Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Allgemeine Ackerbaulehre. VIII. Die Pflege. Die Pflege der Pflanzen umfaßt die Ausführung einer Reihe von Cultur- Die Förderung des Pflanzenwachsthums wird vornehmlich durch die Bearbeitung Die Culturmaßregeln, welche die Pflege der Pflanzen ausmachen, bezwecken 1. Der Schutz gegen nachtheilige Witterungseinflüsse. Den Winterfrüchten wird ein schneeloser Winter oft verderblich. Das wieder- Gegenüber dem schneelosen Winter kann auch eine zu starke Schneedecke, Noch größeren Schaden als durch Luftabschließung kann eine Schneedecke ver- Allgemeine Ackerbaulehre. VIII. Die Pflege. Die Pflege der Pflanzen umfaßt die Ausführung einer Reihe von Cultur- Die Förderung des Pflanzenwachsthums wird vornehmlich durch die Bearbeitung Die Culturmaßregeln, welche die Pflege der Pflanzen ausmachen, bezwecken 1. Der Schutz gegen nachtheilige Witterungseinflüſſe. Den Winterfrüchten wird ein ſchneeloſer Winter oft verderblich. Das wieder- Gegenüber dem ſchneeloſen Winter kann auch eine zu ſtarke Schneedecke, Noch größeren Schaden als durch Luftabſchließung kann eine Schneedecke ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0248" n="230"/> <fw place="top" type="header">Allgemeine Ackerbaulehre.</fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">VIII.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Die Pflege.</hi> </head><lb/> <p>Die Pflege der Pflanzen umfaßt die Ausführung einer Reihe von Cultur-<lb/> maßregeln, welche entweder das Wachsthum der Pflanzen befördern, oder Hinder-<lb/> niſſe, die ſich demſelben entgegenſtellen, beſeitigen. Die Pflege ſtützt ſich auf die<lb/> Erkenntniß des Pflanzenlebens und der Bedürfniſſe der Pflanze.</p><lb/> <p>Die Förderung des Pflanzenwachsthums wird vornehmlich durch die Bearbeitung<lb/> des Bodens während des Wachsthumes der Pflanze angeſtrebt. In gewiſſem Sinne<lb/> fällt dieſelbe mit der Beſeitigung eines ungünſtigen Bodenzuſtandes zuſammen.</p><lb/> <p>Die Culturmaßregeln, welche die Pflege der Pflanzen ausmachen, bezwecken<lb/> entweder 1. einen Schutz gegen nachtheilige Witterungseinflüſſe, entſprechend dem<lb/> Licht-, Wärme-, Luft- und Waſſerbedürfniſſe der Pflanze oder 2. einen Schutz gegen<lb/> ungünſtige Bodenzuſtände entſprechend dem Bedarfe der Pflanzen an Bodennährſtoffen<lb/> oder 3. einen Schutz gegen die Angriffe von Schädlingen aus der Pflanzen- und<lb/> Thierwelt.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">1. Der Schutz gegen nachtheilige Witterungseinflüſſe.</hi> </head><lb/> <p>Den Winterfrüchten wird ein ſchneeloſer Winter oft verderblich. Das wieder-<lb/> holte Gefrieren und Aufthauen des Bodens während deſſelben verurſacht durch die<lb/> abwechſelnde Ausdehnung und Zuſammenziehung deſſelbens das <hi rendition="#g">Ausfrieren</hi> der<lb/> Pflanzen, bei welchem die Pflanzen aus dem Erdreiche gehoben werden. Bei mäßigem<lb/> Auftreten des Ausfrierens kann der Saat durch Ueberfahren mit mäßig ſchweren<lb/> Walzen aufgeholfen werden. Durch daſſelbe werden die von dem Froſte bloß-<lb/> gelegten und emporgezogenen Wurzeln an den Boden angedrückt, ſo daß die Pflanzen<lb/> wieder fortwachſen können. In Gegenden, welche regelmäßig von ſchneeloſen Wintern<lb/> heimgeſucht werden, empfiehlt es ſich, ſchon von Vornherein zur möglichſten Ab-<lb/> minderung dieſes Uebelſtandes, die Getreideſaaten ſeichter unterzubringen, um ein<lb/> raſcheres und ſichereres Anwurzeln zu erzielen. Eine ähnliche Erſcheinung wie das<lb/> Ausfrieren iſt das <hi rendition="#g">Auswintern</hi>, welches jedoch durch die Angriffe ſchädlicher<lb/> Thiere oder durch verheerende Pilzvegetationen hervorgerufen wird.</p><lb/> <p>Gegenüber dem ſchneeloſen Winter kann auch eine zu ſtarke <hi rendition="#g">Schneedecke</hi>,<lb/> welche ſonſt die Pflanzen vor raſchem Wechſel der Temperatur ſchützt und mit Feuchtig-<lb/> keit verſieht, durch Abſchließung von der Luft und dem Lichte den Saaten verderblich<lb/> werden, beſonders bei Schneewehen oder wenn ſich durch Aufthauen und nachmaliges<lb/> Gefrieren eine Eiskruſte auf dem Schnee gebildet hat. Im Gebirge, wo dieſe Er-<lb/> ſcheinung öfter vorzukommen pflegt, ſucht man die Eiskruſte durch Aufpflügen zu<lb/> zerbrechen.</p><lb/> <p>Noch größeren Schaden als durch Luftabſchließung kann eine Schneedecke ver-<lb/> urſachen, welche ſich auf feuchtem, noch ungefrorenem Boden bildet, da dann leicht<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0248]
Allgemeine Ackerbaulehre.
