Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Die Bodenbearbeitung. daher das Feld bis zum nächsten Herbstanbaue brach liegen bleiben. Es wird diesum so nothwendiger sein, als der Verwitterungsprozeß ohnehin bei der geringeren Temperatur langsamer verläuft. Ein gebrachter Boden hält sich nach den Untersuchungen von Dr. Wilhelm 1) Die Vortheile der Brache lassen sich am zuverlässigsten mit der schwarzen Brache Die zweite Furche (Wendefurche, Zwiebrache) wird in der Regel erst nach Bei der halben Brache, welche am häufigsten nach Klee, Wickfutter an- 1) Württembergisches Wchbl. f. L. u. F. 1866. Nr. 24. S. a. S. 23. 2) Allg. l. u. f. Z. 1867. S. 497. Zu verschiedenen Zeiten schwankte der Mehr-
gehalt an Bodenfeuchtigkeit zu Gunsten der Brache gegenüber der Gerste von 2.17--6.81 %. Die Bodenbearbeitung. daher das Feld bis zum nächſten Herbſtanbaue brach liegen bleiben. Es wird diesum ſo nothwendiger ſein, als der Verwitterungsprozeß ohnehin bei der geringeren Temperatur langſamer verläuft. Ein gebrachter Boden hält ſich nach den Unterſuchungen von Dr. Wilhelm 1) Die Vortheile der Brache laſſen ſich am zuverläſſigſten mit der ſchwarzen Brache Die zweite Furche (Wendefurche, Zwiebrache) wird in der Regel erſt nach Bei der halben Brache, welche am häufigſten nach Klee, Wickfutter an- 1) Württembergiſches Wchbl. f. L. u. F. 1866. Nr. 24. S. a. S. 23. 2) Allg. l. u. f. Z. 1867. S. 497. Zu verſchiedenen Zeiten ſchwankte der Mehr-
gehalt an Bodenfeuchtigkeit zu Gunſten der Brache gegenüber der Gerſte von 2.17—6.81 %. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0153" n="135"/><fw place="top" type="header">Die Bodenbearbeitung.</fw><lb/> daher das Feld bis zum nächſten Herbſtanbaue brach liegen bleiben. Es wird dies<lb/> um ſo nothwendiger ſein, als der Verwitterungsprozeß ohnehin bei der geringeren<lb/> Temperatur langſamer verläuft.</p><lb/> <p>Ein gebrachter Boden hält ſich nach den Unterſuchungen von <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Wilhelm <note place="foot" n="1)">Württembergiſches Wchbl. f. L. u. F. 1866. Nr. 24. S. a. S. 23.</note><lb/> und <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Breitenlohner <note place="foot" n="2)">Allg. l. u. f. Z. 1867. S. 497. Zu verſchiedenen Zeiten ſchwankte der Mehr-<lb/> gehalt an Bodenfeuchtigkeit zu Gunſten der Brache gegenüber der Gerſte von 2.17—6.81 %.</note> viel feuchter als ein mit Pflanzen beſtanden geweſener. Es<lb/> erklärt ſich dadurch in trockenen Gegenden der ſichere Ertrag der Wintergetreide- und<lb/> Rapsfelder nach der Brache. Für ſolche Gegenden, welche an atmoſphäriſchen Nieder-<lb/> ſchlägen Mangel leiden, rechtfertigt ſich daher die Beibehaltung der Brache, welche eine<lb/> Conſervirung der Feuchte zuläßt. Zäher, ſtrenger Thonboden wird zuweilen nur durch<lb/> fleißige Brachbearbeitung in einen gelockerten Zuſtand gebracht werden können. Des-<lb/> gleichen wird bei überhandnehmender Verunkrautung der Felder am ausgiebigſten<lb/> durch die Brache geholfen werden können. Fehlt es an Dünger, ſo liegt es nahe,<lb/> daß die Beibehaltung der Brache von Nutzen ſein wird.</p><lb/> <p>Die Vortheile der Brache laſſen ſich am zuverläſſigſten mit der ſchwarzen Brache<lb/> erreichen; aber auch nur dann, wenn der Boden, je nachdem ſeine Beſchaffenheit es er-<lb/> fordert, öfters bearbeitet wird. Die <hi rendition="#g">volle Brachbearbeitung</hi> beginnt mit dem<lb/><hi rendition="#g">Stürzen</hi> (Brachfurche, Stürzfurche) der Getreide- oder Kleeſtoppeln. Letztere wird<lb/> zur Erleichterung des Verrottens der Narbe ſeicht untergepflügt. Die Getreideſtoppel<lb/> kann jedoch, wenn keine Ausſicht vorhanden, den Boden vor Winter nochmals zu<lb/> pflügen, gleich tief untergebracht werden, damit über den Winter die Zerbröckelung des<lb/> Bodens durch den Froſt ausgiebiger ſtattfinde. Wird der Dünger auf die Stoppel<lb/> gefahren, ſo wird das erſte Pflügen nur flach ausgeführt und erſt das zweite Mal<lb/> tiefer gepflügt.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">zweite Furche</hi> (Wendefurche, Zwiebrache) wird in der Regel erſt nach<lb/> dem Frühjahrsanbaue nach einem vorangegangenen, ſcharfen Eggen auf voller Tiefe<lb/> gegeben. Kurz vor der Saat wird dann die letzte Furche, die <hi rendition="#g">Saatfurche</hi>, gegeben.<lb/> Bei 4maliger oder öfterer Bearbeitung der Brache werden zwiſchen der Wende- und<lb/> Saatfurche eine oder mehrere <hi rendition="#g">Ruhrfurchen</hi> im Verlaufe des Sommers ein-<lb/> geſchaltet. Dabei wird der Dünger, wenn er nicht ſchon im Herbſte aufgefahren<lb/> wurde, während des Sommers ſeicht untergebracht. Durch die Ruhrfurche ſoll der<lb/> Boden möglichſt gekrümelt werden, ſie wird daher ſtets nach der Quere vorgenommen<lb/> oder auch namentlich wenn eine zweite Ruhrfurche folgt, mit dem Exſtirpator oder<lb/> dem Haken ausgeführt.</p><lb/> <p>Bei der <hi rendition="#g">halben Brache</hi>, welche am häufigſten nach Klee, Wickfutter an-<lb/> gewendet wird, um von dem Klee noch einen Schnitt oder eine Weide zu erhalten,<lb/> wird in ähnlicher Weiſe wie bei der bis in den halben Sommer als Weide aus-<lb/> genützten <hi rendition="#g">grünen Brache</hi> verfahren. Die Kleeſtoppel oder die Weide wird im<lb/> Juni, Juli geſtürzt und der Boden bis zum Winteranbaue noch durch 2—3 Pflug-<lb/> fahrten bearbeitet.</p> </div><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0153]
Die Bodenbearbeitung.
