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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Düngung.
besonders an Kali und Phosphorsäure, welche mit den Körnern etc. ausgeführt
werden und daher nicht mehr in den Stallmist übergehen, eintreten muß. Diese
Entwerthung des selbst producirten Stallmistes wird um so rascher sich fühlbar
machen, je weniger durch die Verwitterung im Boden die entzogenen Nährstoffe nach-
geschafft werden können. In diesem Falle erweisen sich die concentrirten Dünge-
mittel, welche nur einen oder einige Nährstoffe enthalten, als willkommene Unter-
stützung für die Stallmistdüngung. Durch ihre Verwendung ist es möglich, dem
Stalldünger wieder seine ursprüngliche Zusammensetzung zu geben.

Ihrer Natur nach können die concentrirten Dünger niemals einen vollkommenen
Ersatz für den Stallmist bieten. Der Stallmist enthält alle Nährstoffe, während
die concentrirten Dünger nur einzelne, wenn auch besonders wichtige Pflanzennährstoffe
enthalten. Ueberdies besitzt der Stallmist die oft unschätzbare Fähigkeit, den physi-
kalischen Zustand des Bodens wesentlich zu verbessern, während von den künstlichen
Düngern, welche gewöhnlich im Verhältnisse zur Bodenmasse in sehr geringen Mengen
angewendet werden, in dieser Richtung kein Einfluß zu erwarten ist. Um so größeren
Werth haben jedoch die concentrirten Düngemittel als Hilfs- und Beidünger zum
Stallmist, welcher nur allein als der Hauptdünger in der Landwirthschaft angesehen
werden kann.

Bei der Anwendung der Hilfsdünger hat man sich vor allem die Gesetze
der Pflanzenernährung gegenwärtig zu halten. Sind in einem Boden die einzelnen
Nährstoffe, eine ausreichende Menge derselben vorausgesetzt, in jenem Verhältnisse zu
einander vorhanden, wie sie von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden, so würde
eine Düngung mit concentrirten Düngemitteln, das heißt eine einseitige Vermehrung
des einen oder anderen Pflanzennährstoffes, von keinem Einflusse auf die Erhöhung
des Ernteertrages sein. Diese könnte erst dann eintreten, wenn auch die übrigen
Nährstoffe in jenem Verhältnisse wie sie zum Wachsthume der Pflanzen erforderlich
sind, vermehrt werden. Ist andererseits das Nährstoffverhältniß im Boden durch
den Anbau solcher Pflanzen, welche den Boden besonders an einem Nährstoff
erschöpften, derart gestört, daß dieser Nährstoff nur in einem Minimum vorhanden
ist, so wird die Zufuhr desselben durch concentrirten Dünger von entschiedener
Wirkung auf die Steigerung der Pflanzenerträge sein. In diesem Falle werden auch
die übrigen im Ueberflusse vorhandenen Nährstoffe, welche ohne jenen fehlenden nicht
zur Ausnützung gelangen können, zur Ernährung der Pflanzen herangezogen. Ein
ähnlicher Fall tritt bei Körnerwirthschaften mit Wiesenzulage ein, welche für
den Entgang an Kali und Phosphorsäure in den verkauften Körnern einen
Ersatz durch Verfütterung des Wiesenheues zu geben suchen. Durch das Wiesenheu
erhält der Boden des Ackerlandes, wenn vollständiger Ersatz gegeben werden soll,
unvermeidlich gegenüber der Phosphorsäure einen Ueberschuß an Kali und Stickstoff.
Dieser Ueberschuß wird nur dann ausgenützt werden können, wenn durch Knochen-
mehl etc. für eine Vermehrung der Phosphorsäure gesorgt wird. In diesem Falle
werden daher die Ernteerträge durch Beidüngung von Phosphaten zu der Stallmist-
düngung höher steigen, als wenn letztere nur allein angewendet wird.

