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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
Ernterückstände im Boden verbleiben. Die Menge und Qualität dieser Ernterückstände
ist bei den einzelnen Pflanzen sehr verschieden. Dieser Unterschied erklärt ausreichend
das oben berührte verschiedene Verhalten der Pflanzen zu dem Boden.

Die größten Mengen an Ernterückständen ergeben sich bei jenen Pflanzen, welche
sowohl Wurzeln als einen Theil ihrer oberirdischen Organe zurücklassen. Oben an
stehen in dieser Hinsicht die Kleegewächse, Cerealien und Oelfrüchte. Die geringsten
Ernterückstände verbleiben nach den Kartoffeln und Rübenarten, besonders dann,
wenn auch noch die Blätter oder das Kraut vom Felde genommen werden.

Durch die Ernterückstände wird der Boden absolut bereichert mit jenen Stoffen,
welche wie der Kohlenstoff, der Stickstoff von der Pflanze aus der Luft aufgenommen
wurden. Gegenüber dem Kohlenstoff ist jedoch die Menge an Stickstoff, welche als
kohlensaures Ammoniak durch die Blätter aufgenommen wurde, eine sehr geringe.
Mit der Bereicherung an Kohlenstoff und organischer Substanz überhaupt, werden
alle jene Vortheile erreicht, welche mit einer Vermehrung des Humusgehaltes ver-
bunden sind. Es wird damit, wie schon mehrfach erwähnt, nicht nur der physikalische
Zustand des Bodens günstig beeinflußt, sondern auch noch den Pflanzen eine direkte
Kohlenstoffquelle und mit der sich bildenden Kohlensäure ein Lösungsmittel für die
mineralischen Bodennährstoffe geboten.

Neben dieser absoluten Bodenbereicherung tritt überdies durch die Ernterückstände
auch noch eine relative Bereicherung der Ackerkrume an Stickstoff und an Mineral-
salzen auf Kosten des Untergrundes ein. Besonders die tiefwurzelnden Gewächse ent-
nehmen dem Untergrunde Mineralsalze, welche dann mit den Wurzelrückständen der
Ackerkrume zukommen, indem selbst bei tiefwurzelnden Gewächsen ein großer Theil der
Wurzeln sich in der Ackerkrume verbreitet. Dabei ist noch zu beachten, daß die
tiefgehenden Wurzeln Pflanzennährstoffe, welche nicht hinreichend vom Boden ab-
sorbirt werden und daher in den Untergrund geschwemmt werden, wie Kalk und
Salpetersäure, aus demselben aufnehmen und wieder durch die Rückstände der flach
gehenden Wurzeln in Umlauf bringen.

Die Wurzelrückstände verdienen daher die vollste Beachtung, da sie nicht nur
den Vorrath an assimilirbaren Pflanzennährstoffen vermehren und die Ackerkrume auf
Kosten des Untergrundes absolut bereichern, sondern auch durch die Lieferung von
humusbildendem Material den physikalischen Zustand des Bodens verbessern.

Nach den Untersuchungen von Dr. Weiske und Dr. Werner 1) verblieben bei ver-
schiedenen Pflanzen unter Annahme einer Ackerkrume von 26.15 Cm. und unter Berück-
sichtigung der für die betreffende Culturpflanze passendsten Bodenart, Düngung und Vorfrucht
auf dem Versuchsfelde zu Proskau folgende Mengen an Stoppel- und Wurzelrückständen
(umgerechnet) per Hectar und zwar an Trockensubstanz:

[Spaltenumbruch] 4jährige Luzerne .. 2772 Kilogr.
1jähriger Rothklee . 2558 "
3jährige Esparsette . 1700 "
[Spaltenumbruch]
Roggen ..... 1509 Kilogr.
Wundklee .... 1435 "
Raps ...... 1278 "
1) Dr. Werner, Ertrags-Anschlag. Breslau 1872. S. 104. Im Originale steht
unrichtig Morgen statt Hectar.