daher das Feld bis zum nächſten Herbſtanbaue brach liegen bleiben. Es wird dies
um ſo nothwendiger ſein, als der Verwitterungsprozeß ohnehin bei der geringeren
Temperatur langſamer verläuft.
Ein gebrachter Boden hält ſich nach den Unterſuchungen von Dr. Wilhelm 1)
und Dr. Breitenlohner 2) viel feuchter als ein mit Pflanzen beſtanden geweſener. Es
erklärt ſich dadurch in trockenen Gegenden der ſichere Ertrag der Wintergetreide- und
Rapsfelder nach der Brache. Für ſolche Gegenden, welche an atmoſphäriſchen Nieder-
ſchlägen Mangel leiden, rechtfertigt ſich daher die Beibehaltung der Brache, welche eine
Conſervirung der Feuchte zuläßt. Zäher, ſtrenger Thonboden wird zuweilen nur durch
fleißige Brachbearbeitung in einen gelockerten Zuſtand gebracht werden können. Des-
gleichen wird bei überhandnehmender Verunkrautung der Felder am ausgiebigſten
durch die Brache geholfen werden können. Fehlt es an Dünger, ſo liegt es nahe,
daß die Beibehaltung der Brache von Nutzen ſein wird.
Die Vortheile der Brache laſſen ſich am zuverläſſigſten mit der ſchwarzen Brache
erreichen; aber auch nur dann, wenn der Boden, je nachdem ſeine Beſchaffenheit es er-
fordert, öfters bearbeitet wird. Die volle Brachbearbeitung beginnt mit dem
Stürzen (Brachfurche, Stürzfurche) der Getreide- oder Kleeſtoppeln. Letztere wird
zur Erleichterung des Verrottens der Narbe ſeicht untergepflügt. Die Getreideſtoppel
kann jedoch, wenn keine Ausſicht vorhanden, den Boden vor Winter nochmals zu
pflügen, gleich tief untergebracht werden, damit über den Winter die Zerbröckelung des
Bodens durch den Froſt ausgiebiger ſtattfinde. Wird der Dünger auf die Stoppel
gefahren, ſo wird das erſte Pflügen nur flach ausgeführt und erſt das zweite Mal
tiefer gepflügt.
Die zweite Furche (Wendefurche, Zwiebrache) wird in der Regel erſt nach
dem Frühjahrsanbaue nach einem vorangegangenen, ſcharfen Eggen auf voller Tiefe
gegeben. Kurz vor der Saat wird dann die letzte Furche, die Saatfurche, gegeben.
Bei 4maliger oder öfterer Bearbeitung der Brache werden zwiſchen der Wende- und
Saatfurche eine oder mehrere Ruhrfurchen im Verlaufe des Sommers ein-
geſchaltet. Dabei wird der Dünger, wenn er nicht ſchon im Herbſte aufgefahren
wurde, während des Sommers ſeicht untergebracht. Durch die Ruhrfurche ſoll der
Boden möglichſt gekrümelt werden, ſie wird daher ſtets nach der Quere vorgenommen
oder auch namentlich wenn eine zweite Ruhrfurche folgt, mit dem Exſtirpator oder
dem Haken ausgeführt.
Bei der halben Brache, welche am häufigſten nach Klee, Wickfutter an-
gewendet wird, um von dem Klee noch einen Schnitt oder eine Weide zu erhalten,
wird in ähnlicher Weiſe wie bei der bis in den halben Sommer als Weide aus-
genützten grünen Brache verfahren. Die Kleeſtoppel oder die Weide wird im
Juni, Juli geſtürzt und der Boden bis zum Winteranbaue noch durch 2—3 Pflug-
fahrten bearbeitet.
1) Württembergiſches Wchbl. f. L. u. F. 1866. Nr. 24. S. a. S. 23.
2) Allg. l. u. f. Z. 1867. S. 497. Zu verſchiedenen Zeiten ſchwankte der Mehr-
gehalt an Bodenfeuchtigkeit zu Gunſten der Brache gegenüber der Gerſte von 2.17—6.81 %.
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