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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Bodenbearbeitung.
gleichmäßigeren Tiefe vorgenommen werden kann und dabei die Lockerung bei der
größeren Geschwindigkeit des Dampfluges gegenüber dem Gespannpflug viel kräftiger
erfolgt. Eine kaum zu beachtende Ungleichheit in der Bodenbearbeitung entsteht nur
dadurch, daß die Erdstreifen bei dem Hin- und Hergehen des Pfluges jedesmal nach
einer anderen Richtung zerbrochen werden. Durch die höheren Ernteerträge allein,
welche am bedeutendsten bei Mais und tiefwurzelnden Pflanzen, wie Zuckerrüben etc.
ausfallen, werden die größeren Kosten der Dampfbodencultur gegenüber der Spann-
cultur reichlich, s. unten, ausgeglichen.

2. Die Bearbeitung kann zur richtigen Zeit vorgenommen und damit auch
rückwirkend die nachfolgenden Culturarbeiten, besonders die Saat, rechtzeitig aus-
geführt werden. Der auffallendste Unterschied wird sich in dieser Hinsicht bei schwer
zu bearbeitenden Bodenarten und in regenreichen Gegenden ergeben, in welchen die
zur Bodenbearbeitung verfügbare Zeit durch die Ungunst der Witterung wesentlich
verkürzt wird. Bei der Spanncultur ist es nur bei sehr hohem Zugviehstande mög-
lich, daß die Stoppel unmittelbar nach der Ernte umgebrochen werden kann, da ge-
wöhnlich die Zugthiere mit dem Einführen der Ernte vollauf beschäftigt sind. Dieser
Nachtheil entfällt bei der Anwendung der Dampfbodenbearbeitung. Der zeitgemäßen
Ausführung der Culturarbeiten ist nicht zum geringsten Theile der höhere Ernteertrag
bei der Dampfbodenbearbeitung zuzuschreiben.

3. Durch die Dampfbearbeitung wird das Zusammentreten des Bodens durch
die Hufe der Zugthiere (per Hektar 4spännig ungefähr 400.000 Tritte) vermieden;
dagegen ist allerdings das Zusammendrücken des Bodens durch die Räder und Pflug-
sohlen des etwa 2000 Kilogr. schweren Balancirpfluges zu beachten.

4. Ersparung an Spannarbeitskraft, da zur Bedienung eines Zweimaschinen-
apparates nur 4 Mann, 2 Jungen und 1--2 Pferde für die Wasser- und Kohlen-
zufuhr erforderlich sind. Unter Umständen läßt sich der Zugviehstand bei Einführung
der Dampfcultur bis zu 1/3 verringern.

Nachtheile des Dampfpfluges sind seine bedeutenden Anschaffungs- und Unter-
haltungskosten. Die Dampfbodencultur wird daher nur dort wirthschaftlich gerecht-
fertigt sein, wo genügendes Capital zur Verfügung steht oder sie durch Miethpflügen
ausgeführt werden kann. Ebenso erscheint sie nur dort am Platze, wo die nicht zu
unebene, mit keinen Haftsteinen versehene Bodenfläche so groß, daß der Dampfflug
mindestens durch 150 Tage im Jahre ausreichende Beschäftigung findet.

Auf der Domaine Bellye--Ungarn mit bindigem Boden betragen z. B. die Dampf-
ackerungskosten per 1 Hectar im Durchschnitte der 252tägigen Campagne auf eine Tiefe
von 36.8 Cm. 44.20 Mark (fl. 22.10.), von 21 Cm. 31.40 Mark (fl. 15.70.), für das
Grubbern auf 31.6 Cm. 24.44 Mark (fl. 12.22.) bei einem Preise von 2.44 Mark (fl. 1.22.)
für das Kilogr. schlechter Kohle und mit Einrechnung von 20 % Amortisation, Verzinsung
und Reparatur. Dagegen betragen die Ackerungskosten mit einem Viergespann Ochsen
für 1 Hectar auf eine Tiefe von 26.3--28.9 Cm., bei einer durchschnittlichen Tagesleistung von
0.065 Hectar, 36.70 Mark (fl. 18.35.), für eine 2spännige Ackerung bei 0.065 Hectar Tages-
leistung 18.42 Mark (fl. 9.21.).

