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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Das Pflanzenleben.
Maaße, als sich diese Ausscheidung vermehrt, verringert sich das Protoplasma bis
dasselbe nur mehr einen Wandbeleg in der Zelle, den Primordialschlauch,
Fig 3, 2., bildet. Derselbe kann oft erst durch
Behandlung mit wasserentziehenden Mitteln, wie
Schwefelsäure, nachgewiesen werden, unter deren
Einwirkung er sich zusammenzieht und von der
Zellwand ablöst. Von dem Primordialschlauche
gehen oft viel verzweigte Plasmaströmungen und
Fäden, 2, durch das Lumen der Zelle zu dem stets
im Protoplasma eingebettet bleibenden Zellkerne.
Der ausgeschiedene Zellsaft besteht aus einer wässe-
rigen Lösung von Eiweißstoffen, Zucker, Gummi,
Gerbstoffen, Pectinstoffen, Pflanzensäuren, Alkaloiden,
Salzen, in der sich auch häufig feste Ausscheidungen
wie Stärkekörner, Oeltröpfchen und Krystalle finden.
Derselbe dient nicht nur als Lösungs- und Trans-
portmittel für die Nahrungsstoffe und für die über-
[Abbildung] Fig. 3.

Jugendliche Parenchym-
zellen. -- 1. Vacuolen (mit Zellsaft er-
füllte Hohlräume); 2. Protoplasma-
stränge; 3. Primordialschlauch; 4. Chloro-
phyllkörper.

flüssig gewordenen Stoffwechselproducte, sondern nimmt durch seinen Gehalt an
Wasser unmittelbaren Antheil an dem Aufbaue der Zellhaut, des Protoplasmas, der
Stärkekörner etc.

In den Zellen, welche das parenchymatische Blattgewebe und die grünen Rinden-
schichten des Stengels bilden, entstehen überdies aus körnchenfreiem Protoplasma kleine,
anfänglich gelb gefärbte, dann unter Licht- und Wärmeeinfluß ergrünende Körner,
Chlorophyllkörner, welche, wie der Zellkern, stets nur im Protoplasma vor-
kommen. In den Chlorophyllkörnern erscheinen in wechselnden Mengen Stärkekörner,
welche, wie die Chlorophyllkörner selbst, im Herbste vor dem Abfalle der Blätter
wieder aufgelöst und dem Stamme zugeführt werden. Zuweilen sind die Stärke-
einschlüsse so zahlreich, daß der grüne in Alkohol und Aether lösliche Farbstoff, das
Chlorophyll, nur einen feinen Ueberzug auf den Körnern bildet. Durch diese Bildung
von Stärke oder von neuer organischen Substanz aus den aufgenommenen Pflanzen-
nährstoffen (Assimilation) erlangen die Chlorophyllkörner eine hohe Bedeutung für
das Pflanzenleben.

Die Entwickelungsvorgänge der Zellen des Grundgewebes (Mark und Rinde)
sind daher vorzugsweise durch die Veränderungen des Zellinhaltes charakterisirt.

Bei dem zweiten Gewebesysteme, den Gefäßbündeln, beziehen sich dagegen
die stofflichen Umänderungen, neben dem Zellsafte, auch noch auf die Zellhaut.

Der Zellinhalt erfährt ähnliche Veränderungen wie in den Zellen des Grund-
gewebes. Im jugendlichen Zustande nach der Differenzirung aus dem Urmeristeme
werden die Gefäßbündel von protoplasmahaltigen Zellen, dem Procambium,
Fig. 2, Pc, gebildet. Bei der weiteren Differenzirung des Procambiums in Ge-
fäße
und Holzzellen wird das Protoplasma zur Bildung des Zellsaftes und der
Verdickungsschichten verbraucht. Noch später tritt in den Gefäßen und Holzzellen