Die Düngung.
beſonders an Kali und Phosphorſäure, welche mit den Körnern ꝛc. ausgeführt
werden und daher nicht mehr in den Stallmiſt übergehen, eintreten muß. Dieſe
Entwerthung des ſelbſt producirten Stallmiſtes wird um ſo raſcher ſich fühlbar
machen, je weniger durch die Verwitterung im Boden die entzogenen Nährſtoffe nach-
geſchafft werden können. In dieſem Falle erweiſen ſich die concentrirten Dünge-
mittel, welche nur einen oder einige Nährſtoffe enthalten, als willkommene Unter-
ſtützung für die Stallmiſtdüngung. Durch ihre Verwendung iſt es möglich, dem
Stalldünger wieder ſeine urſprüngliche Zuſammenſetzung zu geben.

Ihrer Natur nach können die concentrirten Dünger niemals einen vollkommenen
Erſatz für den Stallmiſt bieten. Der Stallmiſt enthält alle Nährſtoffe, während
die concentrirten Dünger nur einzelne, wenn auch beſonders wichtige Pflanzennährſtoffe
enthalten. Ueberdies beſitzt der Stallmiſt die oft unſchätzbare Fähigkeit, den phyſi-
kaliſchen Zuſtand des Bodens weſentlich zu verbeſſern, während von den künſtlichen
Düngern, welche gewöhnlich im Verhältniſſe zur Bodenmaſſe in ſehr geringen Mengen
angewendet werden, in dieſer Richtung kein Einfluß zu erwarten iſt. Um ſo größeren
Werth haben jedoch die concentrirten Düngemittel als Hilfs- und Beidünger zum
Stallmiſt, welcher nur allein als der Hauptdünger in der Landwirthſchaft angeſehen
werden kann.

Bei der Anwendung der Hilfsdünger hat man ſich vor allem die Geſetze
der Pflanzenernährung gegenwärtig zu halten. Sind in einem Boden die einzelnen
Nährſtoffe, eine ausreichende Menge derſelben vorausgeſetzt, in jenem Verhältniſſe zu
einander vorhanden, wie ſie von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden, ſo würde
eine Düngung mit concentrirten Düngemitteln, das heißt eine einſeitige Vermehrung
des einen oder anderen Pflanzennährſtoffes, von keinem Einfluſſe auf die Erhöhung
des Ernteertrages ſein. Dieſe könnte erſt dann eintreten, wenn auch die übrigen
Nährſtoffe in jenem Verhältniſſe wie ſie zum Wachsthume der Pflanzen erforderlich
ſind, vermehrt werden. Iſt andererſeits das Nährſtoffverhältniß im Boden durch
den Anbau ſolcher Pflanzen, welche den Boden beſonders an einem Nährſtoff
erſchöpften, derart geſtört, daß dieſer Nährſtoff nur in einem Minimum vorhanden
iſt, ſo wird die Zufuhr deſſelben durch concentrirten Dünger von entſchiedener
Wirkung auf die Steigerung der Pflanzenerträge ſein. In dieſem Falle werden auch
die übrigen im Ueberfluſſe vorhandenen Nährſtoffe, welche ohne jenen fehlenden nicht
zur Ausnützung gelangen können, zur Ernährung der Pflanzen herangezogen. Ein
ähnlicher Fall tritt bei Körnerwirthſchaften mit Wieſenzulage ein, welche für
den Entgang an Kali und Phosphorſäure in den verkauften Körnern einen
Erſatz durch Verfütterung des Wieſenheues zu geben ſuchen. Durch das Wieſenheu
erhält der Boden des Ackerlandes, wenn vollſtändiger Erſatz gegeben werden ſoll,
unvermeidlich gegenüber der Phosphorſäure einen Ueberſchuß an Kali und Stickſtoff.
Dieſer Ueberſchuß wird nur dann ausgenützt werden können, wenn durch Knochen-
mehl ꝛc. für eine Vermehrung der Phosphorſäure geſorgt wird. In dieſem Falle
werden daher die Ernteerträge durch Beidüngung von Phosphaten zu der Stallmiſt-
düngung höher ſteigen, als wenn letztere nur allein angewendet wird.

