Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Die Bodenbearbeitung. Bei unverständiger Anwendung der Tiefcultur können jedoch anfänglich Im Allgemeinen wird die Vertiefung der Ackerkrume nur so weit auszu- In jedem Falle ist die Tiefcultur im Herbste vorzunehmen, damit das in rauher Um sich nach Möglichkeit vor Mißerfolgen bei der Tiefcultur zu schützen, 1) H. v. Liebig (L. Centralbl. f. D. 1865 II. 169) findet die Ursache der Rückschläge
bei der Tiefcultur in der verschiedenen Absorptionsfähigkeit des Ober- und Untergrundes. 1000 Grm. eines kalkarmen Bodens absorbirten: [Tabelle] Die Bodenbearbeitung. Bei unverſtändiger Anwendung der Tiefcultur können jedoch anfänglich Im Allgemeinen wird die Vertiefung der Ackerkrume nur ſo weit auszu- In jedem Falle iſt die Tiefcultur im Herbſte vorzunehmen, damit das in rauher Um ſich nach Möglichkeit vor Mißerfolgen bei der Tiefcultur zu ſchützen, 1) H. v. Liebig (L. Centralbl. f. D. 1865 II. 169) findet die Urſache der Rückſchläge
bei der Tiefcultur in der verſchiedenen Abſorptionsfähigkeit des Ober- und Untergrundes. 1000 Grm. eines kalkarmen Bodens abſorbirten: [Tabelle] <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0143" n="125"/> <fw place="top" type="header">Die Bodenbearbeitung.</fw><lb/> <p>Bei unverſtändiger <hi rendition="#g">Anwendung der Tiefcultur</hi> können jedoch anfänglich<lb/> auch Rückſchläge <note place="foot" n="1)">H. v. Liebig (L. Centralbl. f. D. 1865 <hi rendition="#aq">II.</hi> 169) findet die Urſache der Rückſchläge<lb/> bei der Tiefcultur in der verſchiedenen Abſorptionsfähigkeit des Ober- und Untergrundes.<lb/> 1000 Grm. eines kalkarmen Bodens abſorbirten:<lb/><table><row><cell/></row></table></note> in den Ernteerträgen eintreten. Dieſelben können um ſo empfind-<lb/> licher ausfallen, wenn durch das Heraufſchaffen des rohen Bodens aus dem Unter-<lb/> grunde und durch das Verſenken der fruchtbaren Ackerkrume in die Tiefe eine Ver-<lb/> ſchlechterung oder ein ſog. Todtpflügen des Feldes eingetreten. Eine derartige Boden-<lb/> verſchlechterung iſt um ſo nachtheiliger als ſie erſt nach langjähriger Cultur wieder<lb/> behoben werden kann. Befindet ſich z. B. im Untergrunde Schotter, oder eine undurch-<lb/> laſſende Schichte bei einer durchläſſigen Ackerkrume in einer trockenen Gegend ꝛc, ſo<lb/> wird die Tiefcultur nur von Nachtheil ſein.</p><lb/> <p>Im Allgemeinen wird die Vertiefung der Ackerkrume nur ſo weit auszu-<lb/> führen ſein, als nach der Bodenbeſchaffenheit die Humusſubſtanz bei tieferem<lb/> Unterbringen im Boden noch eine vortheilhafte Wirkung ausüben kann, als die<lb/> Menge des heraufgebrachten Untergrundes den phyſikaliſchen Zuſtand und das Ab-<lb/> ſorptionsvermögen der Ackerkrume nicht ungünſtig beeinflußt. Ebenſo wird die mögliche<lb/> Vertiefung von der Menge der verfügbaren organiſchen Düngerſubſtanz abhängen. Alle<lb/> nicht zu ſtark gebundenen, tiefgründigen, humusreichen Böden können ohne Nachtheil<lb/> tief gepflügt werden, je reichlichere Stallmiſtdüngungen zur Aufſchließung des an die<lb/> Oberfläche gebrachten Untergrundes zur Verfügung ſtehen. Bei gebundenen Böden,<lb/> bei Böden mit flacher, humusarmer Krume wird das Heraufbringen des rohen<lb/> Untergrundes um ſo nachtheiliger ſein, je weniger deſſen Verwitterung und Umwandlung<lb/> in gare, mürbe Ackererde durch Stalldünger unterſtützt werden kann.</p><lb/> <p>In jedem Falle iſt die Tiefcultur im Herbſte vorzunehmen, damit das in rauher<lb/> Furche liegen gelaſſene Feld der Einwirkung des Froſtes ausgeſetzt wird, welcher am<lb/> billigſten und ſchnellſten die Mürbung des Bodens herbeiführt. Am zweckmäßigſten<lb/> wird die Tiefcultur, welche nicht jedes Jahr, ſondern alle 3, 4, 6 Jahre auf das-<lb/> ſelbe Feld wiederkehrend ausgeführt wird, vor der Beſtellung des Feldes mit Hack-<lb/> oder Oelfrüchten ausgeführt. Halmgetreide, beſonders Gerſte und Roggen, auf<lb/> erſt einmal rajoltem Boden gebaut, würde einen Ernteausfall erleiden, da dieſe<lb/> Pflanzen zum Gedeihen einen gewiſſen mürben Zuſtand des Bodens verlangen, welcher<lb/> etwa erſt in zwei, drei Jahren nach der Ausführung der Tiefcultur eintritt.</p><lb/> <p>Um ſich nach Möglichkeit vor Mißerfolgen bei der Tiefcultur zu ſchützen,<lb/> empfiehlt es ſich vor der Ausführung derſelben, beſonders den Untergrund einer ge-<lb/> nauen Unterſuchung zu unterziehen und auch dann erſt nur probeweiſe eine kleine<lb/> Fläche vorzunehmen. Bei dem geringſten Zweifel an dem Erfolge bleibt es immer<lb/> räthlich, die Vertiefung der Ackerkrume nicht auf einmal, ſondern nur nach und nach<lb/> zur Ausführung zu bringen.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0143]
Die Bodenbearbeitung.