Das Pflanzenleben.
Maaße, als ſich dieſe Ausſcheidung vermehrt, verringert ſich das Protoplasma bis
daſſelbe nur mehr einen Wandbeleg in der Zelle, den Primordialſchlauch,
Fig 3, 2., bildet. Derſelbe kann oft erſt durch
Behandlung mit waſſerentziehenden Mitteln, wie
Schwefelſäure, nachgewieſen werden, unter deren
Einwirkung er ſich zuſammenzieht und von der
Zellwand ablöſt. Von dem Primordialſchlauche
gehen oft viel verzweigte Plasmaſtrömungen und
Fäden, 2, durch das Lumen der Zelle zu dem ſtets
im Protoplasma eingebettet bleibenden Zellkerne.
Der ausgeſchiedene Zellſaft beſteht aus einer wäſſe-
rigen Löſung von Eiweißſtoffen, Zucker, Gummi,
Gerbſtoffen, Pectinſtoffen, Pflanzenſäuren, Alkaloiden,
Salzen, in der ſich auch häufig feſte Ausſcheidungen
wie Stärkekörner, Oeltröpfchen und Kryſtalle finden.
Derſelbe dient nicht nur als Löſungs- und Trans-
portmittel für die Nahrungsſtoffe und für die über-
[Abbildung] Fig. 3.

Jugendliche Parenchym-
zellen. — 1. Vacuolen (mit Zellſaft er-
füllte Hohlräume); 2. Protoplasma-
ſtränge; 3. Primordialſchlauch; 4. Chloro-
phyllkörper.

flüſſig gewordenen Stoffwechſelproducte, ſondern nimmt durch ſeinen Gehalt an
Waſſer unmittelbaren Antheil an dem Aufbaue der Zellhaut, des Protoplasmas, der
Stärkekörner ꝛc.

In den Zellen, welche das parenchymatiſche Blattgewebe und die grünen Rinden-
ſchichten des Stengels bilden, entſtehen überdies aus körnchenfreiem Protoplasma kleine,
anfänglich gelb gefärbte, dann unter Licht- und Wärmeeinfluß ergrünende Körner,
Chlorophyllkörner, welche, wie der Zellkern, ſtets nur im Protoplasma vor-
kommen. In den Chlorophyllkörnern erſcheinen in wechſelnden Mengen Stärkekörner,
welche, wie die Chlorophyllkörner ſelbſt, im Herbſte vor dem Abfalle der Blätter
wieder aufgelöſt und dem Stamme zugeführt werden. Zuweilen ſind die Stärke-
einſchlüſſe ſo zahlreich, daß der grüne in Alkohol und Aether lösliche Farbſtoff, das
Chlorophyll, nur einen feinen Ueberzug auf den Körnern bildet. Durch dieſe Bildung
von Stärke oder von neuer organiſchen Subſtanz aus den aufgenommenen Pflanzen-
nährſtoffen (Aſſimilation) erlangen die Chlorophyllkörner eine hohe Bedeutung für
das Pflanzenleben.

Die Entwickelungsvorgänge der Zellen des Grundgewebes (Mark und Rinde)
ſind daher vorzugsweiſe durch die Veränderungen des Zellinhaltes charakteriſirt.

Bei dem zweiten Gewebeſyſteme, den Gefäßbündeln, beziehen ſich dagegen
die ſtofflichen Umänderungen, neben dem Zellſafte, auch noch auf die Zellhaut.

