Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Allgemeine Ackerbaulehre. welche durch Zerdrücken getödtet werden oder zur Beseitigung der Gänge, welche dieMäuse durch das Feld ziehen. Eine besondere Bedeutung erhält schließlich das Walzen für die Regelung der Der Zeitpunkt für die Ausführung der Walzenarbeit richtet sich nach dem Je nach dem gewählten Zeitpunkte, der Breite und dem Gewichte der Walze 8. Die Schleife. Die Schleife hat den Boden zu ebenen und oberflächlich zu lockern, ohne ihn zu- 1) Dr. J. Neßler, Ueber Verdunstung des Wassers aus dem Boden. Landw. Wchbl.
Wien 1870, S. 142. Allgemeine Ackerbaulehre. welche durch Zerdrücken getödtet werden oder zur Beſeitigung der Gänge, welche dieMäuſe durch das Feld ziehen. Eine beſondere Bedeutung erhält ſchließlich das Walzen für die Regelung der Der Zeitpunkt für die Ausführung der Walzenarbeit richtet ſich nach dem Je nach dem gewählten Zeitpunkte, der Breite und dem Gewichte der Walze 8. Die Schleife. Die Schleife hat den Boden zu ebenen und oberflächlich zu lockern, ohne ihn zu- 1) Dr. J. Neßler, Ueber Verdunſtung des Waſſers aus dem Boden. Landw. Wchbl.
Wien 1870, S. 142. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0164" n="146"/><fw place="top" type="header">Allgemeine Ackerbaulehre.</fw><lb/> welche durch Zerdrücken getödtet werden oder zur Beſeitigung der Gänge, welche die<lb/> Mäuſe durch das Feld ziehen.</p><lb/> <p>Eine beſondere Bedeutung erhält ſchließlich das Walzen für die Regelung der<lb/> Feuchtigkeitsverhältniſſe im Boden. In früherer Zeit wollte man durch das Walzen<lb/> den Boden vor dem Austrocknen ſchützen. Nach den Unterſuchungen von <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/> Neßler <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Dr.</hi> J. Neßler, Ueber Verdunſtung des Waſſers aus dem Boden. Landw. Wchbl.<lb/> Wien 1870, S. 142.</note> ſcheint jedoch bei mehr lehmigem und ſandigem Boden im Gegentheile<lb/> der gewalzte Boden in ſeiner Geſammtmaſſe durch Verdunſtung mehr Waſſer zu<lb/> verlieren als der ungewalzte Boden. Dagegen bleibt die oberſte Bodenſchichte, deren<lb/> Feuchtigkeitsgehalt für das Keimen der Pflanzen von Bedeutung iſt, durch das<lb/> Walzen feuchter, weil immer neues Waſſer von unteren, dadurch aber um ſo mehr<lb/> austrocknenden Schichten, aufſteigen kann. Oberflächlich gelockerte Erde trocknet an<lb/> der Oberfläche raſch ab, bleibt aber in den tieferen Schichten feuchter, außerdem<lb/> erleichtert dieſelbe das Eindringen des Regenwaſſers. Um daher die Vortheile des<lb/> Walzens ohne den Nachtheil des größeren Austrocknens zu erreichen, verwende man<lb/> gerifte Walzen oder Ringwalzen, welche in den Boden Vertiefungen eindrücken, die<lb/> vor dem Austrocknen durch den Wind beſſer geſchützt ſind. Neßler empfiehlt zur<lb/> Erreichung deſſelben Zweckes den Boden nach dem Walzen mit einer leichten Egge,<lb/> wenn auch nur ſehr ſeicht wieder aufzurauhen.</p><lb/> <p>Der Zeitpunkt für die Ausführung der Walzenarbeit richtet ſich nach dem<lb/> beabſichtigten Zwecke. Im Allgemeinen wird erſt dann zu beginnen ſein, wenn der<lb/> Boden ſoweit abgetrocknet, daß ſich die Erde nicht anhängt oder gar ſchmiert. Durch<lb/> Walzen eines naſſen Feldes würde leicht eine Verkruſtung deſſelben eintreten. Iſt<lb/> der Boden ſehr ſchollig, ſo iſt es geboten, nachdem man die unzerbrochnen, im Boden<lb/> eingedrückten Schollen durch die Egge oder den Exſtirpator hervorgezogen hat, das<lb/> Walzen ein bis zweimal, immer nach einer anderen Richtung zu wiederholen.</p><lb/> <p>Je nach dem gewählten Zeitpunkte, der Breite und dem Gewichte der Walze<lb/> ſchwankt die tägliche Leiſtungsfähigkeit von 1.6—5 Hectar. Der höhere Anſatz gilt<lb/> für leichtere einſpännige, 1.5—2.5 Meter breite, der niedere Anſatz für 2—4 ſpännige<lb/> ſchwerere, 1—2 Meter breite Walzen. Stachelwalzen fertigen je nach ihrer Con-<lb/> ſtruktion 2—2.5 Hectar pro Tag ab.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">8. Die Schleife.</hi> </head><lb/> <p>Die Schleife hat den Boden zu ebenen und oberflächlich zu lockern, ohne ihn zu-<lb/> ſammenzudrücken. Ihre Wirkung hält daher die Mitte zwiſchen der Wirkung der<lb/> Egge und Walze. Die Schleife beſteht aus einem unbeweglichen, 1.5 M. breiten,<lb/> mit Strauchwerk verflochtenen oder auch ohne dieſen ausgeſtatteten Rahmen, deſſen<lb/> Gewicht 10—15 Kilogr. beträgt. (Preis der belgiſchen Ackerſchleife 6 Mark, 3 fl.)<lb/> Zur Noth wird dieſelbe auch durch eine auf den Rahmen gelegte Egge erſetzt. Um<lb/> die Schleife wirkſamer zu machen, ſtellt ſich der Führer des Pferdes zur Beſchwerung<lb/> auf dieſelbe. Die mit veräſtelten Zweigen verflochtene <hi rendition="#g">Strauchſchleife</hi> oder<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146/0164]
Allgemeine Ackerbaulehre.
