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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Düngung.
assimilirbaren Nährstoffen sein muß, läßt sich zur Zeit noch nicht ziffergemäß an-
geben. Nur so viel steht fest, daß dieser Vorrath nicht unter ein bestimmtes Mini-
mum (S. 42) herabsinken darf, wenn eine vollkommene Pflanzenvegetation erzielt
werden soll. Sind nur geringe Mengen eines Nährstoffes im Boden vorhanden, so
wird übrigens die Pflanze, die zu ihrem Gedeihen nothwendige Quantität nur dann
sammeln können, wenn durch den physikalischen Zustand des Bodens, besonders der
Lockerheit desselben, der Wurzelentwickelung kein Hinderniß entgegengestellt wird.

Je nach dem Nährstoffvorrathe und der physikalischen Beschaffenheit des Bodens
wird sich die Wirksamkeit ein und desselben Düngemittels verschieden herausstellen.
Von den verschiedenen Bodenskelettheilen verhält sich z. B. der Quarz 1) ganz
indifferent bei der Zersetzung der humosen Substanzen und der Dünger, indem der-
selbe gar keine Absorption und gar keinen Einfluß auf eine Lösung von Pflanzen-
nährstoffen auszuüben vermag.

Den Gegensatz zum Quarze bildet der Thon, welcher den entschiedensten Einfluß
auf die humosen Substanzen und die Verwesung des Düngers nimmt. Bei seiner
hohen Absorptionsfähigkeit entzieht er einer Nährstofflösung besonders Kali, Ammoniak
und Phosphorsäure, während die feinsten Humustheilchen fest an dem Thone an-
haften. Durch die Bildung von im Wasser unlöslicher, humussaurer Thonerde und
humussauren Eisenoxyd wird die Humussubstanz lange conservirt.

Der Kalkboden wirkt besonders verzehrend auf humusreiche Düngemittel, indem
sich der Humus in der im Wasser unlöslichen Verbindung des humussauren Kalk rascher
oxydirt als für sich allein. Kalkböden verzehren den Humus. Der Gypsboden mit
geringer Absorptionsfähigkeit verhält sich im Ganzen passiv. Eine Gypslösung macht
im Boden gebundenes Kali wieder frei.

Die Wahl der Düngemittel hat sich daher je nach den verschiedenen Boden-
classen zu richten. Diese Verschiedenheit in der Wirksamkeit der Düngemittel ist auch
Ursache, daß sich die Resultate von Düngungsversuchen nicht ohne weiteres von
einem Orte auf den andern übertragen lassen. Die Düngungsversuche haben in
Folge dessen nur für jene Oertlichkeiten, an welchen sie ausgeführt wurden, einen sehr
hohen Werth.

Fassen wir die bisherigen Erörterungen, welche ihre Fortsetzung in der Betriebs-
lehre finden werden, zusammen, so ergiebt sich, daß für die Ausführung der Düngung
nicht nur der Stoffgehalt des Düngemittels, sondern auch das Bedürfniß der Pflanze
und die Beschaffenheit des Bodens maßgebend sind.

Als ungefähren Anhaltspunkt zur Beurtheilung der Mengen an Pflanzennährstoffen,
welche durch je 1000 Kilogr. der wichtigeren Düngemittel in den Boden gebracht werden,
führen wir nach denselben Quellen, wie oben, die nachstehenden Mittelzahlen an:

1) W. Knop, Die Bonitirung der Ackererde. S 90.

Die Düngung.
aſſimilirbaren Nährſtoffen ſein muß, läßt ſich zur Zeit noch nicht ziffergemäß an-
geben. Nur ſo viel ſteht feſt, daß dieſer Vorrath nicht unter ein beſtimmtes Mini-
mum (S. 42) herabſinken darf, wenn eine vollkommene Pflanzenvegetation erzielt
werden ſoll. Sind nur geringe Mengen eines Nährſtoffes im Boden vorhanden, ſo
wird übrigens die Pflanze, die zu ihrem Gedeihen nothwendige Quantität nur dann
ſammeln können, wenn durch den phyſikaliſchen Zuſtand des Bodens, beſonders der
Lockerheit deſſelben, der Wurzelentwickelung kein Hinderniß entgegengeſtellt wird.

Je nach dem Nährſtoffvorrathe und der phyſikaliſchen Beſchaffenheit des Bodens
wird ſich die Wirkſamkeit ein und deſſelben Düngemittels verſchieden herausſtellen.
Von den verſchiedenen Bodenſkelettheilen verhält ſich z. B. der Quarz 1) ganz
indifferent bei der Zerſetzung der humoſen Subſtanzen und der Dünger, indem der-
ſelbe gar keine Abſorption und gar keinen Einfluß auf eine Löſung von Pflanzen-
nährſtoffen auszuüben vermag.

Den Gegenſatz zum Quarze bildet der Thon, welcher den entſchiedenſten Einfluß
auf die humoſen Subſtanzen und die Verweſung des Düngers nimmt. Bei ſeiner
hohen Abſorptionsfähigkeit entzieht er einer Nährſtofflöſung beſonders Kali, Ammoniak
und Phosphorſäure, während die feinſten Humustheilchen feſt an dem Thone an-
haften. Durch die Bildung von im Waſſer unlöslicher, humusſaurer Thonerde und
humusſauren Eiſenoxyd wird die Humusſubſtanz lange conſervirt.