Bei unverſtändiger Anwendung der Tiefcultur können jedoch anfänglich
auch Rückſchläge 1) in den Ernteerträgen eintreten. Dieſelben können um ſo empfind-
licher ausfallen, wenn durch das Heraufſchaffen des rohen Bodens aus dem Unter-
grunde und durch das Verſenken der fruchtbaren Ackerkrume in die Tiefe eine Ver-
ſchlechterung oder ein ſog. Todtpflügen des Feldes eingetreten. Eine derartige Boden-
verſchlechterung iſt um ſo nachtheiliger als ſie erſt nach langjähriger Cultur wieder
behoben werden kann. Befindet ſich z. B. im Untergrunde Schotter, oder eine undurch-
laſſende Schichte bei einer durchläſſigen Ackerkrume in einer trockenen Gegend ꝛc, ſo
wird die Tiefcultur nur von Nachtheil ſein.
Im Allgemeinen wird die Vertiefung der Ackerkrume nur ſo weit auszu-
führen ſein, als nach der Bodenbeſchaffenheit die Humusſubſtanz bei tieferem
Unterbringen im Boden noch eine vortheilhafte Wirkung ausüben kann, als die
Menge des heraufgebrachten Untergrundes den phyſikaliſchen Zuſtand und das Ab-
ſorptionsvermögen der Ackerkrume nicht ungünſtig beeinflußt. Ebenſo wird die mögliche
Vertiefung von der Menge der verfügbaren organiſchen Düngerſubſtanz abhängen. Alle
nicht zu ſtark gebundenen, tiefgründigen, humusreichen Böden können ohne Nachtheil
tief gepflügt werden, je reichlichere Stallmiſtdüngungen zur Aufſchließung des an die
Oberfläche gebrachten Untergrundes zur Verfügung ſtehen. Bei gebundenen Böden,
bei Böden mit flacher, humusarmer Krume wird das Heraufbringen des rohen
Untergrundes um ſo nachtheiliger ſein, je weniger deſſen Verwitterung und Umwandlung
in gare, mürbe Ackererde durch Stalldünger unterſtützt werden kann.
In jedem Falle iſt die Tiefcultur im Herbſte vorzunehmen, damit das in rauher
Furche liegen gelaſſene Feld der Einwirkung des Froſtes ausgeſetzt wird, welcher am
billigſten und ſchnellſten die Mürbung des Bodens herbeiführt. Am zweckmäßigſten
wird die Tiefcultur, welche nicht jedes Jahr, ſondern alle 3, 4, 6 Jahre auf das-
ſelbe Feld wiederkehrend ausgeführt wird, vor der Beſtellung des Feldes mit Hack-
oder Oelfrüchten ausgeführt. Halmgetreide, beſonders Gerſte und Roggen, auf
erſt einmal rajoltem Boden gebaut, würde einen Ernteausfall erleiden, da dieſe
Pflanzen zum Gedeihen einen gewiſſen mürben Zuſtand des Bodens verlangen, welcher
etwa erſt in zwei, drei Jahren nach der Ausführung der Tiefcultur eintritt.
Um ſich nach Möglichkeit vor Mißerfolgen bei der Tiefcultur zu ſchützen,
empfiehlt es ſich vor der Ausführung derſelben, beſonders den Untergrund einer ge-
nauen Unterſuchung zu unterziehen und auch dann erſt nur probeweiſe eine kleine
Fläche vorzunehmen. Bei dem geringſten Zweifel an dem Erfolge bleibt es immer
räthlich, die Vertiefung der Ackerkrume nicht auf einmal, ſondern nur nach und nach
zur Ausführung zu bringen.
1) H. v. Liebig (L. Centralbl. f. D. 1865 II. 169) findet die Urſache der Rückſchläge
bei der Tiefcultur in der verſchiedenen Abſorptionsfähigkeit des Ober- und Untergrundes.
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