VIII.
Die Pflege.
Die Pflege der Pflanzen umfaßt die Ausführung einer Reihe von Cultur-
maßregeln, welche entweder das Wachsthum der Pflanzen befördern, oder Hinder-
niſſe, die ſich demſelben entgegenſtellen, beſeitigen. Die Pflege ſtützt ſich auf die
Erkenntniß des Pflanzenlebens und der Bedürfniſſe der Pflanze.
Die Förderung des Pflanzenwachsthums wird vornehmlich durch die Bearbeitung
des Bodens während des Wachsthumes der Pflanze angeſtrebt. In gewiſſem Sinne
fällt dieſelbe mit der Beſeitigung eines ungünſtigen Bodenzuſtandes zuſammen.
Die Culturmaßregeln, welche die Pflege der Pflanzen ausmachen, bezwecken
entweder 1. einen Schutz gegen nachtheilige Witterungseinflüſſe, entſprechend dem
Licht-, Wärme-, Luft- und Waſſerbedürfniſſe der Pflanze oder 2. einen Schutz gegen
ungünſtige Bodenzuſtände entſprechend dem Bedarfe der Pflanzen an Bodennährſtoffen
oder 3. einen Schutz gegen die Angriffe von Schädlingen aus der Pflanzen- und
Thierwelt.
1. Der Schutz gegen nachtheilige Witterungseinflüſſe.
Den Winterfrüchten wird ein ſchneeloſer Winter oft verderblich. Das wieder-
holte Gefrieren und Aufthauen des Bodens während deſſelben verurſacht durch die
abwechſelnde Ausdehnung und Zuſammenziehung deſſelbens das Ausfrieren der
Pflanzen, bei welchem die Pflanzen aus dem Erdreiche gehoben werden. Bei mäßigem
Auftreten des Ausfrierens kann der Saat durch Ueberfahren mit mäßig ſchweren
Walzen aufgeholfen werden. Durch daſſelbe werden die von dem Froſte bloß-
gelegten und emporgezogenen Wurzeln an den Boden angedrückt, ſo daß die Pflanzen
wieder fortwachſen können. In Gegenden, welche regelmäßig von ſchneeloſen Wintern
heimgeſucht werden, empfiehlt es ſich, ſchon von Vornherein zur möglichſten Ab-
minderung dieſes Uebelſtandes, die Getreideſaaten ſeichter unterzubringen, um ein
raſcheres und ſichereres Anwurzeln zu erzielen. Eine ähnliche Erſcheinung wie das
Ausfrieren iſt das Auswintern, welches jedoch durch die Angriffe ſchädlicher
Thiere oder durch verheerende Pilzvegetationen hervorgerufen wird.
Gegenüber dem ſchneeloſen Winter kann auch eine zu ſtarke Schneedecke,
welche ſonſt die Pflanzen vor raſchem Wechſel der Temperatur ſchützt und mit Feuchtig-
keit verſieht, durch Abſchließung von der Luft und dem Lichte den Saaten verderblich
werden, beſonders bei Schneewehen oder wenn ſich durch Aufthauen und nachmaliges
Gefrieren eine Eiskruſte auf dem Schnee gebildet hat. Im Gebirge, wo dieſe Er-
ſcheinung öfter vorzukommen pflegt, ſucht man die Eiskruſte durch Aufpflügen zu
zerbrechen.
Noch größeren Schaden als durch Luftabſchließung kann eine Schneedecke ver-
urſachen, welche ſich auf feuchtem, noch ungefrorenem Boden bildet, da dann leicht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |