt. In lockerem Boden und
bei Silo ohne Ausmauerung können
jedoch leicht Mäuſe und durch deren
Gänge Regenwaſſer eindringen.

Bei größeren zur Aufbewah-
rung gelangenden Getreidemaſſen
kommen, beſonders in neuerer Zeit
in Ungarn, an Stelle der Schütt-
böden, Getreidethürme von
Sinclair, Devaux ꝛc. und ähnliche
Gebäude zur Verwendung, welche
mit Vorrichtungen verſehen ſind, die
das Lüften und Umwenden des Ge-
treides auf ebenſo einfache als billige
Weiſe ohne Umſchaufeln erzielen
laſſen. Bei den vielfach bewährten
John Sinclair'ſchen Getreide-
thürmen, Fig. 123, wird das Getreide

[Abbildung] Fig. 123.

Getreidethurm von J. Sinclair. (S. d. Text.)

durch eine Winde f und die Thüren a in das obere Stockwerk geſchafft und durch die
Oeffnungen g in das Gebäude entleert. Das ganze Gebäude durchziehen kreuz und
quer dachförmig aufgeſtellte Holzrinnen r, welche der Luft durch die mit Draht

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[279/0297] Die Ernte. getrocknet daſſelbe iſt; erſt ſpäter kann man es ohne Gefahr in 0.3—0.6 M. hohe Haufen aufſchichten. Um das friſche Getreide dünn genug aufſchütten zu können und um überdies noch genügend Raum zum Umſchaufeln zu erhalten, hat man für jeden zu erntenden Hectoliter 0.325 Quadratmeter gedielten Schüttbodenraum zu rechnen. Um das Dumpfigwerden des Getreides zu verhüten muß daſſelbe beſonders in feuchten Gegenden gleich nach dem Aufſchütten auf den Speicher täglich umgeſchaufelt werden. Späterhin wird nach Bedarf dieſe Arbeit etwa nur alle zwei Wochen aus- geführt. In jedem Falle hat man die Getreidehaufen öfters zu unterſuchen, um durch rechtzeitiges Umſchaufeln ein Warmwerden derſelben zu verhüten. Bei feucht ein- gebrachtem Getreide oder bei Raps wird man die Haufen luftiger erhalten, wenn man die Spreu mit den Körnern auf den Boden bringt. Neben den Speichern verdienen auch die ober- oder unterirdiſch angelegten Silos einige Beachtung. Dieſelben beſtehen aus flaſchenförmigen, ausgemauerten oder bei undurchläſſigem Boden auch ohne Ausmauerung angelegten Gruben, welche nachdem ſie mit gut ausgetrocknetem Getreide bis an den Hals gefüllt durch aufgelegte Balken und aufgeſchütteter, dann feſtgeſtampfter Erde vor dem Luftzutritte abgeſchloſſen wer- den. Vor dem Gebrauche des Silos brennt man denſelben mit Stroh aus und umgiebt die Wände kurz vor dem Einfüllen des Getreides, falls keine Ausmauerung vorhanden, mit trockenem Strohe. Ein 50 Cubikmeter großer Silo vermag 500 Hectoliter Körner zu faſſen. Hat man das Getreide möglichſt trocken in den Silo eingebracht, ſo hält es ſich ganz vortrefflich und iſt überdies am ſicherſten gegen Feuer geſchützt. In lockerem Boden und bei Silo ohne Ausmauerung können jedoch leicht Mäuſe und durch deren Gänge Regenwaſſer eindringen. Bei größeren zur Aufbewah- rung gelangenden Getreidemaſſen kommen, beſonders in neuerer Zeit in Ungarn, an Stelle der Schütt- böden, Getreidethürme von Sinclair, Devaux ꝛc. und ähnliche Gebäude zur Verwendung, welche mit Vorrichtungen verſehen ſind, die das Lüften und Umwenden des Ge- treides auf ebenſo einfache als billige Weiſe ohne Umſchaufeln erzielen laſſen. Bei den vielfach bewährten John Sinclair'ſchen Getreide- thürmen, Fig. 123, wird das Getreide [Abbildung Fig. 123. Getreidethurm von J. Sinclair. (S. d. Text.)] durch eine Winde f und die Thüren a in das obere Stockwerk geſchafft und durch die Oeffnungen g in das Gebäude entleert. Das ganze Gebäude durchziehen kreuz und quer dachförmig aufgeſtellte Holzrinnen r, welche der Luft durch die mit Draht

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/297>, abgerufen am 25.11.2024.