Der Zellinhalt erfährt ähnliche Veränderungen wie in den Zellen des Grund-
gewebes. Im jugendlichen Zuſtande nach der Differenzirung aus dem Urmeriſteme
werden die Gefäßbündel von protoplasmahaltigen Zellen, dem Procambium,
Fig. 2, Pc, gebildet. Bei der weiteren Differenzirung des Procambiums in Ge-
fäße
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Verdickungsſchichten verbraucht. Noch ſpäter tritt in den Gefäßen und Holzzellen

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[9/0027] Das Pflanzenleben. Maaße, als ſich dieſe Ausſcheidung vermehrt, verringert ſich das Protoplasma bis daſſelbe nur mehr einen Wandbeleg in der Zelle, den Primordialſchlauch, Fig 3, 2., bildet. Derſelbe kann oft erſt durch Behandlung mit waſſerentziehenden Mitteln, wie Schwefelſäure, nachgewieſen werden, unter deren Einwirkung er ſich zuſammenzieht und von der Zellwand ablöſt. Von dem Primordialſchlauche gehen oft viel verzweigte Plasmaſtrömungen und Fäden, 2, durch das Lumen der Zelle zu dem ſtets im Protoplasma eingebettet bleibenden Zellkerne. Der ausgeſchiedene Zellſaft beſteht aus einer wäſſe- rigen Löſung von Eiweißſtoffen, Zucker, Gummi, Gerbſtoffen, Pectinſtoffen, Pflanzenſäuren, Alkaloiden, Salzen, in der ſich auch häufig feſte Ausſcheidungen wie Stärkekörner, Oeltröpfchen und Kryſtalle finden. Derſelbe dient nicht nur als Löſungs- und Trans- portmittel für die Nahrungsſtoffe und für die über- [Abbildung Fig. 3. Jugendliche Parenchym- zellen. — 1. Vacuolen (mit Zellſaft er- füllte Hohlräume); 2. Protoplasma- ſtränge; 3. Primordialſchlauch; 4. Chloro- phyllkörper.] flüſſig gewordenen Stoffwechſelproducte, ſondern nimmt durch ſeinen Gehalt an Waſſer unmittelbaren Antheil an dem Aufbaue der Zellhaut, des Protoplasmas, der Stärkekörner ꝛc. In den Zellen, welche das parenchymatiſche Blattgewebe und die grünen Rinden- ſchichten des Stengels bilden, entſtehen überdies aus körnchenfreiem Protoplasma kleine, anfänglich gelb gefärbte, dann unter Licht- und Wärmeeinfluß ergrünende Körner, Chlorophyllkörner, welche, wie der Zellkern, ſtets nur im Protoplasma vor- kommen. In den Chlorophyllkörnern erſcheinen in wechſelnden Mengen Stärkekörner, welche, wie die Chlorophyllkörner ſelbſt, im Herbſte vor dem Abfalle der Blätter wieder aufgelöſt und dem Stamme zugeführt werden. Zuweilen ſind die Stärke- einſchlüſſe ſo zahlreich, daß der grüne in Alkohol und Aether lösliche Farbſtoff, das Chlorophyll, nur einen feinen Ueberzug auf den Körnern bildet. Durch dieſe Bildung von Stärke oder von neuer organiſchen Subſtanz aus den aufgenommenen Pflanzen- nährſtoffen (Aſſimilation) erlangen die Chlorophyllkörner eine hohe Bedeutung für das Pflanzenleben. Die Entwickelungsvorgänge der Zellen des Grundgewebes (Mark und Rinde) ſind daher vorzugsweiſe durch die Veränderungen des Zellinhaltes charakteriſirt. Bei dem zweiten Gewebeſyſteme, den Gefäßbündeln, beziehen ſich dagegen die ſtofflichen Umänderungen, neben dem Zellſafte, auch noch auf die Zellhaut. Der Zellinhalt erfährt ähnliche Veränderungen wie in den Zellen des Grund- gewebes. Im jugendlichen Zuſtande nach der Differenzirung aus dem Urmeriſteme werden die Gefäßbündel von protoplasmahaltigen Zellen, dem Procambium, Fig. 2, Pc, gebildet. Bei der weiteren Differenzirung des Procambiums in Ge- fäße und Holzzellen wird das Protoplasma zur Bildung des Zellſaftes und der Verdickungsſchichten verbraucht. Noch ſpäter tritt in den Gefäßen und Holzzellen

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/27>, abgerufen am 21.11.2024.