Der Kalkboden wirkt beſonders verzehrend auf humusreiche Düngemittel, indem
ſich der Humus in der im Waſſer unlöslichen Verbindung des humusſauren Kalk raſcher
oxydirt als für ſich allein. Kalkböden verzehren den Humus. Der Gypsboden mit
geringer Abſorptionsfähigkeit verhält ſich im Ganzen paſſiv. Eine Gypslöſung macht
im Boden gebundenes Kali wieder frei.

Die Wahl der Düngemittel hat ſich daher je nach den verſchiedenen Boden-
claſſen zu richten. Dieſe Verſchiedenheit in der Wirkſamkeit der Düngemittel iſt auch
Urſache, daß ſich die Reſultate von Düngungsverſuchen nicht ohne weiteres von
einem Orte auf den andern übertragen laſſen. Die Düngungsverſuche haben in
Folge deſſen nur für jene Oertlichkeiten, an welchen ſie ausgeführt wurden, einen ſehr
hohen Werth.

Faſſen wir die bisherigen Erörterungen, welche ihre Fortſetzung in der Betriebs-
lehre finden werden, zuſammen, ſo ergiebt ſich, daß für die Ausführung der Düngung
nicht nur der Stoffgehalt des Düngemittels, ſondern auch das Bedürfniß der Pflanze
und die Beſchaffenheit des Bodens maßgebend ſind.

Als ungefähren Anhaltspunkt zur Beurtheilung der Mengen an Pflanzennährſtoffen,
welche durch je 1000 Kilogr. der wichtigeren Düngemittel in den Boden gebracht werden,
führen wir nach denſelben Quellen, wie oben, die nachſtehenden Mittelzahlen an:

1) W. Knop, Die Bonitirung der Ackererde. S 90.
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[157/0175] Die Düngung. aſſimilirbaren Nährſtoffen ſein muß, läßt ſich zur Zeit noch nicht ziffergemäß an- geben. Nur ſo viel ſteht feſt, daß dieſer Vorrath nicht unter ein beſtimmtes Mini- mum (S. 42) herabſinken darf, wenn eine vollkommene Pflanzenvegetation erzielt werden ſoll. Sind nur geringe Mengen eines Nährſtoffes im Boden vorhanden, ſo wird übrigens die Pflanze, die zu ihrem Gedeihen nothwendige Quantität nur dann ſammeln können, wenn durch den phyſikaliſchen Zuſtand des Bodens, beſonders der Lockerheit deſſelben, der Wurzelentwickelung kein Hinderniß entgegengeſtellt wird. Je nach dem Nährſtoffvorrathe und der phyſikaliſchen Beſchaffenheit des Bodens wird ſich die Wirkſamkeit ein und deſſelben Düngemittels verſchieden herausſtellen. Von den verſchiedenen Bodenſkelettheilen verhält ſich z. B. der Quarz 1) ganz indifferent bei der Zerſetzung der humoſen Subſtanzen und der Dünger, indem der- ſelbe gar keine Abſorption und gar keinen Einfluß auf eine Löſung von Pflanzen- nährſtoffen auszuüben vermag. Den Gegenſatz zum Quarze bildet der Thon, welcher den entſchiedenſten Einfluß auf die humoſen Subſtanzen und die Verweſung des Düngers nimmt. Bei ſeiner hohen Abſorptionsfähigkeit entzieht er einer Nährſtofflöſung beſonders Kali, Ammoniak und Phosphorſäure, während die feinſten Humustheilchen feſt an dem Thone an- haften. Durch die Bildung von im Waſſer unlöslicher, humusſaurer Thonerde und humusſauren Eiſenoxyd wird die Humusſubſtanz lange conſervirt. Der Kalkboden wirkt beſonders verzehrend auf humusreiche Düngemittel, indem ſich der Humus in der im Waſſer unlöslichen Verbindung des humusſauren Kalk raſcher oxydirt als für ſich allein. Kalkböden verzehren den Humus. Der Gypsboden mit geringer Abſorptionsfähigkeit verhält ſich im Ganzen paſſiv. Eine Gypslöſung macht im Boden gebundenes Kali wieder frei. Die Wahl der Düngemittel hat ſich daher je nach den verſchiedenen Boden- claſſen zu richten. Dieſe Verſchiedenheit in der Wirkſamkeit der Düngemittel iſt auch Urſache, daß ſich die Reſultate von Düngungsverſuchen nicht ohne weiteres von einem Orte auf den andern übertragen laſſen. Die Düngungsverſuche haben in Folge deſſen nur für jene Oertlichkeiten, an welchen ſie ausgeführt wurden, einen ſehr hohen Werth. Faſſen wir die bisherigen Erörterungen, welche ihre Fortſetzung in der Betriebs- lehre finden werden, zuſammen, ſo ergiebt ſich, daß für die Ausführung der Düngung nicht nur der Stoffgehalt des Düngemittels, ſondern auch das Bedürfniß der Pflanze und die Beſchaffenheit des Bodens maßgebend ſind. Als ungefähren Anhaltspunkt zur Beurtheilung der Mengen an Pflanzennährſtoffen, welche durch je 1000 Kilogr. der wichtigeren Düngemittel in den Boden gebracht werden, führen wir nach denſelben Quellen, wie oben, die nachſtehenden Mittelzahlen an: 1) W. Knop, Die Bonitirung der Ackererde. S 90.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/175>, abgerufen am 25.11.2024.