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[183/0201] Die Düngung. beſonders an Kali und Phosphorſäure, welche mit den Körnern ꝛc. ausgeführt werden und daher nicht mehr in den Stallmiſt übergehen, eintreten muß. Dieſe Entwerthung des ſelbſt producirten Stallmiſtes wird um ſo raſcher ſich fühlbar machen, je weniger durch die Verwitterung im Boden die entzogenen Nährſtoffe nach- geſchafft werden können. In dieſem Falle erweiſen ſich die concentrirten Dünge- mittel, welche nur einen oder einige Nährſtoffe enthalten, als willkommene Unter- ſtützung für die Stallmiſtdüngung. Durch ihre Verwendung iſt es möglich, dem Stalldünger wieder ſeine urſprüngliche Zuſammenſetzung zu geben. Ihrer Natur nach können die concentrirten Dünger niemals einen vollkommenen Erſatz für den Stallmiſt bieten. Der Stallmiſt enthält alle Nährſtoffe, während die concentrirten Dünger nur einzelne, wenn auch beſonders wichtige Pflanzennährſtoffe enthalten. Ueberdies beſitzt der Stallmiſt die oft unſchätzbare Fähigkeit, den phyſi- kaliſchen Zuſtand des Bodens weſentlich zu verbeſſern, während von den künſtlichen Düngern, welche gewöhnlich im Verhältniſſe zur Bodenmaſſe in ſehr geringen Mengen angewendet werden, in dieſer Richtung kein Einfluß zu erwarten iſt. Um ſo größeren Werth haben jedoch die concentrirten Düngemittel als Hilfs- und Beidünger zum Stallmiſt, welcher nur allein als der Hauptdünger in der Landwirthſchaft angeſehen werden kann. Bei der Anwendung der Hilfsdünger hat man ſich vor allem die Geſetze der Pflanzenernährung gegenwärtig zu halten. Sind in einem Boden die einzelnen Nährſtoffe, eine ausreichende Menge derſelben vorausgeſetzt, in jenem Verhältniſſe zu einander vorhanden, wie ſie von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden, ſo würde eine Düngung mit concentrirten Düngemitteln, das heißt eine einſeitige Vermehrung des einen oder anderen Pflanzennährſtoffes, von keinem Einfluſſe auf die Erhöhung des Ernteertrages ſein. Dieſe könnte erſt dann eintreten, wenn auch die übrigen Nährſtoffe in jenem Verhältniſſe wie ſie zum Wachsthume der Pflanzen erforderlich ſind, vermehrt werden. Iſt andererſeits das Nährſtoffverhältniß im Boden durch den Anbau ſolcher Pflanzen, welche den Boden beſonders an einem Nährſtoff erſchöpften, derart geſtört, daß dieſer Nährſtoff nur in einem Minimum vorhanden iſt, ſo wird die Zufuhr deſſelben durch concentrirten Dünger von entſchiedener Wirkung auf die Steigerung der Pflanzenerträge ſein. In dieſem Falle werden auch die übrigen im Ueberfluſſe vorhandenen Nährſtoffe, welche ohne jenen fehlenden nicht zur Ausnützung gelangen können, zur Ernährung der Pflanzen herangezogen. Ein ähnlicher Fall tritt bei Körnerwirthſchaften mit Wieſenzulage ein, welche für den Entgang an Kali und Phosphorſäure in den verkauften Körnern einen Erſatz durch Verfütterung des Wieſenheues zu geben ſuchen. Durch das Wieſenheu erhält der Boden des Ackerlandes, wenn vollſtändiger Erſatz gegeben werden ſoll, unvermeidlich gegenüber der Phosphorſäure einen Ueberſchuß an Kali und Stickſtoff. Dieſer Ueberſchuß wird nur dann ausgenützt werden können, wenn durch Knochen- mehl ꝛc. für eine Vermehrung der Phosphorſäure geſorgt wird. In dieſem Falle werden daher die Ernteerträge durch Beidüngung von Phosphaten zu der Stallmiſt- düngung höher ſteigen, als wenn letztere nur allein angewendet wird.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/201>, abgerufen am 09.11.2024.