Die Bodenbearbeitung.
gleichmäßigeren Tiefe vorgenommen werden kann und dabei die Lockerung bei der
größeren Geſchwindigkeit des Dampfluges gegenüber dem Geſpannpflug viel kräftiger
erfolgt. Eine kaum zu beachtende Ungleichheit in der Bodenbearbeitung entſteht nur
dadurch, daß die Erdſtreifen bei dem Hin- und Hergehen des Pfluges jedesmal nach
einer anderen Richtung zerbrochen werden. Durch die höheren Ernteerträge allein,
welche am bedeutendſten bei Mais und tiefwurzelnden Pflanzen, wie Zuckerrüben ꝛc.
ausfallen, werden die größeren Koſten der Dampfbodencultur gegenüber der Spann-
cultur reichlich, ſ. unten, ausgeglichen.

2. Die Bearbeitung kann zur richtigen Zeit vorgenommen und damit auch
rückwirkend die nachfolgenden Culturarbeiten, beſonders die Saat, rechtzeitig aus-
geführt werden. Der auffallendſte Unterſchied wird ſich in dieſer Hinſicht bei ſchwer
zu bearbeitenden Bodenarten und in regenreichen Gegenden ergeben, in welchen die
zur Bodenbearbeitung verfügbare Zeit durch die Ungunſt der Witterung weſentlich
verkürzt wird. Bei der Spanncultur iſt es nur bei ſehr hohem Zugviehſtande mög-
lich, daß die Stoppel unmittelbar nach der Ernte umgebrochen werden kann, da ge-
wöhnlich die Zugthiere mit dem Einführen der Ernte vollauf beſchäftigt ſind. Dieſer
Nachtheil entfällt bei der Anwendung der Dampfbodenbearbeitung. Der zeitgemäßen
Ausführung der Culturarbeiten iſt nicht zum geringſten Theile der höhere Ernteertrag
bei der Dampfbodenbearbeitung zuzuſchreiben.

3. Durch die Dampfbearbeitung wird das Zuſammentreten des Bodens durch
die Hufe der Zugthiere (per Hektar 4ſpännig ungefähr 400.000 Tritte) vermieden;
dagegen iſt allerdings das Zuſammendrücken des Bodens durch die Räder und Pflug-
ſohlen des etwa 2000 Kilogr. ſchweren Balancirpfluges zu beachten.

4. Erſparung an Spannarbeitskraft, da zur Bedienung eines Zweimaſchinen-
apparates nur 4 Mann, 2 Jungen und 1—2 Pferde für die Waſſer- und Kohlen-
zufuhr erforderlich ſind. Unter Umſtänden läßt ſich der Zugviehſtand bei Einführung
der Dampfcultur bis zu ⅓ verringern.

Nachtheile des Dampfpfluges ſind ſeine bedeutenden Anſchaffungs- und Unter-
haltungskoſten. Die Dampfbodencultur wird daher nur dort wirthſchaftlich gerecht-
fertigt ſein, wo genügendes Capital zur Verfügung ſteht oder ſie durch Miethpflügen
ausgeführt werden kann. Ebenſo erſcheint ſie nur dort am Platze, wo die nicht zu
unebene, mit keinen Haftſteinen verſehene Bodenfläche ſo groß, daß der Dampfflug
mindeſtens durch 150 Tage im Jahre ausreichende Beſchäftigung findet.

Auf der Domaine Bellye—Ungarn mit bindigem Boden betragen z. B. die Dampf-
ackerungskoſten per 1 Hectar im Durchſchnitte der 252tägigen Campagne auf eine Tiefe
von 36.8 Cm. 44.20 Mark (fl. 22.10.), von 21 Cm. 31.40 Mark (fl. 15.70.), für das
Grubbern auf 31.6 Cm. 24.44 Mark (fl. 12.22.) bei einem Preiſe von 2.44 Mark (fl. 1.22.)
für das Kilogr. ſchlechter Kohle und mit Einrechnung von 20 % Amortiſation, Verzinſung
und Reparatur. Dagegen betragen die Ackerungskoſten mit einem Viergeſpann Ochſen
für 1 Hectar auf eine Tiefe von 26.3—28.9 Cm., bei einer durchſchnittlichen Tagesleiſtung von
0.065 Hectar, 36.70 Mark (fl. 18.35.), für eine 2ſpännige Ackerung bei 0.065 Hectar Tages-
leiſtung 18.42 Mark (fl. 9.21.).