Allgemeine Ackerbaulehre.
Ernterückſtände im Boden verbleiben. Die Menge und Qualität dieſer Ernterückſtände
iſt bei den einzelnen Pflanzen ſehr verſchieden. Dieſer Unterſchied erklärt ausreichend
das oben berührte verſchiedene Verhalten der Pflanzen zu dem Boden.

Die größten Mengen an Ernterückſtänden ergeben ſich bei jenen Pflanzen, welche
ſowohl Wurzeln als einen Theil ihrer oberirdiſchen Organe zurücklaſſen. Oben an
ſtehen in dieſer Hinſicht die Kleegewächſe, Cerealien und Oelfrüchte. Die geringſten
Ernterückſtände verbleiben nach den Kartoffeln und Rübenarten, beſonders dann,
wenn auch noch die Blätter oder das Kraut vom Felde genommen werden.

Durch die Ernterückſtände wird der Boden abſolut bereichert mit jenen Stoffen,
welche wie der Kohlenſtoff, der Stickſtoff von der Pflanze aus der Luft aufgenommen
wurden. Gegenüber dem Kohlenſtoff iſt jedoch die Menge an Stickſtoff, welche als
kohlenſaures Ammoniak durch die Blätter aufgenommen wurde, eine ſehr geringe.
Mit der Bereicherung an Kohlenſtoff und organiſcher Subſtanz überhaupt, werden
alle jene Vortheile erreicht, welche mit einer Vermehrung des Humusgehaltes ver-
bunden ſind. Es wird damit, wie ſchon mehrfach erwähnt, nicht nur der phyſikaliſche
Zuſtand des Bodens günſtig beeinflußt, ſondern auch noch den Pflanzen eine direkte
Kohlenſtoffquelle und mit der ſich bildenden Kohlenſäure ein Löſungsmittel für die
mineraliſchen Bodennährſtoffe geboten.

Neben dieſer abſoluten Bodenbereicherung tritt überdies durch die Ernterückſtände
auch noch eine relative Bereicherung der Ackerkrume an Stickſtoff und an Mineral-
ſalzen auf Koſten des Untergrundes ein. Beſonders die tiefwurzelnden Gewächſe ent-
nehmen dem Untergrunde Mineralſalze, welche dann mit den Wurzelrückſtänden der
Ackerkrume zukommen, indem ſelbſt bei tiefwurzelnden Gewächſen ein großer Theil der
Wurzeln ſich in der Ackerkrume verbreitet. Dabei iſt noch zu beachten, daß die
tiefgehenden Wurzeln Pflanzennährſtoffe, welche nicht hinreichend vom Boden ab-
ſorbirt werden und daher in den Untergrund geſchwemmt werden, wie Kalk und
Salpeterſäure, aus demſelben aufnehmen und wieder durch die Rückſtände der flach
gehenden Wurzeln in Umlauf bringen.

Die Wurzelrückſtände verdienen daher die vollſte Beachtung, da ſie nicht nur
den Vorrath an aſſimilirbaren Pflanzennährſtoffen vermehren und die Ackerkrume auf
Koſten des Untergrundes abſolut bereichern, ſondern auch durch die Lieferung von
humusbildendem Material den phyſikaliſchen Zuſtand des Bodens verbeſſern.

Nach den Unterſuchungen von Dr. Weiske und Dr. Werner 1) verblieben bei ver-
ſchiedenen Pflanzen unter Annahme einer Ackerkrume von 26.15 Cm. und unter Berück-
ſichtigung der für die betreffende Culturpflanze paſſendſten Bodenart, Düngung und Vorfrucht
auf dem Verſuchsfelde zu Proskau folgende Mengen an Stoppel- und Wurzelrückſtänden
(umgerechnet) per Hectar und zwar an Trockenſubſtanz:

[Spaltenumbruch] 4jährige Luzerne .. 2772 Kilogr.
1jähriger Rothklee . 2558 „
3jährige Eſparſette . 1700 „
[Spaltenumbruch]
Roggen ..... 1509 Kilogr.
Wundklee .... 1435 „
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1) Dr. Werner, Ertrags-Anſchlag. Breslau 1872. S. 104. Im Originale ſteht
unrichtig Morgen ſtatt Hectar.
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[200/0218] Allgemeine Ackerbaulehre. Ernterückſtände im Boden verbleiben. Die Menge und Qualität dieſer Ernterückſtände iſt bei den einzelnen Pflanzen ſehr verſchieden. Dieſer Unterſchied erklärt ausreichend das oben berührte verſchiedene Verhalten der Pflanzen zu dem Boden. Die größten Mengen an Ernterückſtänden ergeben ſich bei jenen Pflanzen, welche ſowohl Wurzeln als einen Theil ihrer oberirdiſchen Organe zurücklaſſen. Oben an ſtehen in dieſer Hinſicht die Kleegewächſe, Cerealien und Oelfrüchte. Die geringſten Ernterückſtände verbleiben nach den Kartoffeln und Rübenarten, beſonders dann, wenn auch noch die Blätter oder das Kraut vom Felde genommen werden. Durch die Ernterückſtände wird der Boden abſolut bereichert mit jenen Stoffen, welche wie der Kohlenſtoff, der Stickſtoff von der Pflanze aus der Luft aufgenommen wurden. Gegenüber dem Kohlenſtoff iſt jedoch die Menge an Stickſtoff, welche als kohlenſaures Ammoniak durch die Blätter aufgenommen wurde, eine ſehr geringe. Mit der Bereicherung an Kohlenſtoff und organiſcher Subſtanz überhaupt, werden alle jene Vortheile erreicht, welche mit einer Vermehrung des Humusgehaltes ver- bunden ſind. Es wird damit, wie ſchon mehrfach erwähnt, nicht nur der phyſikaliſche Zuſtand des Bodens günſtig beeinflußt, ſondern auch noch den Pflanzen eine direkte Kohlenſtoffquelle und mit der ſich bildenden Kohlenſäure ein Löſungsmittel für die mineraliſchen Bodennährſtoffe geboten. Neben dieſer abſoluten Bodenbereicherung tritt überdies durch die Ernterückſtände auch noch eine relative Bereicherung der Ackerkrume an Stickſtoff und an Mineral- ſalzen auf Koſten des Untergrundes ein. Beſonders die tiefwurzelnden Gewächſe ent- nehmen dem Untergrunde Mineralſalze, welche dann mit den Wurzelrückſtänden der Ackerkrume zukommen, indem ſelbſt bei tiefwurzelnden Gewächſen ein großer Theil der Wurzeln ſich in der Ackerkrume verbreitet. Dabei iſt noch zu beachten, daß die tiefgehenden Wurzeln Pflanzennährſtoffe, welche nicht hinreichend vom Boden ab- ſorbirt werden und daher in den Untergrund geſchwemmt werden, wie Kalk und Salpeterſäure, aus demſelben aufnehmen und wieder durch die Rückſtände der flach gehenden Wurzeln in Umlauf bringen. Die Wurzelrückſtände verdienen daher die vollſte Beachtung, da ſie nicht nur den Vorrath an aſſimilirbaren Pflanzennährſtoffen vermehren und die Ackerkrume auf Koſten des Untergrundes abſolut bereichern, ſondern auch durch die Lieferung von humusbildendem Material den phyſikaliſchen Zuſtand des Bodens verbeſſern. Nach den Unterſuchungen von Dr. Weiske und Dr. Werner 1) verblieben bei ver- ſchiedenen Pflanzen unter Annahme einer Ackerkrume von 26.15 Cm. und unter Berück- ſichtigung der für die betreffende Culturpflanze paſſendſten Bodenart, Düngung und Vorfrucht auf dem Verſuchsfelde zu Proskau folgende Mengen an Stoppel- und Wurzelrückſtänden (umgerechnet) per Hectar und zwar an Trockenſubſtanz: 4jährige Luzerne .. 2772 Kilogr. 1jähriger Rothklee . 2558 „ 3jährige Eſparſette . 1700 „ Roggen ..... 1509 Kilogr. Wundklee .... 1435 „ Raps ...... 1278 „ 1) Dr. Werner, Ertrags-Anſchlag. Breslau 1872. S. 104. Im Originale ſteht unrichtig Morgen ſtatt Hectar.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/218>, abgerufen am 21.11.2024.