welche durch Zerdrücken getödtet werden oder zur Beſeitigung der Gänge, welche die
Mäuſe durch das Feld ziehen.
Eine beſondere Bedeutung erhält ſchließlich das Walzen für die Regelung der
Feuchtigkeitsverhältniſſe im Boden. In früherer Zeit wollte man durch das Walzen
den Boden vor dem Austrocknen ſchützen. Nach den Unterſuchungen von Dr.
Neßler 1) ſcheint jedoch bei mehr lehmigem und ſandigem Boden im Gegentheile
der gewalzte Boden in ſeiner Geſammtmaſſe durch Verdunſtung mehr Waſſer zu
verlieren als der ungewalzte Boden. Dagegen bleibt die oberſte Bodenſchichte, deren
Feuchtigkeitsgehalt für das Keimen der Pflanzen von Bedeutung iſt, durch das
Walzen feuchter, weil immer neues Waſſer von unteren, dadurch aber um ſo mehr
austrocknenden Schichten, aufſteigen kann. Oberflächlich gelockerte Erde trocknet an
der Oberfläche raſch ab, bleibt aber in den tieferen Schichten feuchter, außerdem
erleichtert dieſelbe das Eindringen des Regenwaſſers. Um daher die Vortheile des
Walzens ohne den Nachtheil des größeren Austrocknens zu erreichen, verwende man
gerifte Walzen oder Ringwalzen, welche in den Boden Vertiefungen eindrücken, die
vor dem Austrocknen durch den Wind beſſer geſchützt ſind. Neßler empfiehlt zur
Erreichung deſſelben Zweckes den Boden nach dem Walzen mit einer leichten Egge,
wenn auch nur ſehr ſeicht wieder aufzurauhen.
Der Zeitpunkt für die Ausführung der Walzenarbeit richtet ſich nach dem
beabſichtigten Zwecke. Im Allgemeinen wird erſt dann zu beginnen ſein, wenn der
Boden ſoweit abgetrocknet, daß ſich die Erde nicht anhängt oder gar ſchmiert. Durch
Walzen eines naſſen Feldes würde leicht eine Verkruſtung deſſelben eintreten. Iſt
der Boden ſehr ſchollig, ſo iſt es geboten, nachdem man die unzerbrochnen, im Boden
eingedrückten Schollen durch die Egge oder den Exſtirpator hervorgezogen hat, das
Walzen ein bis zweimal, immer nach einer anderen Richtung zu wiederholen.
Je nach dem gewählten Zeitpunkte, der Breite und dem Gewichte der Walze
ſchwankt die tägliche Leiſtungsfähigkeit von 1.6—5 Hectar. Der höhere Anſatz gilt
für leichtere einſpännige, 1.5—2.5 Meter breite, der niedere Anſatz für 2—4 ſpännige
ſchwerere, 1—2 Meter breite Walzen. Stachelwalzen fertigen je nach ihrer Con-
ſtruktion 2—2.5 Hectar pro Tag ab.
8. Die Schleife.
Die Schleife hat den Boden zu ebenen und oberflächlich zu lockern, ohne ihn zu-
ſammenzudrücken. Ihre Wirkung hält daher die Mitte zwiſchen der Wirkung der
Egge und Walze. Die Schleife beſteht aus einem unbeweglichen, 1.5 M. breiten,
mit Strauchwerk verflochtenen oder auch ohne dieſen ausgeſtatteten Rahmen, deſſen
Gewicht 10—15 Kilogr. beträgt. (Preis der belgiſchen Ackerſchleife 6 Mark, 3 fl.)
Zur Noth wird dieſelbe auch durch eine auf den Rahmen gelegte Egge erſetzt. Um
die Schleife wirkſamer zu machen, ſtellt ſich der Führer des Pferdes zur Beſchwerung
auf dieſelbe. Die mit veräſtelten Zweigen verflochtene Strauchſchleife oder
1) Dr. J. Neßler, Ueber Verdunſtung des Waſſers aus dem Boden. Landw. Wchbl.
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