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[153/0171] Die Bodenbearbeitung. gleichmäßigeren Tiefe vorgenommen werden kann und dabei die Lockerung bei der größeren Geſchwindigkeit des Dampfluges gegenüber dem Geſpannpflug viel kräftiger erfolgt. Eine kaum zu beachtende Ungleichheit in der Bodenbearbeitung entſteht nur dadurch, daß die Erdſtreifen bei dem Hin- und Hergehen des Pfluges jedesmal nach einer anderen Richtung zerbrochen werden. Durch die höheren Ernteerträge allein, welche am bedeutendſten bei Mais und tiefwurzelnden Pflanzen, wie Zuckerrüben ꝛc. ausfallen, werden die größeren Koſten der Dampfbodencultur gegenüber der Spann- cultur reichlich, ſ. unten, ausgeglichen. 2. Die Bearbeitung kann zur richtigen Zeit vorgenommen und damit auch rückwirkend die nachfolgenden Culturarbeiten, beſonders die Saat, rechtzeitig aus- geführt werden. Der auffallendſte Unterſchied wird ſich in dieſer Hinſicht bei ſchwer zu bearbeitenden Bodenarten und in regenreichen Gegenden ergeben, in welchen die zur Bodenbearbeitung verfügbare Zeit durch die Ungunſt der Witterung weſentlich verkürzt wird. Bei der Spanncultur iſt es nur bei ſehr hohem Zugviehſtande mög- lich, daß die Stoppel unmittelbar nach der Ernte umgebrochen werden kann, da ge- wöhnlich die Zugthiere mit dem Einführen der Ernte vollauf beſchäftigt ſind. Dieſer Nachtheil entfällt bei der Anwendung der Dampfbodenbearbeitung. Der zeitgemäßen Ausführung der Culturarbeiten iſt nicht zum geringſten Theile der höhere Ernteertrag bei der Dampfbodenbearbeitung zuzuſchreiben. 3. Durch die Dampfbearbeitung wird das Zuſammentreten des Bodens durch die Hufe der Zugthiere (per Hektar 4ſpännig ungefähr 400.000 Tritte) vermieden; dagegen iſt allerdings das Zuſammendrücken des Bodens durch die Räder und Pflug- ſohlen des etwa 2000 Kilogr. ſchweren Balancirpfluges zu beachten. 4. Erſparung an Spannarbeitskraft, da zur Bedienung eines Zweimaſchinen- apparates nur 4 Mann, 2 Jungen und 1—2 Pferde für die Waſſer- und Kohlen- zufuhr erforderlich ſind. Unter Umſtänden läßt ſich der Zugviehſtand bei Einführung der Dampfcultur bis zu ⅓ verringern. Nachtheile des Dampfpfluges ſind ſeine bedeutenden Anſchaffungs- und Unter- haltungskoſten. Die Dampfbodencultur wird daher nur dort wirthſchaftlich gerecht- fertigt ſein, wo genügendes Capital zur Verfügung ſteht oder ſie durch Miethpflügen ausgeführt werden kann. Ebenſo erſcheint ſie nur dort am Platze, wo die nicht zu unebene, mit keinen Haftſteinen verſehene Bodenfläche ſo groß, daß der Dampfflug mindeſtens durch 150 Tage im Jahre ausreichende Beſchäftigung findet. Auf der Domaine Bellye—Ungarn mit bindigem Boden betragen z. B. die Dampf- ackerungskoſten per 1 Hectar im Durchſchnitte der 252tägigen Campagne auf eine Tiefe von 36.8 Cm. 44.20 Mark (fl. 22.10.), von 21 Cm. 31.40 Mark (fl. 15.70.), für das Grubbern auf 31.6 Cm. 24.44 Mark (fl. 12.22.) bei einem Preiſe von 2.44 Mark (fl. 1.22.) für das Kilogr. ſchlechter Kohle und mit Einrechnung von 20 % Amortiſation, Verzinſung und Reparatur. Dagegen betragen die Ackerungskoſten mit einem Viergeſpann Ochſen für 1 Hectar auf eine Tiefe von 26.3—28.9 Cm., bei einer durchſchnittlichen Tagesleiſtung von 0.065 Hectar, 36.70 Mark (fl. 18.35.), für eine 2ſpännige Ackerung bei 0.065 Hectar Tages- leiſtung 18.42 Mark (fl. 9.21.).

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/171>, abgerufen am 21.11.2024.